Für viele Fans sind die Läufe auf dem Norisring das Saisonhighlight der DTM, doch leider gibt es kein Abendrennen.
Es war eine kleine Überraschung, dass die ITR den ersten Lauf der DTM am Norisring auf 19:10 Uhr legte und damit in die Abendstunden ging. Die späte Uhrzeit lag zum einen an den hohen Temperaturen, die im Juli in Nürnberg erreicht werden, zum anderen aber auch an der Programmplanung der ARD. Diese wollte zunächst den Auftakt der Tour de France aus Düsseldorf zeigen und anschließend die DTM, sodass man zumindest einen kleinen Synergieeffekt hat. Jedoch findet die Trauerfeier für Helmut Kohl am Samstagabend statt und die ARD gibt dieser Veranstaltung eine höhere Priorität. Daher wird das Samstagsrennen der DTM bereits um 13:10 stattfinden und auch der komplette Zeitplan ändert sich hierdurch. Leider besteht dieser Zeitplan fast ausschließlich aus irgendwelchen Interviews, Verlosungen und Autogrammstunden. So findet zwischen 11 Uhr und 15:45 Uhr nur ein einziges Rennen statt. Doch bevor wir auf das kommende Wochenende schauen, noch ein kurzer Rückblick auf die Rennen in Ungarn.
Insgesamt waren die Rennen auf dem Hungaroring ganz gut und eine Steigerung im Vergleich zu den letzten Jahren. Zusätzlich ist der Meisterschaftskampf deutlich enger geworden und mit Rene Rast gibt es einen neuen Tabellenführer. Insgesamt war Rast der dominierende Fahrer in Ungarn und konnte für beide Läufe die Pole Position sichern. Im ersten Rennen konnte er das gute Qualifying jedoch nur in einen sechsten Platz umwandeln und hat hier einige Punkte verschenkt. Verantwortlich war hierfür die Safety-Car-Phase, die aus einer Kollision zwischen Maxime Martin und Tom Blomqvist entstand. Hierdurch profitieren Paul Di Resta, Timo Glock und Bruno Spengler, da diese bereits vor der Safety-Car-Phase den Pflichtboxenstopp absolvierten. Durch die niedrigen Temperaturen bauten die Reifen zudem nur wenig ab, sodass die Fahrer keine größeren Reifenprobleme bekamen. Nachdem das Safety Car wieder in die Box kam, konnte sich Mattias Ekström die Führung sichern, bevor er in Runde 17 zusammen mit Mike Rockenfeller in die Box ging. Für Ekström wurde es am Ende ein guter fünfter Rang und Rockenfeller wurde mit dem vierten Platz bester Audi-Pilot. Am Ende konnte er sogar 1,5 Sekunden pro Runde auf die Top 3 aufholen, sodass ihm nur 0,35 Sekunden zu Spengler auf dem dritten Rang fehlten. Pole-Sitter Rast ging sogar erst in Runde 22 in die Box, doch für ihn gab es nur den sechsten Rang.
Ein unglückliches Rennen erlebte Lucas Auer, der mit Nico Müller kollidierte, nachdem dieser von Loic Duval angeschoben wurde. Von den beteiligten Fahrern errang nur Müller mit dem zehnten Rang eine Punkteplatzierung. Für Auer war es das erste Rennen der Saison, das er nicht in den Top 10 beendete. Trotzdem dürfte Audi der größte Verlierer des ersten Laufes gewesen sein. Im Qualifying konnten sich alle Fahrer in den Top 7 qualifizieren, im Rennen bekam man dann aber keinen Piloten aufs Podium. Es wäre wohl besser gewesen, wenn man die Strategie gesplittet hätte, und zumindest mit Duval wäre so eine Taktik möglich gewesen. So konnte sich Paul Di Resta über einen Sieg freuen und Timo Glock über eine weitere Podiumsplatzierung.
Auch für das zweite Rennen konnte sich Rene Rast die Pole Position sichern. Vom zweiten Rang startete aber nicht ein Audi-Pilot, sondern Marco Wittmann, der bisher noch keine gute Saison hatte. Zumindest die nächsten vier Startplätze gingen dann aber wieder an Audi-Piloten: Mattias Ekström, Nico Müller, Mike Rockenfeller und Jamie Green. Nach dem Taktikfehler am Samstag holte Audi Rockenfeller, Ekström und Duval bereits in den ersten drei Runden in die Box und splittete somit die Strategie. Ähnlich machte es Maxime Martin, der bereits nach der ersten Runde in die Box ging und seinen Pflichtstopp absolvierte. Einen frühen Boxenstopp absolvierte auch Lucas Auer, der jedoch das Fahrzeug schlecht in seiner Boxenzone positionierte, sodass die Mechaniker nur erschwert an der rechten Fahrzeugseite arbeiten konnten. In Runde 24 musste er dann sogar das Rennen aufgeben, sodass er keine Punkte in Ungarn erzielte. Im Kampf um den vorläufigen zweiten Rang entwickelte sich ein schönes Duell zwischen Green und Wittmann. Dieses Duell endete mit dem Boxenstopp von Green in der neunten Runde, aber auch seine Crew erwischte kein optimalen Reifenwechsel. In der elften Rennrunde kam auch Rast in die Box und musste sich Ekström geschlagen geben, der bereits in der dritten Rennrunde seinen Stopp absolvierte.
