Zwei Monate lang ruhten die Super-GT-Motoren. Nun brüllen sie endlich wieder, wenn am Wochenende die Hochsommer-Trilogie auf der herausfordernden Naturachterbahn des Sportland Sugo eingeleitet wird. Während in der GT500 alle den übergewichtigen NISMO-Nissan jagen, konnte sich in der GT300-Klasse bislang noch kein Favorit herauskristallisieren. NISMO-TV überträgt das 300-Kilometer-Rennen live.
Grund für die längere Zwangspause waren traditionell nicht nur die 24 Stunden von Le Mans, sondern auch die beiden schweren Erdbeben von Kumamoto Mitte April, mit mindestens 49 Todesopfern und über 3000 Verletzten. Rund 50km von der Stadt entfernt liegt der Autopolis Circuit, dessen Anlage in Folge der Erdbeben mehrere Schäden wie Risse auf der Strecke wie auch an Gebäuden im Paddock erlitt. Da zusätzlich auch mehrere Zugangswege wie Straßen und Brücken zerstört wurden, wurde die Strecke für die notwendigen Reparaturarbeiten geschlossen. Eine Wiedereröffnung ist für Oktober geplant, so dass es als sicher gilt, dass die Super GT ab 2017 wieder nach Kyūshū reisen wird. Selbst ohne die Schäden an der Anlage hätte der für Ende Mai geplante dritte Saisonlauf in der Autopolis wegen der angrenzenden Beschädigungen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit abgesagt werden müssen. Die Wiedereröffnungspläne der Anlage sind ein augenscheinlich gutes Zeichen für die Gegend.
Rund drei Monate nach der Katastrophe laufen die Aufräumarbeiten, insbesondere in der am schwersten getroffenen Gegenden von Mashiki und Minamiaso, wo noch immer viele Trümmerteile herumliegen und Reparaturarbeiten am Verkehrsnetz erst jetzt begonnen haben, jedoch nur schleppend voran. Zwar begann man bereits mit der Errichtung von rund 3600 temporärer Unterkünfte für die Opfer, die ihre Häuser verloren. Bislang wurden aber erst knapp 1400 solcher Wohnungen fertiggestellt. Laut lokaler Aussagen übernachten viele Menschen weiterhin in ihren Autos, die sie den 96 Evakuationszentren in insgesamt 16 Stadtbezirken vorziehen. Beeinträchtigungen gibt es auch durch den wegen massiver Erdrutsche blockiertem Highway 57, der Kumamoto mit der Aso-Region verbindet, sowie der Hoshi-Eisenbahnlinie der Kyūshū Railway Company. Der Tourismus der Gegend hat ebenfalls einen schweren Schlag durch den Einsturz der Aso-Ohashi-Brücke erlitten. Eine neue Brücke sowie ein Tunnel sollen zukünftig als Ersatz dienen, allerdings wird ihre Fertigstellung laut dem Verkehrsministerium mehrere Jahre benötigen. Tourismusagenturen haben für den Sommer mehrere bislang sehr erfolgreich laufende Rabattaktionen gestartet, die allesamt die Gegend finanziell unterstützen sollen. Auch die japanische Racing-Community ist am Wiederaufbau mit mehreren Spendenaktionen beteiligt. Kurz nach den Erdbeben Mitte April entsandte die GTA in Partnerschaft mit Yokohama unter anderem auch eine große Lastwagenladung an Wasser in die betroffene Gegend.
