Das zweite Saisonrennen der Super GT findet traditionell auf dem Fuji Speedway im Rahmen der Golden Week statt. Mit einer Distanz von 500 km ist die Hatz am Fuße des japanischen Wahrzeichens der zweitlängste Lauf des Jahres. Nismo-TV überträgt wieder mit englischen Kommentar von Radio Le Mans live.
Die Golden Week ist neben dem Neujahrsfest sowie dem Obon nicht nur ein fester Bestandteil des japanischen Feiertagkalenders, sondern neben den Sommerferien auch die zweitwichtigste Ferienzeit. Aufgrund der praktischen Legung von insgesamt vier Feiertagen (am 29. April sowie drei weitere vom 3. bis 5. Mai) versuchen viele Arbeitnehmer sich Urlaub zu nehmen, um beispielsweise mit der Familie zu verreisen. Schulkinder bekommen frei und manche Unternehmen schließen für die Woche sogar komplett. Salopp gesagt kommt das Land zu dieser Zeit fast zum „Stillstand“. Die Golden Week liegt zudem in einer sehr guten Jahreszeit, wenn die Temperaturen warm, aber nicht zu heiß für äußerliche Aktivitäten sind. Entsprechend ist die japanische Bevölkerung auch bereit, die selbstredend zu diesem Zeitpunkt erhöhten Preise der Reise- und Fluggesellschaften sowie Hotels zu zahlen.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Super GT die Feiertagszeit nutzt und traditionell das 500-km-Rennen am Fuße des berühmtesten Wahrzeichens des Landes austrägt. Mit jährlich über 80.000 Zuschauern (89.400 im Jahr 2014) zählt der Lauf zudem zu den meistbesuchten Rennen des Jahres. Um die Reise insbesondere für Familien attraktiver zu machen, wurde das Rennen in der Vergangenheit oftmals auch abseits des Wochenendes ausgetragen. Zuletzt war dies in den Jahren 2012 sowie 2013 Fall, als der Startschuss am Freitag respektive Montag fiel. Dieses Jahr fällt die Golden Week freundlicher für die Arbeitnehmer als vergangenes Jahr aus, obgleich der „showa no hi“, der Feiertag und ehemalige Geburtstag des Showa-Kaisers Hirohito, bereits auf den Mittwoch und damit etwas abgetrennt von den restlichen Feiertagen fiel. Ab Sonntag folgen dann gleich drei Feiertage hintereinander, womit das Rennen in der Hochzeit der Golden Week stattfindet. Der 6. Mai ist normalerweise kein nationaler Feiertag. Da in Japan aber die praktische Regelung gilt, dass wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt, der darauffolgende Montag ebenfalls frei ist, heuer aber auch dieser mit einem Feiertag belegt ist, gilt der Dienstag offiziell auch noch als frei. Das Rennen selbst findet am „kenpo kinenbi“ statt. An diesem Tag trat 1947 nach dem Zweiten Weltkrieg die Verfassung des japanischen Staates in Kraft.
Der Fuji Speedway ist durch die Formel 1 in den 70er Jahren, insbesondere aber durch die beiden Grand Prix in den Jahren 2007 und 2008 bekannt. Der Kurs wurde extra für die Rückkehr der Königsklasse von Herman Tielke umgebaut und an die Sicherheitsstandards angepasst. Im Gegensatz zu anderen Strecken hat er die Strecke mit der längsten Geraden im kompletten Super-GT-Kalender (1,5 km) aber nicht „vertielkt“, auch wenn die Abstinenz einiger Kiesbetten und die fast vollständige Eliminierung des „Bankings“ in einigen Bereichen der Strecke sehr bedauerlich sind. Der Kurs selbst liegt in der Shizuoka-Präfektur, nahe des kleinen Städtchens Oyama und nicht weit von der Großstadt Fuji-chi (übersetzt einfach nur Fuji oder Fuji Stadt) am Fuße des Fuji-san (so der japanische Name des berühmten Berges), sprich man hat nicht nur von der Rennstrecke einen malerischen Blick auf das bekannteste Naturwahrzeichen des Landes. Ebenfalls in der Nähe befindet sich der Fluss Fujikawa, der von der Präfektur Yamanashi bis nach Shizuoka fließt. Die Japaner lieben es, Wörter abzukürzen oder neue Komposita zu bilden, weshalb oftmals einfach nur vom Rennen „in Fuji“ spricht.
