Ein Jahr ist es her, da hatte Felippe Massa seinen schweren Unfall am Hungaroring. Jetzt ist er zurück und auch Ferrari ist wieder an der Spitze.
Mittlerweile hat sich jeder, der irgendwas in der Formel Eins zu sagen hat, zum Thema Stallregie gemeldet. Den größten Witz erlaubte sich Christian „Ich nehm meinen Fahrer den Frontflügel weg und sage es ihm später vielleicht mal“ Horner, der sich bei autosport.com über ein „manipuliertes“ Rennen beklagte. Fehlt noch Flavio Briatore, aber der hält sich ja im Moment bedeckt. Meine Meinung hat sich nicht geändert, ich halte das Verbot für Quatsch, weil es reine Fan-Kosmetik ist. Die Teams haben, normalerweise, elegante Lösungen, wie sie das Problem umgehen können. Ob Ferrari jetzt besonders blöd, oder besonders ehrlich war, ist dann eine Interpretationssache. Immerhin – der schwarze Humor in der Formel Eins ist auch wieder da. Es werden die ersten Wetten angenommen, ob Massa in Ungarn gewinnen darf.
Dafür müsste Ferrari aber erst mal in der Lage sein, um den Sieg zu fahren. Der plötzliche Aufstieg der Roten, die innerhalb weniger Wochen mehr als 7 Zehntel gefunden haben, ist schon etwas unheimlich. Entweder hat man die B-Variante des F10 endlich verstanden, oder Hockenheim war ein Ausreisser, weil Strecke und Reifenmischung den Italiener lagen. Ich bin da noch skeptisch, was Ungarn angeht. Hockenheim ist eine Highspeed Strecke. In den ersten beiden Sektoren lagen die Ferrari vorne, im letzten Sektor, dessen enges Motordrom mit der Strecke in Ungarn vergleichbar ist, war der Red Bull schneller.
Von daher würde sollte man die „Bullen“ nicht abschreiben, auch wenn sie in Deutschland nicht so gut aussahen. Vettel beklagte sich zwar darüber, dass er das Rennen am Start verloren habe, aber ich bin mir nicht sicher, dass er dem Speed der Ferrari auf Dauer gewachsen gewesen wäre. Deren Rundenzeiten waren schon ziemlich beeindruckend und auch der geschmolzene Abstand in der Quali gegenüber Ferrari spricht Bände. Interessanterweise hatten beide Teams am letzten Wochenende einen Termnin bei der FIA. Es ging um die jeweils neuen Frontflügel der Teams, die der Konkurrenz etwas zu flexibel erschienen. Die Endplatten sollen sich bei hoher Geschwindigkeit verbogen habe. Da bewegliche Teile am Wagen verboten sind, untersuchte die FIA beide Flügel, konnte aber nichts entdecken.
Bei all dem Stress um mögliche Stall-Order bei Red Bull und Ferrari, ist McLaren etwas untergangen. Die hatten auch in Hockenheim ein eher zähes Wochenende, was man damit begründete, dass man das neue Heck mit dem „blown diffusor“ noch nicht richtig im Griff habe. Gerade mal 50% des Potentials habe man erkannt, hieß es bei den Briten. Ob das eine Aussage war, um die Probleme zu kaschieren, oder ob man bei McLaren einfach noch etwas Zeit braucht – man hängt auf jeden Fall etwas hinter her. Button und Hamilton führen zwar weiter die WM an, und man wird die Führung wohl auch nicht über die Sommerpause abgegeben, aber die Köpfe dürften in Woking kräftig rauchen. Aber so, wie die Saison bisher verlaufen ist, würde es mich auch nicht wundern, wenn der McLaren plötzlich wieder vorne ist, zu mal sie vier der fünf letzten Rennen in Ungarn gewonnen haben.
Bei Mercedes hängt zwar nicht der Haussegen schief, aber das Urteil über den W01 ist vermutlich gefällt: nicht siegfähig, nicht ausbaufähig. Man hat schon so ziemlich alles am Wagen verändert, was man ändern kann, aber gebracht hat es wenig. Oder positiver ausgedrückt: der Abstand nach vorne ist nicht größer geworden. Schumacher hat 2010 vermutlich schon längst abgehakt, Rosberg macht aus seiner Enttäuschung keinen großen Hehl. In Monaco ging der MGP nicht gut, vor allem in der so wichtigen Quali sieht man weiter schlecht aus. Da wird auch in Ungarn nichts gehen.
