Ein durchaus interessantes Rennen bot die Formel Eins in Monaco. Wechselnde Streckenbedingungen und ein genialer Strategie-Call von Mercedes sorgten für Spannung.
Aber bevor wir auf das Rennen eingehen, muss man dann doch ein paar Worte zum Start hinter dem Safety Car verlieren. Ich kann ja verstehen, dass man das Feld nicht ohne „Schnupperrunden“ auf die Reise schicken wollte. Alle Trainings und die Quali waren trocken, die Fahrer hatten keine Gelegenheit, sich auf die Gegebenheiten einzustellen. Aber so viel Wasser stand nun auch nicht auf der Strecke. Hätte es nicht gereicht, wenn man das Feld für drei bis fünf Einführungsrunden hinter das SC gesteckt hätte, um dann einen normalen Start zu versuchen? Die Runden hinter dem SC hätte man ja von der Renndistanz abziehen können.
Wir ihr wisst, sind wir hier immer für die größtmögliche Sicherheit für die Fahrer, aber in dem Fall war zumindest ich doch etwas erstaunt. Die Gischt war nicht besonders schlimm, der Regen hatte aufgehört. Meiner Meinung nach wäre ein Start möglich gewesen.
Immerhin gab es einen, der sich über den SC-Start gefreut hat: Daniel Ricciardo. So ganz überraschend war die Pole von ihm ja nicht, ich hatte ja schon in der Vorschau und im Podcast darauf hingewiesen, dass die Red Bull in Monaco zu den Favoriten gehören würden. Er und Red Bull machten auch alles richtig. In Q2 fuhr man die schnellste Runde mit den Supersoft, was eine strategische Meisterleistung war und klar machte, dass man nur einen Stopp fürs Rennen einlegen würde.
Grund dafür war die dann auch etwas enttäuschende Leistung der Ultrasoft von Pirelli. Statt, wie von den meisten erwartet, nach wenigen Runden an Grip zu verlieren, blieben die Reifen extrem stabil. Schon im Training konnte Hamilton damit mehr als 20 Runden fahren. Die Fahrer waren mit dem Reifen aber nicht unzufrieden und sprachen von einem „besseren Supersoft“. In Monaco hielt der Ultra lange genug und war zudem circa 0,4 Sekunden schneller als der Supersoft. Das sollte am Ende des Rennens einen gewichtige Rolle spielen.
Zunächst blies vorne aber Ricciardo weg, während er Rosberg auf P2 in Probleme geriet. Er hatte nicht das rechte Vertrauen in seinen Wagen, beklage Probleme mit den Bremsen und dem Setup. Dabei hielt in bester Monaco-Trulli-Tradition den Rest der Belegschaft hinter sich auf. Hamilton hätte sichtbar schneller fahren können, kam aber an Rosberg nicht vorbei, der seinen Wagen immer wieder geschickt in der Mitte der Strecke positionierte.
Es war aber abzusehen, dass Mercedes etwas unternehmen würde. Der Call, Hamilton vorbei zu lassen, war richtig und vor allem notwendig, kam aber fast etwas zu spät. Denn da war Ricciardo vorne schon enteilt und hatte zwölf Sekunden Vorsprung. Was dann folgte, war ein genialer Schachzug von Mercedes.
Während das Feldes (wie hier in unserer Datenaufbereitung zu sehen) auf die Intermediate wechselte, beschloss Mercedes, Hamilton einfach draußen zu lassen. Eine mutige Entscheidung, denn man hatte keine Ahnung, wie die Full-Wets auf die trockenere Strecke reagieren würde. Es war durchaus möglich, dass die Regenreifen irgendwann mehr oder weniger auseinander gebrochen gebrochen wären und Hamilton viel zu spät auf die Intermediates hätte wechseln müssen. Das hätte ihn dann vermutlich hinter Hülkenberg befördert. Denn die Intermediates waren schnell der viel bessere Reifen.
Hamilton nutzte einfach seine Erfahrung und blockierte den attackierenden Ricciardo einfach. Die Traktion des Mercedes mit den Regenreifen reichte gerade so, die Strecke war zudem teilweise nass genug, um die Reifen zu kühlen. Es war schnell klar, dass Mercedes darauf baute, sofort auf die Slicks zu wechseln. Die Frage war nur, wann das Sinn machte.
Denn in Monaco entscheidet schon eine Runde zu früh oder zu spät, ob man Erfolg hat oder nicht. Ein gutes Beispiel dafür ist Nico Rosberg. Er lag nach dem Wechsel auf Intermediates auf einer relativ sicheren P3, bis die Entscheidung anstand, wann man auf die Slicks wechseln würde.