Damit konnte Ekström die Boxenstopp-bereinigte Führung übernehmen, jedoch war Rockenfeller auf dem zwölften Rang liegend nur zehn Sekunden hinter ihm. Wie bereits in der Vorschau beschrieben gibt es auf dem Hungaroring kaum Überholmöglichkeiten und dadurch auch nur wenig Bewegung im Feld. In Führung liegend konnten sich Ekström und Rast im Laufe des Rennens leicht vom restlichen Feld lösen und einen Vorsprung von zwei Sekunden herausfahren. Fünf Minuten vor Schluss durfte Rast auch noch an Ekström vorbei, nachdem dieser sich bei einem Manöver in der ersten Kurve nicht gewehrt hatte. Das Podium komplettierte Maxime Martin, der auf Platz 16 gestartet war und durch den Boxenstopp in der ersten Runde nach vorne kam. Für Wittmann endete das Rennen noch in der letzten Runde, da er Styropor vor dem Kühler hatte und sein Motor überhitzte.
Bereits vor den Läufen auf dem Hungaroring hat die ITR eine neue Verteilung der Performance-Gewichte beschlossen. So wird die Durchschnittszeit aus den 28 besten Runden der zwei besten Piloten jeder Marke genommen. Anschließend wird nicht mit direkten Abständen gerechnet, sondern mit Prozenten. Wenn alle Hersteller innerhalb von 0,1 % sind, kommt es zu keiner Veränderung der Performance-Gewichte. Falls dies nicht der Fall ist, gibt es wieder Gewichtsverteilungen, im Schritt von 2,5 Kilogramm. Eine schöne Darstellung des Verteilungsschlüssels gibt es bei Motorsport-Total. Ebenfalls müssen die Fahrzeuge im Parc Ferme noch ein Kilogramm Sprit haben und nicht nur 0,5 Kilogramm. Falls das Fahrzeug die Auslaufrunde nicht beenden kann, wird dieser Wert auf zwei Kilogramm hochgesetzt.
Für dieses Wochenende wird die Performance-Gewicht-Regel verändert und der Durchschnitt der 45 besten Rundenzeiten wird ermittelt. Wenn man sich die Siegerliste der vergangenen Jahre anschaut, dann könnten die Mercedes-Benz C63 AMG DTM nach diesem Wochenende deutlich schwerer sein. Insgesamt 13 der letzten 15 Rennen konnte die Marke mit der Stern auf dem Stadtkurs in Nürnberg gewinnen und damit in der Ära der neuen DTM dominieren. Der Norisring selbst bedarf wohl keiner ausgiebigen Vorstellung, auch wenn er offiziell acht Kurven auf einer Länge von 2,3 Kilometer besitzt. Von diesen acht Kurven müssen prinzipiell nur drei bzw. vier angebremst werden und die einzige Kurvenkombination ist das Schöller-S. Ansonsten besteht die Strecke aus längeren Geraden und Haarnadelkurven, die eine gute Überholmöglichkeit bieten. In Zusammenspiel mit dem DRS dürfte es relativ viele Überholmanöver geben und auch das Wetter könnte ein interessanter Faktor werden. Während für Samstag nur am Vormittag Regen vorhergesagt ist, sieht der Wetterbericht einen komplett verregneten Sonntag vor.
In Ungarn war Audi noch Favorit, aber für dieses Wochenende hat man keine Gewichtsvorteile mehr. Mit 1122,5 Kilogramm besitzt man, gemeinsam mit Mercedes-Benz, die schwersten Fahrzeuge und der Nachteil gegenüber BMW beträgt 5 Kilogramm. Außerdem sieht die Wettervorhersage nur Temperaturen um die 20°C vor, sodass man wieder Probleme mit der Reifentemperatur im Qualifying haben könnte. Anders ist es wieder im Rennen, sodass man bei schlechten Qualifyingresultaten einen Undercut probieren kann. Besonderen Druck dürfte dieses Wochenende Mattias Ekström verspüren, da er auf die WRX verzichtet, obwohl er dort den zweiten Gesamtrang belegt. In der DTM fehlen ihm aber auch nur acht Punkte auf seinen Markenkollegen Rene Rast und so hat Dieter Gass entschieden, dass Ekström dieses Wochenende in der DTM starten soll. Seit seinem Debüt 2001 konnte Ekström am Norisring siebenmal aufs Podium fahren, jedoch ist er auch bei einigen Läufen ausgefallen. Ihn sehe ich trotz des Gewichtsnachteils als einen Favoriten auf einen Sieg am Wochenende und ähnlich ist es bei Rene Rast. Mit etwas mehr Glück hätte Rast bereits vor den Läufen am Hungaroring Tabellenführer sein können und auch dort war ihm das Glück nicht hold. Ohne die Safety-Car-Phase im ersten Rennen hätte er wahrscheinlich beide Läufe als Sieger beendet und würde die Tabelle deutlich anführen. Ebenfalls im Kampf um die Gesamtführung ist Jamie Green, der zwischen 2008 und 2012 das Rennen auf dem Norisring viermal gewinnen konnte und damit Rekordsieger ist. Zeit für den ersten Saisonsieg wäre es auch bei Mike Rockenfeller, dem 16 Punkte auf Rast fehlen. Bisher konnte Rockenfeller vor allem mit guten Strategien und frühen Boxenstopps überzeugen.
