Am kommenden Wochenende starten die Virgin Australia Supercars (kurz: VASC) in die neue Saison. Seit Dezember haben sich natürlich einige Neuigkeiten angesammelt, die wichtigsten habe ich in dieser Vorschau zusammengefasst. Zudem gibt es noch einen Überblick über die Fahrerpaarungen, den Kalender und eine kompakte Vorschau für das Clipsal 500.
Anfangen möchte ich aber mit einem Feld, in dem es (fast) keine Änderung gab: dem technischen Reglement. 2017 wird das fünfte und letzte Jahr unter COTF-Regeln sein, ab nächstem Jahr gelten dann die Gen2 Supercar Regulations, die neben dem Einsatz von zweitürigen Coupés auch turboaufgeladene Vier- und Sechszylinder-Motoren erlauben, statt wie bisher ausschließlich viertürige Limousinen mit einem V8-Saugmotor. Einen ausführlichen Überblick zum Gen2 Supercar habe ich für das Jahresende geplant, wenn auch die ersten Modelle vorgestellt werden sollen. Während nach jetzigem Stand Prodrive zunächst mit dem Ford Falcon weitermachen möchte, scheint man bei DJR-Penske einen Wechsel auf den Mustang zu prüfen, bei Nissan ist der GT-R der favorisierte Gen2-Kandidat. Die Holden-Teams haben die Möglichkeit auf das neue Commodore-Modell zu wechseln, das auf dem Opel Insignia basieren wird. Bei GRM hingegen sieht es nach einem Wechsel zu Kia aus, die wohl mit dem Stinger GT in den australischen Motorsport einsteigen wollen.
Einzige Neuerung im technischen Regelwerk sind die neue Reifen, die wieder von Dunlop bereitgestellt werden. Statt wie bisher zwischen hard und soft müssen die Teams nun zwischen soft und supersoft wählen. Zudem sind die Reifen 15 mm breiter als vorher und weisen eine flachere Rundung auf, was die Lauffläche vergrößert. Es ist das erste Mal, dass Dunlop die Mischungen verändert hat, seitdem sie 2003 in die Serie eingestiegen sind.
Teams und Fahrer 2017
Das Fahrerfeld umfasst auch in diesem Jahr 26 Fahrer, oder besser gesagt 25 Fahrer und eine Fahrerin. Simona de Silvestro ist bekanntlich bei den Supercars untergekommen, wo sie in den kommenden drei Jahren einen Nissan pilotieren soll. Der einzige weitere Neuling in der Serie ist Alex Rullo, der mit gerade einmal 16 Jahren ein Cockpit beim zur Zeit angeschlagenen Team Lucas Dumbrell Motorsport bekommen hat, das sich in diesem Jahr wohl leider von Wochenende zu Wochenende hangeln muss. Doch dazu später mehr.
Eine Neuerung ab dieser Saison ist die Möglichkeit, Wildcards für insgesamt drei Wochenenden einzusetzen. Bisher haben aus der Super2 (früher Dunlop Series) MW Motorsport und von den Supercar-Teams Garry Rogers Motorsport und Brad Jones Racing je eine Wildcard angemeldet. Wann genau diese eingesetzt werden, wird in der jeweiligen Vorschau angekündigt.
Hier das gesamte Feld im Überblick:
Team | Fahrer | Fahrzeug |
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Red Bull Holden Racing Team (RBHRT) | #1 Jamie Whincup | Holden ZB Commodore |
#97 Shane van Gisbergen | Holden ZB Commodore | |
Autobarn Lowndes Racing (RBHRT) | #888 Craig Lowndes | Holden ZB Commodore |
Walkinshaw Andretti United (WAU) | #2 Scott Pye | Holden ZB Commodore |
#25 James Courtney | Holden ZB Commodore | |
Tickford Racing I | #5 Mark Winterbottom | Ford Falcon FG X |
#55 Chaz Mostert | Ford Falcon FG X | |
Tickford Racing II | #6 Cameron Waters | Ford Falcon FG X |
#56 Richie Stanaway | Ford Falcon FG X | |
Nissan Motorsport I | #7 Andre Heimgartner | Nissan Altima |
#15 Rick Kelly | Nissan Altima | |
Nissan Motorsport II | #23 Michael Caruso | Nissan Altima |
#78 Simona de Silvestro | Nissan Altima | |
Brad Jones Racing (BJR) | #8 Nick Percat | Holden ZB Commodore |
#14 Tim Slade | Holden ZB Commodore | |
Tim Blanchard Racing (BJR) | #21 Tim Blanchard | Holden ZB Commodore |
Erebus Motorsport | #9 David Reynolds | Holden ZB Commodore |
#99 Anton de Pasquale | Holden ZB Commodore | |
DJR Team Penske | #12 Fabian Coulthard | Ford Falcon FG X |
#17 Scott McLaughlin | Ford Falcon FG X | |
Preston Hire Racing (PHR) | #18 Lee Holdsworth | Holden ZB Commodore |
Tekno Autosports | #19 Jack Le Brocq | Holden ZB Commodore |
Garry Rogers Motorsport (GRM) | #33 Garth Tander | Holden ZB Commodore |
#34 James Moffat | Holden ZB Commodore | |
Matt Stone Racing (MSR) | #35 Todd Hazelwood | Ford Falcon FG X |
23Red Racing | #230 Will Davison | Ford Falcon FG X |
* = Für Adelaide ist Taz Douglas auf der #3 gemeldet, wer danach das zweite LDM-Cockpit übernimmt steht noch nicht fest.