Die Strecke hat nach der Neueröffnung im Jahr 2005 eine Gesamtlänge von 4,563 km und insgesamt 16 Kurven. Nicht alle dieser Kurven tragen hingegen einen Namen. Nicht nur aufgrund der langen Start- und Zielgeraden gilt der Kurs als flink. Die Piste beinhaltet zum Ende hin jedoch auch einige mittelschnelle und langsame Kurven. Leider gibt es noch kein entsprechendes Onboard-Material von den neuen GT500-Boliden auf dem Fuji Speedway. Deshalb im folgendem eine Runde mit André Lotterer aus dem Jahr 2009:
GT500
In der Vergangenheit waren die Boliden von Toyota respektive Lexus (Supra und SC430) aufgrund ihrer besseren Höchstgeschwindigkeit die Hauptfavoriten auf den Sieg auf der eigenen Haus- und Teststrecke. 2014 dann die große Ernüchterung: Trotz guter Zeiten während der Testfahrten, gingen die Siege an Nissan sowie Honda. Während letztere während des verregneten Sommerrennens triumphierten, war es der Calsonic Impul GT-R (Hironobu Yasuda / Joao Paulo de Oliveira), welcher im Langstreckenlauf im Frühjahr obsiegte, gefolgt von gleich vier Lexus-Boliden auf den Plätzen zwei bis fünf. Mit diesem Ergebnis kam Toyotas Edelmarke sogar noch gut davon, denn in der Qualifikation dominierten gleich drei Fahrzeuge der Marke aus Yokohama, von denen allerdings zwei aufgrund technischer Probleme entweder ausfielen, oder ins hintere Mittelfeld zurückgespült wurden. Nissan war der Konkurrenz bei der Entwicklung des sogenannten Fuji-Aerodynamik-Kits voraus, das exklusiv auf der High-Speed-Strecke am Fuße des japanischen Wahrzeichens verwendet wird und für das ungeschulte Auge am ehesten am breiteren wie auch flacheren Heckflügel sowie der veränderten Frontpartie der Autos erkennbar ist. 2014 kam diese Low-Downforce-Aerodynamik aus Sicherheitsgründen, zur Reduzierung der Geschwindigkeit, auch noch in der Autopolis sowie im Sportsland Sugo zum Einsatz. Bislang gibt es keine Informationen, ob dies auch diese Saison wieder der Fall sein wird.
Über den Winter entwickelte Toyota stark an der Fuji-Aerodynamik weiter. Die ersten Früchte dieser Arbeit waren bereits beim Herstellertest im März erkennbar, als die Lexus-Flotte nicht nur mit fünf Autos in den Top-8 vertreten war, sondern auch die drei schnellsten Rundenzeiten für sich beanspruchte, angeführt von den Okayama-Sieger Andrea Caldarelli / Ryo Hirakawa im KeePer Tom’s RC F. Letztere dürften nach ihrer beeindruckten Fahrt beim Saisonauftakt gleich doppelt motiviert sein, den ersten Fuji-Erfolg mit dem neuen Wagen für das Toyota-Haus einzufahren. Etwas eingebremst dürfte das Duo jedoch durch den Erfolgsballast (errungene Meisterschaftspunkte x2) werden, wodurch ihr Renner gleich satte 40 kg mehr Gewicht mit sich führen wird. Unter just den gleichen Voraussetzungen errang Andrea Caldarelli, damals noch mit dem jetzigen Teamkollegen von James Rossiter, Daisuke Ito, den fünften Platz. Ausgehend von der guten Performance während der Testfahrten ist der zweite Sieg in Folge oder zumindest