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GT3-Report: Auf den Dächern von Macau

von Philipp Körner
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Der 63. Macau Grand Prix hat vor allem in der GT-Szene hohe Wellen geschlagen. Von den 30 ursprünglich angesetzten Rennrunden konnte der FIA GT World Cup gerade mal eine Handvoll unter Grün am Wochenende absolvieren. Der Rest der Rennzeit wurde von Rot-Phasen und SC-Interventionen aufgefressen. Diese Entwicklungen haben die eh schon vorhandene Kritik am World Cup-Format wieder entfacht, weswegen wir uns auch mit derartigen Argumenten im GT3-Report auseinandersetzen werden.

© Macau Government Information Bureau

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Bereits im ersten freien Training am Donnerstag positionierten sich die Favoriten ganz oben in der Ergebnisliste. Schnellstes Fahrzeug des Auftaktzeitfahrens war der #911 Manthey Racing Porsche 911 GT3 R von Earl Bamber. Knapp dahinter lagen die beiden Audi Sport Team WRT R8 LMS GT3. Edoardo „Mister Macau“ Mortara mit der Startnummer sieben beendete den ersten Tag auf Platz zwei und Laurens Vanthoor mit der Startnummer acht auf Rang drei. Eingerahmt wurden die beiden Ingolstädter vom #912 Manthey Racing Porsche 911 GT3 R von Kévin Estre. Die zwei Nennungen von Mercedes mussten einen größeren Abstand hinnehmen. Maro Engel im #1 Mercedes AMG Driving Academy AMG GT3 war nur sechstbester Pilot in dieser Sitzung und Teamkollege Renger van der Zande fuhr im mit der Nummer zwei gekennzeichneten grünen AMG GT3 eine Zeit, die nur für Platz neun reichen sollte. Obwohl die Rundenzeiten noch weit weg von den späteren Rekordrundenergebnissen waren, blieb dieses Bild grundsätzlich über das Wochenende hinweg erhalten.

© Macau Government Information Bureau

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Die dominierende Frage der nächsten Tage zielte darauf ab, welcher Vorteil nützlicher sein wird: der Topspeed der Audis im extrem schnellen Süden der Strecke oder das überlegene Drehmoment der Porsche im Bereich der nördlichen Hügelpassage. In der Realität sorgte diese Verteilung jedoch eher für sehr enge (Re-) Startszenarien. Mercedes sollte hingegen mit der Balance of Performance hadern, welche wohl unter dem Eindruck der letzten Auftritte der Sternenmarke auf dem Guia Circuit sehr zurückhaltend für den neuen AMG GT3 ausfiel. Trotzdem fuhr Engel im zweiten Training die schnellste Runde, welche nach einer längeren Unterbrechung aufgrund eines Unfalls umgesetzt wurde. Beim Rest des Feldes stellte sich schon nach der wenigen Trainingszeit größere Ernüchterung ein: im Duell gegen die deutschen Herstellernennungen war man chancenlos. Noch irritierender erschien die „Leistung“ einiger Hinterbänkler, die teilweise über zehn Sekunden Rückstand auf die Spitze hinnehmen mussten. Am frühen Freitagnachmittag (Ortszeit) begann bereits das Abenteuer eines Qualifyings in den Straßen von Macau für die GT-Renner. Wer sich nun nicht vorne einreihen kann, der hat den Sieg schon de facto aus den Augen verloren.

© Macau Sports Bureau

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Die 30 Minuten waren ein Sinnbild für die folgenden Renntage. Zwei größere Abflüge im „Mandarin Oriental Bend“ führten zu längeren Unterbrechungen. Edoardo Mortara, der dank einer atemberaubend schnellen Rundenzeit von 2:16.862 Minuten die Pole-Position herausfahren konnte, zeigte sich davon unbeirrt. Nur 0.154 Sekunden langsamer war sein WRT-Kollege Laurens Vanthoor, welcher sich nach eigenen Aussagen mehr erhofft hatte. Auf Startplatz drei stand der beste Manthey-Porsche mit Earl Bamber am Steuer, der minimale 0.014 Sekunden schneller den Guia Circuit umrundete als der Titelverteidiger Maro Engel. Die Top 5 wurde von einer größeren Überraschung komplettiert. Nico Müller lernte die für ihn komplett neue Streckencharakteristik scheinbar sehr schnell, da er im #15 Phoenix Racing Asia Audi R8 LMS GT3 beispielsweise Kévin Estre oder auch Renger van der Zande hinter sich halten konnte. Es schien so, als ob die Audis die zu schlagende Instanz sein sollten.

