Da ist er endlich, der neue Audi RS3. Drei Jahre (!) nachdem die neue A3-Plattform vorgestellt wurde, erscheint nun auch endlich das stärkste Modell der A3-Reihe. Wie sportlich der RS3 ist, haben wir auf der Rennstrecke von Vallelunga ausprobiert.
Das Wettrüsten in der Kompaktklasse hat mittlerweile fast absurde Formen angenommen. 300 PS im S3 oder im Golf R. 360 PS im Mercedes AMG A45 (Testbericht hier). Und jetzt 367 PS im neuen Audi RS3. Das sind Leistungsdaten, die schon ein kleines bisschen bescheuert sind. Nur mal so zum Vergleich: Der Porsche Cayman in der Basis-Version hat 275 PS. Der GTS 340 PS. Man muss schon zum brandneuen Cayman GT4 mit 385 PS greifen, will man den RS3 in Sachen Motorleistung übertrumpfen. Bei so viel PS-Leistung und einem Drehmoment von 465 Nm stellen sich einem dann schon ein paar Fragen. Zum Beispiel, ob man die Leistung überhaupt vernünftig umsetzen kann. Und was das Fahrwerk so macht. Und ob all die Leistung reicht, um so viel Spaß wie in einem reinrassigen Sportwagen zu haben.
Grundsätzlich gehört der A3 Sportback (und nur in dieser Variante gibt es den RS3 zunächst, die Stufenheck-Variante folgt erst) zu den besten Autos, die man für Geld kaufen kann. Er hat Platz, er ist phänomenal gut verarbeitet und er ist immer noch kompakt genug, um in der Stadt auch kleinere Parklücken belegen zu können. Die Innenaustattung ist über jeden Zweifel erhaben, auch wenn ihm das neue Display aus dem Audi TT fehlt, aber das kommt vielleicht (ganz vielleicht) mit der nächsten Auffrischung, die nächstes Jahr im Raum steht. Den A3 hatten wir nun schon mehrfach im Test, in diesem Artikel soll es dann mal nur um den RS3 und seine Performance auf der Strecke und der Landstraße gehen.
Auffällig unaufällig
Auffällig am RS3 ist, dass er nicht auffällig ist. Keine überdicken Backen, keine wilden Spoiler. Ein ungeübtes Auge muss schon sehr genau hinschauen, wenn er einen RS3 entdecken will. Über das zurückhaltende Design kann man streiten. Ein paar Kollegen vor Ort fanden den Audi etwas zu bieder, zu wenig aggressiv im Exterieur. Ich bin da ehrlich gesagt unentschieden. Auf dem ersten Blick fehlt ihm der „Hallo, jetzt komm ich“-Effekt, was beim Freiräumen der linken Autobahnspur vermutlich nicht hilfreich ist. Auf der anderen Seite mag ich die „Wolf im Schafspelz“-Attitüde und am Ende geht es ja vor allem darum, was man spürt, wenn man im Auto sitzt und los legt.
Die letzten RS-Modelle, vor allem der RS6, waren mir persönlich zu zahm. Bei über 560 PS erwarte ich dann doch ordentlich Krawall aus dem Auspuff und ein weniger behäbiges Auto. Die Kritik scheint bei Audi angekommen zu sein, jedenfalls merkt man schon beim Druck auf den Startknopf, dass der RS3 deutlich breitbeiniger daher kommt. Der 2,5 Liter 5-Zylinder-Turbomotor ist aber auch ein Gedicht von einem Motor. Ein rauer, heiserer, fast bösartiger Klang breitet sich nach dem Start im Innenraum aus und man glaubt den Ingenieuren sofort, wenn sie sagen, dass sie beim Klang nicht per Stereoanlage nachgeholfen haben. Auch umstehende merken sofort, dass hier kein 1,4 Liter TFSI seine Arbeit verrichtet. Die Aufmerksamkeit ist einem sicher. Kleinkinder und Katzen erschrecken sich jedenfalls beim Start des Motors (selber ausprobiert).
Hart aber fair
Die ersten Kilometer auf der Landstraße bestätigten dann den Eindruck, dass man in Neckarsulm einen Zahn zugelegt bzw. die Samthandschuhe ausgezogen hat. Das Fahrwerk ist bretthart abgestimmt, was definitiv zu Lasten des Komfort geht. Aber bitte, wer sanft durch geschaukelt werden will, der sollte halt zu einer anderen A3-Variante greifen. Wer den RS3 kauft, der weiß, was ihn auf buckeligen Landstraßen erwartet. Einen Rückenschaden bekommt man zwar nicht, aber es geht hart zur Sache und das ist auch gut so.