Einen kleinen Gewichtsvorteil hat BMW, aber das war es auch schon mit den Gründen für einen möglichen Sieg. Weiterhin kann kein Fahrer konstant gute Ergebnisse erzielen und Timo Glock ist mit 49 Punkten der beste BMW-Pilot. Trotzdem sehe ich ihn nicht als Titelkandidaten und inzwischen dürfte es für BMW nur noch um gute Einzelresultate gehen, da die Meisterschaft verloren scheint. Auch in der Teamwertung fehlen dem besten BMW 84 Punkte und in der Herstellerwertung sind es sogar 160 Punkte. Mögliche Siegkandidaten für dieses Wochenende wären Glock, Maxime Martin und Marco Wittmann. Zumindest die neue Regel für Zusatzgewichte dürfte ein kleiner Vorteil für BMW sein, da man stets gute Qualifyingresultate hat, diese aber nicht im Rennen umsetzen kann.
Keine Punkte gab es für Lucas Auer am Hungaroring und trotzdem fehlt ihm nur ein Punkt auf Rene Rast. Für ihn könnte es ein entscheidendes Wochenende sein, da er zeigen muss, dass er bei jedem Rennen Punkte holen kann. Zumindest dürfte er weiterhin durch die Markenorder bei Mercedes-Benz bevorteilt werden und sein einziger ernsthafter Konkurrent im Team ist Gary Paffett, der jetzt 16 Punkte hinter Rast liegt. Die restlichen Mercedes-Benz-Piloten müssten sich deutlich verbessern, um noch eine Titelchance zu haben, aber hier ist das geringe Starterfeld ein enormes Problem. So ist es bei 18 Piloten möglich, dass (fast) immer der favorisierte Pilot einer Marke auch in die Punkte kommt. Aufgrund der zahlreichen Siege in den letzten 17 Jahren muss man trotzdem die Mercedes-Benz-Piloten zu den Topfavoriten zählen. Sowohl Paul Di Resta als auch Robert Wickens konnten stets gute Leistungen in Nürnberg vollbringen und sollten auch dieses Wochenende Siegchancen haben. Ähnlich wie bei Audi ist der Favoritenkreis bei Mercedes-Benz recht groß und umfasst Auer, Paffett, Di Resta und Wickens.
Das bessere Tourenwagen-Rennen dürfte am Wochenende trotzdem die Tourenwagen-Classics werden. So werden Fahrzeuge aus den Jahren 1985 bis 1996 vertreten sein – viele sogar mit der Originallackierung. Favoriten dürften die Wagen aus der Zeit der ITC sein, die einen klaren Leistungsvorteil besitzen und auch aerodynamisch am weitesten entwickelt sind. Auch die FIA Formula 3 European Championship wird wieder im Rahmenprogramm unterwegs sein und vielleicht kommen einzige Zuschauer auch nur für Mick Schumacher an die Strecke. Freunde des GT-Sports dürfen sich über den Porsche Carrera Cup freuen, der dieses Jahr mit neuen Fahrzeugen auftrumpft. Ergänzt wird das Rennprogramm noch durch den Audi Sport TT Cup. Ansonsten gibt es viele Autogrammstunden, Interviews und ähnliche Programmpunkte. Ein Besuch im Fahrerlager dürfte hier die bessere Alternative sein. Die Rennen der DTM gibt es wieder auf Das Erste und die Qualifyings bei ONE. Die Tourenwagen-Classics werden am Sonntag ab 10 Uhr live bei Sport1 gezeigt und die restlichen Sendezeiten gibt es wieder in unseren TV Zeiten.
Für uns wird Phil zusammen mit Petronas vor Ort sein und ab Freitag aus dem Fahrerlager berichten. Falls ihr auch vor Ort seid, könnt ihr ihm gerne ein Nachricht hier in den Kommentaren oder im Chat hinterlassen.
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