Die DTM hat am Wochenende zwei komplett unterschiedliche Rennen gezeigt und damit für reichlich Gesprächsstoff gesorgt.

Motorsports / DTM: german touring cars championship – 1. race Hockenheimring, GER
Auch in der Saison 2016 ist es wieder ein Ärgernis, dass die DTM-Fahrzeuge kaum einen Kontakt aushalten und selbst bei leichtestem Lackaustausch „unfahrbar“ werden. Verwunderlich ist dabei auch, dass die Fahrer sich dann gegenseitig beschuldigen, zu hart zu fahren; Gary Paffett bezeichnete Mattias Ekström bei Facebook sogar als Idioten. Anstatt sich gegenseitig Schuldvorwürfe zu machen, wäre es besser, wenn die Fahrer mit den Herstellern reden würden, sodass die Fahrzeuge wesentlich mehr Kontakte aushalten. Auch müssten die Fahrzeuge immer noch konkurrenzfähig sein, selbst wenn einige Flügelchen an der Front fehlen oder ein Teil vom Bodywork nicht mehr vorhanden ist. Das sowas möglich ist, sieht man in der japanischen Super GT, die extrem schnell ist, aber gleichzeitig sind die Wagen der GT500 noch stabil und selbst bei leichten Beschädigungen verlieren die Fahrer kaum Zeit. Man kann nur hoffen, dass die Hersteller dies alles für das Reglement nächstes Jahr beachten – dann dürfte auch die Renn-Action wieder deutlich besser werden.

Motorsports: DTM race Hockenheim
3 Paul Di Resta (GBR, HWA AG, Mercedes-AMG C63 DTM)36 Maxime Martin (FRA, BMW Team RBM, BMW M4 DTM)2 Gary Paffett (GBR, ART Grand Prix, Mercedes-AMG C63 DTM)
Schauen wir einmal auf die Zuschauerzahlen sowohl am Hockenheimring als auch an den Fernsehgeräten. An der Rennstrecke selbst waren dieses Jahr laut offiziellen Zahlen 78.000 Zuschauer und damit nochmal 3.000 Besucher mehr als noch im letzten Jahr. Jedoch dürfte die DTM zum Beispiel Wochenendtickets dreifach zählen und auch sonst noch einige Zuschauer dazurechnen. Nach Einschätzungen vor Ort und von den Tribünen her, die man im Fernsehen sah, dürften es am ganzen Wochenende eher 50.000 Zuschauer gewesen sein. Die Mercedes-Tribüne war gemessen an den letzten Jahren extrem leer und auch im Motodrom war nur direkt der Abschnitt um die Sachs-Kurve gut besucht. Auf der Haupttribüne im Bereich Start-Ziel waren zumindest bis zur Start-Ziel-Linie die Reihen sehr gut gefüllt, aber ob man mehr Zuschauer als noch 2015 hatte, ist dann doch fraglich. Ähnlich war die Zuschauerentwicklung an der Fernsehgeräten. Wie im letzten Jahr hat man im Durchschnitt 900.000 Zuschauer mit den Übertragungen erreicht.
Wenn man jedoch bedenkt, dass auch die FIA WRX im Rahmenprogramm der DTM unterwegs war, dann sind die Zahlen schon etwas enttäuschend. Insgesamt dürften die Verantwortlichen etwas enttäuscht sein, denn obwohl die WRX nur im Motodrom fuhr, waren die Tribünen dort nicht vollbesetzt. Zusätzlich war man auch schon um 12 Uhr mit dem Finale durch und so dürften die Zuschauerzahlen vor allem in Nordamerika sehr gering gewesen sein. Immerhin waren die Läufe der WRX extrem unterhaltsam und spannend, sodass man einige neue Fans am Hockenheimring gefunden hat.