Was die Kombination bretthartes Fahrwerk und 367 PS wirklich leisten kann, haben wir dann auf der Rennstrecke von Vallelunga ausprobieren können. Die wirklich breite und mit sehr viel Grip ausgestattete Strecke bietet etliche lange Geraden und ein paar nette Haarnadeln. Und viel Auslauf, sodass man gefahrlos auch mal was ausprobieren kann.
Schon nach ein paar Metern wird klar, dass der RS3 wie meisten Audi extrem neutral abgestimmt ist. Der Quattro-Antrieb sorgt in Zusammenarbeit mit dem aggressiven Asphalt für derartig viel Grip, dass es selbst bei abgeschalteten ESP Mühe macht, ordentlich das Heck auskeilen zu lassen. Im Race-Modus passiert mehr oder weniger gar nichts, allerdings ohne dass das ESP fühlbar oder gemein eingreift. Sanft wird der Pilot ignoriert, der RS3 zieht stoisch seine Bahn. Selbst ein provozierter Lastwechsel löst gar nichts aus.
Das bedeutet, dass der Grenzbereich erst sehr spät einsetzt. Selbst ungeübte Fahrer schaffen es schnell, den Audi RS3 bis an seinen Grenzen zu bringen. Das ist einerseits eine schöne Sache, andererseits verbirgt sich hinter der sehr neutralen Ausrichtung des Fahrwerks und des ESP auch ein kleines Problem. Der RS3 will sehr sauber am Limit bewegt werden. Geht man auch nur minimal über das Limit, quittiert der RS3 dies mit einem kräftigen Untersteuern. Laut Audi soll die Haldex-Kupplung im Heck dafür sorgen, dass bis zu 100% der Leistung an die Hinterräder gegeben wird. Praktisch gesehen wird man das kaum schaffen, außer vielleicht auf Schnee und Eis, denn die Vorderräder müssten dann vorher jeglichen Grip verlieren. Am Ende bleibt die Kraftverteilung meist bei 50/50, was durch das Gewicht auf der Vorderachse dafür sorgt, dass man eben Untersteuern beim Einlenken bekommen kann.
Es schiebt
Der Vorteil des Untersteuern ist, dass man den Wagen relativ leicht wieder in die Spur bekommt. Verpasst man den Scheitelpunkt, muss man halt etwas länger auf der Bremse stehen, was zwar Schwung aus der Fahrt nimmt, dafür aber sicherer ist. Um die Ecke kommt man damit irgendwie immer. Ich kann die Abstimmung nachvollziehen, die meisten RS3-Fahrer werden den Wagen über Landstraßen prügeln und da merkt man das Untersteuern früh und kann dementsprechend reagieren.
Auf der Rennstrecke zwingt es einem zu einer sehr sauberen Fahrweise. Bewegt man sich am Limit, muss man sehr achtsam mit Gaspedal und Bremse umgehen, wenn man schnelle Rundenzeiten erreichen will. Der RS3 zwingt einen zu einer sehr präzisen und konzentrierten Fahrweise, wobei die Lenkung im Grenzbereich manchmal etwas zu unpräzise wirkt. Nicht teigig oder zu weich, aber sie könnte für meinen Geschmack etwas direkter sein. Aber daran gewöhnt man sich. Dafür wird man dann mit hohen Querbeschleunigungen und ordentlichen Rundenzeiten belohnt. Und Spaß macht das auch.
Aber deswegen gibt es auch kleine Abzüge in der B-Note. Auch wenn der Fall, dass man seinen RS3 über eine Rennstrecke prügelt, im Autoleben der meisten RS3 eher selten vorkommen wird, manchmal habe ich mir etwas weniger Unter- und dafür mehr Übersteuern gewünscht. Eine etwas hecklastigere Abstimmung würde dafür sorgen, dass man den Wagen auch etwas besser auf der Bremse positionieren kann, wenn der Scheitelpunkt mal außer Reichweite gerät. Und es macht halt auch einfach Spaß, ein Auto leicht driftend in und aus der Kurve zu werfen. Mit der sehr neutralen Ausrichtung wirkt der RS3 auf der Rennstrecke etwas unterkühlt.
