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Formel Eins: Vorschau GP von Belgien 2017

von DonDahlmann
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Es geht wieder los. Nach einer kurzen Sommerpause startet die Formel Eins in ihre zweite Saisonhälfte. Den Urlaub dürften die meisten Team dafür genutzt haben, die Autos zu verbessern. 

Besser kann der Start in die entscheidende Phase der Saison nicht sein. Spa ist, zusammen mit Monza (nächste Woche), Suzuka, Sao Paulo und vielleicht Silverstone eine der letzten Strecken vom alten Schrot und Korn im Rennkalender. Und für die Formel Eins durchaus eine Herausforderung. Zum einen hat sie den längsten Vollgasanteil aller Strecken. Von La Source bis Les Combes stehen die Piloten rund 23 Sekunden voll auf dem Gas. Gelupft wird auch in der Eau Rouge nur selten. Und in diesem Jahr, mit den breiteren Reifen, vermutlich auch nicht mit einem vollem Tank. Der zweite lange Vollgasanteil reicht von Stavelot über Blanchimont bis zur Bus-Stop-Schikane. Über die gesamte Strecke liegt der Vollgasanteil bei 70 %.

Und genau das spricht für die Mercedes in diesem Jahr. Wie man in Montreal, Baku, Silverstone und Ungarn sehen konnte, haben die Mercedes immer noch einen Leistungsvorteil gegenüber den Ferrari. Auch der längere Radstand sollte den Mercedes in Spa zugutekommen. Sektor 1 und 3 sollten also an die Deutschen gehen, nur in Sektor 2 dürften die Ferrari vielleicht etwas stärker sein. Viel Zeit wird dies aber nicht ausmachen.

Dies sind natürlich Aussagen, die auf der Form der Teams vor der Sommerpause beruhen. Ferrari vermeldete in der Pause, dass man in den letzten Wochen der ersten Saisonhälfte verstanden habe, wie man das Chassis verbessern kann. Allerdings – in Sachen Chassis waren die Italiener den Deutschen bisher sowieso ebenbürtig. Zwar gab es hier und da merkwürdige Probleme mit Supersoft, aber nicht in einem Bereich, der besonders besorgniserregend gewesen wäre. Viel wichtiger wäre die Frage, ob Ferrari beim Motor etwas gefunden hat, insbesondere bei den Settings für die Qualifikation.

Denn genau hier lag bisher die Schwäche der Ferrari. Man war dran, aber schaffte es selten auf P1. Die Rennen zeigten dann aber, dass die Pole Position elementar für den Rennverlauf sein kann, da Mercedes und Ferrari im Rennen meist gleichauf lagen. Dass Ferrari aber in Spa mit einem deutlich verbesserten Motor antreten wird, kann ausgeschlossen werden. Zum einen ist Vettel schon bei Turbolader 4, ein weiterer Wechsel wirft ihn also nach hinten. Das wäre zwar in Spa, wie man im letzten Jahr bei Hamilton sehen konnte, durchaus verschmerzbar, würde aber bedeuten, dass Vettel mit seinem neuen Motor bis zum Ende des Saison durchhalten muss. Alternative: Sollten die bisher verwendeten Turbolader irgendwie noch zu retten gewesen sein, setzt man halt einen alten an den neuen Motor.

Hinter den beiden WM-Aspiranten dürfte sich mal wieder Red Bull einreihen. Auch die werden über den Sommer gearbeitet haben, aber die meisten Verbesserungen kommen wohl von Renault. Die haben den Motor vor allem standfester gemacht, was nichts anderes bedeutet, als dass man extreme Mappings fahren kann. Was vor allem in die Quali hilft. Dem Team aus Milton Keynes ist es in den letzten Rennen durchaus gelungen, den Abstand nach vorne etwas zu verkürzen, und ich rechne auch damit, dass Red Bull im Verlaufe der zweiten Saisonhälfte noch näher ran kommt. Ob das in Spa und Monza so sein wird?

Dahinter wird man die Augen stärker auf das Renault-Werksteam richten müssen. Das hat schon in Silverstone überrascht. Dass Hülkenberg nun regelmäßig in die Punkte gefahren ist, ist ein deutliches Anzeichen für den Aufwärtstrend des Teams. Der verbesserte Motor wird natürlich auch helfen, sich im Mittelfeld besser in Szene setzen zu können. Ich rechne nicht damit, dass man in Spa oder Monza schon ein Podium anvisieren kann, aber der Rest der Saison könnte, je nach Rennverlauf, für Überraschungen sorgen.

