Die Superleague Formula, vor zwei Jahren noch belächelt, hat es trotz des gewöhnungsbedürftigen Konzepts tatsächlich geschafft, zwei Saisons zu überstehen und startet am Osterwochenende in ihre dritte. Und einige prominente Namen sind mit dabei.
Die A1 Grand Prix-Serie hat vier Jahre überlebt, bevor die Insolvenz die beliebte Nationen-Rennserie dahinraffte. Die Superleague Formula mit ihrem doch etwas ungewöhnlicheren Konzept „The Beautiful Race – Football at 300 kph“ scheint momentan noch alles nach Plan zu laufen: die Serie wächst. Für die neue Saison haben die Organisatoren Robin Webb (hat schon für den Rennwagen-Konstrukteur Swift und als Serien-Organisator für Palmersport gearbeitet) und Alex Andreu (hat Sportveranstaltungen für ISL Marketing organisiert) die Anzahl der Rennwochenenden von sechs auf zwölf verdoppelt und die Preisgelder erhöht. Bleibt nur zu hoffen, dass man sich daran nicht verhebt, denn schon die A1GP hat große Probleme mit nicht gezahlten Preisgeldern und abgesagten Rennen gehabt. Noch wird der ganze Spaß aus den Taschen einiger Investoren bezahlt, schwarze Zahlen sind das Ziel, genau wie es bei der „Weltmeisterschaft des Motorsports“ der Fall war.
Außerdem bedienen beide Serien im Endeffekt die gleiche Zielgruppe: Motorsportfans, die sich über eine mehr oder weniger aufregende Formel-Serie als Bonus zu den etablierten freuen. Zwar werden immer wunderschöne Promo-Filmchen mit Fußballspielern gedreht und die Fahrzeuge gelegentlich vorm Stadion ihres Vereins ausgestellt, aber die begeisterten Massen der Fußballsfans holt man in vielen Ländern wohl trotzdem weder an die Rennstrecke noch vors Fernsehen. Dennoch: die Rennen waren im vergangenen Jahr nicht schlecht besucht und einige Trikotträger der jeweils in der Nähe ansässigen Vereine fand die Kamera immer. Und in den grundsätzlich leidenschaftlicheren Mittelmeerstaaten funktioniert das Konzept wohl am besten, wohl auch ein Grund (neben den angenehmeren Herbsttemperaturen) warum man ein Drittel der Saison auf der iberischen Halbinsel verbringt.
Die Superleague Formula setzt auch in diesem Jahr wieder auf den von Elan Motorsport Technologies speziell für diese Serie entwickelten Panoz DP09, der dank der gelungenen Optik und dem „großen“ V12-Motor sehr beliebt ist (eine gewisse Ähnlichkeit mit dem für die ChampCar konstruierten DP01 ist auch sichtbar). Nach zwei Einsatzjahren dürfte der Wagen nun auch weniger defektanfällig sein, als er es noch zu Beginn war. Die Regeln bleiben weitgehend unverändert im Vergleich zu 2009: das Qualifying wird in Anlehnung an Fußballturniere im Knockout-Modus gefahren, es folgen zwei Rennen am Sonntag über je 45 Minuten + eine Runde, die besten drei Fahrer aus diesen streiten in einem fünf Runden langen „Super Final“ (das aber wegen der wenigen Autos auf der Strecke oft weniger interessant ist) um den Wochenend-Gesamtsieg. Das zweite Rennen wird weiterhin in einem kompletten Reverse Grid gestartet, was meist für Überholmanöver und viel Spektakel sorgt, auch wenn es sportlich gesehen eine sehr drastische Maßnahme zugunsten der Show ist, den Sieger auf den letzten Startplatz zu verbannen.
Was den Kalender betrifft, bleiben mit Magny-Cours, Jarama und Zolder drei der sechs Strecken aus der Vorsaison, neu hinzu sollen neun Events kommen, wobei der Austragungsort des Finales noch nicht feststeht. Die Superleague plante ja für ihr drittes Jahr den Aufbrauch aus Europa auf einen weiteren Kontinent; ob es dazu kommt (z.B. nach Brasilien wegen des SC Corinthians aus Sao Paulo) oder ob das noch nicht festgesetzte Rennen in Europa oder überhupt nicht stattfindet, ist eine spannende Frage. Mit Assen und Brands Hatch (wo ja jetzt dank des Fehlens der A1GP ein Rennwochenende freigeworden ist) kommen zwei Traditionskurse dazu, außerdem startet man nach 2008 noch einmal in Jerez und wagt einen erneuten Versuch am Nürburgring, wo im Debutjahr – trotz kostenlosem Eintritt – vor spärlicher Kulisse gefahren wurde. Mit dem „Adria International Raceway“ und der beliebten Berg- und Talbahn von Portimao sowie dem noch in Bau befindlichen „Circuito de Navarra“ nahe Pamplona in Nordspanien sind auch Strecken der neueren Generation dabei.
