Mit dem neuen Audi A4 Quattro Ultra probiert die Marke aus Ingolstadt den Spritverbrauch zu senken, bei gleichbleibendem Fahrspaß. Wir hatten die Chance, das Fahrzeug zusammen mit der neuen quattro ultra-Technologie einen Tag lang zu testen.
Der Begriff quattro ist bei Audi seit Anbeginn ein Synonym für Sportlichkeit und permanenten Allradantrieb. Wesentlich für dieses Image waren die Erfolge im Motorsport des Audi quattro (auch bekannt als Urquattro) in den 1980ern, als man die Rally-Weltmeisterschaft und mit den Evoloutionsmodellen insgesamt dreimal das „Race To The Clouds“ am Pikes Peak gewinnen konnte. Auch in den Jahren danach war man noch im Tourenwagensport sehr erfolgreich mit dem Allradantrieb unterwegs, bevor man sich Ende der 1990er aufgrund von Reglementveränderung auf Hinterradantrieb beschränken musste. Das Comeback des quattro im Motorsport kam erst 2012 mit dem R18 e-tron quattro, der die 24h Le Mans ab 2012 dreimal hintereinander gewinnen konnte. Zugleich vergab man an den neuen Audi R8 LMS die Zusatzbezeichnung ultra, die damals noch für wenig Gewicht und Spritersparnis im Motorsport stand.
Inzwischen heißt der neue Audi GT3 nur noch R8 LMS und die sparsamsten Modelle mit Vorderradantrieb dürfen das ultra-Badge tragen. Ähnlich ist es mit dem quattro-Antrieb, der inzwischen bei allen Audi Modellen verfügbar ist und über 40% der Fahrzeuge werden auch mit AWD gekauft. Neu ist aber mit dem Audi A4 ultra quattro die Kombination aus den beiden Konzepten, bei der man nur noch einen bedarfsgeregelten Allradantrieb hat und keinen permanenten mehr.
Bedarfsgeregelt bedeutet, dass die Hinterräder nur zugeschaltet werden, wenn sie benötigt werden, und ansonsten aufgrund der Spritersparniss vom restlichen System abgekoppelt sind. Ermöglicht wird dies durch zwei Kupplungen im Antriebsstrang. Am Ausgang des Getriebes sitzt eine Lamellenkupplung, die sich öffnet, wenn das System in den Frontantrieb wechselt. Zusätzlich ist im Hinterachsgetriebe eine integrierte Trennkupplung verbaut. Wenn beide Kupplungen geöffnet sind, bleiben die Kardanwelle und große Bauteile im Hinterachsgetriebe stehen, die für die größten Schleppverluste im hinteren Teil des Antriebsstrangs verantwortlich sind und damit auch für einen höheren Benzinverbrauch.
Damit der Allradantrieb immer zur Verfügung steht, wenn man ihn benötigt, werden Daten von über 100 Sensoren (Bremsen, Lenkung usw.) zusammengetragen und das System weiß zumeist schon vorher, ob Allrad benötigt wird. Auch die Wahl des Fahrmodus ist entscheidend, da man im Sport-Modus zumeist mit AWD fährt, im Eco-Modus hingegen nur mit angetriebenen Vorderrädern. Falls es zu einer Situation kommt, die das System nicht vorhersehen konnte, z.B. das Überfahren einer Eisplatte, werden innerhalb von 0,2 Sekunden auch die Hinterräder angetrieben.
Testfahrt
Unser Test mit dem Audi A4 quattro ultra fand im Februar in Tirol statt, sodass wir auch auf den etlichen Bergstraßen ausprobieren konnten, wie oft man nur mit dem Vorderradantrieb fährt und ob man das Umschalten von FWD auf Allradantrieb bemerkt. Damit der Test auch einigermaßen repräsentativ war, verlief die Route durch Innsbruck, über schnelle Bergstraßen und die Autobahn. Besonders auf den Bergpässen war es erstaunlich, wie ruhig und gleichzeitig sportlich der Audi A4 auf der Straße liegt, und auch das neue ultra-System ändert daran nichts. Selbst Anhänger des permanenten Allradantriebs dürften nicht den Unterschied zwischen dem normalen quattro und dem quattro ultra bemerken. Der nicht spürbare Unterschied ist auch der Erfolg des Audi A4 quattro ultra, da Audi es geschafft hat, den Verbrauch bei gleichbleibendem Fahrverhalten zu verringern.