Rosberg meinte nach dem Rennen, dass er vielleicht eine Runde zu früh an die Box gekommen sei, aber das stimmt nicht. Perez kam in Runde 30 und benötigte 25,608 Sekunden. Vettel kam wie Rosberg in Runde 31 und brauchte 25,561 Sekunden. Rosberg dagegen: 27,6 Sekunden. Perez rutschte auf P3, weil er früh genug gewechselt hatte und eine gute Outlap fuhr. Zum Vergleich:
Perez: 1:48.797 min
Vettel: 1:48.061 min
Rosberg: 1:52.009 min
Alonso: 1:47.748 min
Vettel hat eigentlich die besseren Karten: schnellerer Stopp, schnellere Outlap. Aber Perez war halt die eine Runde früher drin und konnte auf den Slicks die schnellere Runde fahren. So schlüpfte er denkbar knapp an Vettel und Rosberg vorbei. Für den Deutschen kam es noch schlimmer, als Alonso, der erst in Runde 32 stoppte, auch noch vorbeiging. Das hing aber mit der sehr schlechten Inlap von Rosberg zusammen. Dass er sich dann am Ende auch noch Hülkenberg auf den letzten Metern geschlagen geben musste, lag einfach daran, dass die Reifen am Mercedes hinüber waren und der Force India-Pilot einfach besser beschleunigen konnte.
Der Kampf an der Spitze entschied sich bekanntermaßen durch einen simplen Kommunikationsfehler. Red Bull hatte kurzfristig entschieden, Ricciardo bei seinem Stopp in Runde 32 nicht auf Soft, sondern auf Supersoft zu setzen. Der Call kam für die Boxenmannschaft zu spät, die mit den Soft parat standen. Die gesamte Runde von Ricciardo dauerte so 1:56.435 min, während Hamilton eine Runde zuvor nur 1:49.843 min benötigte. Dabei hatte man eigentlich richtig reagiert und Ricciardo noch eine Runde draußen gelassen, um so den nötigen Abstand zu bekommen.
Danach war gut zu sehen, wie unterschiedlich die Reifen und die Chassis arbeiteten. Während Ricciardo die Supersoft schnell auf Temperatur bekam, benötigte Hamilton bei den vielen VSC immer drei bis fünf Runden, bis der Reifen ins Arbeitsfenster kam. Ricciardo pushte, aber Hamilton machte sich halt breit und ließ dem Australier keine Chance, der zunehmend frustrierter wirkte. Eine brillante Fahrt des Briten, der nach dem Sieg dementsprechend erleichtert war.
Ferrari blieben mal wieder nur die Brotkrumen. Ein lustlos wirkender Räikkönen, der wegen eines Getriebewechsels von P11 gestartet war, warf den Ferrari mit einem Anfängerfehler in der Haarnadel weg. Vettel kam in der Quali nicht über P4 raus und steckte hinter beiden Mercedes. Interessant wäre es geworden, wenn Ferrari wie Mercedes Vettel auf den Full-Wets gelassen hätte. Das hätte den Deutschen vermutlich einen Rang nach vorne gebracht, aber man entschied sich nach dem Verlust von Räikkönen für die konservative Variante. Allerdings hatte man auch nicht die technischen Mittel, um weiter nach vorne zu kommen. Während Red Bull sichtbar einen Schritt nach vorne gemacht, ist Ferrari stehengeblieben und hat eher verloren. Da liegt die Vermutung nahe, dass man irgendwo in der Entwicklung falsch abgebogen ist.
Der Sieg von Hamilton bringt jede Menge Spannung in die WM zurück. Rosberg (106 Punkte) führt zwar noch mit 24 Punkten, aber das ist denkbar knapp. Dazu gesellt sich plötzlich Daniel Ricciardo. Dem fehlen zwar 40 Punkte auf den Deutschen, aber wenn Red Bull weiter so gut ist, wird sich das ändern. Zumal der Defekt-Teufel bei Rosberg in diesem Jahr bisher noch nicht zugeschlagen hat. Die verloren Punkte aus Spanien könnten Mercedes am Ende noch weh tun.
Und sonst so?
Williams war wie erwartet in Monaco chancenlos. Dem FW38 liegen langsame Kurse weiterhin nicht besonders, aber man schaffte es immerhin, Massa auf P10 zu bekommen. Bei Toro Rosso sah das Wochenende zunächst gut aus. Sainz startete von P6, Kvyatt von P8. Damit hatte man alle Chancen auf Punkte. Aber der Russe arbeitete seinen Frust an einem HaasF1 ab und Sainz verlor zwei Plätze, weil Perez und Alonso die bessere Strategie hatten. P6 wäre vielleicht drin gewesen für den Spanier.