Als Ersatz wurde das Saisonfinale am Twin Ring Motegi Mitte November auserkoren. Beim sogenannten Motegi GT Grand Final wird am Samstag der dritte Saisonlauf nachgeholt. Am darauffolgenden Sonntag steigt dann das eigentliche Saisonfinale. Die Qualifiyings werden an am Morgen der jeweiligen Renntage ausgetragen, während der Freitag als Trainingstag dient. Die Distanz beträgt jeweils 250km. Obgleich der Samstagslauf offiziell als Round 3 bezeichnet wird, wird er als vorletztes Saisonrennen betrachtet, sprich das Gewichtshandicap wird halbiert respektive den jeweiligen Meisterschaftspunkten gleichgesetzt. Fürs Finale am Sonntag dürfen die Zusatzkilos dann komplett entfernt werden, sofern beide Fahrer auch an allen bisherigen Rennen teilnahmen. Eine ähnlich verwirrende Namensgebung gab es auch im Jahr 2011, als nach dem Erdbeben und Tsunami der Saisonstart in Okayama nach hinten verlegt wurde. Der Startschuss fiel damals offiziell beim zweiten Saisonlauf am Fuji Speedway, während das dahinter geschobene Rennen in Okayama noch immer die „Round 1“-Bezeichnung trug.
Bis November ist selbstredend noch viel Zeit. In der Gegenwart steht zunächst der Beginn der Hochsommer-Trilogie an, die nach Sugo am Fuji Speedway sowie Ende August mit der 45. Ausgabe des International Suzuka 1000km mit dem Jahreshöhepunkt endet. Das Sportsland Sugo liegt in einer sehr gebirgigen Gegend in der Miyagi-Präfektur, angrenzend an die Stadt Murata sowie keine 20 respektive 40 Kilometer von den Städten Natori und Sendai entfernt, jene Gegend, die im März 2011 vom katastrophalen Erdbeben am schwersten getroffen wurde. Neben viel hübscher Landschaften schwirren in der Gegend auch viele Käfer umher. Das Besondere am Standort ist allerdings, dass das Wetter binnen Sekunden umschlagen kann. Sonne, Regen, teilweise sogar Nebel, anschließend wieder Sonne und Regen sind selbst im Sommer möglich. So staunten die Super Taikyu-Teams nicht schlecht, als der Saisonstart im März 2013 wegen starken Schneefalls abgesagt wurde. Statt Autos gab es damals selbstgebaute Schneemänner in der Boxengasse zu beobachten. Nordschleifen-Feeling in Japan sozusagen. Das teilweise unberechenbare Wetter stellt die Teams und Fahrer selbstredend vor eine besondere Herausforderung.
International eher unbekannt, obwohl zwischen 1988 und 2003 die Superbike-Weltmeisterschaft im Sportsland Sugo fuhr, ist der mit 3,737 km kürzeste Kurs im Kalender eine kleine Achterbahnfahrt – im wahrsten Sinne des Wortes. So ist die Start- und Zielgerade nicht eben, sondern führt zunächst bergauf. Die Steigung von 10% wird dabei, anders als bei anderen Strecken, gut von den TV-Kameras eingefangen. Die Gegengerade führt hingegen wieder bergab. Die spannendste der insgesamt zwölf Kurven ist die langgezogene 110R, die direkt wieder auf Start/Ziel führt und gerne auch als Mutkurve bezeichnet werden darf. Side-by-Side-Duelle sind hier zwar möglich, erfordern aber höchste Konzentration beider Fahrer, damit der Wagen auf der äußeren Linie nicht in den Kies und die Reifenstapel rutscht. Die Charakteristik der Strecke gilt als besonders anspruchsvoll fürs Material, insbesondere der Motor sowie die Bremsen werden stark belastet. Das Sportsland Sugo lässt sich somit als eine „typisch japanische“ Rennstrecke bezeichnen, obgleich sie wegen der kleinen Auslaufzonen einige gefährliche Stellen bietet. Wunderschön in die Natur eingebettet, mit vielen schwungvollen Kurven sowie Steigungen. Eine echte Herausforderung für Mensch und Maschine.