Force India und Williams bleiben weiter mehr oder weniger gleichauf. Die Inder zeigten, ebenso wie Williams, Schwächen in der Quali, dafür stimmt die Rennpace bei beiden. Williams „leidet“ weiter ein wenig unter dem zwar verbesserten, aber immer noch lernenden Lance Stroll, während Massa am oberen Rand seiner Möglichkeiten unterwegs ist. Bei Force India schlägt man sich eher mit dem Problem rum, die beiden Piloten im Zaum zu halten. Perez und Ocon können sich schlichtweg nicht leiden, was unnötige Unruhe ins Team bringt und Force India schon einige Punkte gekostet hat.

Die Wundertüte dahinter ist HaasF1. Deren Formkurve ist überhaupt nicht einzuschätzen, weil die Leistungen extrem variieren. Mal verschwinden sie im Hinterfeld, mal sind sie alleine irgendwo zwischen P6 und P10 unterwegs. Selbiges gilt auch für die Leistungskurven beider Fahrer.

Toro Rosso erwartet für die Rennen in Spa und Monza keine Punkte, sagen sie zumindest. Das neue Chassis funktioniert nur so mittel, was die eher mauen Leistungen, trotz neuem Renault, erklärt. Dennoch hat man den Vertrag mit James Key verlängert. Offenbar liegen die Defizite auch beim Budget und den nötigen Weiterentwicklungen.

McLaren und Honda – die Saga geht weiter. In Spa wird man keinen neuen Motor einsetzen, der soll erst in Austin oder später kommen. Des Weiteren hat man sich wohl die Hilfe von Mario Illien besorgt, der dem Team jetzt beratend zur Seite steht. Was auch bedeutet: Man ist ein bisschen am Ende mit dem eigenen Latein und weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Klar ist schon jetzt, dass man 2018 erneut einen neuen Motor an den Start bringen wird. Immerhin zeigte man in letzter Zeit deutliche Aufwärtstendenzen, vor allem was die Leistung angeht. Aber Spa und Monza werden mal wieder die Grenzen des Honda aufzeigen.

Nebenbei bemerkt: Vandoorne hat für 2018 verlängert, Alonso noch nicht.

Bleibt Sauber. Die stecken nach der Entlassung von Monisha Kaltenborn mitten in einer Umstrukturierung und können damit die Saison mehr oder weniger abhaken. Frederic Vasseur baut den Laden gerade um, vor allem die Entwicklungsabteilung. Der neue Deal mit Ferrari soll wohl auch etwas weiter gehen. So soll Sauber nicht nur die neuen Motoren bekommen, sondern auch sofort alle Updates. Gleichzeitig muss wohl einer der Piloten Platz für Charles Leclerc machen, der für Ferrari aufgebaut werden soll. Wer das Team verlassen muss, ist unklar.

Strategie:

Das könnte am Wochenende interessant werden. Pirelli hat Ultrasoft, Supersoft und Soft dabei. Verglichen damit, dass man vor zwei Jahren noch Soft und Medium im Angebot hatte, zeigt das, wie aggressiv Pirelli mit den Mischungen geworden ist. Gespannt darf man sein, wie lange die Ultrasoft durchhalten. Der Asphalt in Spa ist eher rau, dazu kommen die enormen Belastungen in Eau Rouge und Blanchiment. Das man mit nur einem Stopp durchkommt, ist unwahrscheinlich. Da man in Spa gut überholen kann und die Spreizung der Reifen zwischen alt und neu relativ groß ist, sind zwei Stopps ziemlich wahrscheinlich.

Auf dem Papier sollte die Reihenfolge US, SS, SS sein, von daher ist es etwas überraschend, dass Hamilton gleich vier Sätze der Soft mitnimmt. Überhaupt sind die Unterscheide der bestellten Reifen dieses Mal größer als sonst. Mercedes hat nur sechs Sätze der Ultrasoft, Red Bull dagegen gleich neun. Ferrari hat sieben Sätze und liegt damit irgendwo in der Mitte. Die Frage wird sein, wie gut die Soft über die lange Distanz gehen. Dass man damit die Hälfte des Rennens bestreiten kann, ist klar, aber halten die Ultrasoft die andere Hälfte aus? Mit den Supersoft könnte man das Rennen teilen, aber dann müsste man sich damit auch qualifizieren, was selbst Mercedes und Ferrari schwer fallen wird. Zudem hat man dann in den ersten Runden einen erheblichen Nachteil gegenüber den Ultrasoft, vor allem aus La Source heraus.

Ein weiteres Element ist wie üblich das Wetter. Im Moment sind zwischen 13 und 16 Uhr leichte Schauer vorhergesagt, was das Rennen natürlich völlig unvorhersehbar macht. Da kann man sich wie üblich nur auf die alte Spa-Regel verlassen: „Stehen die Kühe auf der Wiese, bleibt es trocken. Sind sie weg, wird es regnen.“

Bilder: McLaren, Renault, Ferrari, Daimler, Pirelli

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