Das verliert sich natürlich, wenn man das Auto auf der Landstraße bewegt. 367 PS, 465 Nm und wellige italienische Landstraßen sind eine feine Kombination und man merkt die Leistungsvielfalt des Motors. Egal ob am unteren oder oberen Ende des Drehzahlbandes – es geht sehr, sehr zügig voran. Kann man bei der Leistung aber auch erwarten. Auf den meisten Straßen reichte der dritte Gang für eine forcierte Fahrweise, die sensationell viel Spaß machte. Kleiner Tipp: Das Fahrwerk dabei in „Comfort“ belassen, sonst können die Schläge dafür sorgen, dass der Wagen zu viel versetzt.
Bremsen sind bei Audi gerne mal ein Thema. Bei S3 und auch beim TTS waren mir die Bremsen etwas zu weich und wenn man sie rangenommen hat, wurde das Pedal unangenehm lang. Bei dem Audi RS3, der mit den optionalen Keramikbremsen ausgestattet war, trat dieser Effekt nicht auf. Auch nach vier Runden mit etlichen harten Bremsmanövern gab es keine Klagen. Zudem lässt sich die Bremse sehr gut dosieren. Ebenfalls sehr gut abgestimmt ist die 7-Gang S-Tronic. Nicht mehr taufrisch, aber für den Audi RS3 hat man eine sehr gute Einstellung gefunden. Selbst wenn man die Schaltwippen auf der Strecke in Ruhe ließ, war immer der beste Gang zur rechten Zeit eingelegt. Mehr Spaß macht es aber, wenn man selber Hand anlegt.
Fazit:
Ist der RS3 also ein Sportwagen? Ja, durchaus. Dafür sprechen die Leistungswerte. Fährt er sich wie ein Sportwagen? Auf der Landstraße auf jeden Fall. Auf der Rennstrecke – kommt darauf an. Auf der Nordschleife dürfte man mit dem 5-Zylinder seine Freude haben, allerdings kommt hier das Untersteuern ins Spiel, das man nicht unterschätzen sollte und auf der engen Strecke des Nürburgring den Spaß eingrenzt. Ein bekanntes Untersteuern führt immer dazu, dass man es etwas vorsichtiger angehen lässt, weil das Vertrauen beim Einlenken fehlt. Auf Strecken wie in Hockenheim, Lausitzring, Sachsenring oder Portimao kann man mit dem RS3 durchaus jede Menge Spaß haben, wenn man sich denn ermahnt, wirklich sehr präzise zu fahren. Das mag, wenn man mittels wilder Driftwinkel die Sau rauslassen will, nicht jedermanns Geschmack sein. Auf der anderen Seite zwingt einem der Audi RS3 zu einer sauberen Linie.
Der Basispreis des Audi RS3 liegt bei 52.700 Euro. In der „Ach, was kostet die Welt, ich nehme alles!“-Konfiguration liegt man dann bei 62.840 Euro. Wenn man …öööhr… sparen will, kommt man so in die Richtung von 57.000 Euro. Das ist eine Menge Geld, auf der anderen Seite liegt die Konkurrenz in ähnlichen Bereichen. Der BMW M135i (326 PS) liegt mit vergleichbarer Ausstattung bei knapp 56.000 Euro, der Mercedes AMG A45 durchbricht mit Leichtigkeit die 62.000 Euro-Barriere. Den Golf R (300 PS) bekommt man mit der „Wünsch Dir was“-Konfiguration auf 52.000 Euro, aber der hat halt „nur“ den 2,0 Liter TFSI-Motor, der schon soundmäßig kein Vergleich ist zum 5-Zylinder.
So gesehen ist der Audi RS3 zwar kein Schnäppchen, aber für die Leistung und die Ausstattung im Vergleich ein sehr gutes Angebot. Wer Alltagstauglichkeit mit sehr guten sportlichen Fahrleistungen sucht, wird mit dem RS3 perfekt bedient. Wenn man mehr Leistung bei gleicher Alltags- und Familientauglichkeit will, muss man dann schon zu den deutlich teureren BMW M3/M4, zum Audi RS4 oder zum C63 greifen.
Daten Audi RS3
Motor | 2.5 Liter, 5-Zylinder Turbo |
Leistung | 367 PS |
Drehmoment | 465 NM |
0-100 km/h | 4.3 Sekunden |
Topspeed | 250 km/h (abgeriegelt) 280 km/h (optional) |
Getriebe | 7-Gang-S tronic |
Gewicht | 1595 kg |
Co2 | 189 g/km |
Bilder: Racingblog