Am World-Cup-Wochenende am Raceway Venray gab es insgesamt sechs Läufe der LMV8-Ovalserie. Um die Sicherheit auf dem Halbmeilen-Oval zu erhöhen, wünscht sich die Rennleitung einen persönlichen Spotter für jeden Fahrer. Racingblog.de-Redakteur André Wiegold nahm sich dieser Aufgabe an und berichtet über seinen ersten Einsatz als Spotter.
Am 19. und 20. August 2017 ging für mich ein kleiner Traum in Erfüllung: Ich durfte für das Bachor Racingteam als Spotter fungieren. LMV8-Pilot Philipp Bachor traute mir aufgrund meiner großen NASCAR-Erfahrung zu, den Job gut zu erledigen. Los ging es bereits im Qualifying, in dem wir das System testeten: Ich nahm in der obersten Reihe der Infield-Tribüne Platz, um das Geschehen auf der Strecke gut beobachten zu können.
Während Philipp still stand und nicht schnell unterwegs war, lief alles gut, jedoch war ich unter Vollspeed im Funk viel zu leise. Dieses Problem lösten wir aber noch vor dem ersten Lauf. Zudem hatte ich an diesem Rennwochenende etwas Glück, denn es waren nur 14 Piloten auf der Strecke unterwegs. Daher waren es sehr gute Bedingungen, das Spotter-Projekt zu testen.
Doch worin bestand eigentlich genau meine Aufgabe? Normalerweise hören die Fahrer der LMV8-Ovalserie den Funk der Rennleitung. Wir schalteten das System jedoch so um, dass nur ich die Rennleitung hörte und alle Anweisungen, die Philipp betrafen, weitergab. So konnte er sich ganz allein auf sein Rennen konzentrieren und wurde nicht durch die Ansagen für die anderen Fahrer abgelenkt. Zudem informierte ich den Fahrer über die Piloten um ihn herum und gab ihm Updates über das Renngeschehen.
Schon im ersten von sechs Läufen lief es verdammt gut. Vor dem Start wies ich Philipp ein, den richtigen Startplatz einzunehmen, und hielt ihn über die Wetterbedingungen, die aufgrund einiger dicker Tropfen nicht einfach waren, auf dem Laufenden. Als die Piloten in Kurve 4 fuhren, hieß es für mich zum ersten Mal: „Grün, grün, grün!“ Sofort schoss ein Pilot auf der Innenseite an Philipp heran. Ich warnte ihn mit den Worten: „Inside, inside“, damit er den Kontrahenten nicht übersah. Blockierte ein Konkurrent die äußere Linie von Philipp, sagte ich „outside“, bis er wieder „clear“, also die Strecke für ihn wieder frei war.
Als der junge LMV8-Pilot ohne jegliche Kontrahenten um sich herum unterwegs war, gab ich ihm Tipps, um schneller an die Spitze zu gelangen. Ich analysierte, welche Linie für Philipp die schnellste war und wies ihn an, hauptsächlich auf der Außenbahn zu fahren. Zudem gab ich ihm ein Statusupdate bezüglich seiner Platzierung und was auf der Strecke passierte.
Die schwierigsten Situationen waren die gelben Flaggen. Nach der Warnung „yellow, yellow“ sagte ich dem Fahrer des Bachor Racingteams, welche Gefahr auf der Strecke bestand und wie er sich verhalten sollte. Als die Unfälle weit abseits des 19-Jährigen passierten, war es sehr einfach, ihn an der Gefahrenstelle vorbei zu lotsen.
Als die Crashs jedoch direkt vor ihm passierten, war es schon etwas schwieriger. Nach einem Dreher musste ich mich entscheiden, ob Philipp auf der unteren oder oberen Linie ausweichen soll. Mein Bauchgefühl sagte mir sofort: „Hoch, hoch, hoch!“ Philipp führte die Anweisung sofort durch und konnte eine Kollision verhindern. Auch für mich war das eine wirklich tolle Erfahrung, einem Piloten durch eine so undurchsichtige Situation zu helfen.
In der letzten Runde des letzten Laufes hatten wir jedoch nicht so viel Glück. Philipp steckte mitten im Zweikampf mit Jeroen Hermans, der auf der Außenbahn unterwegs war. Als die beiden in Turn 4 direkt nebeneinander fuhren, verlor Hermans die Kontrolle über sein Fahrzeug und drehte sich. Wie aus der Pistole geschossen, folgte ich meiner Intuition: „Runter, runter!“ Einen Kontakt konnte ich so jedoch nicht verhindern. Ich erkannte jedoch, dass die Rennleitung das Rennen nicht unterbrechen würde, und gab Philipp den Tipp, sofort wieder aufs Gas zu steigen, um noch vor Milou Mets ins Ziel zu gelangen. Während des Sprintrennens zur Ziellinie half ich Philipp, die Position von Milou zu ermitteln. Schlussendlich kam er vor der jungen Niederländerin ins Ziel.
Für mich war es eine absolut tolle Erfahrung und ich würde mich freuen, wenn das Team mich wieder als Spotter einsetzen will. Vielen Dank an alle aus dem Bachor Racingteam, insbesondere an Philipp, für das große Vertrauen, das Ihr mir geschenkt habt! Auch wenn der Job anstrengender und nervenaufreibender ist als man denkt, macht er eine Menge Spaß! Auch Philipp bestätigte mir nach jedem Rennen, dass ich ihm eine große Hilfe war. Daher ist es vielleicht endlich Zeit, dass alle Teams in der LMV8-Ovalserie einen Spotter einsetzen, damit die Rennen sicherer verlaufen.