Im Folgenden eine Onboard-Runde mit dem ARTA CR-Z GT aus dem Jahr 2015, der mit 1:19.107 auch den bisherigen Rundenrekord der GT300-Klasse hält:
Das Sportsland Sugo ist für hochdramatische, spektakuläre aber auch chaotische Momente bekannt. Im folgenden Video sind einige dieser Highlights seit 2003 vertreten, darunter auch der bislang knappste Zieleinlauf von 2010 sowie das letztjährige Boxengassenchaos:
GT500
Die GT500-Klasse sieht rot. Grund sind die Titelverteidiger von NISMO, die mit dem Motul Autech GT-R (Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli) die beiden ersten Saisonrennen gewannen. Das Handicap für diese Leistung: Satte 80 kg an zusätzlichem Gepäck, was sich trotz der starken Leistung des roten Godzilla insbesondere auf der Berg- und Talbahn des Sportsland Sugo bemerkbar machen sollte. Rückenwind dürften die Titelverteidiger mit folgender Statistik erhalten: Seit 1994 gewannen sowohl in der GT500- als auch in der GT300-Klasse auch immer die Fahrerkombination die Meisterschaft, wenn sie in den ersten beiden Saisonrennen triumphierten. Ein gutes Omen somit für den zweifachen Titelträger Tsugio Matsuda sowie seinen Teamkollegen, den vierfachen Champion Ronnie Quintarelli, der kürzlich für seine Leistungen in Japan wie auch seinen Beitrag zur Hilfe für die Opfer des Tohoku-Erdbebens von 2011 vom Ordine della Stella della Solidarietà Italiana in den Ritterstand (Offizier) erhoben wurde. Nicht nur die Konkurrenz von Lexus und Honda, sondern insbesondere auch die Markenrivalen innerhalb von Nissan wittern dank der 80 Zusatzkilos natürlich ihre große Chance. Für die Marke aus Yokohama ist das Sportsland Sugo jedoch der Nemesis unter den Rennstrecken. Erst zweimal seit 1994 war Nissan auf der Naturbahn nahe Sendai erfolgreich: 2009 und 2011. Die Siege gingen jeweils an die Werksmannschaft von NISMO sowie das kleine Privatteam von Mola, die anschließend auch das Championat gewannen.
Satoshi Motoyama / Katsuyama Chiyo (S Road Craftsports GT-R) dürften nach dem Pech am Fuji Speedway auf Vergeltung aus sein. Beim 500-Kilometer-Rennen Anfang Mai erwischte die Safety-Car-Phase das japanische Duo am falschen Fuß. So musste man während der Rennneutralisierung in die geschlossene Boxengasse zum Nachtanken – und kassierte hierfür eine Siegchancen-beraubende Durchfahrtsstrafe. Besagte Boxengassenregel ist neu in diesem Jahr und wurde nach dem Stau letzte Saison im Sportsland Sugo beschlossen, um die Sicherheit der Mechaniker zu erhöhen. Folglich darf während einer Safety-Car-Phase nicht mehr gestoppt werden. Ein ähnliches Schicksal erlitt der Zent Cerumo RC F (Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura). Anders als Mola blieb das Lexus-Team beim Versuch die letzten Liter im Tank auszuquetschen jedoch kurz nach dem Restart trocken liegen. Abgesehen vom Pech am Fuji verlief der Saisonstart für GT500-Neuling Chiyo und Super-GT-Veteran Motoyama mit dem Bronzerang in Okayama relativ erfolgreich. Insbesondere Chiyo, der international vor allem wegen seines siegreichen Schlusssprints bei den 12 Stunden von Bathurst 2014 bekannt ist, überzeugte umgehend mit seinem Speed. Für Sugo bekommt der Michelin-bereifte S Road Craftsports GT-R 30 Kilogramm aufgeladen. Die Pneus des französischen Herstellers erwiesen sich nicht nur wegen des Doppelsiegs des Motul Autech GT-R als bislang stärkster Gummi in der Super GT. So gab TOM’s-Chefingenieur Tsutomu Tojo nach einem Reifentest in Suzuka im Juni zu Protokoll, dass die Michelin-Pneus derzeit bei sowohl kühlen als auch heißen Temperaturen auf Short- und Longruns hervorragend funktionieren. In der Vergangenheit litt der französische Gummi insbesondere bei kühlen Temperaturen. Im Zuge des heiß umkämpften Reifenkrieges in der Super GT besserte man jedoch nach. Laut Tojo bauten in den ersten beiden Saisonrennen die Bridgestone-Reifen in der zweiten Hälfte eines Stints zu sehr ab, während das schwarze Gold von Yokohama zwar auf kurze Distanz schnell ist, aber auf die Distanz einen zu hohen Verschleiß hat. Zwar äußerte sich der Japaner nicht über die von Nakajima Racing verwendete Marke Dunlop. Mit einem Blick auf die Ergebnisse und Rundenzeiten dürfte das Urteil jedoch ähnlich Yokohama ausfallen.
