Die eigentlich gar nicht so schlechten Rennen der DTM wurden von einer Orgie aus Strafen begleitet. Manche waren gerechtfertigt, andere schlichtweg unverständlich.
Auf der Strecke in Zandvoort wollte die DTM ja eigentlich schon seit ein paar Jahren nicht mehr fahren. Zu gefährlich, hieß es mal. Aber dann liefert der Kurs in den Dünen halt auch immer wieder gute Rennen ab und die Fans kommen auch. Also darf Zandvoort im Kalender bleiben. Zum Glück, denn die Strecke bietet immer wieder sehr ansehnliche Rennen, auch wenn man auf ihr nicht sonderlich gut überholen kann. Ein schönes Beispiel dafür war Rennen 1 der DTM am Samstag. Timo Glock hatte die Abstimmung seines BMWs am besten hinbekommen und die Pole geholt. Dank eines wirklich guten Starts konnte er den ersten Platz auch behalten und gab ihn, unterbrochen durch die Boxenstopps, bis ins Ziel nicht mehr ab.
Und dies, obwohl Wittmann ihm die gesamte Zeit im Kreuz hing. Natürlich versuchte dieser, seinen Markenkollegen nicht abzuschiessen. Wäre ein Audi oder Mercedes vor ihm gewesen, hätte er vielleicht mal eine halbe Lücke gesehen. Aber wirklich zum Zug kam der DTM-Champion nicht. Und auch nicht BMW-Fahrer Martin, der auf P3 lag. Dies alles trotz Klappflügel, den Glock nicht mal einsetzen konnte. Da fragt man sich dann schon, was das DRS der DTM eigentlich bringt. Zugegeben, die Gerade in Zandvoort ist jetzt auch nicht sonderlich lang. Auf der deutlich längeren Parabolica in Hockenheim funktioniert das DRS schon besser. Gleichzeitig hat man die Sinnlosigkeit des Systems kaum besser demonstrieren können als im Kampf der Top 3.
Wobei die Auseinandersetzung der drei Markenkollegen an der Spitze durchaus sehenswert war. Ein fairer Kampf, der vor allem Routiner Glock eine Menge Konzentration und Lässigkeit abforderte. Dass BMW, trotz der besseren Position von Wittmann in der Meisterschaft, Glock nicht zurückbeordert hat, darf man BMW ebenfalls hoch anrechnen. Wobei Glock aber durchaus auch noch Chancen auf den Titel der DTM hat.
Für Audi lief es am Samstag eher zäh. Mike Rockenfeller hatte seinen RS5 noch mit am besten im Griff und kämpfte sich durch eine gute Strategie von P9 auf P4 vor. Hinter ihm fand sich mit Jamie Green ein weiterer Audi. Es folgten Farfus, di Resta, Paffet, Rast und Müller.
Einen rabenschwarzen Tag erwischte Mattias Ekström. Der bis zum dem Zeitpunkt Führende der Meisterschaft kam schon schwerfällig ins Rennen, weil er von Position 10 aus startend ins Getümmel des Mittelfeldes fiel. Wie fast alle erledigte er seinen Stopp recht früh, danach unterlief ihm aber mit kalten Reifen direkt in der ersten Kurve ein Ausrutscher ins Kiesbett. Zwei Kurven weiter drehte er sich und offenbar hatte er sich bei seinem Ausflug in die Dünen die Aufhängung beschädigt. Jedenfalls stellte der Schwede seinen Audi ab.
Rennen 2
Der Ärger ging schon in der Quali los. Edo Mortara blockierte Timo Glock unschön auf dessen schneller Runde, was der Deutsche dann mit eigener Blockade beantwortete. Über so Aktionen kann man immer streiten, beiderseitig. Mortara entschuldigte sich später bei Glock, damit wäre die Sache eigentlich gegessen gewesen. Nicht aber für die deutschen Sportkommissare.
Die brummten Mortara eine 5-Sekunden-Strafe auf, was den Mercedes-Mann natürlich in der Startaufstellung weit nach hinten warf. Timo Glock warfen die Kommissare „unsportliches Verhalten“ vor und versetzen den Deutschen gleich ganz ans Ende des Starterfeldes. Eine Entscheidung, die man nicht so richtig nachvollziehen kann. Warum bekommt Mortara eine 5-Sekunden-Strafe, während Glock alle Zeiten gestrichen werden? Verstehen muss man das vermutlich nicht.
Im BMW-Lager war man dennoch zufrieden. Augusto Farfus holte etwas überraschend die Pole, dahinter stand schon Marco Wittmann. Maxime Martine machte den BMW-Riegel dann vorne komplett. Es folgten die Audi von Green, Rast und Rockenfeller. Der erste Mercedes tauchte erst auf P8 in Form von Maro Engel auf.
Farfus versammelte etwas den Start, sodass Wittmann durchkam, kam aber immer noch besser weg als Martin (blieb ganz stehen) und Rast (kam nur schwer in Gang). Das eröffnete vor allem Ekström die Chance, etwas nach vorne zu kommen. Aber auch Rockenfeller schob sich hinter die BMW.