Der Samstagmorgen startete ungemütlich für die zu dieser Zeit fahrenden Serien. Denn ein Schauer setzte den Kurs mitten in der zweiteiligen TCR-Qualifikation unter Wasser und ärgerte auch noch eine nachfolgende lokale Tourenwagenserie. Glücklicherweise musste der FIA GT World Cup später nur mit einer grünen Strecke zurechtkommen. Die absurde Pfützenbildung in der Anfahrt zur „Lisboa“-Kurve blieb nämlich den F3-Rennern vorbehalten.

© Macau Sports Bureau

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Durch einen unfallbedingten Ausfall am Vortag (Richard Lyons im #88 Craft Bamboo Racing Porsche 911 GT3 R) schrumpfte das Feld auf 22 Boliden. Die extrem langsamen Amateure am Ende der Zeitenliste wurden trotz einer 107%-Zeitenhürde auf gnädige Art und Weise zugelassen, was man durchaus kritisch einordnen muss. Während die Formierung der zwei Startreihen noch gut funktionierte, kam es bereits in der ersten Kurve zu einem dramatischen Abflug. Pole-Sitter Mortara behielt die innere Linie nach dem Scheitelpunkt und drehte sich eigenständig in die Leitschienen auf der linken Seite. Earl Bamber, der anfangs im Verdacht stand, ihn berührt zu haben, konnte später freigesprochen werden. Nachdem das Heck des R8 mit der Streckenbegrenzung kollidiert war, konnten etliche GT3-Hinterbänkler den ausrollenden WRT-Audi nur knapp vermeiden. Durch den Aufprall brach der Heckflügel teilweise ab und außerdem mussten leichte Bodywork-Schäden festgestellt werden. Glücklicherweise konnte Mortara weiterfahren und diese an der Box reparieren lassen. Kurz nachdem sich der zu Mercedes wechselnde Macau-Experte auf den Weg Richtung Hilfe begeben hatte, flog ein weiterer Audi ab. Nico Müller wurde in der „Lisboa“ von Renger van der Zande gedreht und beschädigte ebenfalls sein Heck, welches von dem großen Reifenstapel eingedrückt wurde. Mit dem Nachteil eines schiefen Heckflügels nahm der Schweizer den Rennbetrieb wieder auf, aber wurde nur eine Runde später in einen heftigen Unfall verwickelt. In der Anfahrt zur ersten Kurve verlor er die Kontrolle über den hinteren Fahrzeuganteil, welcher mit hoher Geschwindigkeit in die Leitschienen einschlug. Danach rutschte der türkisfarbene Bolide quer über die Fahrbahn und blockierte anschließend die Boxenausfahrt. Der sehr stark beschädigte Geheimfavorit war damit sowohl aus dem Rennen als auch aus dem Wochenende ausgeschieden. Glücklicherweise blieb Müller unverletzt und musste vom Streckenrand aus die erste SC-Phase des Rennens mitansehen. Hoffentlich stellt sich der Sieger der 24 Stunden auf dem Nürburgring im Jahre 2015 in der näheren Zukunft mal wieder der Herausforderung Macau. Das Potenzial eines Siegkandidaten ist definitiv gegeben.