Noch schlimmer am Fuji als Mola erwischte es die letztjährigen Vize-Champions Hironobu Yasuda und Joao Paulo de Oliveira im Calsonic Impul GT-R. Vier Runden vor Schluss platzte dem führenden Brasilianer der linke Hinterreifen. Das Ergebnis: Ein am Boden zerstörter Oliveira, der zuvor die finalen Attacken des Motul-Nissan mit Bravour abwehrte. Mit einem fünften Platz in Okayama sowie dem Nuller von Fuji im Gepäck, muss der mit Bridgestones ausgestattete Wagen von Teamchef Kazuyoshi Hoshino lediglich 14 zusätzliche Kilogramm herumschleppen, wodurch man eines der leichtesten Fahrzeuge im Feld ist. Für Joao Paulo de Oliveira war das Sportsland Sugo in seiner gesamten Super-GT- wie auch Super-Formula-Karriere jedoch kein sonderlich erfolgreicher Ort. Er geht gar so weit, dass er von einem persönlichen Sugo-Fluch spricht, der über ihm liegt. Technische Defekte, Pech, Unfälle oder wie zuletzt 2015 gleich mehrere Strafen verhinderten gute Resultate. Zwei Ausfälle sowie ein magerer neunter Platz als bestes Ergebnis im Jahr 2014 ist die Ausbeute des Brasilianers seit 2011.
Für Rookie Nick Cassidy startet das Wochenende auf seiner persönlichen Lieblingsstrecke mit einer Hiobsbotschaft. Weil das Monocque des au TOM’s RC F gewechselt wurde, müssen er und Teamkollege Daisuke Ito einen Strafstopp im Rennen ablegen. Dies ist bereits das zweite Mal in Folge, dass der 2015 noch mit Petronas-Sponsoring verzierte Lexus zum Nachsitzen im Sportsland Sugo kommen muss. Letzte Saison war ein irregulärer Motorenwechsel dafür verantwortlich. Grund für den Monocoque-Tausch ist ein Riss, der nach den Wintertestfahrten in malaysischen Sepang festgestellt wurde. Zwar konnte TOM’s den Schaden reparieren. Nach einem Routine Rigiditätstest nach dem zweiten Saisonlauf wurden allerdings weitere Probleme identifiziert, die als zu unsicher und irreparabel eingestuft wurden. Zwar scheint die Mannschaft so aus dem Rennen um ein mögliches Podiumsresultat herauszufallen. Auf lange Sicht erhofft sich TOM’s durch den Wechsel jedoch eine Zunahme des Speeds. Teamintern wird somit der Schwesterwagen KeePer TOM’s RC F mit James Rossiter und Ryo Hirakawa am Steuer die Fackel tragen müssen. Mit 54 kg Handicap ist der britisch-japanische Lexus-Renner jedoch das zweitschwerste Fahrzeug nach dem Motul Autech GT-R, gegen den man nur Knapp das Duell beim Saisonauftakt verlor. 2015 litt die Performance des KeePer TOM’s RC F bei Gewichtszunahme. Dies könnte allerdings auch am Benzinflussbegrenzer gelegen haben, der quasi als Gewichtsäquivalent ab der magischen Grenze von 50 kg verbaut werden musste. Diese Regelung gibt es seit dieser Saison nicht mehr, so dass wie bereits vor 2014 nur noch reines Zusatzgewicht bis maximal 100 kg verbaut wird. Auf die Strafbank: James Rossiter. Der Brite muss, nachdem er bei den Testfahrten in Sugo unter roter Flagge den S Road Craftsports GT-R überholte und dafür sein Strafpunktekonto von ein auf vier Zähler erhöht wurde, die erste Stunde des Trainings am Samstag aussetzen. Sollte er die nächsten beiden Läufen strafblei bleiben, werden zwei dieser Punkte wieder abgezogen. Im Falle einer Erhöhung drohen ansonsten harte Konsequenzen, angefangen von der Trainingssperre, über die Qualifikationssperre bis hin zur Rennsperre. Seit der Einführung des Systems erlitten erst zwei Piloten die Höchststrafe: Benoît Tréluyer (2009) sowie Yuhi Sekiguchi (2012).
