„Everything is bigger in Texas!“, sagt man und das trifft wohl auch auf den Misthaufen zu, in dem sich einige Cup-Teams derzeit befinden. Brad Keselowski, Kurt Busch und Joey Logano benötigen dringend einen Sieg, Matt Kenseth gute Urlaubspläne und HScott Motorsports nach einem LKW-Brand neue Einsatzfahrzeuge für die #46.
Das Rennen in Martinsville hat die Situation pünktlich zur letzten Chase-Qualifikationsrunde für das Finale in Homestead noch einmal richtig umgekrempelt – eine Qualität, die man ja eher von Talladega erwartet hätte. An diesem Wochenende in Texas und sieben Tage später in Phoenix geht es für drei der noch in den Playoffs verbliebenen Fahrer um alles oder nichts. Wenn Brad Keselowski (-24), Kurt Busch (-26) und Joey Logano (-28) nicht eines dieser beiden Rennen gewinnen, sind sie nicht mehr mit dabei, wenn der Titel vergeben wird. Einer der schon nicht mehr dabei ist, ist auch bis zum letzten Saisonrennen nicht dabei, denn die NASCAR brummte Matt Kenseth für seine Revanche an Logano eine Sperre über zwei Rennen auf. Im am Donnerstag abgeschlossenen Berufungsprozess konnte das Team mit der #20 lediglich die Bewährungsfrist bis zum Jahresende verkürzen, ursprünglich waren es volle sechs Monate.
Nachdem sich die Wogen ein wenig geglättet haben und alle Beteiligten und die Fans noch einmal lange über die Situation nachdenken konnten, muss ich sagen, dass sich zumindest an meiner Einschätzung nichts geändert hat: Joey Logano hatte es in Kansas nach seinem Sieg ein Wochenende zuvor überhaupt nicht nötig, Matt Kenseth nach seinem verzweifelten Block abzuräumen. Gegen welche Fahrer er schließlich in Martinsville, Texas und Phoenix um den Einzug ins Finale kämpft, kann ihm doch ziemlich egal sein. Natürlich möchte ein Rennfahrer gerne Rennen gewinnen, doch wenn man das mit der Brechstange versucht, braucht man sich nicht über das sprichwörtliche Echo aus dem Wald wundern. Ich gebe zu, die Aktion von Kenseth in Martinsville war ein wenig „over the top“, doch letztendlich muss sich Logano dasselbe vorwerfen lassen.
Denkt man zudem an die Situation 2013 in Fontana zurück, dann sieht man, wie Joey Logano zu solchen Revanchemanövern in eigener Verantwortung steht, als er damals Denny Hamlin auf einem 2-Meilen-Oval fast in den Rollstuhl fuhr. Die Sperre für Matt Kenseth ist die erste ihrer Art für einen Cup-Fahrer aufgrund eines Vorfalls in einem Cup-Rennen, denn Robby Gordon (2007) und Kyle Busch (2011) wurden aufgrund von Aktionen in XFINITY- bzw. Truck-Series für jeweils ein folgendes Cup-Event gesperrt. Vergleicht man die Härte der Strafe mit früheren Urteilen, so wurde hier meiner Meinung nach ein Exempel an Kenseth statuiert – gerade im Vergleich zu dem lächerlichen Punktabzug für Danica Patrick nach ihren wiederholten Scharmützeln mit David Gilliland oder der Situation um Kevin Harvick in den Schlussrunden von Talladega.
Sei es, wie es sei: In dieser bisher noch nicht aufgetretenen Situation, dass ein Fahrer den anderen in seinen Meisterschaftschancen massiv beeinträchtigt, obwohl es kein gleichberechtigter Kampf um einen Rennsieg war und auch der Täter selbst nicht mehr im Chase verweilte, versteht NASCAR anscheinend absolut keinen Spaß. Das kann man nun sehen, wie man will, aber etwas inkonsequent ist diese Vorgehensweise, denke ich, schon. Auch viele Fahrer zeigten sich doch etwas überrascht bezüglich der Regelauslegung. Aus meiner Sicht hätte man vor der hohen Strafe gegen Matt Kenseth auch Joey Logano in Kansas wie damals Dale Earnhardt im Coca-Cola 600 1993 oder Tony Stewart in Pocono 2006 eine Runde wegen eines aggressiven Fahrstils in der Box behalten sollen. Entweder das oder man lässt die Strafen halt ganz weg, aber bitte nicht so eine Hü-Hott-Geschichte.
Der lachende Dritte ist nun wieder einmal Erik Jones, der in Texas und Phoenix die #20 im Sprint Cup pilotieren wird. Bereits während der verletzungsbedingten Auszeit von Kyle Busch in der ersten Hälfte des Jahres kam das Riesentalent zu einigen Oberklasse-Fahrstunden bei Joe Gibbs Racing. Für ihn ist das sicherlich eine tolle Sache und ich gehe fest davon aus, dass er Matt Kenseth mehr als würdig vertreten wird. Ansonsten gibt es in der Entry-List kaum Überraschungen, außer vielleicht, dass Ryan Preece sich ein weiteres Mal in der #98 von Premium Motorsports versuchen darf. Da auch Ryan Blaney (#21 – Wood Brothers) und Michael McDowell (#95 – Leavine Family Racing) wieder am Start sind, müssen in Texas zwei Teams vorzeitig abreisen. Etwas eng wird es für Michael Annett (#46 – HScott Motorsports), dessen Teamtruck auf dem Weg zur Rennstrecke auf der Interstate 20 abbrannte. Dabei wurden beide Chassis zerstört, ein Ersatz ist jedoch schon entsandt.
Wer es beim Lesen des Artikels bisher übersehen haben sollte: Am Wochenende wird auf dem Texas Motor Speedway gefahren, einem typischen 1,5-Meilen-Intermediate-Oval mit zwei Knicks in der Zielgerade und 24 Grad Banking – „Pretty much your standard cookie cutter“ und analog zu Atlanta und Charlotte also. Auf diesem Streckentyp haben sich zu Saisonbeginn die Chevrolet-Spitzenteams in der Victory-Lane die Klinke in die Hand gegeben, bevor Joe Gibbs Racing massiv aufholte. Zuletzt zeigte sich jedoch Team Penske in Person von Joey Logano extrem stark und das nicht nur auf den 1,5-Meilern. Da Jeff Gordon sein Ticket bereits gesichert hat, werden noch drei weitere Piloten für das Finale in Homestead gesucht und da geht es vor dem anfangs erwähnten Unglückstrio hinter dem führenden Gordon doch sehr eng zu: Kyle Busch (-8), Martin Truex Jr. (-8), Kevin Harvick (-10) und Carl Edwards (-17) würden sich gerne einen wichtigen Sieg sichern, und er ist allen zuzutrauen.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die die Entry-List und ein Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende.
Freitag, 06.11.
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
20:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, NBCSN
22:30 Uhr, Truck Series Qualifying, FOX Sports 1
00:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, NBCSN
02:30 Uhr, Truck Series Rennen (WinStar World Casino 350), FOX Sports 1 ab 2 Uhr
Samstag, 07.11.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, CNBC
18:15 Uhr, XFINITY Series Qualifying, NBCSN
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, NBCSN
21:30 Uhr, XFINITY Series Rennen (O’Reilly Auto Parts Challenge), NBC ab 21 Uhr
Sonntag, 08.11.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (AAA Texas 500), NBC & Motorvision TV ab 19:30 Uhr