Ganz souverän konnte sich Scott Dixon den Sieg in den Straßen von Long Beach sichern. Im Vergleich zur Vorwoche lieferten die Fahrer ein sehr diszipliniertes Rennen, das an der Spitze sogar etwas langweilig war, ab.
Scott Dixon ging von Startplatz 3 hinter Helio Castroneves und Juan Pablo Montoya und vor Ryan Hunter-Reay und Simon Pagenaud ins Rennen. Will Power hatte im ersten Qualifikationssegment Pech, als er seine schnellste Runde aufgrund eines Unfalls von Stefano Coletti abbrechen musste. Power startete nur von Platz 18, was ihm dann auch später zum Verhängnis werden sollte. Hunter-Reay verschlief den Start etwas und verlor einige Plätze. Dixon war hingegen hellwach und schob sich an Montoya vorbei auf Platz 2. Bis zu den ersten Boxenstopps ab Runde 27 änderte sich nichts an der Reihenfolge: Castroneves, Dixon, Montoya und Pagenaud.
Helio Castroneves musste seine Abfahrt aus der Box kurz verzögern, da Tony Kanaan in die Box direkt vor ihm fuhr. Diese Sekunde reichte Scott Dixon und er schob sich vorbei auf Platz 1. Das war die Vorentscheidung für den Sieg von Dixon. Beim zweiten Stopp ließ man bei Penske Helio Castroneves zwar eine Runde länger draußen in der Hoffnung, dass Dixon in der Outlap mit kalten Reifen genug Zeit verlieren würde, sodass sich Castroneves vor ihn schieben könnte. Das gelang nicht und so war das Rennen in Runde 56 an der Spitze entschieden. Castroneves war auf der Strecke zwar genauso schnell wie Dixon, aber näher als zwei Sekunden kam er nicht heran.
Über zehn Sekunden hinter den beiden Führenden bildete sich in den letzten Runden eine sehr schöne Kampfgruppe aus Juan Pablo Montoya, Simon Pagenaud, Tony Kanaan und Sebastien Bourdais. Montoya war der langsamste Fahrer der Gruppe und wurde zuerst von Pagenaud unter Druck gesetzt. Auffällig war dabei, dass Pagenaud mit deutlich flacherem Heckflügel trotzdem besser aus den Kurven beschleunigen konnte als Montoya. Pagenaud setzte mehrfach vor Kurve 1 zum Überholen an, aber der Kolumbianer verteidigte sich bravourös mit seiner ganzen Erfahrung. Von hinten schlossen Tony Kanaan und Sebastien Bourdais zu den beiden Penske-Piloten auf. Sie hatten sich einige Push-to-Pass-Aktivierungen aufgespart und so wurde es zwischen den Vieren sehr eng. Zu Überholmanövern kam es aber nicht.
Beim Start setzte sich Josef Newgarden gegen Ryan Hunter-Reay durch und schob sich auf Platz 5 vor. Diesen verlor er aber gegen Tony Kanaan und Sebastien Bourdais in der zweiten Runde der Boxenstopps, da beide zwei Runden später stoppten und Newgarden auf kalten Reifen zu viel Zeit verlor. Mit 15 Sekunden Rückstand auf Newgarden kam der erste Honda auf Platz 8 ins Ziel. Etwas überraschend wurde dieser von Marco Andretti pilotiert, der sich gegen seinen Teamkollegen Carlos Munoz durchsetzten konnte. Ryan Hunter-Reay hatte im dritten Andretti-Boliden beim ersten Boxenstopp Pech, als sich der Wechsel des linken Hinterrads verzögerte. Er kam nur auf Platz 13 ins Ziel.
Für die erste und einzige Caution sorgte Gabby Chaves, indem er sich seinen halben Frontflügel in Runde 4 an Jack Hawksworths Dallara abfuhr. In dieser Gelbphase gab es dann auch die einzige typische IndyCar-Chaos-Szene: Luca Filippi rollte ohne Antrieb langsam in die Box und die restlichen Fahrer hinter ihm wurden aufgehalten. Dabei starb Will Powers Motor ab, da er nicht schnell genug die Kupplung betätigen konnte. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich endlich jemand um die beiden gestrandeten Autos kümmerte. Power und Filippi konnten das Rennen zwar fortsetzten, verloren aber eine bzw. zwei Runden.
