Es war ein abwechslungsreiches Rennen, das allerdings von einigen Unterbrechungen begleitet wurde. Und in der GTLM gab es wenigstens eine kleine Überraschung.
Bei den Prototypen setzte sich in der Quali der ESM-Ligier durch. Was eine kleine Überraschung war, denn eigentlich waren die DPs als Favoriten nach Watkins Glen gekommen. Doch der neue Asphalt und eine freie Strecke erlaubten dem aerodynamisch überlegenen LMP2 eine schnelle Runde und damit die Pole. Nicht weit weg waren die Mazda, die im Verlauf des Jahres immer besser in Schwung gekommen sind. Vor allem die in der Retro-Lackierung angetretene #55 war besonders schnell. Der Wagen mit Tristian Nunez und Spencer Pigot setzte sich zwischenzeitlich auch an die Spitze und konnte sich von den Prototypen leicht absetzen. Erstaunlich, was Mazda aus dem alten Lola-Chassis noch rausholen kann.
Im Verlauf des Rennens verschoben sich die Positionen immer wieder, vor allem wegen leicht anderer Boxenstrategien. Die #5 von Action Press mit Barbosa/Fittipaldi und das Schwesterauto, der Whelen-Chevy mit Dave Cameron und Erin Curan, die dieses Mal von Felipe Albuquerque unterstützt wurden, konnten das Tempo des Mazda halten und auch immer wieder die Führung erobern.
Über den gesamten Verlauf des Rennens lag dieses Spitzentrio meist eng zusammen. Zwischenzeitlich konnte auch der ESM und sogar der Ligier von Michael Shanks die Führung übernehmen. Bei ESM sollte das Rennen aber dann negativ enden. Derani musste den Wagen in seinem letzten Stint, als man aussichtsreich positioniert war, mit einem Schaden am Honda-Motor abstellen.
Bei Michael Shanks lieferte man ein unauffälliges Rennen. Man sah die #60, die mit Pew, Negri und Olivier Pla sehr gut besetzt war, zunächst nicht in der Spitzengruppe. Erst als Pew seine Mindestfahrzeit abgeliefert hatte und Negri zusammen mit Pla die restlichen Stints übernahm, tauchte der Ligier plötzlich wieder vorne auf. Im letzten Stint war es vor allem Pla, der den beiden Chevys von Action Express das Leben richtig schwer machte. Hier sah man dann aber auch die bekannten Probleme zwischen den beiden Klassen. Der LMP2 ist wegen seiner überlegenen Aerodynamik in den kurvenreichen Passagen überlegen, aber die DPs beschleunigen den Konkurrenten auf den Geraden aus. Es fehlte zwar nicht viel, aber Pla konnte im Windschatten keinen Boden gutmachen.
Das Duell an der Spitze in den letzten 20 Minuten des Rennens war sehenswert, da auch beide Action Express sich nichts gaben und ein offenes Rennen fuhren. Am Ende setzte sich dann die #5 durch.
Und der Mazda? Nachdem man so lange um die Spitze gefahren war, deutete sich eine Stunde vor Schluss langsam Unheil an. Das manifestierte sich in Form von Zündaussetzern im unteren Drehzahlbereich, setzte sich dann aber fort, indem der Motor immer mehr Leistung verlor. Erneut ließ der Mazda/Ex-AER-Motor seine Piloten in den letzten Runden im Stich und man musste den Wagen eine halbe Stunde vor Schluss des Rennens abstellen. Schade für Mazda, aber es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis man endlich den ersten Sieg wird einfahren können.
GTLM
Wie schon in Le Mans ließ Ford auch in der USCC endlich die Hosen runter. Die Pole holte man mit großem Abstand, im Rennen sah man sich allerdings einem überraschenden Konkurrenten ausgesetzt. Der BMW M6 des Rahal-Teams mit Bill Auberlen und Joey Hand machte den beiden Ford das Leben richtig schwer und setzte sich zeitweilig immer wieder in Führung. Das war insofern überraschend, als dass der andere BMW mit Lucas Luhr und John Edwards gar nicht vorne auftauchte. Offensichtlich hatte man beim Auto von Auberlen den Sweet Spot in der Abstimmung getroffen, was bei dem M6 bekanntermaßen ja nicht so leicht zu sein scheint. Jedenfalls entwickelte sich ein munterer Dreikampf um die Spitzenposition, der sich auch durch die Unterbrechungen nicht auftrennen ließ.