eine Podiumsplatzierung selbstredend nicht ausgeschlossen, zumal während der 110 Runden viel passieren kann. Nach dem unglücklichen Motorproblem blieben Daisuke Ito / James Rossiter (Petronas Tom’s RC F) punktlos, tragen dementsprechend für Fuji jedoch auch keine Zusatzkilos mit sich. Die Konkurrenz aus dem eigenem Lager ist allerdings groß. Allen voran dürfte der Zent Cerumo RC F (Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura) eine entscheidende Rolle bei der Vergabe um den Rennsieg spielen, zumal Yuji Tachikawa, der die ewige Bestenliste mit den meisten Super-GT-Triumphen anführt, aufgrund seiner hohen Anzahl an Siegen auf Toyotas Haus- und Teststrecke nicht umsonst den Spitzenamen „Fuji-Meister“ trägt. Der rote Lexus-Bolide hat nach dem Bronzerang in Okayama 22 kg Zusatzballast an Bord und kam 2014 auf dem zweiten Platz ins Ziel. Tachikawas damaliger Teamkollege Kohei Hirate pilotiert dieses Jahr zusammen mit dem ehemaligen Formel-1-Fahrer Heikki Kovalinen den Denso Kobelco Sard RC F. Der Finne legte im Regen von Okayama ein starkes Debüt auf den Asphalt, als er dem Team als drittbester Lexus am Ende die fünfte Position sicherte, womit der Wagen für das kommende Wochenende mit lediglich 12 kg Gewichts-Handicap ausgestattet ist. Die Performance des Duos während des Herstellertests war gut, weshalb sie ebenfalls zu den Favoriten zählen.
Für Nissan verlief der Saisonstart Anfang April alles andere als nach Maß. Am härtesten traf es dabei die Titelverteidiger Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli im Motul Autech GT-R, die Führung liegend aufgrund Bremsproblemen ausschieden. Letztes Jahr wurde der rote Werks-Nissan am Fuji ebenfalls von technischen Problemen heimgesucht, weshalb am Ende lediglich der achte Platz heraussprang. Der Okayama-Ausfall bedeutet gleichzeitig jedoch auch kein Zusatzgewicht, was einen immensen Vorteil für Nismo darstellen sollte. Während der Testfahrten demonstrierten die Titelverteidiger einen guten Speed am Fuji. In Kombination mit der Performance vor dem Ausfall in Okayama, zählt das italienisch-japanische Duo zu den großen Hauptfavoriten dieses Wochenende. Das Gleiche gilt für die Vorjahressieger Hironobu Yasuda / Joao Paulo de Oliveira im Calsonic Impul GT-R, zumal sie am ersten Tag des Herstellertests die Bestzeit in den Asphalt brannten. In Okayama kam der blaue Nissan auf dem siebten Rang ins Ziel, als das Team während des Starkregens in der Schlussphase aus der ursprünglichen Top-5-Platzierung herausfiel. Zu einem wahren Geheimfavoriten zählt derweil der S Road Mola GT-R (Satoshi Motoyama / Masataka Yanagida), der nach einer starken Anfangsphase in Okayama, als man auf Podiumskurs war, zum Ende hin auf den achten Platz zurückgereicht wurde. Vergangene Saison qualifizierte sich das Duo auf der zweiten Startposition, schied aber früh aufgrund eines Motorschadens aus. Sowohl Mola wie auch Nismo sind die einzigen Teams, die Reifen von Michelin verwenden.
