Das dürfte ein spannendes Wochenende werden. Denn um die DTM Krone balgen sich insgesamt noch sechs Fahrer. Die besten Chancen hat aber Mattias Ekström.
So ein Finale hatte die DTM lange nicht mehr. Tatsächlich haben noch sechs Fahrer eine Chance auf den Meistertitel, wobei man aber ehrlicherweise sagen muss, dass Ekström schon alle Asse in der Hand hält. Mit 172 Punkten hat er satte 21 Punkte Vorsprung auf Rene Rast. Dahinter folgen die anderen Markenkollegen: Green mit 137 und Rockenfeller mit 134 Punkten. Der amtierende Meister Wittmann hat ebenfalls 134 Punkte, gefolgt von Lucas Auer mit 131 Punkten. Audi hat also ganz klar alle Chancen auf den Fahrertitel. Selbst wenn Ekström patzt, hätte man noch Rene Rast, der in seiner ersten Saison gleich den Titel holen könnte.
Theoretisch kann man einem perfekten Wochenende mit Pole und Sieg 56 Punkte holen. Ekström muss in dem Fall also mindestens 20 Punkte in Hockenheim einsammeln, was machbar erscheint. Aber die Chance, dass jemand beide Rennen gewinnt, ist außerordentlich gering. Bisher ist das in dieser Saison noch nicht vorgekommen. Allerdings: die Performance Gewichte sind weg. Wie man in Spielberg sehen konnte, kann das zu einer Dominanz einer Marke auf einer Strecke führen. Die Audi haben in Österreich nicht beide Pole, sondern auch beide Siege geholt.
Bei dem engen Feld ist es im Vorfeld schwer zu sagen, wer in Hockenheim das beste Auto hat. Ein Blick auf das erste Rennen der Saison, wo alle Fahrzeuge gleich schwer waren, zeigt einen Sieg für Audi (Jamie Green) und einen für Mercedes (Lucas Auer). Nicht einzuschätzen sind aber die Performance Gewinne durch die erlaubte Entwicklung im Laufe der Saison. Hier scheint vor allem Audi Fortschritte gemacht zu haben, während BMW mit dem M4 etwas auf der Stelle tritt. Da sieht man auch im Stand der Team- und Markenwertung, die Audi schon beide in der Tasche hat.
Ekström kann seinen Vorsprung in Hockenheim verwalten. Klar, eine Pole und ein Sieg im ersten Rennen am Sonntag wären perfekt, wenn dann auch noch Rast ausfällt oder keine Punkte holen kann, ist ihm der Titel sicher. Sollte Rast gewinnen und Ekström ausfallen hätte man ein sehr spannendes Finale im letzten Rennen am Sonntag.
Die Strategie des sehr erfahrenen Schweden wird sich nach der Startposition richten. Kommt er in die Top 10, wird er schauen, wo seine Markenkollegen sind und es eher ruhig angehen lassen. Unschön wäre ein Start hinter den Top 10, denn da kracht es gerne mal in der ersten Kurve und das Risiko für einen Ausfall steigt. Wie man den Schweden kennt, wird er wie immer alles geben und es zur Not krachen lassen.
Was passiert mit dem DTM ?
Hinter den Kulissen der DTM tut sich im Moment auch einiges. Die ARD hat den auslaufenden Vertrag mit der DTM nicht verlängert. Die vermeintlich letzte Saison der Serie wird also von einem anderen Sender übernommen. Im Gespräch sind dabei wohl ProSieben/Sat.1 und Sport1. Nicht auszuschließen ist aber auch ein Gebot von DAZN, die gerade Rechte en gros aufkaufen.
Was mit der DTM nach 2018 passiert, ist weiter völlig offen. BMW Motorsport Chef Jens Marquardt war wohl die Tage bei TMG in Köln. Man würde Toyota gerne dazu überreden mit Lexus ab 2019 an den Start zu gehen. Ein kleiner Hinweis auf das Interesse von Toyota ist da: Super GT zeigt in einem Showlauf den Lexus und den Nissan aus der GT5000. Aber das bedeutet nicht, dass ab 2019 diese Marken auch in die DTM kommen.
Dafür müssten dann auch BMW und Audi Motoren passend zum SGT-Regelement bauen. Das wäre bis 2019 gerade so zu schaffen, wenn man jetzt damit anfängt, aber eine Vereinbarung zwischen der ITR und den Japanern gibt es noch nicht. Schließt sich das Zeitfenster, wird man vor 2020 keine neuen Teams in der DTM sehen.
Überhaupt ist unklar, wie es weiter gehen soll. ITR-Chef Berger sprach davon, dass er gerne wieder eine Team Meisterschaft haben würden. Das geht aber nicht mit den bisher verwendeten Autos und auch nicht mit den GT500 aus der SGT. Und ganz ohne Hersteller geht es auch nicht. Doch die haben im Kundensport wenig Angebote. TCR, GT3 und GT4 wären die Optionen. Eine Konkurrenzserie zur GT Masters zu machen wäre Unsinn. Der eigene Anspruch, die beste Rennserie nach der Formel Eins zu sein, verbietet auch eine Verwendung der GT4.
Es gibt Stimmen, die die TCR-Klasse favorisieren. Da würde der VW Konzern problemlos liefern können, BMW hat da aber nichts im Angebot. Andere würden gerne in irgendeiner Form das Konzept der BTCC adaptieren. Für das TOCA und TCR Reglement gilt aber in beiden Fällen: Die Autos sind für die bisherigen Ansprüche zu langsam und zu unspektakulär.
Eine andere Variante wäre, wenn man sich an die DRM alter Zeiten orientieren würde. Da fuhren Tourenwagen und Prototypen in einer Klasse zusammen. Also nicht ganz unähnlich zu dem, was die IMSA macht. Eine Mischung aus LMP3 und GT3, wie sie auch teilweise in der ELMS unterwegs ist, wäre denkbar, aber laut eines Herstellers nicht erwünscht.
In einem Hintergrundgespräch meinte ein führender Mitarbeiter eines DTM-Herstellers neulich zu mir, dass man nicht wisse, wie es 2019 weiter geht. Es könnte gut sein, dass die DTM ein Jahr Pause einlegt, um 2020 mit einem neuen Reglement aufzuschlagen. Das Jahr ohne Rennen können man mit Fan-Events auffüllen.
Bilder: DTM