Aber wo war denn der Rest? Weit, weit weg. Auch wenn das Endergebnis neun GTLM in einer Runde zeigt – das Ergebnis ist verzerrt, weil das Feld zweimal am Ende zusammengeführt wurde. Ein Blick auf die besten Rundenzeiten offenbar auch in der USCC, wie stark Ford bis Le Mans gemauert hat und wie groß das Potenzial des Quasi-Prototyps ist:
Ford GT | 1:41.141 min |
BMW M6 | 1:41.913 min |
Ferrari F488 | 1:42.088 min |
Porsche 911 | 1:42.408 min |
Corvette C7R | 1:42.657 min |
Die Unterschiede sind brutal. Der Corvette, noch siegreich in Daytona, fehlen plötzlich 1,5 Sekunden auf die Ford. Man kann es auch anders sehen. Die BoP zwischen Corvette, Porsche und Ferrari passt in den USA und auch der BMW liegt im Rahmen dessen, was ok ist. Aber der Ford nimmt auch dem BMW fast eine Sekunde auf der nicht sonderlich anspruchsvollen Strecke von Watkins Glen ab.
Und so bliesen die Ford im Duo vorne weg, mal hinter dem BMW, mal nahmen sie den BMW in die Zange. Am Ende setzte sich dann doch der Speed der Ford durch, die einen Doppelsieg vor dem BMW einfahren konnten. Der Rest hatte mit dem Ausgang des Rennens nicht zu tun.
Die IMSA hat erstaunlicherweise schnell reagiert. Normalerweise gibt man den Teams sieben Tage für eine Anpassung, in diesem Fall setzt man sich darüber hinweg. Die Ford bekommen in Mosport 15 Kilo mehr ins Auto, haben weniger Ladedruck und einen 2 Liter kleineren Tank. Die Corvette und die Porsche dürfen 10 Kilo ausladen, zusätzlich darf man bei Chevy einen 0.4mm größeren Air-Restrictor einsetzen und bekommt zwei Liter mehr Sprit. Der Ferrari bleibt unverändert, darf aber einen Liter mehr tanken.
Nebenbei hat Ford in Watkins Glen bekannt gegeben, dass man das Programm mit dem GT um zwei Jahre verlängert und bis 2019 antreten möchte. Wie man allerdings die Homologierung schaffen will, dürfte eine interessante Sache werden.
GTD
Kaum hat man die Audi R8 und Huracan mittels BoP von der Leine gelassen (siehe Vorschau), schon sind sie auch wieder an der Spitze. Wobei man sagen muss, dass das Rennen in der GTD dieses Mal fast ein Ausscheidungsrennen war. So viele technische Probleme bei den eigentlich so zuverlässigen GT3 hat man selten gesehen. Von den 15 Startern schafften es gerade mal drei (!), in einer Runde zu bleiben. Weitere vier lagen eine Runde zurück. Der Rest stand rundenlang an der Box oder fiel gleich ganz aus.
Von Anfang an bestimmten die Audi, vor allem der leicht ondulierte Magnus Racing R8 mit Potter, von Moltke und Lally das Tempo. Dahinter, immer schon im Diffusor hängend: der Alex Job Racing Porsche mit Franbacher, Riberas und James. Vor allem die Beiden gaben es sich während des Rennens ausgiebig.
Aber wie das immer so ist, wenn zwei sich streiten: Der Scuderia Corsa F488 – mit Christa Nielsen, Jeff Segal und Alessandro Balzan auch nicht gerade schwach besetzt – schob sich immer wieder an die Front. Am Ende entschieden ein wenig die Caution und die Strategien, aber der Ferrari konnte sich knapp vor dem R8 und dem Porsche durchsetzen.
Am kommenden Wochenende startet schon das nächste Rennen, dieses Mal in Mosport.
Bilder: IMSA