Einen überzeugenden Einstand lieferte Sebastian Saavedra bei Chip Ganassi Racing ab. Der Kolumbianer saß seit dem Saisonfinale in Fontana in keinem Rennwagen und beendete das Rennen fehlerfrei auf Platz 10. Trotz Platz 17 ist die Leistung von Conor Daly vielleicht sogar noch höher zu bewerten. Erst am Samstagmorgen erfuhr er, dass er den verletzten Rocky Moran jr. bei Dale Coyne Racing ersetzten sollte. Es war sein erster Einsatz bei einem IndyCar-Stadtrennen und er hatte auch kaum Zeit zum Training am Samstag vor der Qualifikation. Trotzdem konnte er wohl ein besseres Feedback liefern als Carlos Huertas, der die ersten zwei Rennen bestritten hatte, Francesco Dracone und Rocky Moran.
Die Fahrer bei Dale Coyne Racing sind sowie ein Thema für sich. Francesco Dracone ist unfassbar langsam. Moran jr. hatte, abgesehen von einem Test bei Schmidt Peterson Motorsports im Vorjahr auf dem Oval in Homestead, seit zehn Jahren kein Monoposto mehr bewegt. Trotzdem war er im ersten freien Training direkt 1,5 Sekunden schneller als der Italiener. Ohne Unfall oder technischem Defekt verlor Dracone im Rennen zwei Runden und kam auf Platz 21 noch hinter Will Power ins Ziel. Seit Milka Duno gab es keine rollende Schikane dieser Qualität mehr in der IndyCar Series. In meinen Augen schaden solche Fahrer einer Serie mehr, als ein Feld von nur 20 Wagen.
Stefano Coletti verbrachte mit einem elektronischen Defekt elf Runden an der Box. Er fuhr aber die schnellste Rennrunde und blieb am Ende ohne Probleme an seinem Teamkollegen Sebastien Bourdais dran. Trotzdem wurde er nur auf Platz 23 gewertet. Potential hat der junge Monegasse auf jeden Fall.
Ein schwaches Rennwochenende hatten fast alle Hondas. Im Bereich Aero Kit und/oder Motor liegt man deutlich hinter Chevrolet. Auch das Verbot der Towerwings auf den Chevrolet-Frontflügeln hat daran nichts geändert. Als bester Honda hatte Marco Andretti auf Platz 8 über 30 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Die beiden A.J.-Foyt-Wagen landeten mit Jack Hawksworth und Takuma Sato auf den Plätzen 14 und 18. Für Schmidt Peterson Motorsports lief es mit James Hinchcliffe auf Platz 12 und James Jakes auf Platz 19 nicht viel besser.
Das ganze Ergebnis findet man hier auf der Seite der IndyCar Series.
In der Meisterschaftswertung hat Juan Pablo Montoya die Spitze vor Helio Castroneves verteidigt. Dahinter folgt das Chip-Ganassi-Duo Tony Kanaan und Scott Dixon. Durch seinen glücklichen Sieg in New Orleans bleibt James Hinchcliffe in den Top 5 vor Will Power und Simon Pagenaud. Mit Sebastien Bourdais, Josef Newgarden und Graham Rahal kompletteren drei weitere Chevrolet-Piloten die Top 10.
Die ganze Meisterschaftswertung sowie viele andere interessante Informationen findet man auf der Statistikseite der IndyCar.
Die IndyCar Series muss ja bis September mit ihrer Saison durch sein und so geht es am nächsten Wochenende schon wieder weiter. Es steht der Indy Grand Prix of Alabama auf dem Barber Motorsports Park bei Birmingham an.
Birmingham liegt übrigens etwa 550 Kilometer nordöstlich von New Orleans, wo die IndyCar Series vor zwei Wochen zu Gast war. Der ganze IndyCar-Tross musste aber einen kleinen Umweg von 6000 Kilometern über Long Beach nehmen. Als Fan muss man das nicht unbedingt verstehen, vor allem da es in den letzten drei Jahren immer ein freies Wochenende zwischen dem Grand Prix of Long Beach und dem von Alabama gab, auf das man New Orleans hätte legen können. Die Termine im April sind aber nur ein Problem des IndyCar-Kalenders und mit Sicherheit nicht das größte.
Im letzten Jahr bereitete das Wetter in Birmingham der IndyCar Series, wie auch vor zwei Wochen in New Orleans, größere Probleme. Auch für nächstes Wochenende sind wieder ergiebige Regenfälle angekündigt. Wir können nur hoffen, dass es nicht wieder im totalen Chaos endet.