Nach der Fahrt hatten wir dann die Chance, uns anzuschauen, wann das System umschaltet, und die Ergebnisse waren eine kleine Überraschung. Trotz schneller Fahrweise war 40% der Zeit nur die Vorderrachse angetrieben und der Abschnitt auf der Autobahn wurde komplett ohne Allradantrieb gefahren.
Nur auf der Landstraße war die Hinterachse über einen längeren Zeitraum an den Antriebsstrang angeschlossen, was aber auch an der sportlichen Fahrweise lag. Auf dem Weg von Ingolstadt nach Innsbruck sollen die Wagen zu 90% der Zeit nur mit Vorderradantrieb unterwegs gewesen sein und das scheint auch ein realistischer Wert für Autobahnstrecken zu sein. Beim Stadtverkehr waren es bei unserem Test ca. 50% der Zeit mit FWD, sodass es darauf ankommt, welche Strecken man am meisten fährt. Als klassisches „Vertreterauto“ dürfe der Audi A4 quattro ultra zumeist auf der Autobahn unterwegs sein und dann könnten auch die angegebene Ersparnis von ca. 0,3 l auf 100 Kilometer realistisch sein.
Aber auch aufgrund des Flottenverbrauchs ist für Audi die neue Technologie wichtig, da momentan der Flottenverbrauch in der EU nicht über 130 Gramm CO2 pro Kilometer liegen darf und ab 2020 sogar nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Mit der neuen Technologie wäre der Audi A4 quattro ultra bei einem Verbrauch von ca. 4 Litern Diesel pro 100 Kilometer und auch bei den CO2 Werten wäre man fast bei 90 Gramm CO2 pro Kilometer. Daher wird man auch in allen Modellen oberhalb des Audi A4 die neue Technik anbieten und nur der Audi R8 und die RS-Modelle werden weiterhin ausschließlich mit permanentem Allradantrieb erhältlich sein. Zusätzlich werden auch alle Fahrzeuge mit mehr als 500 Nm nur mit dem normalen quattro erhältlich sein.
Zum ersten Mal wird das System im neuen Audi A4 Allroad ab Sommer erhältlich sein, bevor in den nächsten Jahren auch die anderen Audi-Modelle als quattro ultra geordert werden können. Der genaue Preis ist noch nicht bekannt, aber die ultra-Modelle dürften teurer als die normalen quattro-Modelle sein, sodass sich es lohnt nachzurechnen, ob man durch den geringen Verbrauch und die günstigere Kfz-Steuer den quattro bevorzugt oder doch zum quattro ultra tendiert.
Fazit
Mit dem Audi A4 quattro ultra gibt die Marke aus Ingolstadt einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft. Die Automobilhersteller müssen immer ideenreicher werden, um die neuen EU-Verordnungen bezüglich der Verringerung des CO2-Ausstoß einzuhalten, aber auch sollen die Fahrzeuge nicht an ihrer Leistung und Sportlichkeit verlieren. Unter diesem Aspekt scheint der Audi A4 quattro ultra als ein guter Kompromiss, bei dem der Benzinverbrauch und CO2 verringert wird, ohne dass es beim Fahren negativ auffällt. Vor allem bei Fahrzeugen, die nicht mehr als 250 PS und 400 bis 500 Nm haben, dürfte selbst bei purem Vorderradantrieb kein Untersteuern spürbar ein und falls man doch mal eine Skischanze hochfahren möchte, wird auch die Hinterachse dazugeschaltet. Auch der große Automobilzulieferer Magna Steyr bietet mit dem Flex4 seinen Kunden eine ähnliche Technik an, sodass auch andere Marken in den nächsten Jahren auf die Technologie vertrauen werden.
1 Kommentare
das liest sich schon schwer nach Werbebotschaft. Unterschlagen wird auch die Tatsache, dass nur 50% der Antriebskraft nach hinten geleitet werden kann, beim aktuellen Quattro mit Kronenraddifferential sind es aber bis zu 85%. Der fährt sich auch eindeutig hecklastig, vor allem bei Kurvenfahrt.
Quattro Ultra ist für mich eine Mogelpackung und nahe am Haldex. Fehleranfälliger ist er auch nocht, denn was ist besser: ein mechanisches Differential mit Formschluss oder zwei elektrisch gesteuerte Lamellenkupplungen?
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