© Macau Sports Bureau

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Mortara, der dieses zweifelsohne auch besitzt, konnte nach relativ schnell durchgeführten Reparaturmaßnahmen von der ersten Safety Car-Phase profitieren. Den Neustart nach zwei neutralisierten Runden leitete der neue Führende Laurens Vanthoor gekonnt ein, aber musste Le Mans-Sieger Earl Bamber weiterhin als stärksten Konkurrenten im Rückspiegel beobachten. Hinter dem Mann aus Ozeanien lauerte nun Kévin Estre, der in den Wirren des Starts Maro Engel überrumpeln konnte. Fast das gesamte Feld schaffte daraufhin eine unfallfreie Runde. Blöderweise kamen sich zwei der berüchtigten Amateure jedoch im „Fishermen’s Bend“ zu nahe und standen nach dem Kontakt so ungünstig, dass eine zweite SC-Intervention notwendig wurde. Drei weitere Rennrunden gingen somit verloren. Glücklicherweise leitete der zweite Neustart beim Stand von 9/12 Runden eine problemfreie Schlussphase ein, welche Vanthoor kontrollieren sollte. Der Belgier hatte zwar die beiden Manthey-Porsche durchgängig gefährlich nahe hinter sich, aber sicherte sich gekonnt den Sieg und dementsprechend die Pole-Position für das Hauptrennen. Rang zwei blieb in den Händen von Bamber, der vor Estre die schwarz-weiß karierte Flagge sah. Der Franzose agierte äußerst vorsichtig, da er schon an das viel wichtigere zweite Rennen dachte. Startplatz vier für den Sonntag ging an Maro Engel, der nicht gerade glücklich über seine Ausgangslage war. Hinter ihm beendete zwar van der Zande das Rennen, aber der Niederländer erhielt eine Strafversetzung (drei Startpositionen) aufgrund des Kontakts mit Müller. Wie ist es nun Mortara ergangen? Der Pilot mit italienischer Lizenz kämpfte sich zwar nach vorne, aber schoss den #99 Craft Bamboo Racing Porsche 911 GT3 R von Darryl O‘Young im hinteren Mittelfeld ab. Die Schäden sollten das Ende des Wochenendes für O’Young bedeuten. Das fragwürdige Manöver in den engen Straßen wurde ebenfalls mit drei Strafplätzen geahndet, was Rang 16 für den Sonntag bedeutete. Der Traum vom vierten GT-Sieg fand somit sein Ende. Leider passen diese Entwicklungen gut zum Stil Mortaras, der gerne mal zwischen Genie und Wahnsinn schwankt.

Nur wenige hätten wohl gedacht, dass der Sonntag noch problematischer werden sollte. Das Samstagsrennen war zwar etwas auseinandergerissen, aber dennoch recht typisch für diesen Kurs. Die Ereignisse des Hauptrennens sollten aber einer komplett anderen Kategorie angehören.

© Macau Sports Bureau

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Die 18 ursprünglich eingeplanten Runden fingen bereits kontrovers an, als Bamber Engel direkt nach der Freigabe in die rechten Leitschienen der Start-Ziel-Geraden drückte. Ein Manöver, welches laut Engel in der Fahrerbesprechung detailliert besprochen wurde. Dort wurde wohl der Zwang einer Bestrafung erklärt. Der grüne AMG GT3 war jedoch nur etwas zerkratzt und konnte weiterfahren. Durch diese Szene verlor der Deutsche Platz vier an Adderly Fong im #10 Bentley Team Absolute Continental GT3, welchen er sich aber eindrucksvoll in der Lisboa zurückholte. Mit großer Sicherheit war dies das Manöver des Rennens. Trotzdem ordnete die Rennleitung Untersuchungen für den Start und speziell für den geschilderten Kontakt an. Wie am Vortag schaffte das vordere Feld die erste Runde nach einer Freigabe ohne Unfälle, aber wurde kurz danach von einem Safety Car eingebremst. Auch am Sonntag wurde der „Fishermen’s Bend“ wieder zum Unfallort, als der Australier Ricky Capo im #17 Modena Engineering BMW Z4 GT3 das TecPro-Konstrukt zerfledderte. Capo hatte eindrucksvoll die Linie verfehlt und drang mit hoher Geschwindigkeit in das Schutzkonzept ein, welches natürlich seine Gesundheit bewahrte. Nachdem anfänglich das SC während der Evaluation der Barrieren zirkulierte, wurde wenige Minuten später die rote Flagge ausgegeben. Das Auswechseln der Elemente sollte nämlich über 40 Minuten in Anspruch nehmen. Die lange Wartezeit wurde von ausgiebigen Analysen der Causa „Engel vs. Bamber“ gefüllt. Obwohl die Rennleitung die Geschehnisse des allgemeinen Starts schlussendlich akzeptierte, musste der Neuseeländer Earl Bamber eine Fünf-Sekunden-Strafe über sich ergehen lassen.