Strecke
Der Barber Motorsports Park ist der ältere Bruder des NOLA Motorsports Parks. Im Gegensatz zu diesem liegt er aber wunderbar eingebettet in die Hügel Alabamas. Auf eine Länge von 3,84 km verteilen sich insgesamt 17 Kurven. Am Ende der Start- und Ziel-Geraden geht es durch eine kleine Senke 64 Grad links hinauf und in einer langgezogenen doppelten Rechtskurve wieder bergab. Eine blind anzufahrende Rechtskurve führt auf eine kurze Gerade und zur langsamsten Stelle der Strecke. Die enge Haarnadel lädt zu Überholmanövern ein, die aber auch gerne in Carbonschrott enden. Es folgt ein Vollgasteil durch eine leichte Linkskurve zu einer langsamen Rechts-Links-Schikane, die in eine immer weiter werdende Rechtskurve mündet. Nach kurzer Beschleunigung führt eine schnelle S-Kurve auf die längste Gerade der Strecke, die von einer Links-Rechts-Passage beendet wird. Der folgende Rechtsknick muss wieder blind angefahren werden und führt bergauf zum Horseshoe, einer langen doppelten Rechtskurve. Eine 90 Grad Linkskurve bringt die Fahrer wieder zurück auf die Start- und Ziel-Gerade. Insgesamt eine sehr schön flüssige, schnelle und fahrerisch anspruchsvolle Strecke. Leider ist das Überholen fast unmöglich.
Favoriten
Auch ohne einen Sieg im Barber Motorsports Park ist Scott Dixon der Topfavorit auf einen Podiumsplatz. Bei den bisher fünf Austragungen erreichte er viermal Platz 2 und einmal Platz 3. Es fehlt halt nur der Sieg und den wird er nach dem Triumph in Long Beach mit Sicherheit anstreben. Auch Charlie Kimball hat gute Erinnerungen an die Strecke bei Birmingham. Neben Platz 4 2013 stehen zwei weitere Top-10-Ergebnisse für ihn zu Buche und einen Tony Kanaan muss man mit seiner Qualität und Erfahrung sowieso immer zum erweiterten Favoritenkreis zählen.
In den ersten drei Jahren war Team Penske sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen nicht zu schlagen. Will Power und Helio Castroneves erreichten zusammen vier Pole Position, drei Siege und zweimal Platz 3 beim Grand Prix of Alabama. Mit Simon Pagenaud und Juan Pablo Montoya, der einen hervorragenden Saisonstart hat, sind noch zwei weitere Toppiloten im Team von Roger Penske. Neben Scott Dixon wird wohl auch einer dieser Fahrer auf dem Podium stehen.
Auch das dritte Topteam hat schon große Erfolge in Birmingham gefeiert. Die zwei letzten Ausgaben konnte Ryan Hunter-Reay gewinnen und Marco Andretti erreichte im Vorjahr Platz 2. Mit dem unterlegenen Dallara-Honda dürfte eine Wiederholung ohne Wetterchaos aber schwer werden. Trotzdem darf man Andretti Autosport nie abschreiben.
Ein wenig unbemerkt absolvieren Josef Newgarden und Luca Filippi für Carpenter Fisher Hamilton Racing einen richtig guten Saisonstart. Abgesehen vom technischen Defekt von Filippi in Long Beach mit Platz 22 kamen sie auf den Plätzen 7, 9 (2x), 10 und 12 ins Ziel. Und auch das vierte Chevrolet-Team KV Racing Technology hat mit Sebastien Bourdais schon zwei gute Ergebnisse erreicht. Stefano Coletti hatte bisher eine Menge Pech. Vom reinen Speed ist er aber auf Augenhöhe mit Bourdais.
Eine Entry List ist noch nicht verfügbar. Selbst bei Dale Coyne Racing weiß man wahrscheinlich noch nicht, welcher Pilot am nächsten Wochenende im Cockpit sitzen wird.
Zeitplan (local time, MESZ)
Samstag, 25. April
9:00 – 10:00 a.m. (16:00 – 17:00) – Verizon IndyCar Series practice #1
12:40 – 1:25 p.m. (19:40 – 20:25) – Verizon IndyCar Series practice #2
3:55 – 5:05 p.m. (22:55 – 00:05) – Verizon IndyCar Series Pole Qualifying (knockout qualifying and Firestone Fast Six format)
Sonntag, 26. April
2:00 p.m. (21:00) – Verizon IndyCar Series pre-race (Übertragungsbeginn NBC Sports Network; Sport1US)
2:30 p.m. (21:30) – Indy Grand Prix of Alabama green flag