Honda erlebte vergangenes Frühjahr am Fuji Speedway ein absolutes Debakel. Keiner der NSX Concept-GT sah, abgesehen von dem nach einem Unfall ausgeschiedenen Keihin NSX Concept-GT, aufgrund technischer Probleme die Zielflagge. Ursache war die Überhitzung des Motors, der nicht ausgereicht gekühlt werden konnte und folglich wegen des verbauten automatischen Schutzmechanismus ausging. Zusätzlich litt das Turboaggregat an einem immensen Leistungsnachteil, weshalb der NSX-Flotte auf der langen Start- und Zielgeraden bis zu 10 km/h auf die Konkurrenz von Nissan und Lexus fehlte. Es waren keine guten Vorboten, zumal die heiße Sommerperiode mit Temperaturen über 30 Grad noch bevorstand. Honda konnte allerdings nicht nur die Kühlung ihres Boliden verbessern, sondern auch das Leistungsdefizit ausmerzen. So kam es, dass der Epson NSX Concept-GT von Nakajima Racing im Freien Training des Sommerrennens am Fuji Speedway mit über 300 km/h auf der Zielgeraden geblitzt wurde. Diese Saison legte man noch eine Schippe nach: Beim Herstellertest torpedierte sich der gleiche Wagen mit satten 307 km/h an die Spitze der Höchstgeschwindigkeitsliste. Entsprechend gilt das Duo Daisuke Nakajima / Bertrand Baguette auch als einer der Geheimfavoriten am Sonntag, nachdem man in Okayama nach Radverlust ausschied. Hinter der Performance der Dunlop-Reifen, insbesondere im Vergleich zu den üblicherweise stärkeren Pneus von Bridgestone sowie Michelin, steht allerdings ein Fragezeichen. Im Sommerrennen vergangenes Jahr erreichte Nakajima Racing den Bronzerang, profitierte gleichzeitig aber auch von den Witterungsbedingungen sowie den lediglich zwei mageren Zusatzkilos, während die direkte Konkurrenz deutlich schwerer unterwegs war. Besagtes Rennen war der einzige Sieg von Honda 2014 und gleichzeitig auch der letzte Triumph für Dome Racing, die sich Anfang dieses Jahres aus der Super GT zurückzogen und fortan auf die Entwicklung von Rennfahrzeugen konzentrieren möchte. Die Nachfolge trat das brandneue Team von Ryo Michigami, Drago Modulo Honda Racing, an, die zusammen mit Takashi Kogure sowie McLaren-F1-Testfahrer Oliver Turvey in Okayama auf Platz sechs nur knapp die Top-5 verpassten. Aufgrund der Witterungsbedingungen während des Saisonauftakts ist eine Einschätzung der Honda-Performance nur schwer. Dennoch ist, im Vergleich zum letzten Jahr, ein starker Leistungsschub der Marke feststellbar, was unter anderem auch am Silberrang des Raybrig NSX Concept-GT (Naoki Yamamoto / Takuya Izawa) sowie des vierten Platz des ARTA NSX Concept-GT (Kosuke Matsuura / Tomoki Nojiri) in Okayama feststellbar ist. In Kombination mit der verbesserten Höchstgeschwindigkeit wird Fuji somit zum Härtetest für Honda werden. Ein Sieg ist dabei nicht ausgeschlossen.
GT300
Alle jagen die Hybrid-Gang. Auch wenn die Okayama-Pole-Position an den Gainer Tanax GT-R (Andre Couto / Katsumasa Chiyo) aus dem GT3-Lager ging, so waren es die beiden Hybrid-Fahrzeuge Toyota Prius apr GT (Koki Saga / Yuichi Nakayama) sowie ARTA CR-Z GT (Shinichi Takagi / Takashi Kobayashi), welche die ersten beiden Positionen beim Saisonauftakt einfuhren. Insbesondere die Performance des schnellsten Toyota Prius der Welt war beeindruckend, der am Ende ganze 42 Sekunden Vorsprung auf seinen Hybrid-Kollegen von Honda herausfuhr. Selbstredend haben hierbei die Witterungsbedingungen geholfen, da ein Großteil des Vorsprungs während des Starkregens in der Schlussphase entstand. Nichts desto trotz war es das Duo Saga-Nakayama, welches es beim Saisonauftakt zu schlagen galt. Nun geht es für das Team mit 40 kg Gewichts-Handicap auf den Fuji Speedway, wo man just vor zwei Jahren den allerersten Sieg eines Hybrid-Renners in der Super GT feierte. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke kommt dem Wagen dabei zugute, allerdings wird die Wiederholung des Erfolgs aufgrund des Zusatzballasts ein schwieriges Unterfangen. Dennoch demonstrierte apr, dass sie diese Saison auf jeden Fall im Titelkampf mitmischen sollten, sofern die große Achillesverse des Toyota Prius, die Standfestigkeit, bekämpft werden konnte. An diesem Wochenende erhalten Koki Saga und Yuichi Nakayama Unterstützung von Kota Sasaki, der als dritter Fahrer den Toyota Prius apr GT pilotieren wird und das Sommerrennen am Fuji Speedway im Subaru BRZ R&D Sport gewann.