Es entwickelte sich ein ziemlich gutes Rennen mit einigen tollen und spannenden Zweikämpfen. Gleichzeitig musste man auch wieder auf die Strategie achten. Einige Fahrer kamen schon in den ersten beiden Runden an die Box, andere warteten etwas länger. Bei BMW ging man auf Nummer sicher und wartete ab, bis die Reifen anfingen abzubauen. Als man sehen konnte, dass die Zeiten in den Keller gingen, holte man Wittman an die Box. Bei Audi reagierte man ebenfalls mit den Spitzenfahrer. Man ließ nur Loic Duval, der von Position 13 gestartet war, endlos lange draußen. Eine Strategie, die sich am Ende lohnen sollte.
Vor allem aber versuchte Audi, Rene Rast und Mattias Ekström nach vorne zu bringen. Das gelang bei Rast nur so mittel, der nach einigen Kapriolen seinen Wagen sogar komplett abstellen musste. Gute Nachrichten für Ekström, aber auch für Wittmann, der das Rennen weiter anführte.
Ekström hatte sich mittlerweile auf P3 vorgekämpft, hinter Wittmann und Rockenfeller. Allerdings unterlief ihm ein Fehler beim Anbremsen auf die Tarzanboocht, der seine Reifen leicht eckig hinterließ. Fortan war Schluss mit den guten Rundenzeiten und Ekström konnte froh sein, dass hinter ihm ein furios kämpfender Nico Müller unterwegs war.
Der schirmte Ekström weltmeisterlich gegen die Angriffe von Gary Paffett ab. Er verlangsamte in der Anbremszone geschickt das Tempo, sodass Ekström immer wieder ein paar Meter wegfahren konnte. Die schlechten Rundenzeiten von Ekström bedeuteten aber auch, dass Loic Duval plötzlich wieder ins Spiel kam. Als der Franzose endlich seinen Boxenstopp erledigte, kam er weit von Ekström auf P3 wieder raus.
Die letzte Runde war besonders sehenswert, denn sowohl Paffett als auch der hinter ihm liegende Martin versuchten alles, um den Audi-Riegel zu knacken. Müller blockte alle Versuche ab, selbst als der Mercedes und der BMW es gemeinsam auf zwei verschiedenen Linien versuchten. Paffett beschwerte sich nach dem Rennen über „teamtaktisches Fahren“. Stimmt zwar, aber da war nichts unfair.
Auch vorne wurde es am Ende noch mal eng. Wittmann hatte seine Reifen zunächst etwas überfordert, was Rockenfeller nutzte, um dem DTM-Meister auf die Pelle zu rücken. Aber wie Wittmann am Tag zuvor steckte Rockenfeller im Diffusor des vor ihm fahrenden BMW fest. Es ergab sich keine Möglichkeit zum Überholen. Und dennoch gewann der Audi-Pilot am Ende das Rennen. Denn sehr viel später, im Parc Fermé, fanden die Kontrolleure zu wenig Benzin im Tank von Wittmann. Die geforderte Menge von 1 kg Benzin konnte nicht festgestellt werden, damit war BMW den Sieg wieder los und Rockenfeller konnte sich den Pokal in der BMW-Hospitality abholen.
Regel ist halt Regel, da ist die Disqualifikation verständlich, aber vielleicht sollte die DTM auch überlegen, ob man die Benzinprobe nicht vor dem Rennen abnehmen kann. Tank versiegeln, Feierabend.
Ein Wort noch zu Timo Glock. Dem gelang das Kunststück, vom letzten Platz auf P7 nach vorne zu fahren. Eine meisterliche Leistung.
Die Disqualifikation von Wittmann hat großen Einfluss auf den Stand in der Meisterschaft. Lag er mit dem Sieg nur knapp hinter dem Ekstörm, ist der Abstand jetzt logischerweise größer geworden. Statt zehn Punkte beträgt der Abstand nun satte 35 Punkte. Das ist bei noch sechs Rennen aufholbar, aber natürlich bedeutend schwerer. Dennoch ist es in der Meisterschaft in diesem Jahr mächtig eng. Das dürften interessante Rennen werden.
Ekström | Audi | 128 |
Rast | Audi | 114 |
Rockenfeller | Audi | 110 |
Glock | BMW | 104 |
Martin | BMW | 102 |
Auer | Mercedes | 99 |
Green | Audi | 99 |
Wittmann | BMW | 93 |
Nächstes Rennen ist in drei Wochen auf dem Nürburgring.
Bilder: DTM
3 Kommentare
Don, sehr im Streß gewesen? Liest sich jedenfalls so. Leider strotzt der Artikel diesmal vor Rechtschreibfehlern, da sollte noch mal jemand gegenlesen und korrigieren.
Inhaltlich aber wie immer gut, habe auch nur das Rennen Sonntag gesehen, daher gute Infos für mich.
Danke für den Hinweis. Ich hatte es tatsächlich letzte Nacht geschrieben und die Autokorrektur hat einige Namen verhunzt. :)
Don, hast Du wirklich nicht gelesen wofür Glock die Strafe bekommen hat? Stichwort Stinkefinger und F* Idi*t ?
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