– Das Red Bull Holden Racing Team ist ab dieser Saison das „Werksteam“ nachdem Holden Walkinshaw Racing nach 26 Jahren verlassen hat. Mit Titelverteidiger Shane van Gisbergen, Rekordchampion Jamie Whincup und Rekordsieger Craig Lowndes besitzt man zudem weiterhin den stärksten Fahrerkader, was sie natürlich zum Hauptfavoriten auf die Meisterschaft macht. Allerdings hat Lowndes‘ Ingenieur Ludo Lacroix das Team in Richtung DJR-Penske verlassen, wo er mit Scott McLaughlin zusammenarbeiten wird. Sam Michael, der bisher eine Teilzeitbeschäftigung im Team hatte, könnte nun wohl eine wichtigere Rolle einnehmen.
– Walkinshaw Racing hat also wie erwähnt die Werksunterstützung verloren und auch Garth Tander ist nicht mehr Teil des Teams. Als Nachfolger hat man Scott Pye verpflichtet, was ich für eine gute Verpflichtung halte. Er hatte im letzten Jahr unglaublich viel Pech, was ihm auch den einen oder anderen Podestplatz gekostet hat. Ich hoffe mal, dass er in dieser Saison das Glück wiederfindet. Zusammen mit James Courtney hat Walkinshaw eine sehr solide Fahrerpaarung, die gute Resultate versprechen sollte.
– Garry Rogers Motorsport steht vor einem Übergangsjahr, denn nachdem Volvo Wagen und Motoren wieder einkassiert und nach Schweden verfrachtet hat, musste man wieder zurück auf einen Holden wechseln. Momentan gibt es Gerüchte, wonach man ab nächsten Jahr mit Kias fahren wird, bestätigt ist da aber noch nichts. Supertalent Scott McLaughlin hat man zwar an DJR-Penske an Penske verloren, dafür kam Garth Tander nach zwölf Jahren bei Walkinshaw wieder zurück zu GRM. Zudem hat man mit James Golding ein großes Talent in der Hinterhand, das in diesem Jahr neben den Enduro-Cup-Einsätzen auch zu drei Wildcard-Einsätzen kommen wird. Teamkollege von Tander ist James Moffat, der ein weiteres Jahr bei GRM bleibt und in Adelaide sein 200. Rennen fahren wird.
– Bei Prodrive Racing Australia blieben Mark Winterbottom, Chaz Mostert und Cam Waters im Team, SuperBlack Racing und Chris Pither hingegen werden in dieser Saison leider nicht antreten. Das Team aus Neuseeland hatte letztes Jahr den Tod des Gründers Tony Lentino zu verkraften und musste Ende letzten Jahres seine REC an Tim Blanchard verkaufen. Momentan ist man in der Heimat auf der Suche nach neuen Sponsoren und man hofft, 2018 wieder zurückzukehren. Dafür ist Jason Bright nach zehn Jahren wieder zurück bei PRA und bringt seine eigene REC (Britek Motorsport) von Brad Jones Racing mit. Ebenfalls zurückgekehrt ist Adam de Borre. Letztes Jahr war er noch für DJR-Penske aktiv, ab diesem Jahr ist er jedoch wieder Renningenieur von Chaz Mostert. Zusammen gewann man 2014 das Bathurst 1000 und konnte 2015 fünf Rennsiege einfahren. Mosterts bisheriger Ingenieur Brad Wischusen wird dafür Cameron Waters unterstützen.
– DJR-Penske sehen diese Saison viele als den Geheimfavoriten auf den Titel. Kein Wunder, schließlich hat man mit Scott McLaughlin und Ludo Lacroix zwei große Namen verpflichtet. Mit Fabian Coulthard hat man zudem noch einen erfahrenen Piloten, der wie McLaughlin immer für Laufsiege gut ist. Ob es jetzt schon für den Titelgewinn reicht, wird man sehen müssen. RBHRT wird man aber sicherlich das eine oder andere Mal ärgern können. Zumindest der Pre-Season-Test lief mit den Plätzen zwei und drei schon einmal vielversprechend.
