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Formel Vorschau: GP2 Valencia, AutoGP Spa, SLF am Ring

von Vorsicht
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Fans von Formelserien steht mal wieder ein prall gefülltes Wochenende bevor: GP2, GP3 und die gute, alte Formel BMW fahren in Valencia, die AutoGP in Spa. Und die Superleague Formula geht am Nürburgring an den Start.

Das Wochenende wird widersprüchlich: Die beste Nachwuchsserie der Welt fährt auf der wohl langweiligsten aller Formel 1 Strecken. Mit ihr die GP3, in die man zumindest ein paar Spannungs-Hoffnungen setzen darf. Die nicht so hoch eingeschätzte AutoGP geht auch an den Start – auf einem der besten Kurse der Welt in den belgischen Ardennen. Und die Serie, die versucht, Fußball und Motorsport zu vereinen fährt ihr einziges Deutschland-Rennen just an jenem Nachmittag, an dem ein Formel 1 Grand Prix und das Achtelfinalspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen England zusammenfallen. Trotz stets spannender Rennen wird ihr daher wohl wieder kaum jemand dabei zusehen.

GP2

Sechs Rennen und sechs verschiedene Sieger – so sieht die bisherige Bilanz der GP2 Saison 2010 aus. Anders, als in vergangenen Jahren gibt es also diesmal keinen klaren Dominator. Zumindest bisher. Denn ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Jules Bianchi – und möglicherweise auch Teamkollege Sam Bird – vom reinen Talent her wohl das Zeug dazu hätten, die Konkurrenz klar zu distanzieren. Aber Talent allein reicht eben nicht immer: Wer es in sechs Rennen nicht auf die Reihe gebracht hat, einmal Quali und Rennen fehlerfrei und ohne übertriebene Aggressivität zu absolvieren, muss eben damit leben, nicht mehr als die französische Rennsport-Hoffnung schlechthin zu gelten.

Ähnliches (minus Frankreich) gilt für Chrisitan Vietoris: Auch der 21-jährige auch Gerolstein hätte zweifellos die Anlagen dazu, größeres zu erreichen, als den 17. Platz in der Meisterschaft, den er derzeit belegt.

Weil aber weder Bianchi, noch Bird oder Vietoris ihr Talent bisher abrufen konnten, führt eben Pastor Maldonado in der Meisterschaft. Ein Mann, der bisher – außer in Monaco – nicht durch besondere Glanzleistungen in Erinnerung geblieben ist, sondern eher dadurch, dass er schon das vierte Jahr in der GP2 unterwegs ist, und immer noch kein bleibendes Interesse in der Formel 1-Welt erregen konnte.

Es mag also durchaus sein, dass diese Saison so endet, wie 2008. Damals gewann Giorgio Pantano die Meisterschaft – und verschwand in Folge in der Versenkung. Es könnte aber auch immer noch anders kommen: Wenn einer der drei genannten es schafft, etwas weniger ungestüm aufzutreten. Oder wenn das vierte große Talent Sergio Pérez, endlich sein Pech hinter sich lassen kann. Dann würde doch noch ein Fahrer gewinnen, der auch in der Formel 1 eine Zukunft haben könnte.

Auf der Pole steht morgen Sergio Pérez, dahinter Pastor Maldonado und Jules Bianchi und Davide Valsecchi. In der dritten Reihe stehen Giedo van der Garde und der erstaunliche Michael Herck.

Zwei organisatorische Neuigkeiten gibt es auch noch: Zum einen wurde bekannt gegeben, dass Pirelli neben der Formel 1 und der GP3 in den kommenden drei Jahren auch die GP2 mit Reifen beliefern wird. Das ist einerseits konsequent, weil die jungen Talente so schon mal mit dem Material üben können, dass die auch in der Formel 1 beherrschen müssen. Andererseits macht es auch für Pirelli selbst Sinn: So meldet Autosport, dass man den Formel 1 Reifen für die kommenden Saison mit dem neuen GP2 Auto für 2011 testen wird. Zusätzlich ist so neben der Formel 1 auch ein weiterer sicherer Mark für die Pirelli-Renngummis geschaffen, so dass sich die Herstellung für die Italiener auch finanziell lohnen wird.

Zweitens hat die GP2 beschlossen, dass die Teams, die in der GP2 Hautserie antreten in Zukunft auch in der GP2 Asia fahren müssen. Das heißt also, Mannschaften wie Meritus Mahara, die bisher nur in der Asien-Meisterschaft tätig waren, wird es ab kommendem Winter nicht mehr geben. Allerdings: Das Team hat sich ohnehin um den Startplatz von Durango beworben, die ja schon in diesem Jahr aus finanziellen Gründen nicht mehr in Hauptserie antreten. Es gibt zwar dem Vernehmen nach auch weitere Bewerber, Meritus ist aber wohl der Favorit.

GP3

Auch die Nachwusserie zur GP2, die GP3 geht in Valencia an den Start. Favoriten lassen sich in dort auch nach zwei Rennwochenende für mich noch nicht wirklich festmachen. Ähnlich wie in der GP2 gab es bisher in vier Rennen vier verschiedene Sieger. Immerhin hat zweimal der gleiche Fahrer die Pole gefahren: Nigel Melker. Allerdings konnte der Niederländer bisher beide Trainigsergebnisse nicht in Rennpunkte ummünzen. Stattdessen führt in der Meisterschaft Esteban Guiterrez vor US-Hoffnung Alexander Rossi und Kanada-Talent Robert Wickens. Einmalig und nur in Spanien dabei: F3 Euro-Pilot Roberto Mehri.