Der Triumph in der letztjährigen Wasserschlacht sollte der einzige Sieg des blauen Boxers sein, der über die gesamte Saison mit Performance-Problemen zu kämpfen hatte. Grund hierfür waren unter anderem die Michelin-Reifen, die auf eine Runde schnell waren, über die Distanz jedoch zu stark abbauten, weshalb Subarus Werkstruppe R&D Sport (alleinige Werkseinsätze sind in der GT300 verboten) dieses Jahr ins Dunlop-Lager wechselte. Noch ist allerdings unklar, ob damit die Achillesverse des Subaru BRZ bekämpft werden konnte, nachdem das Team beim Saisonauftakt unter technischen Problemen litt und sich zudem im Rennen auf der anfänglich nassen Piste mit der Wahl auf Trockenreifen verzockte. Da der Wagen in der Vergangenheit jedoch mit zu schnellsten Boliden am Fuji Speedway gehörte, sollte das Duo Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi dieses Wochenende zu den Favoriten auf die Top-Positionen gehören, zumal sie ohne Zusatzballast auch den reinen Speed des blauen Boxer demonstrieren können. Im Gegensatz zu nahezu allen anderen GT300-Teams, setzt Subaru nicht auf die Unterstützung eines dritten Fahrers.
Nachdem in Okayama das neue Mother-Chassis mit einem starken sechsten Platz des VivaC 86 MC (Takeshi Tsuchiya / Takamitsu Matsui) debütierte, werden selbstredend viele Augen auf die Performance dieses neuen Fahrzeugs auf der Highspeedway-Bahn am Fuße des Fuji-san gerichtet sein. Der Vorteil des Mother-Chassis soll insbesondere in der Kurvengeschwindigkeit liegen, weshalb der Fuji Speedway, zumindest auf dem Papier, nicht unbedingt zum besten Pflaster dieses neuen Konzepts gehören sollte. Im Gegensatz zu den FIA-GT3-Boliden erlaubt das Mother-Chassis jedoch die selbstständige Weiterentwicklung sowie Herstellung neuer Teile (im Rahmen des Reglements, versteht sich), weshalb es spannend zu beobachten sein wird, ob zwischen den einzelnen Mannschaften, welche die Standardversion des Mother-Chassis (Toyota GT86) einsetzen, Unterschiede geben wird. Hierbei könnte insbesondere die langjährige Erfahrung von Tsuchiya Engineering eine tragende Rolle spielen, die bereits in der Vergangenheit mit GT300-Rennern der Marke Eigenbau antraten. Das Mother-Chassis-Konzept geht somit auf Anfangstage der damals noch JGTC genannten Serie zurück, als kleine Privatteams respektive Privattuner mit umgebauten oder gar selbstkonstruierten Rennwagen in der GT300 antraten. Die Weltwirtschaftskrise sowie die gestiegenen Kosten verursachten den stetigen Rückgang dieser Teams, einige Jahre nachdem die Serie in den heute bekannten Namen Super GT umgetauft wurde. Insbesondere die im Vergleich preisgünstigeren FIA-GT3-Renner begruben dieses alte Konzept, das zukünftig in Form des Mother-Chassis nun wieder seine Renaissance feiern könnte. Dass unterschiedliche Konzepte möglich sind, beweist unter anderem der Syntium Lotus Evora MC (Kazuho Takashi / Hiroki Katoh), der von Mooncraft, die in der Vergangenheit den Shiden, einen umgebauten Daytona-Prototypen herstellten, auf Basis des Mother-Chassis mitsamt Mittelmotor erbaut wurde. Nachdem das Team jedoch einen Chassis-Bruch reparieren musste, konnten sie an keiner der Testfahrten vor dem Saisonstart teilnehmen. Okayama war somit der erste richtige Test des Wagens, den man auf dem 16. Platz beendete.