Deutlich leichter auf der Waage ist der Zent Cerumo RC F (Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura), die wie bereits erwähnt auf Podiumskurs am Fuji Anfang Mai mit leeren Tank liegen blieben. Zuletzt war der rote Lexus 2014 im Sportsland Sugo siegreich, was nach 2004 und 2006 gleichzeitig auch den dritten Erfolg auf der Strecke für Yuji Tachikawa darstellte. Für das dieses Jahr mit einem neuen Sponsor ausgestattete Team LeMans stellt der Kurs nahe Sendai einen besonderen Ort dar. So war es Kazuya Oshima, der 2012 half die die neunjährige Siegesdürre der Mannschaft zu beenden. Der jetzige Teamchef des Wako’s 4CR RC F (Kazuya Oshima / Andrea Caldarelli) und Super-GT-Superstar Juichi Wakisaka kann ebenfalls auf einige illustre Moment im Sportsland Sugo zurückblicken. So überholte „Mr. GT500“ in einem packenden Finish 2003 Eric Comas auf der Ziellinie; 2007 setzte er sich im wohl erinnerungswürdigsten „3-Wide-Moment“ durch. 2015 kam das Team auf dem fünften Rang ins Ziel. Ebenfalls mit starken Rückenwind aus Fuji kommend: Kohei Hirate und Heikki Kovalainen im Denso Kobelco Sard RC F. Mit 38 kg auf der Waage sind die derzeit Meisterschaftsdritten auf Revanche aus, nachdem sie letztes Jahr wegen einer Kollision mit den Markenkollegen von Cerumo ausschieden. Hirates letzter Erfolg datiert auch auf Sugo 2014 zurück.
Für Honda verlief der Saisonstart alles andere als erfolgreich. Vom Ausbau des Hybrid-Systems erhoffte man sich eine bessere Performance. So nahm man die geringe Leistung für eine Reduzierung des Gewichts in Kauf. Okayama offenbarte jedoch ganz andere Probleme in Sachen Balance wie auch Bremsen. Das diesjährig beste Ergebnis erzielten Kosuke Matsuura / Tomoki Nojiri (ARTA NSX Concept-GT) am Fuji Speedway mit Rang sechs. 2013 gelang dem Team von Aguri Suzuki ein Doppelsieg in Sugo, als man in beiden Klassen gewann. Trotz aller Probleme dürfte Honda mit etwas mehr Zuversichtlichkeit ins Wochenende gehen. So beendete man die vor kurzem gehaltenen Testfahrten in Suzuka, einer in Sachen Downforce nicht ganz unähnlichen Strecke, mit den jeweiligen Tagesbestzeiten, nachdem man einige Wochen zuvor bei Probefahrten in Sugo auf einem ähnlichen Niveau wie die Spitzenfahrzeuge von Nissan und Lexus unterwegs war. Historisch kann Honda auf fünf Siege in den letzten zehn Jahren auf der Naturbahn zurückblicken. Zuletzt gelang dies überraschend Team Kunimitsu im vergangenen Jahr, die auch bei der Premiere 1994 im triumphierten. Der Raybrig NSX Concept-GT von Naoki Yamamoto und Takuya Izawa löste wegen eines Reifenschadens die Safety-Car-Phase am Fuji aus. Mit lediglich zwei Kilogramm gehören die Vorjahressieger somit zu den leichtesten Autos im Feld. Lediglich die beiden Markenkollegen Drago Modulo NSX Concept-GT (Hideki Mutoh / Oliver Turvey), welche die zweite Tagesbestzeit bei den Suzuka-Tests erzielten, sowie der Keihin NSX Concept-GT (Koudai Tsukakoshi / Takashi Kogure) sind wegen ihrer beiden jeweiligen Nullrunden ohne Handicap unterwegs. Letztere verbindet das bislang knappste Super-GT-Finish aller Zeiten. 2010 noch Konkurrenten in unterschiedlichen Teams, schob sich Koudai Tsukakoshi auf der Zielgeraden noch an Takashi Kogure vorbei. Es war der bis dato einzige Meisterschaftserfolg von Tsukakoshi und Real Racing. Während die Augen wohl auf das Duell zwischen Nissan und Lexus gerichtet sein dürften, mutieren die Honda-Teams, beflügelt von den letzten Testfahrten, zu Geheimfavoriten an diesem Wochenende.
