Heute hatte ich die Gelegenheit bei einem eher informellen „Meet & Greet“ die beiden Audi DTM Piloten Tom Kristensen und Martin Tomczyk zu treffen. Audi hatte ins eigene „Audi Forum“ in der Friedrichstraße geladen und die beiden Piloten standen den, komischerweise wenigen, Pressevertretern für Hintergrundgespräche zur Verfügung. Ich habe kein „richtiges“ Interview gemacht, weil ich mit beiden lieber entspannt und ohne Ergebnisdruck reden, wollte, aber ein paar interessante Infos gab es doch. Beide entpuppten sich als sehr entspannte, offene und freundliche Zeitgenossen und es stand auch nicht die ganze Zeit eine der beiden sehr charmanten Pressedamen neben einem, um zu hören, was die Piloten so erzählten. Das habe ich schon ganz anders erlebt. Ich bin in meinem „richtigen“ Leben ja Journalist, und dieses Blog ist mehr oder weniger ein Hobby und ein Versuch, Infos und Hintergründe zum Thema Motorsport auch in Blogform zu bringen. Um so erfreuter war ich, dass man bei Audi diesen Versuch wahrnimmt und auch unterstützt, was man nicht von allen Herstellern und Serien sagen kann. Jetzt aber zu den Eindrücken von heute Mittag.
Martin Tomczyk meinte zum Thema Meisterschaft, dass er natürlich schon mit darauf schauen würde, aber die acht Punkte Vorsprung, die Mattias Ekström auf den Rosenheimer hat, sollten ausreichen, wenn nicht Ungewöhnliches passiert. Mit anderen Worten: Tomczyk soll logischerweise die restlichen drei Rennen nach hinten absichern, damit Bruno Spengler, der 12 Punkte zurückliegt, nicht näher rückt. Sollte Ekström besonders viel Pech haben, könnte es für ihn besser aussehen, aber zu diesem Thema sagte er nichts. Dann gab er noch einen kleinen Einblick, in den Ablauf der Ingenieur Meetings während eines Rennwochenendes. Die Audi Leute kommen mit einem, durch den Computer und Erfahrung erstellten, Setup an den Strecken an. Nach der ersten Session sitzen dann alle vier Fahrer mit ihren Ingenieuren zusammen und werten die Ergebnisse aus. Wenn das Setup zum Beispiel zum Untersteuern neigt, kommen alle vier Fahrer mit ihren Lösungsvorschlägen. Die werden offen diskutiert und bei allen dann in der ein oder anderen Form umgesetzt. Da jeder Fahrer aber eine etwas andere Abstimmung bevorzugt, beginnt dann die Kleinarbeit am eigenen Setup. Die Daten werden unter den Piloten also komplett ausgetauscht und weitergereicht. Was noch einmal zeigt, wie sehr die DTM ein Teamsport ist, in dem der einzelne Fahrer der Teil einer Gruppe ist.
Angesprochen auf seine Zukunftspläne verriet Tomczyk, dass er schon sehr gerne in der Zukunft in einem Audi Prototyp sitzen würde. Die ALMS reize ihn sehr, aber ob es zu einem Einsatz kommen würde, sei halt eine Entscheidung von Audi Motorsport. Sei erstes Ziel sei aber sowieso erst einmal der DTM Titel.
Ich wollte Tom Kristensen eigentlich nicht als ca. 23453345ster Journalist auf seinen Hockenheim Unfall ansprechen, aber irgendwie kamen wir dann doch auf das Thema. Er erwähnte, dass der kurzzeitig 64g habe aushalten müssen, was ihn, verständlicherweise, erst mal ausgeknockt habe. Dass er diese enorme Belastung überhaupt halbwegs unbeschadet überstanden hat, läge einzig und allein am Sicherheitskonzept der DTM. Die Spätfolgen des Unfalls spürt er selbst heute noch und er meinte, es würde noch etwas dauern, bis alles wieder so sei, wie vor dem Unfall. Ans Aufhören habe er aber nie gedacht, im Gegenteil. Der Einsatz in Le Mans sei absolute Motivation gewesen und habe ihm den Willen gegeben, alles durchzustehen. Er sei zu dem sehr dankbar, dass Audi Motorsport ihm das Privileg einräumen würde, als einziger DTM Pilot auch den Audi R 10 pilotieren zu dürfen. Wir kamen dann auf das Thema WTCC und Kristensen meinte, dass die Wagen der WTCC komplett anders zu fahren seien, als die DTM Audis. Mit diesen könne man richtig „losballern“, während die WTCC wohl etwas „spitzer“ zu fahren seien. Auf jeden Fall sei die DTM als Tourenwagenserie deutlich weiter entwickelt, als die WTCC. Das Ziel, den DTM Titel zu gewinnen, hat er in diesem Jahr notgedrungenerweise aufgegeben, aber er meinte, dass er in allen Serien, in denen er bisher angetreten sei, gewonnen habe, und der DTM Titel sei ganz oben auf seiner Liste. Bei sieben Le Mans Siegen, kann man so ein Thema wohl auch entspannt angehen.
Das war ein sehr nettes Pressegespräch, vor allem, weil nur wenige Kollegen da waren und man so Zeit hatte, sich mit beiden Piloten in Ruhe zu unterhalten. Die Audi Pressetruppe hatte auch eine Carrerabahn aufgebaut, auf der beide DTM-Piloten unterwegs waren. Und wer meint, dass der Konkurrenzkampf der beiden beim Spiel aufhört, liegt falsch. Kristensen hatte die schnellste Zeit, musste dann aber zum Interview. Tomczyk hatte noch etwas Zeit, und übte so lange weiter, bis er Kristensen um ein paar Tausendstel geschlagen hatte, was er diesem auch sofort durch den halben Raum signalisierte.
TV Vorschau für heute fällt aus, heute Abend gibt es aber mehr News aus der NASCAR und der F1, die ja gerade in Monza unterwegs sind.
1 Kommentare
Wenn die Jungs nicht im Streß sind und nicht von allen Seiten bedrängt werden kann man sich mit den meisten unterhalten wie mit dem Nachbarn im Garten. Das ist wirklich toll.
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