Abgesehen von der WRX war das Rahmenprogramm der DTM leider schwach. Der Porsche Carrera Cup hat dieses Jahr nur noch 13 Starter und die Rennen des Audi Sport TT Cup sind zumeist auch nicht sehr spannend. Auch die restliche Saison wird man nur bei einzelnen Veranstaltungen zum Beispiel von der Formel 3 Euroseries unterstützt und man sollte langsam überlegen, ob man nicht eine andere Serie findet, die man permanent ins Rahmenprogramm aufnimmt. Die TCR wäre zwar eine gute Möglichkeit gewesen, aber inzwischen dürfte der ADAC zuviel Macht über die Serie haben, ähnlich wie bei der GT Masters und Formel 4.
Rennen 1
Schon vor dem Start hat Esteban Ocon die Leichtbauweise der DTM-Fahrzeuge aufgezeigt, indem er seine Motorhaube auf dem Weg in die Startaufstellung verlor. Glücklicherweise wurde sie nicht beschädigt und man konnte sie vor dem Start wieder aufziehen. In der Startaufstellung standen vor allem Audi vorne mit drei Fahrzeugen in den Top 5. Insgesamt konnte man sogar sechs Fahrzeuge in die Top 9 bringen. Von der Pole Position ging Nico Müller in das Rennen vor Edoardo Mortara und Robert Wickens.

Motorsports: DTM race Hockenheim
2 Gary Paffett (GBR, ART Grand Prix, Mercedes-AMG C63 DTM)36 Maxime Martin (FRA, BMW Team RBM, BMW M4 DTM)18 Augusto Farfus (BRA, BMW Team MTEK, BMW M4 DTM)
Auf Start-Ziel kam Mortara aber schon an Müller vorbei und wenn es nicht die legendäre „DTM-Linie“ geben würde, dann wäre auch Wickens an Müller vorbeigekommen. In der zweiten Kurve kam es dann auch zum ersten Unfall der DTM Saison 2016, bei dem Augusto Farfus von Esteban Ocon gedreht wurde. Während Farfus noch als 14. ins Ziel kam, war für Ocon das Rennen beendet. Ähnlich lief für Timo Scheider, dessen Wagen im Getümmel der ersten Kurve zu stark beschädigt wurde. Auch ansonsten war die Anzahl der härteren Kontakte im Mittelfeld schon beachtlich und es könnte damit zusammenhängen, dass viele Fahrer seit sieben Monaten kein Rennen mehr gefahren sind.
In Runde drei gab es dann auch schon eine Slowzone im Motordrom, da Daniel Juncadella mit Timo Glock zusammenstieß und für beide das Rennen im Kiesbett endete. Durch diese Slowzone kam es auch zu einem Auffahrunfall von Mike Rockenfeller und Bruno Spengler in der fünften Runde, sodass Mike Rockenfeller mit einer gebrochenen Aufhängung das Rennen aufgeben musste. Kurz nachdem die Slowzone beendet wurde, hat auch Maximilian Götz sein Wagen in der Sachs-Kurve verloren und es kam zur nächsten Slowzone.
Nachdem auch diese Slowzone aufgehoben wurde, ging das Ausscheidungsrennen der DTM weiter. Bei einem Dreikampf zwischen Martin Tomczyk, Gary Paffett und Mattias Ekström beschädigten alle drei Fahrer ihr Fahrzeug und Ekström konnte mit dem neunten Rang als einziger das Rennen noch innerhalb der Punkte beenden. Betroffen war dabei auch Lucas Auer, da eines der Fahrzeugteile von Paffett vor seinem Kühler hing und er später durch dieses Problem aufgeben musste.
Während es also im Mittelfeld das ganze Rennen lang harte Zweikämpfe gab, konnte Mortara an der Spitze sich einen kleinen Vorsprung herausfahren, gefolgt von Robert Wickens, der schon früh im Rennen Müller überholt hatte. Im Kampf um Rang vier gab es leider eine unschöne Szene, da Christian Vietoris per Teamorder Paul Di Resta vorbeigelassen hat. Eigentlich gibt es keinen Grund dies im ersten Rennen zu tun, da auch Vietoris für dieses Jahr realistische Titelchancen hat und man ihn mit so einer Aktion nicht gerade als aufkommenden Star der DTM aufbaut. Auch dürfte es mit solchen Maßnahmen immer schwieriger werden, neue Sponsoren für die Serie zu finden.