GT300
Nach zwei unterschiedlichen Siegern in den ersten beiden Rennen konnte sich bislang noch kein klarer Favorit herauskristallisieren. Noch mehr: Die alte Faustregel der jeweiligen Stärken der drei unterschiedlichen Fahrzeugkategorien (JAF GT300, JAF GT300 Mother Chassis und FIA GT3) lassen sich nur noch bedingt anwenden. So gewann erstmals der Leon Cvstos AMG-GT (Haruki Kurosawa / Naoya Gamou) den Auftakt in Okayama, einem technisch anspruchsvollen Kurs, der wie zugeschnitten auf die Toyota Prius, den Subaru BRZ sowie die Motcher-Chassis-Boliden wirkt. Zwar ging der Sieg auf der Highspeed-Strecke des Fuji Speedway mit dem B-Max NDDP GT-R (Kazuki Hoshino / Jann Mardenborough) – unter anderem dank eines Monster-Stints von Mardenborough – an einen der favorisierten GT3-Renner. Die schnellste Rundenzeit erzielte hingegen der VivaC 86 MC (Takeshi Tsuchiya / Takamitsu Matsui), obwohl die Höchstgeschwindigkeit als die größte Achillesferse der Mother-Chassis gilt. Letztere feierten im Sportsland Sugo vergangenes Jahr den Premierenerfolg für dieses neue Fahrzeugkonzept, das nach einem einmaligen Gastspiel in Thailand 2014 vorherige Saison sein Debüt feierte. Auf Position drei in der Meisterschaft mit lediglich vier Punkten hinter dem führenden Duo Hoshino / Mardenborough liegend, gelten die Vorjahressieger auch in der diesjährigen Ausgabe zu den Hauptfavoriten. Mit 34 kg Zusatzgewicht hat man zwar das drittschwerste Fahrzeug im Feld. Allerdings beträgt das Handicap lediglich vier Kilogramm mehr als noch bei der Siegesfahrt 2015.