Genauso spannend dürfte der Blick auf den nagelneuen Lexus RC F GT3 sein, der von LM corsa mit Hiroki Yoshimoto und Akira Iida pilotiert wird. Multitalent Yoshimoto erklärte bereits vor dem Saisonstart, dass der kleine Bruder des GT500-Boliden noch unter einigen Kinderkrankheiten leidet sowie der Abstand zur Konkurrenz zu Beginn noch relativ groß ausfallen wird. Dies machte sich auch in der Qualifikation bemerkbar, als Yoshimoto nach technischen Problemen im Training den Syntium LMcorsa RC F auf dem 20. Platz qualifizierte. Die unterschiedlichen Witterungsbedingungen kamen dem erst letztes Jahr gegründeten Team zugute, als das japanische Gespann bis auf die zehnte Position nach vorne fuhr. Wie gut die Highspeed-Bahn am Fuji dem Wagen liegt, wird sich dieses Wochenende zeigen. Während letztere vom Regen in Okayama profitierten, erwischte dieser so manche Favoriten auf dem falschen Fuß. Prominentestes Opfer dürfte dabei der Gainer Tanax SLS (Katsuyuki Hiranaka / Björn Wirdheim) gewesen sein, die von Startposition zwei aus ins Rennen gingen, sich mit der Wahl auf Trockenreifen jedoch komplett verpokerten und am Ende lediglich auf dem zwölften Platz ins Ziel kamen. Vergangene Saison errang das japanisch-schwedische Duo jeweils den Silberrang auf dem Fuji Speedway. Auch dieses Jahr gelten sie erneut als die Hauptfavoriten auf den Sieg. Einer ihrer größten Konkurrenten dürften die Teamkollegen Andre Couto / Katsumasa Chiyo im Gainer Tanax GT-R sein, die im Gegensatz zum Mercedes-Schwesterwagen von Ryuichiro Tomita als dritter Fahrer unterstützt werden. Letzterer ist auch für die Rennen vorgesehen, in denen Bathurst-Held Katsumasa Chiyo aufgrund seines Engagements für Nissan in der Blancepain Endurance Series nicht teilnehmen kann. Der Gainer Tanax GT-R zeigte mit der Pole-Position in Okayama einen beeindruckenden Speed, fiel im Rennen jedoch auf den siebten Rang zurück.
Die letztjährigen Fuji-Sieger sowie GT300-Titelverteidiger Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka beendeten den Okayama-Auftakt auf einem guten fünften Platz. Goodsmile Racing & TeamUkyo konnte mit dem Ergebnis deshalb zufrieden sein, da mit dem Wechsel vom BMW- ins Mercedes-Lager mit anfänglichen Schwierigkeiten zu rechnen war. Der gute Saisonstart dürfte jedoch die nötige Motivation für die restliche Saison gegeben haben. Der Fuji Speedway liegt zudem dem GT3-Renner aus Stuttgart, weshalb erneut mit dem bunten Goodsmile Hatsune Miku SLS auf dem Spitzenpositionen zu rechnen ist. Wie auch der Gainer Tanax SLS verzichtet GSR, im Gegensatz zu den meisten anderen GT300-Teams, auf den Einsatz eines dritten Fahrers. Prominenten Zugang gibt es derweil bei Audi Team Hitotsuyama zu vermelden. So werden Richard Lyons und Tomonobu Fujii von Stéphane Ortelli im Audi R8 LMS ultra unterstützt werden. Der Monegasse war bereits als dritter Pilot für das 1000-Kilometer-Rennen in Suzuka bestätigt und feiert am Fuji somit sein Japan-Debüt. Sein Einsatz geht auf die neue Partnerschaft zwischen Audi Team Hitotsuyama und der belgischen Mannschaft von WRT zurück. Die ersten Früchte dieser Arbeit