Rennen 2
Noch mit dem Schwung der Teamorder konnte sich Paul Di Resta die Pole Position für das Sonntagsrennen sichern vor Augusto Farfus. Aus der zweiten Startreihe gingen Gary Paffett und Maxime Martin in das Rennen. Richtig enttäuschend verlief das Qualifying für Audi, da man keines der Fahrzeuge in die Top 10 brachte. Den besten Start erwischte Martin, doch richtig interessant wurde es im hinteren Mittelfeld. Antonio Felix Da Costa schob Esteban Ocon in Bruno Spengler und Jamie Green. Anschließend regte sich Spengler auf und bezeichnete Ocon als Idioten, jedoch hat er sich später noch dafür entschuldigt. Aufgrund des Unfalls kam zudem das Safety-Car raus.
Kurz nachdem das Safety-Car in die Box ging, konnte Paffett wieder an Martin vorbei und so auf den zweiten Platz gehen. Wie schon im ersten Rennen hat sich Mattias Ekström seinen Wagen bei einem Zweikampf beschädigt und in Runde 16 war für ihn das Rennen beendet. Bereits ab Runde 13 kamen die anderen Fahrer in die Box für die regulären Boxenstopps, aber eine große Veränderung gab es dadurch nicht. Einziger Aufreger war der Boxenstopp von Gary Paffett, bei dem er fast Robert Wickens beim Rausfahren gedreht hätte. Dafür bekam Paffett auch eine Durchfahrtsstrafe. Dank einer starken Schlussphase kam er am Ende des Rennen aber noch auf den vierten Rang.
Ein ähnlich gutes Rennen zeigte Timo Glock, der am Ende auf Platz zwei landete, aber später noch disqualifiziert wurde. Während Platz 2 bis 9 innerhalb von zehn Sekunden ins Ziel kamen, konnte Paul Di Resta das Rennen mit einem deutlichen Vorsprung von 13 Sekunden gewinnen. Auf dem zweiten Rang hat Maxime Martin das Rennen beendet vor Augusto Farfus. Insgesamt war das „Hauptrennen“ der DTM ganz gut mit etlichen Zweikämpfen im Mittelfeld, aber man muss das Rennen nicht in voller länge gesehen haben.
Weiter geht es mit der DTM in zehn Tagen am Red Bull Ring.









1 Kommentare
Also alles wie gehabt bei der DTM. Na da weiss man doch was man hat. :)
Immerhin hat man auch wieder mehr zum Lachen, jetzt wo Sport1 sich als „Home of Motorsport“ positioniert (was dummerweise nicht gleichbedeutend ist mit „Home of Motorsport Competence“, so fluffig, oberflächlich, jubelpersernd und blind wie die diversen Übertragungen, Berichte und Interviews weitgehend sind…). Und Peter Kohl schafft es auch immer noch, einen beliebigen Fahrernamen innerhalb von vier Sätzen dreimal unterschiedlich auszusprechen. Ach ja…
Nunja, bei der ARD gibt man sich ja auch eher als „Medienpartner“ anstatt als vernünftige Sportjournalisten. Zum Einen baut man immer noch irgendwelche Stories, die künstlich auf Konflikt und Kontroverse getrimmt sind (Heiko Neumann ist da ganz gross drin, auch mit seinen halbgaren Interviewübersetzungen die jede Relativierung und vorsichtige Originalformulierung mal eben unter den Teppich kehren, damit eine unspannende Aussage auch ja extra barsch klingt). Man muss sich seine Soap Opera ja irgendwie emotional aufladen. Zum Anderen hat man die sozialen Medien entdeckt (wo andere längst gemerkt haben, dass man die meisten Zuschauer damit eher nervt…), und blendet im Rennen facepalm induzierende ausgesuchte Jubel-Tweets ein der Marke „tolle Action“ und „besser als Formel 1“. Weil ist ja alles so schön bunt hier.
Na gut. Nüchtern ungeniessbar. Auch recht.
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