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Da die Rundenvorgabe schnell unnütz war, wurde das maximale Zeitfenster übernommen. So standen zum Zeitpunkt der erneuten Rennfreigabe noch gute 15 Minuten auf der Uhr. Wenige Sekunden später ereignete sich dann dramatisches. Vanthoor, der vom bestraften Bamber überholt wurde, nahm den Randstein in der Innenseite der „Mandarin“ zu hart, wie es im Übrigen auch Lyons mehrmals gemacht hatte, und schlug brutal in die Mauer am Ausgang des sehr schnellen Rechtsknicks ein. Dabei traf zuerst das Heck auf den Beton, was die Aerodynamik in diesem Bereich zerstörte. Dann stellte sich eine Gegenbewegung ein, welche die linke Front in die Mauer drückte. Unter anderem deswegen stieg der Audi R8 LMS auf und überschlug sich. Glücklicherweise konnte das Einwickeln in den Fangzaun vermieden werden. Das Drehen in der Luft endete schließlich mit einer langen Rutschpartie auf dem Dach. Nach wahrhaft schrecklichen Sekunden konnte Vanthoor stark durchgeschüttelt aus dem Wrack klettern. Auch dies gehört zur immer länger werdenden Liste der Erfolge der neuen GT3-Sicherheitskonzepte. Trotz des schnellen Abtransports des Audis (auf dem Dach liegend auf dem Abschleppwagen) war ein Neustart nicht mehr möglich. Das Wochenendhighlight in der Form des Hauptrennens der F3 stand schon in den Startlöchern. Der gezogene Schlussstrich wurde von den Fahrern positiv aufgenommen, die sichtlich geschockt waren.

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Das Material für Diskussionen war jedoch noch lange nicht ausgegangen. Die Suche nach einem Sieger ergab nämlich Laurens Vanthoor, welcher aufgrund des üblichen Zurückrechnens nach dem Einsatz einer roten Flagge Platz eins noch innehatte. Die aus anderen Serien bekannte „Verursacherregel“ ist (leider) nicht ausdrücklich im Reglement verankert. Nachdem sich Earl Bamber fluchend im Parc fermé von seinem Porsche entfernt hatte, erbte der Franzose Estre Platz zwei und war damit der beste Porsche-/Manthey-Fahrer. Nach zwei sehr erfolgreichen Jahren in Macau konnte Engel das Gesamtpodium in diesem Jahr „nur“ komplettieren. Die Leistung ist natürlich trotzdem sehr beachtlich. Der sehr enttäuschte Bamber ist schlussendlich nur auf Rang vier zu finden, was Porsche trotzdem als stärksten Hersteller abreisen ließ. Die Autos werden sich nun auf den Weg Richtung Sepang begeben.

Auch abseits der Herstellerwertung gab es ein Podium. Bester „Unabhängiger“ war Adderly Fong, der teils sehr nahe an der Spitze dran war. Eine weitere positive Leistung zeigte Nicky Catsburg im #9 Rowe Racing BMW M6 GT3, der auf diesem Podium die zweithöchste Stufe einnahm. Der drittbeste „Privatier“ stammt aus Deutschland. Fabian Plentz im #28 Team HCB-Rutronik-Racing Audi R8 LMS GT3 konnte beispielsweise die enttäuschenden offiziellen Lamborghinis abwehren. Die mangelnde Bekanntheit ist auf sein Engagement im DMW GTC zurückzuführen.

Normalerweise hätte der Report an dieser Stelle sein Ende gefunden. Die Ereignisse werfen jedoch weitere Fragen auf:

Warum hat dieses Chaos den Status eines FIA GT World Cups?

© Macau Government Information Bureau

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Dieser Kritikpunkt war bislang häufig in diversen Diskussionen zu hören. Dafür musste sogar nicht mal ein GT3-Renner auf dem Dach Richtung Lisboa rutschen. Macau ist etwas sehr einzigartiges im Weltmotorsport, aber diesen Status verdient mit absoluter Sicherheit auch die Nordschleife, wo das GT3-Reglement ebenfalls viele Probleme hervorgerufen hat. Die neue Fahrzeuggeneration und ihre angepasste, höhere Geschwindigkeit haben zusätzliches Diskussionspotenzial mit sich an die Strecken gebracht. Das relativ starke Sinken der Zeiten konnte ja auch am vergangenen Wochenende beobachtet werden.
Der GT-Motorsport hat seit 2008 seinen festen Platz in Macau, der auch ohne World Cup-Status ungefährdet bleiben wird. Die FIA nutzt somit gegebene Strukturen und versucht diese auszubauen. Und dafür müssen auch die typischen Instrumente wie die BoP genutzt werden. Eine besonders schwierige Aufgabe in so einem herausfordernden Umfeld, was Mercedes sicherlich bestätigen kann.