– Brad Jones Racing hat als Ersatz für Bright Nick Percat verpflichten können und zusammen mit Tim Slade hat man meiner Meinung nach ein äußerst starkes Duo formen können. Die beiden gehören zu den besten Fahrern im Feld und sie haben letztes Jahr gezeigt, was sie können. Percats Sieg in Adelaide war sensationell, aber auch im weiteren Verlauf der Saison konnte er mit unterlegenem Material das eine oder andere Highlight setzen. Auch seinen Teamkollegen Andre Heimgartner hatte er stets im Griff. Tim Slade konnte seinerseits mit zwei Siegen in Winton glänzen und sowohl in Sandown als auch in Bathurst konnte er lange um Siege mitfahren, ehe ihn ein Fehler von Co-Driver Ash Walsh und ein Feuer an der Box zurückwarfen. Als dritter Fahrer ist weiterhin Tim Blanchard dabei, diesmal jedoch mit eigener REC (Tim Blanchard Racing). Von ihm erwarte ich aber bei allem Respekt nicht viel, letzte Saison rangierte er durchgehend unter ferner liefen, was Gesamtplatz 23 zur Folge hatte. Andererseits kann es für ihn eigentlich nur besser laufen. Wildcard-Fahrer ist mit Macauley Jones der Sohn des Teamchefs.
– Bei Nissan ist wie bereits erwähnt Simona de Silvestro neu dabei. In Tourenwagen kann sie bisher nur zwei Wildcard-Einsätze beim Bathurst 1000 vorweisen, daher wird 2017 ein Lehrjahr für sie werden, zumal sie ja auch die meisten Strecken nicht kennt. Neben ihr werden weiterhin Rick und Todd Kelly fahren sowie der im letzten Jahr stärkste Nissan-Pilot Michael Caruso. Von Prodrive kommt außerdem noch Jack Le Brocq hinzu, der im Enduro Cup neben Todd Kelly fahren wird und zudem drei Wildcard-Einsätze in einem von MW Motorsport eingesetzten Nissan bekommt. Nissan machte seit dem Einstieg immer wieder kleine Fortschritte, auch das letzte Jahr lief bis auf ein paar Ausreißer eigentlich recht ordentlich. Ob man aber in der Sommerpause die nötigen Fortschritte machen konnte, um konstant in die Top 5 zu fahren, bleibt abzuwarten. Beim Pre-Season-Test konnte Rick Kelly aber immerhin die Bestzeit erzielen.
– Erebus hatte sich in der vergangenen Saison in Townsville mit dem Sponsor von Aaren Russell verkracht und musste in der Folge zunächst auf Craig Baird und später auf den unerfahrenen Shae Davies zurückgreifen. David Reynolds konnte immerhin mit einem dritten Platz in Sydney glänzen. Sein Teamkollege wird in diesem Jahr Dale Wood, der von Nissan kommt und GB Galvanizing als Sponsor mitbringt. Ich denke, dass man bei Erebus auch in diesem Jahr im Mittelfeld unterwegs sein wird und nur vereinzelt Highlights setzen kann.
– Lucas Dumbrell Motorsport bleibt das Sorgenkind bei den Supercars. Sowohl Nick Percat als auch Andre Heimgartner sind weg und damit auch ein Großteil der Sponsoren. Bisher ist nur Teenager Alex Rullo für das gesamte Jahr bestätigt. Da er aber wegen seines Alters unter Bewährung fährt, kann es sein, dass er von der CAMS geparkt wird, sollte er den Eindruck erwecken, überfordert zu sein. Ich sehe es kritisch, einen so jungen Fahrer einzusetzen, aber daran sieht man leider auch, wie begrenzt die Optionen für LDM sind. Mal ganz abgesehen davon, dass der zweite Wagen mit Taz Douglas (Kumho Tyre V8 Touring Car Series Champion 2016) bisher nur für Adelaide mit einem Fahrer besetzt ist. Wenn man nicht noch einen Fahrer mit größerem Sponsor aus dem Hut zaubert, sehe ich leider schwarz für LDM.
– Nichts neues gibt es von Tekno Autosports und von Charlie Schwerkolt Racing (Team18) zu vermelden. Man setzt weiterhin jeweils ein Fahrzeug ein, Will Davison (Tekno) und Lee Holdsworth (CSR) bleiben dort die Fahrer.
Kalender 2017
Der Kalender ist in diesem Jahr im großen und ganzen der gleiche wie im vergangenen Jahr geblieben. Lediglich das Saisonfinale wurde von Sydney nach Newcastle verlegt. Wie im letzten Jahr bereits angesprochen wird es 2017 außer dem Auckland SuperSprint keine Events außerhalb Australiens geben.