Mehr erwartet man schon Renault, dessen Konzept in Ungarn gut passen sollte. Aber Robert Kubica hat schon im Vorfeld darauf hingewiesen, dass am Wochenende nicht viel besser aussehen würde. Das Problem bei Renault ist der mangelnde aerodynamische Grip und angeblich auch der Motor, der zu wenig Leistung in bestimmten Drehzahlbereichen haben soll. Renault bemüht sich seit Wochen um die Genehmigung, am Motor etwas nachjustieren zu können, aber bisher hat sich weder die FOTA noch die FIA erweichen lassen.
Williams wurde in Hockenheim etwas unter Wert geschlagen. Zum einen, weil beide Fahrer schlecht am Start wegkamen, zum anderen, weil man sich bei der Strategie von Hülkenberg verhauen hatte, und ihn zu lange draussen ließ. Die Rundenzeiten stimmten schon beim Traditionsteam, aber man steckte halt im hinteren Mittelfeld fest. Ungarn dürfte dem Williams auf Grund des schwachen Cosworth eher nicht liegen, von daher fallen die wohl als Kandidaten für Q3 raus. Was Michael Schumacher einige Sorgen nehmen sollte.
Bei Force India geht im Moment wenig zusammen. Es ist das eingetreten, was ich neulich schon mal vermutet habe. Durch den massiven Aderlaß in der Designabteilung (neben James Key verließ auch dessen Nachfolger das Team) kommt man bei der Weiterentwicklung nicht voran und rutscht langsam aber sicher nach hinten. Im Mai war man knapp hinter Mercedes, jetzt prügelt man sich mit den Toro Rosso rum, die auch nicht vom Fleck kommen. Da wird sich (bei beiden) auch wohl so schnell nichts ändern.
Noch weiter hinten macht nur HRT Schlagzeilen. Die ersetzen Karun Chandok auch in Ungarn mit Sakon Yamamoto, der in Hockenheim ein braves, aber nicht sonderlich gutes Rennen gefahren ist. Immerhin ist man bei HRT nicht mehr weit von Virgin entfährt, im Rennen konnte sich Senna lange vor di Grassi halten. Die Virgin wiederum haben Anschluss an Lotus gefunden, wobei man sagen muss, dass Lotus nur noch kleine Updates am Wagen haben wird, weil man schon den 2011er Wagen entwickelt. Nachdem die drei kleinen Teams bis vor ein paar Rennen den Abstand nach vorne immer weiter verkürzen konnte, tut sich seit ein paar Wochen nur wenig. Es bleiben meist 1.5 Sekunden, die Trulli oder Kovalainen für Q2 fehlen.
Bridgestone bringt am Wochenende die Varianten „Medium“ und „Super Soft“ mit. Man erwartet vor allem am Freitag etwas Graining, aber wenn eine Gummischicht da ist, dürfte sich das Problem in Grenzen halten. Belastet werden vor allem die Hintereifen, die die Beschleunigungsorgien aus den engen Ecken aushalten müssen. Kann also sein, dass die Super Soft beim ein oder anderen auf der Langdistanz zerfleddern, die Medium sollten mehr als 70% der Distanz überstehen. „Hard“ wäre natürliche eine nette Alternative gewesen, aber bei dem Kurs wäre die Spreizung etwas zu groß gewesen. Seitens des Wetters ändern sich die Vorhersagen gerade stündlich. Freitag soll es Regen geben, Samstag und Sonntag aber nicht. Andere Wetterdienste sprechen davon, dass es das gesamte Wochenende nass werden könnte. Die Temperaturen sollen, wenn es trocken bleibt, an die die 30 Grad Grenze heran reichen.
Ob es spannend wird, am Wochenende? Die Situation in der WM wird dem Kurs, auf dem man nur schlecht überholen kann, sicher helfen. Aber man sollte nicht zu viel erwarten und sich eher auf einen langatmigen Sonntag einstellen.
Training: Fr. 09.55h & 13.55, Sa. 10:55h
Quali: Sa. 13:55h
Rennen: So. 13.55h
4 Kommentare
„Immerhin ist man bei HRT nicht mehr weit von Virgin entfährt […]“
hier ist wohl „entfernt“ gemeint, oder?
Hehe, dann sag ich mal Massa darf in Ungarn natürlich nicht gewinnen! Die Punkte die Fernando noch holen kann werden immer weniger…
Außer der Alonso gurkt dahinten irgendwo rum, aber direkt hinter Massa wird Fernando die Ziellinie nicht überqueren! Greetz
Natürlich darf Massa nicht vor Alonso ins Ziel kommen, wenn beide hintereinander fahren. Alles andere wäre dumm. Ferrari hat sich früher von scheinheiliger Kritik nicht beeindrucken lassen, und sollte das auch jetzt nicht tun. Gilt natürlich auch für alle anderen.
Der Christian Horner sollte mal lieber sein Mund halten und sich an die eigene Nase fassen.
Er ist nämlich kein deut besser als Ferrari.
Comments are closed.