Bei HaasF1 zahlt man weiter Lehrgeld, obwohl es so schlecht für die Amis ja gar nicht läuft. P11 für Guiterrez ist kein schlechtes Ergebnis für einen Newcomer in Monaco, da wären andere Teams froh gewesen. Zum Beispiel Sauber. Dort schossen sich die Fahrer gegenseitig ab, weil Ericsson etwas ungeduldig war. Es gab eine Teamorder, Nasr hätte den Schweden vorbeilassen müssen, tat das aber nicht. Mehrfach rief man Nasr zum Positionswechsel auf, aber der weigerte sich so lange, bis Ericsson keine Lust mehr hatte. Die Folge: Doppelausfall für das gebeutelte Sauber-Team, die weiter bis zum Hals in finanziellen Schwierigkeiten stecken.
Super-Talent Max Verstappen hatte dagegen ein Wochenende zum Vergessen. Die Leitplanken und er waren keine guten Freunde. Vielleicht tut ihm das aber auch gut, dass er nach dem Sieg in Barcelona wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt wurde.
Nächstes Rennen ist dann in Kanada und auch dort wird man die Ultrasoft sehen. Die werden da aber ganz anderen Belastungen ausgesetzt sein. Normalerweise ist es in Montreal heißer und die deutlich höheren Geschwindigkeiten werden für völlig andere Werte beim Reifenverschleiß sorgen.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Red Bull Mediahouse, Force India, WilliamsF1, McLarenF1, HaasF1, SauberF1, RenaultSport
3 Kommentare
Sorry, aber das „Hamilton nutzte einfach seine Erfahrung und blockierte den attackierenden Ricciardo einfach.“ ist so falsch! Es muss lauten „Hamilton nutzte einfach sein Abkürzung der Schikanen für sich aus, ohne das es eine Straffe gab – seltsam das niemand darauf herumreitet ;) Ich finde die F1 macht sich besser unter dem Namen „Mercedes Benz Formel1, ist Glaubwürdiger. Das anschließende Abdrängen des Gegners zeigt weiterhin sehr deutlich, um was für einen „Sportsmann“ es sich bei Hamilton handelt. Dass er mit dieser Masche ohne Strafe durchkommt, zeigt außerdem, dass es in der F1 einen Mercedes-Bonus gibt.
Ich muss leider mal wieder in die Verschwörungskiste greifen….
Das ist doch derzeit wieder ein zum größten Teil abgesprochener Zirkus den wir uns da angucken.
Hamilton hatte in Monaco Sieg-Garantie – Justin Bieber steht da nicht umsonst, um zu gratulieren…
Fraglich, ob die Fahrer wirklich etwas davon wissen…
RED BULL würde meiner Meinung nach niemals diesen „Reifen-Fehler“ begehen, das ist doch alles
PR-Bla Bla mit „haben wir verwechselt, nicht gefunden, usw.“ – guckt euch mal die Mechaniker und deren Körper-Sprache an…
Ich muss leider sagen, dass auch der Verstappen-Sieg in Barcelona genau zu dieser Kategorie gehört (WOW mal wieder soviel Rekorde gebrochen – jüngster Fahrer, erstes Rennen im Auto – eine neue Zielgruppe kann erschlossen und ausgebaut werden), dies würde leider auch bedeuten, dass der Unfall zwischen Rosberg und Hamilton extra war, was leider auch nicht unwahrscheinlich ist, wenn man sich mal anguckt, wie es dazu gekommen ist…
-> im Rahmen der Show perfekt, wenn es in Richtung Saison-Finale geht wird uns das viel Input geben und an alte Prost-Senna Zeiten erinnern .. hat sich wohl Opa Lauda ausgedachtt^^
Ne mal im Ernst: Warum habe ich Mateschitz und Freunde immer wieder im Bild gehabt bei dem Rennen?
+ Geri Horner Halliwell ist sonst auch nicht immer dabei ???
Das war halt mal der Tag, wo Red Bull mitmachen durfte… „Konkurrenz ist gut für den Wettbewerb“
Ich habe die große Sorge, dass Mercedes erkannt hat, wie dominant man ist, sodass man nun sich schön darum kümmert ne tolle Show zu bieten
eine andere Theorie wäre, dass man sich hinter den Kulissen zwischen den Teilnehmern abgesprochen hat und es immer wieder zu „Show-Rennen“ kommt, um spezifische Zielgruppen zu befriedigen – als ob es eine Art BoP gibt, von der wir nicht wissen.
Beispiel?
Warum war Vettel 2015 in Singapur auf einmal so dominant?
Ich will nicht sagen, dass alles geschoben ist, nur manchmal da fehlt mir in der F1 eine logische Sachlage.
Bin ich da der einzige?
Schätze mal, der Server von Motorsport-Total ist gerade down, da wurde das halt hier abgeladen…
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