erntete man bereits beim Saisonauftakt, als Lyons und Fujii auf Bronzerang ins Ziel kamen. Das positive Audi-Gesamtbild wurde mit dem vierten Platz des neuen Racing Tech Audi R8 (Christian Mamerow / Shinya Hosokawa) verstärkt, der dieses Wochenende von Yoshitaka Kuroda als dritter Fahrer pilotiert wird. Weitere prominente dritte Fahrer sind Kimya Sato (Manepa Lamborghini GT3), Yuji Ide (Upgarage Bandoh 86) – Ide ersetzte den erkrankten Marko Asmer in Okayama, der allerdings wieder genesen ist und am Fuji regulär starten wird – sowie Super-GT-Urgestein Masami Kageyama (NetMove GT-R). Zwei absolute Geheimfavoriten auf den Sieg des ersten Langstreckenrennen des Jahres sind derweil der KsFrontier Direction 458 (Naoki Yokomizo / Kyosuke Mineo / Taiyou Iida) sowie Studie BMW Z4 (Jörg Müller / Seiji Ara). Während für letztere der Okayama-Auftakt nach einem unverschuldeten Unfall nach bereits einer Runde im Kiesbett endete und somit noch keine Aussage über die diesjährige Performance über die Quasi-BMW-Werkstruppe gegeben werden kann, blieb der Ferrari 458 mit dem alten Taisan-Gespann Yokomizo und Mineo etwas hinter den ursprünglichen Erwartungen als sogenanntes „Dark Horse“ auf Platz elf zurück. Diese Geheimfavoritenrolle geht auf die errungene Tagesbestzeit beim Herstellertest am Fuji Speedway zurück, weshalb man dieses Wochenende mit Direction Racing rechnen sollte.
Seit dieser Saison entwickelt die SRO eine Japan-exklusive Balance of Performance für die FIA-GT3-Fahrzeuge der Super GT, nachdem letztes Jahr noch jene der Blancepain Endurance Series übernommen wurde. Auch wenn nach Okayama noch kein eindeutiges Urteil gefällt werden kann, so scheint diese etwas besser als noch in der Vergangenheit zu funktionieren. Dennoch nahm die SRO einige Detailänderungen vor. So verloren der Audi R8 LMS ultra sowie der BMW Z4 GT3 jeweils fünf respektive zehn Kilogramm. Gewicht draufpacken mussten hingegen das 2015er Modell des Nissan GT-R Nismo GT3 (10 kg), der McLaren MP4-12C (5 kg), der Mercedes-Benz SLS AMG GT3 (5 kg) sowie der Porsche 911 GT3R (5 kg). Einstufungsänderungen der Fahrzeuge nach JAF-GT300-Reglement, worunter auch das neue Mother-Chassis fällt, und von der Super-GT-Dachorganisation GTA selbst vorgenommen wird, gibt es hingegen keine.
TV-Zeiten Fuji
Gute Nachrichten: Nismo-TV wird zusammen mit dem englischen Kommentar von Radio Le Mans auch das zweite Saisonrennen der Super GT live im Internet übertragen. Da es sich hierbei allerdings um einen YouTube-Stream handelt, werden deutsche Zuschauer aller Wahrscheinlichkeit erneut auf einen der zahlreichen VPN-Klienten zurückgreifen müssen. Bei wem das nicht funktioniert, muss erneut auf die mehr oder weniger beliebte Graualternative zurückgreifen. In Japan überträgt J Sports 4 die Qualifikation am Samstag ab 7:00 Uhr live. Am Sonntag geht J Sports 4 um 6:45 Uhr auf Sendung. Der Rennstart zur 500-Kilometer-Hatz erfolgt eine halbe Stunde später um 7:15 Uhr deutscher Zeit. Nismo-TV steigt ab 7:00 Uhr in die Live-Übertragung ein. Für das gesamte Wochenende sind trockene Bedingungen bei angenehmen 20-23 Grad vorhergesagt.