© Macau Sports Bureau

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Zu dem Umfeld gehört natürlich überwiegend der Kurs. Auf der einen Seite wird er von nahezu allen als sehr spannende Herausforderung beschrieben, was aber auch andererseits eines betont: die Piloten müssen erstmal mit sich selbst kämpfen und das Racing steht damit an zweiter Stelle. Warum dies durchaus in Ordnung ist, konnte das Hauptrennen der F3 beweisen, welches bis zum Ende sehr spannend war. Außerdem sind rote Flaggen und Safety Car-Interventionen immer möglich, was die TCR beispielsweise belegen konnte. Dieses Risiko muss man hinnehmen. Als erstes Fazit kann die Zulassung von GT3-Autos also als vertretbar eingestuft werden.
Anders sieht es jedoch mit dem Titel aus. Hierbei wird teils zu Recht auf die mangelnde Repräsentationsfähigkeit des Guia Circuits hingewiesen. Wünschenswert wäre möglicherweise die Integration in ein größeres Konzept mit weiteren Strecken. Vielleicht lohnt sich hier sogar ein Blick auf die Intercontinental GT Challenge. Andererseits könnte auch ein Stadtkurskönner im Speziellen gekrönt werden, um den weltweiten Status gerechter zu gestalten. In diesem Zusammenhang sei aber auch angemerkt, dass niemand einen FIA GT World Cup in Paul Ricard sehen möchte. Blöderweise braucht man für einen Jahresabschluss aber gutes Wetter, was nur noch wenige Standorte zu dieser Jahreszeit zulassen. Dies lässt Macau als ganz ordentliche Wahl dastehen.

Ist die Qualität und Struktur des Fahrerfeldes nicht zu gefährlich?

© Macau Government Information Bureau

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Einige Kritiker meinten in den vergangenen Tagen, dass höchstens acht ernstzunehmende Boliden gemeldet waren (Audi, Lamborghini, Mercedes und Porsche). Dies konnten die Ergebnisse teilweise unterstreichen. Aber auch hier herrscht eine Abhängigkeit vom World Cup-Prinzip, welches diese Herstellerbetonung dringend benötigt. Qualität schützt jedoch nicht vor Unfällen. Über die Hälfte der Zwischenfälle in den Rennen waren auf Topfahrer zurückzuführen. Dass die andere Hälfte von teils extrem leistungsschwachen Piloten generiert wurde, ist ein ernsthaftes Problem. Zwar existiert eine 107 %-Hürde in der Qualifikation, welche aus Angst vor zu kleinen Starterfeldern aber umgangen wird. Eine härtere Auslegung würde durchaus helfen. Vielleicht kann so in Zukunft auch das Gefühl vermieden werden, dass jeder Neustart an Situationen in Talladega und Daytona erinnert, wo in der Overtime Unfälle nach diesem Muster Standard sind.

Vanthoor ist doch kein würdiger Sieger?!

© Macau Sports Bureau

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Aus der Perspektive der generellen Fahrerleistung muss dies klar zurückgewiesen werden. Der Belgier war über das gesamte Wochenende hinweg stark und konnte verdient am Samstag gewinnen. Der Unfall am Sonntag war hingegen sehr unglücklich und die Zukunft des Randsteins sollte dringend überdacht werden. Vanthoor ist auf dem Dach liegend World Cup-Gewinner geworden, weil der Zeitrahmen weitestgehend ausgeschöpft war und die FIA keine „Verursacherregel“ in ihrem Regelwerk hat. Dies ist eine strukturelle Schwäche, welche im besten Fall beseitigt werden sollte, um uns ähnliche Situationen zu ersparen. Selbst Vanthoor ging auf dieses Problem ein und war überrascht über den ihm zugewiesenen Sieg.

Im Laufe der letzten Tage wurde mehrmals auf den Österreicher Dieter Quester verwiesen, der ebenfalls auf dem Dach rutschend einen dritten Platz auf der AVUS holte. Warum der Vergleich mit dem Abflug des Macau GP-Siegers aus dem Jahre 1970 durchaus stimmig ist, kann man hier sehen:

Abschließend sei noch Stefano Comini zum Gewinn der TCR-Meisterschaft gratuliert. Die beiden Abschlussläufe der TCR International Series-Saison 2016 waren im Übrigen ähnlich schwierig, wenn nicht sogar viel chaotischer.
Ebenfalls hat sich António Félix da Costa als Sieger des F3-GP höchsten Respekt verdient. Der Portugiese mit großen GT-Ambitionen zeigte auf eindrucksvolle Weise sein Können und begeisterte vor allem im grandiosen Hauptrennen.

Die GT-Berichterstattung des Racingblogs wird spätestens im Zuge der 12 Stunden von Sepang weitergehen, wo sich bereits Größen aus der Super GT angemeldet haben. Mehr dazu kann man im Vorbericht demnächst lesen. Wir wünschen unterhaltsame Restrennwochenenden.

Bilderquelle / Copyright: Macau Sports Bureau; Macau Government Information Bureau

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