„Wenn zwei sich streiten, freut sich Kevin Harvick.“ – So ähnlich müssen sich Matt Kenseth und Martin Truex Jr. am Sonntag in New Hampshire gefühlt haben. Aufgrund von vier Gelbphasen in den letzten 50 Runden drehte sich das Geschehen durch unterschiedliche Reifenstrategien noch komplett, die Favoriten schauten in die Röhre.
Analyse New Hampshire September 2016
Wer die ersten 250 der insgesamt 300 Runden ohne Tiefschlaf durchhalten konnte, durfte sich schließlich über ein spannendes Finale auf dem New Hampshire Motor Speedway freuen. Der Hauptteil des Rennens war dagegen wirklich schnell in den Büchern: Nur eine Gelbphase in der ersten Hälfte sorgte für viele Überrundungen und wenig Überraschungen an der Spitze. Martin Truex Jr. jagte Carl Edwards die Führung bereits nach 30 Umläufen ab und verteidigte diese Boxenstopp-bereinigt bis zur zweiten Caution in Runde 167. Eine schwache Entscheidung seines Crew-Chiefs Cole Pearn, nur zwei neue Reifen mitzunehmen, ließ Truex kurz nach dem Restart die Führung an Matt Kenseth verlieren.
Da einige Fahrer kurz nach den regulären Green-Flag-Pitstops dringend den Wave-Around nehmen mussten, um wieder in die Führungsrunde zu gelangen, wollte man auch bei der #78 die Track-Position unbedingt halten und mit Clean-Air das Rennen wieder aufnehmen. Martin Truex Jr. hatte bis zu diesem Punkt ganze 141 Umläufe angeführt, doch dabei sollte es dann auch bleiben. Matt Kenseth war einfach nicht wieder von der Spitze zu verdrängen, so sehr Truex es bei den noch folgenden vier Restarts in den letzten 50 Runden auch versuchte. Kenseth konnte sich bis kurz vor Rennende dort behaupten, mit einer kleinen Unterbrechung durch Danica Patrick, die ihren Boxenstopp herauszögern wollte. Mit dieser Strategie lag sie zwar goldrichtig und machte auch viele Positionen gut, doch diese Plätze verlor sie anschließend wieder und musste sich mit Rang 18 begnügen.
Vorne an der Spitze rieben sich Matt Kenseth und Martin Truex Jr. im Finale komplett aneinander auf und konnten logischerweise auch bei den erwähnten vier Cautions in 50 Runden keine neuen Reifen mehr mitnehmen, ohne die Spitze aufzugeben. Das nutzte die Konkurrenz und ließ sich nach und nach neu bereifen. Mit jedem Restart wurde es für das dynamische Duo ganz vorne enger, und bei der letzten Green-Flag sechs Umläufe vor Schluss kam Mister „Where did he come from?“ Kevin Harvick zum Zuge und sicherte sich auf frischen Pneus die Führung und anschließend auch den Sieg, der ihn bereits fest in die nächste Chase-Runde brachte. Vor allem für Kenseth war diese Situation natürlich enttäuschend, aber was sollte er machen. Eine andere Strategie hätte ihn vermutlich auch die Führung gekostet – eine No-Win-Situation.
Hinter Kevin Harvick und Matt Kenseth kamen Kyle Busch, Brad Keselowski und Kurt Busch ins Ziel. Die Top-10 komplettierten Carl Edwards, ein am Ende seines Reifenfensters agierender Martin Truex Jr., Jimmie Johnson, Kasey Kahne und Kyle Larson. Im Kampf um den Einzug in die nächste Chase-Runde war in New Hampshire wenig zu gewinnen, aber viel zu verlieren, denn alleine neun Fahrer in den Top-10 sind aktuelle Playoff-Teilnehmer. Rund um den Cut-Off-Platz 12 ist vor Dover jedoch noch alles aus eigener Kraft möglich. Dort sitzt aktuell Kyle Larson (+5) vor Jamie McMurray (-5), Austin Dillon (-5), Tony Stewart (-11) und Chris Buescher (-30). Larson weist allerdings schon zehn Zähler Rückstand auf Kurt Busch auf.
Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings
Vorschau Dover Oktober 2016
Am nächsten Wochenende geht es auf dem Dover International Speedway in die entscheidende Phase der ersten Chase-Runde. Nach diesem Rennen müssen die letzten vier Fahrer der Playoffs den Kampf um die Meisterschaft vorzeitig beenden. Auf der tückischen Monster-Mile in Dover sind dabei Turbulenzen und Drama mehr oder weniger programmiert. Das mit 24 Grad stark überhöhte und eine Meile lange Beton-Oval bringt schnell mal einen Piloten aus der Fassung und in die Mauer. Bei den vergleichsweise hohen Geschwindigkeiten entsteht dann auch gleich ein recht hoher Schaden am Auto und die Chase-Träume sind vermutlich beendet.
Am besten steht man nach den 400 Runden natürlich mit einem Sieg da und darauf werden definitiv die Chevrolet-Fahrer hoffen. In den letzten sieben Ausgaben seit 2013 fuhren bis auf das diesjährige Frühjahrsrennen ausschließlich Piloten von Hendrick Motorsports (3x Jimmie Johnson und 1x Jeff Gordon) und Stewart-Haas Racing (jeweils 1x Tony Stewart und Kevin Harvick) in die Victory-Lane. Im Mai gewann dagegen Matt Kenseth für Joe Gibbs Racing, daher wird es spannend zu sehen sein, wer am Ende die Nase vorne behält. Grundsätzlich macht weiterhin Toyota den stärksten Eindruck im gesamten Feld, doch wenn es wie in New Hampshire zu späten Cautions kommt, werden die „Japaner“ eventuell wieder durch einen Harvick überrumpelt.
Auf der Entry-List gibt es drei Änderungen zum letzten Wochenende: Jeff Gordon wird das erste seiner beiden geplanten Chase-Rennen als Ersatzmann für Dale Earnhardt Jr. in der #88 von Hendrick Motorsports bestreiten und damit kurzzeitig Alex Bowman ablösen. Stammfahrer Junior ist übrigens in Dover an der Strecke und wird sich das Rennen neben seinem Crew-Chief Greg Ives ansehen. In der #95 von Circle Sport-Leavine Family Racing sitzt ein weiteres Mal in Vorbereitung auf eine mögliche Vollzeitsaison Ty Dillon statt Michael McDowell und bei Premium Motorsports pilotiert Timmy Hill für Cole Whitt die #98.
Zeitplan & TV-Programm:
Freitag, 30.09.
16:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
17:30 Uhr, XFINITY Series Practice, NBCSN
19:30 Uhr, XFINITY Series Final Practice, NBCSN
21:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, NBCSN
Samstag, 01.10.
16:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, CNBC
17:30 Uhr, XFINITY Series Qualifying, CNBC
17:30 Uhr, Truck Series Practice, nicht im TV
19:00 Uhr, Truck Series Final Practice, nicht im TV
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, NBCSN
21:00 Uhr, XFINITY Series Rennen (Drive Sober 200), NBCSN ab 20:30 Uhr
00:00 Uhr, Truck Series Qualifying, FS2
02:30 Uhr, Truck Series Rennen (DC Solar 350), FS1 ab 2 Uhr
Sonntag, 02.10.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Citizen Soldier 400), NBCSN & Motorvision TV ab 19:30 Uhr