Im Mother-Chassis-Aufwind befindet sich nach einem überraschenden vierten Platz am Fuji Speedway auch der Upgarage Bandoh 86 (Yuhki Nakayama / Shinnosuke Yamada), was gleichzeitig auch das bislang beste Resultat für das junge Team darstellte. Nach einigen Ausrufezeichen letztes Jahr ist der Syntium Apple Lotus (Kazuho Takahashi / Hiroki Katoh) zu Beginn dieser Saison etwas untergegangen. Bei den Testfahrten im Sportsland Sugo sowie Suzuka bewies man allerdings erneut die eigentliche Stärke des Fahrzeuges, die oftmals nicht nur von technischen Mängeln gehemmt wird. So ist der Leistungsunterschied zwischen dem 63-jährigen Serienurgestein Kazuho Takahashi und Hiroki Katoh nicht unübersehbar, weshalb das Team wohl erneut auf ihre übliche Strategie mit einem ersten Monster-Stint von Katoh setzen wird. Die größte Überraschung der noch jungen Saison ist ohne Zweifel die Nullrunden des Subaru BRZ (ab diesem Wochenende mit schicken LED-Lampen an Vorder- und Rücklicht) sowie der beiden Toyota Prius apr GT. Letztere, insbesondere das Duo Koki Saga / Yuichi Nakayama im Bridgestone-bereiften Wagen mit der Nummer 31 gingen als Hauptfavoriten in die Saison. Stattdessen mangelte es an Balance wie auch Performance. Über gleiche Probleme klagte auch der mit Yokohama-Reifen ausgestattete Schwesterwagen (Hiroki Nagai / Kota Sasaki). Zur Erinnerung: Beide Prius nutzen andere Energiespeichersysteme. So schlummert im letzteren eine Batterie, während ersterer einen Kompensator verwendet. Ohne Gewichts-Handicap könnten die beiden Hybrid-Renner wie auch der Subaru BRZ R&D Sport (Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi) jedoch zurückschlagen, insbesondere da die Streckencharakteristik beiden Modellen liegen sollte.
Seit dem Start des GT3-GT300-Duells vor rund fünf Jahren steht es 3-2 im Sportsland Sugo für die japanischen Boliden. Der Ausgleich könnte jedoch dieses Wochenende fallen, nachdem die neue GT3-Generation nicht nur bei den Testfahrten, sondern auch bei den ersten beiden Saisonrennen bewies, dass sie sowohl auf technischen wie auch High-Speed-Strecken schnell sind. Anführer des europäischen Rudels waren die Mercedes AMG GT3, darunter die Okayama-Sieger Leon Cvstos AMG-GT (Haruki Kurosawa / Naoya Gamou), Okayama-Zweiten Goodsmile Hatsune Miku AMG (Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka) und Gainer Tanax AMG GT3 (Katsuyuki Hiranaka / Björn Wirdheim), der beim Auftakt vierter wurde. Etwas unter bei den Testfahrten gingen die beiden BMW M6 von ARTA und Team Studie, wobei letztere wegen eines PR-Termins nur am zweiten Tag in Suzuka fuhren. Der Studie BMW M6 (Jörg Müller / Seiji Ara) erzielte in Okayama den Bronzerang. Noch besser lief es für den ARTA BMW M6 GT3 (Shinichi Takagi / Takashi Kobayashi), die sich nach der Pole-Position nur knapp dem B-Max NDDP GT-R (Kazuki Hoshino / Jann Mardenborough) am Fuji Speedway geschlagen gegeben mussten. Nach Angaben von Seiji Ara hatte das Z4-Vorgängermodell bereits eine gute Kurvengeschwindigkeit. Die größte Achillesferse war jedoch der Top-Speed, die mit dem M6 ausgemerzt wurde. Größte Baustelle sind derzeit die Reifen. So gab Studie-Teamchef Yasuaki „Bob“ Suzuki zu Protokoll, dass ihnen die Yokohama-Reifen, im Gegensatz zum Bridgestone-bestückten ARTA-BMW, auf die Distanz Probleme machen.
Neben den starken Lamborghini Huracan von JLOC und Direction Racing setzte bei den Testfahrten auch der Hitotsuyama Audi R8 LMS (Richard Lyons / Tomonobu Fujii) ein Ausrufezeichen. Vor zwei Jahren erzielte das Ensemble mit dem in Japan an Grip-leidenden Vorgängermodell den Bronzerang. 2016 fuhr man bislang zwei siebte Plätze ein. Anders als ursprünglich geplant ist an diesem Wochenende auch der Taisan SARD FJ Audi R8 (Shogo Mitsuyama / Yuya Motojima) unterwegs. Eigentlich wollte man den Sugo-Lauf auslassen, um die für den Sommer geplante Lieferung des neuen Audi R8-Modells zu empfangen. Da man den Wagen aber früher als geplant erhielt, konnte man die entsprechenden Vorbereitungen jedoch bereits im Vorfeld durchführen. Zu Beginn der Saison trat der Zusammenschluss der beiden Traditionsmannschaften von Taisan und SARD noch mit dem Vorgängermodell an.