An den Formaten einzelner Rennen hat man allerdings wieder gebastelt. Adelaide erhält die beiden Rennen über 250 Kilometer zurück, zudem werden sowohl für das Samstags- als auch das Sonntagsrennen Shootouts stattfinden. Aus dem Phillip Island SuperSprint wird das Phillip Island 500, ebenfalls mit zwei Rennen über jeweils 250 km. Und in Pukekohe werden die vier 100 km-Sprints durch zwei Rennen über je 200 km ersetzt.
Datum | Strecke | Ort |
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2. - 4. März | Adelaide Street Circuit | Adelaide, South Australia |
23. - 25. März | Melbourne Grand Prix Circuit | Melbourne, Victoria |
6. - 8. April | Symmons Plains Raceway | Launceston, Tasmanien |
20. - 22. April | Phillip Island Grand Prix Circuit | Phillip Island, Victoria |
4. - 6. Mai | Barbagallo Raceway | Perth, Western Australia |
18. - 20. Mai | Winton Motor Raceway | Benalla, Victoria |
15. - 17. Juni | Hidden Valley Raceway | Darwin, Northern Territory |
6. - 8. Juli | Townsville Street Circuit | Townsville, Queensland |
20. - 22. Juli | Queensland Raceway | Ipswich, Queensland |
3. - 4. August | Sydney Motorsport Park | Eastern Creek, New South Wales |
24. - 26. August | The Bend Motorsport Park | Tailem Bend, South Australia |
14. - 16. September | Sandown Raceway | Melbourne, Victoria |
5. - 7. Oktober | Mount Panorama Circuit | Bathurst, New South Wales |
19. - 21. Oktober | Surfers Paradise Street Circuit | Surfers Paradise, Queensland |
2. - 4. November | Pukekohe Park Raceway | Pukekohe, Neuseeland |
23. - 25. November | Newcastle Street Circuit | Newcastle, New South Wales |
* = Non-Championship-Event
Clipsal 500 – Zahlen und Fakten:
Strecke: Adelaide Street Circuit
Länge: 3,2km
Av. Speed: 146km/h
Top Speed: 251km/h
Lap Record: 1:21.0507 (Jamie Whincup, 2012)
Sieger 2016: R1: Jamie Whincup – R2: James Courtney – R3: Nick Percat
Reifen: Soft / Supersoft
Die neuen weicheren Reifenmischungen werden sicherlich für einen neuen Rundenrekord sorgen, konnten bisher aber nur einen Tag lang im Sydney Motorsports Park getestet werden. Zudem werden am Wochenende Temperaturen von knapp über 30°C erwartet, was sowohl Material als auch Mensch alles abverlangen wird.
Einen weiteren Faktor werden Safety-Car-Phasen darstellen, die auf einem Stadtkurs ja fast schon dazugehören. Zudem ist in Adelaide noch nie das gesamte Feld ins Ziel gekommen.
Neben Red Bull und DJR-Penske sollte man auf Courtney und Pye von Walkinshaw achten, die ich als stark einschätze. Auch Winterbottom und Mostert, die nach einem schwachen Jahr wieder angreifen wollen, rechne ich gute Chancen aus. Zu den Dark Horses zähle ich in Adelaide Slade und Percat von BJR sowie Rick Kelly und Caruso von Nissan. Bei GRM wage ich noch keine Prognose, auch wenn man die nie unterschätzen sollte.
Zeitplan
Freitag:
05:00 Uhr – Qualifying 1 – 20min.
Samstag:
02:30 Uhr – Top Ten Shootout 1
05:50 Uhr – Rennen 1 – 78 Runden (250km)
23:50 Uhr – Qualifying 2 – 20min.
Sonntag:
02:40 Uhr – Top Ten Shootout 2
05:50 Uhr – Rennen 2 – 78 Runden (250km)
(Zeiten in MEZ und ohne Gewähr.)
Im prall gefüllten Rahmenprogramm sind unter anderem die Australische GT, die Super2 Series und und natürlich auch wieder die Stadium Super Trucks unterwegs, um mal nur drei Serien zu nennen. Alle Startzeiten findet ihr wie immer im TV-Planer.
Übrigens gibt es bei sportsdeck.com ein Supercars Fantasy Game, wo ich auch eine Racingblog League angelegt habe. Einfach beim Registrieren als League Code 991679 eingeben. Deadline ist der Beginn der Qualifikation, an diesem Wochenende also schon am morgigen Freitag um 5:00 Uhr. Vielleicht findet sich ja jemand, der Spaß daran hat.
Ich hoffe, dass Ihr zum Saisonauftakt jetzt alles nötige wisst, und wünsche viel Spaß beim Gucken.