Die Rennen werden wie gewohnt wieder am Sonntagvormittag auf Eurosport 2 übertragen, der erste Lauf vom Samstag als Aufzeichnung um 9:00Uhr, Rennen 2 live um 9:30Uhr.

Außerdem fährt in Valencia noch die Formel BMW. Viel mehr dazu kann ich allerdings guten Gewissens nicht schreiben, weil die bisherige Saison leider ziemlich an mir vorbeigegangen ist.

Auto GP

Die ehemaligen A1GP-Lolas sind auch wieder unterwegs, und zwar im Rahmenprogramm der Open GT Serie in Spa. Ich weiß ja immer noch nicht so recht, was ich von der Serie halten soll. Einersteits wirkt die Umbenennung von Euro F3000, der Einsatz der alten Lolas und die hohen Preisgelder vom Poker-Sponsor ein bisschen „gimmicky“.

Andererseits: Die AutoGP gewinnt durchaus an Profil, und es sind auch einige Piloten unterwegs, die zweifellos Talent haben. Luca Filippi zum Beispiel, oder Jonny Reid und der oben schon angesprochene Girgio Pantano. In Spa wird das Lineup jetzt auch noch durch Romain Grosjean verstärkt. Es könnte sich also lohnen, am Sonntag kurz reinzuschauen. Übertragen werden beide Rennen auf Motors TV. Der erste Lauf (9:50Uhr) sogar live, der zweite As-Live um 19:00Uhr.

Noch kurz ein Wort zur Meisterschaft: Dort führt Eduardo Piscopo mit 20 Punkten vor Adrien Tambay und Luca Filippi. Reid ist nur Elfter, Pantano mit einem Punkt gar nur auf Rang 16.

SLF

Und dann ist da noch die Superleague-Formula, die ich einfach nicht verstehe. Wie eingangs schon geschildert möchte diese merkwürdige Serie, die Fußball und Motorsport unter einen Hut bringen will, am Tag des F1 Grand Prix von Valencia und des Duells Deutschland gegen England ihren Auftritt am Nürburgring absolvieren. Zugegeben: Dass es auchgerechnet der Klassiker gegen England sein würde, war nicht zwingend im Frühjahr schon vorherzusehen. Dass Deutschland als Gruppensieger aber am Sonntagnachmittag spielen würde, war durchaus schon zu vermuten.

Immerhin versuchen die Veranstalter diesen unglücklichen Zufall mittels Fanzone und Übetragung am Ring zu meistern. Trotzdem: Dass viele Fans auf F1 und Fußball vorm heimischen TV verzichten, um die Superleague Fomula und die „Radical Masters“ live zu sehen, wage ich trotz des geringen Eintrittspreises von 7,50 € zu bezweifeln.

Und das ist schade: Denn wie schon mehrfach festgestellt, liefert die SLF fast immer ziemlich spannende Rennen. Sogar auf dem winkeligen Kurs von Jarama ist es gelungen, für reichlich Überholmanöver zu sorgen. Trotzdem waren auch in Spanien, wo die SLF ja angeblich mehr Fans haben soll, als hierzulande recht viele Tribünenplätze leer.

An der Tabellensitze liegt nach vier Rennen weiterhin die Tottenham Hotspur mit Craig Dolby, der sich immer mehr als echtes Fahr- und Überholtalent erweist. Dahinter liegt AC Milan mit Yelmer Buurman und der FC Basel mit dem Deutschen Max Wissel am Steuer.

Übertragen werden beide Rennen wieder via Live-Stream auf superleagueformula.com. Aus Jarama hat außerdem wohl überraschend Bloomberg TV live übertragen – das Rennen vom Nürburgring steht bisher allerdings nicht in deren Schedule. Aber beim Wirschaftssender weiß man ja in Sachen Motorsport nie so wirklich, was sie machen – kurz reinschauen könnte sich also womöglich lohnen.

Gabriele Mini (Bild: Alpine)
Brando Badoer (Bild: McLaren F1)
Victor Martins (FRA) ART Grand Prix. 27.07.2024. Formula 2 Championship, Rd 10, Sprint Race, Spa-Francorchamps, Belgium, Saturday.

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1 Kommentare

nona 26 Juni, 2010 - 15:53

Die SLF tut sich mit diesem merkwürdigen Fussball-Konzept einfach keinen Gefallen. Ich denke, das schreckt potentielle Fans eher ab als dass es über Synergien Fans anzieht. Fanbegeisterung im Motorsport funktioniert in weiten Teilen zunächst mal über die Fahrer (moderne Gladiatoren, wenn man so will), dann zu geringen Teilen über Teams und Herstellermarken, und als Nebenfaktor über die Nationalitäten. Nimmt man die Komponente „Fahrer“ und damit „Persönlichkeit“ da raus, indem man das Konzept in dieser Form quasi anonymisiert, nimmt man damit auch ein beträchtliches Stück potentieller Attraktivität weg. Schon die A1GP hat damit zu kämpfen gehabt, die SLF noch mehr. Dabei ist das überhaupt nicht nötig, denn die SLF ist schon aus technischer Sicht richtig ansehnlich. Vieles an den Wagen und den Rennen erinnert deutlich an die CART/Champcar/Indycar-Ära zu ihren Hochzeiten Anfang/Mitte der ’90er. Mit solchen Boliden könnte man sich problemlos als „gute Alternativ-Monopostoserie“ etablieren, aber mit diesem absurden Fussballbezug sorgt man laufend dafür, dass man bestenfalls belächelt wird.

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