Für den vierten Saisonlauf hat die SRO an der für die Super GT exklusiven GT3-Balance-of-Performance herumgeschraubt. Besonders hart es hierbei die Mercedes AMG getroffen, die satte 25 kg aufladen. Ebenfalls zulegen müssen die Audi R8 (15 kg) sowie der Ferrari 488 GT3 (10 kg) von LM corsa. Dafür wurde die Bodenfreiheit des Renners aus Maranello um sechs Millimeter verringert. Die beiden verbleibenden Mercedes-Benz SLS GT3 von Arnage Racing und R’Qs Motor Sports specken um fünf Kilogramm zu. Keine Gewichtsänderungen gibt es hingegen bei den Modellen von Lamborghini, Porsche, BMW sowie dem Lexus RC F GT3 zu vermelden. Letzterer könnte kommendes Jahr bereits ersetzt werden. So testete Toyota Racing Development diese Woche einen stark verpackten und deshalb bislang noch nicht eindeutig identifizierbaren Wagen auf dem Fuji Speedway. Einen Test des neuen GT500-Renners – gemunkelt wird ein LC500 – für 2017, der am Suzuka-Wochenende offiziell vorgestellt werden soll, lässt sich ausschließen. So sind für kommende Saison lediglich aerodynamische Änderungen sowie eventuell ein Chassis mit weniger Downforce geplant. Der abgelichtete Bolide (die Bilder wurden mittlerweile wieder entfernt) würde jedoch auf deutlich drastischere Änderungen schließen. Realistischer ist deshalb, dass Toyota wohl einen neuen GT3 auf Basis des LC500 entwickelt. Passenderweise verkündete man, dass das IMSA-Programm wegen der „Entwicklung eines brandneuen Wagens“ in Japan auf 2017 verschoben wurde. Passend zu den GT500-Gerüchten könnte die Lexus-Racing-Familie ab 2017 somit aus zwei LC500-Modellen bestehen.
Für Sugo gibt es zudem einige kleinere Änderungen bei den Fahrerbestzungen zu vermelden. Prominenteste Änderungen: Tim Bergmeister, der seinen USCC-verhinderten Bruder Jörg an der Seite von Naoya Yamano ersetzen wird. Das Comeback ist der erste Super-GT-Einsatz für Tim Bergmeister seit 2014. Die weiteren Änderungen im Überblick: Takayuki Aoki ersetzt Masaki Tanaka im Dijon Racing GT-R, Masami Kageyama greift statt Testuji Tamanaka ins Lenkrad des Mach Syaken MC86, während Shota Kiyohara anstatt Atsushi Tanaka im RunUp Group&Does GT-R platznimmt. Nicht dabei ist der #108 Lamborghini Huracan, nachdem Sponsor und Super-Taikyu-Pilot Yusuke Hayashi wegen etwaiger Steuerhinterziehung sowie der vermuteten Zerstörung von Beweismitteln verhaftet wurde. Es ist allerdings nicht bestätigt, ob der Skandal mit der Nicht-Teilnahme des Teams in Verbindung steht.
TV-Zeiten Sugo
Gute Neuigkeiten: NISMO-TV überträgt zusammen mit den englischen Kommentatoren von Radio Le Mans die 300-Kilometer-Hatz von Sugo live auf YouTube, nachdem eine Rechteproblem die Ausstrahlung der ersten beiden Saisonrennen verhinderte. In Japan überträgt der TV-Sender J Sports 3 die Qualifikation am Samstag um 7:15 Uhr live. Am Sonntag beginnt die Übertragung um 6:30 Uhr. Der Rennstart erfolgt eine halbe Stunde später um 7:00 Uhr deutscher Zeit.
Copyright Photos: GT Association
1 Kommentare
Endlich wieder Super GT!!!
Danke Yankee für die ausführliche Vorschau.
Das Rennen war mal wieder super – freue mich auf Deine Zusammenfassung.
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