Und dann eben noch Silverstone, wo an diesem Sonntag der Saisonauftakt stattfindet; auf dem alten Grand Prix-Kurs, denn das neue Infield, der sogenannte „Arena Circuit“, ist noch in Bau. Wie viele Tribünen man für das Event aufgebaut hat, ist eine andere Frage, denn auch die alten Haupttribünen waren im Zuge des großen Umbaus vor einigen Wochen abgerissen worden. Das könnte also ein gewöhnungsbedürftiger Anblick werden an diesem Wochenende.
Siebzehn Fahrzeuge werden vermutlich am Start stehen, ein achtzehntes ist noch mit „TBA“ angekündigt. Titelverteidiger ist der Liverpool FC, dessen Fahrzeug eingesetzt wird von Atech Grand Prix, ehemals Hitech Racing; am Steuer sitzt jedoch nicht mehr Nachwuchsformelserien-Routinier Adrian Valles, sondern der Brite James Walker, der sich auch bereits Formel Ford, Formel 3 und Formel Renault (dort zwei Siege in den vergangenen drei Jahren) versucht hat.
Einen größeren Teil der Aufmerksamkeit dürften jedoch die promienteren Namen der ehemaligen Formel 1-Piloten auf sich ziehen: Franck Montagny für Girondins Bordeaux, Narain Karthikeyan für die Niederlande (eingesetzt von Jan Lammers‘ Team Racing for Holland), Robert Doornbos für den brasilianischen SC Cornithians und natürlich Sebastién Bourdais. Der war im Laufe der letzten Saison (nach seinem Rauswurf bei Toro Rosso) in die Serie eingestiegen und fuhr für den FC Sevilla in acht Rennen (an drei Wochenenden) zwei Siege und vier weitere Podiumsplatzierungen ein. In diesem Jahr tritt er für den französischen Verein Olympique Lyon an und dürfte wohl Top-Favorit auf den Titel sein, da er der stärkste und erfahrenste Fahrer im Feld ist. Die – wie bei Bourdais – häufiger werdende Verbindung zum Verein über die Nationalität dürfte für einige zusätzliche Emotionen bei Fahrern und Fans sorgen, denn in der mangelnden Identifikation lag bisher ein Schwachpunkt der Serie, auch wenn die Piloten in Interviews (selbstverständlich) immer wieder vorgaben, eine sehr starke Verbindung zum jeweiligen Fußballclub zu haben.
Weitere – vor allem aus Nachwuchsserien wie der GP2 bekannte – Namen sind Yelmer Buurman (AC Milan), Tristan Gommendy (Galatasary Istanbul), Davide Rigon (RSC Anderlecht), Chris van der Drift (Olympiacos Piräus), Alvaro Parente (FC Porto) und Joulien Jousse (AS Roma). Aus deutscher Sicht ist Max Wissel beachtenswert, der seit Beginn der Serie für den FC Basel am Steuer sitzt und sich im vergangenen Jahr recht beachtlich schlug: ein Sieg im ersten Rennen in Donington sowie drei dritte Plätze (Rennen 2 in Magny-Cours sowie Rennen 2 und Super Final in Donington) sorgten zusammen mit weiteren konstanten Top Ten-Platzierungen für den dritten Rang im Gesamtklassement, ohne technische Defekte wäre eventuell auch mehr drin gewesen. Wissel fuhr zuvor lediglich zwei Jahre in der Formel BMW Deutschland; sein Fahrzeug wird – wie das von Olympiacos Piräus – eingesetzt vom deutschen Team GU-Racing International. Die Zakspeed-Mannschaft, die bereits mit Borussia Dortmund, Sporting Lissabon und RSC Anderlecht antraten und mit Beijing Gouan sogar den Meister der Saison 2008 stellte, ist nicht mehr dabei, da das Team von Peter Zakowski zu Beginn dieses Jahres leider Insolvenz anmelden musste.
Im Fernsehen ist die Superleague Formula in Deutschland 2010 nicht zu sehen, Eurosport ist aus den Übertragungen ausgestiegen, auch eine Zusammenfassung ist nicht zu finden. Es bleibt also nur noch der offizielle Stream, der aber eine recht ordentliche Qualität bietet. Rennen 1 startet am Sonntag um 11:10, Rennen 2 um 14:05, das Super Final findet direkt im Anschluss um kurz nach 15 Uhr statt.
3 Kommentare
Klitzekleine Anmerkung: Aber in Wahrheit sind es nur 44 Minuten + 1 Runde. Ach, auf die eine Minute kommt es auch nicht an ;-).
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Das mit Eurosport ist schon komisch, da bis vor kurzem das erste Rennen noch im TV Guide von Eurosport stand. In England werden die Rennen nun auf ESPN UK übertragen.
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