Viel zu analysieren gab es beim letzten Rennen des Jahres nicht. Außer der Frage, warum Mercedes wieder so dominant war.
Im Schnitt fehlten Ferrari auf die beiden siegreichen Mercedes rund vier Zehntel pro Runde. Das war so nicht zu erwarten. Zwar war vorher schon klar, dass die Mercedes auf den Geraden einen leichten Vorteil haben würden, aber im letzten Sektor hätte Ferrari besser sein müssen. Waren sie aber nicht, wie man schon am Freitag erkennen konnte. Vettel blieb auch nichts anders übrig, als am Ende konsterniert festzustellen, dass man einfach keine Chance gegen die Deutschen hatte. Interessant ist die Frage, warum das so war.
Dass die Formel Eins des Jahres 2017 teilweise sehr schwer vorhersehbar war, kann man alleine an den letzten drei Rennen sehen. In Mexiko konnte Red Bull fast bequem siegen, in Brasilien und Abu Dhabi waren Ricciardo und Verstappen chancenlos. Ferrari wiederum gewann in Brasilien relativ ungefährdet, während Mercedes in Sao Paulo schlechter war, als man erwarten konnte. Umgekehrt das Bild in Abu Dhabi. Offensichtlich war es in diesem Jahr schwer, den „Sweet Spot“ bei der Abstimmung zu treffen. Mercedes hatte dem W08 den Beinamen „Diva“ gegeben, weil der Wagen auf jeder Strecke unterschiedlich und vor allem für die Ingenieure überraschend reagierte. Aber gleiches galt auch für den Ferrari. In Silverstone wurde man gedemütigt, in Malaysia, einer durchaus vergleichbaren Strecke, hätte man ohne die technischen Probleme gewinnen können.
Offenbar reagieren die Autos sehr empfindlich auf Temperaturunterschiede, Asphaltbeschaffenheit, Wind und andere äußere Einflüsse. Aber auch nicht immer verlässlich nachvollziehbar. Bekannt ist, dass der Mercedes hohe Temperaturen nicht mag und eher mit den Supersoft als mit den Ultrasoft klarkommt. In Abu Dhabi war es aber wieder anders. Zwar war Ferrari bei den Sessions mit höheren Temperaturen näher dran, im Rennen machte das aber keinen Unterschied. Vettel und Räikkönen konnten nur zuschauen, wie die Mercedes wegzogen. 20 Sekunden Abstand am Ende waren ein bemerkenswert deutliches Ergebnis.
Mercedes ließ an der Spitze aber auch nichts anbrennen. Hamilton wartete mit seinem Angriff auf Bottas bis zu den Boxenstopps. Aber der Finne, der zuerst kam, reagierte auf die „Hammertime“ von Lewis mit schnellen Sektorenzeiten. Zwar ließ Mercedes seinen Superstar sogar eine Runde länger draußen, um einen Overcut zu probieren, aber das reichte nicht. Der Angriff am Ende war auch eher halbherzig. Wäre es um die WM gegangen, hätte der Brite vermutlich mehr versucht. Allerdings kann man in Abu Dhabi halt auch nicht überholen, wenn die Autos einigermaßen gleich unterwegs sind.
Ansonsten gab es im letzten Rennen wenig bemerkenswertes. Force India ärgerte sich zu Recht über Hülkenberg und Renault. Der Deutsche hatte im Zweikampf mit Perez einfach abgekürzt und sich einen Vorteil verschafft. Dafür bekam er zwar fünf Strafsekunden aufgebrummt, die er aber wieder herausfuhr. Vielleicht sollte sich die FIA hier mal eine höhere Strafe überlegen.
Alonso und Massa sorgten für einen amüsanten Zweikampf, den der Brasilianer dann aber überraschend verlor. Nach dem Stopp waren seine Batterien noch nicht wieder voll aufgeladen und die Reifen noch etwas kalt. Alonso konnte das ausnutzen und überholen. Dass Massa dann aber seinerseits nicht mehr an Alonso vorbeikam, war dann wiederum eine kleine Überraschung.
Im weitestgehend langweiligen Rennen sorgten dann Stroll und Grosjean für Abwechslung. Ein schöner, fairer Zweikampf mit einigen bemerkenswert klugen Manövern von Stroll, der sich aber dennoch geschlagen geben musste. Der Kanadier wird froh sein, dass die erste Saison vorbei ist.
Dass das Rennen so langweilig war, lag auch an den fehlenden Stopps. Bisher war die Zwei-Stopp-Strategie immer die Beste gewesen, aber in diesem Jahr konnte man mit den Supersoft 75 % der Renndistanz zurücklegen. So kann dann natürlich nichts passieren.
Pirelli hat in diesem Jahr sehr harte Reifen zu den Rennen gebracht. Da man nur wenig Daten hatte, hat man sich für eine konservative Variante entschieden, was nachvollziehbar ist. Die harten Reifen hatten auch den Vorteil, dass die Piloten auf manchen Kursen über eine längere Zeit pushen konnten, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. So konnte man das Potenzial der jeweiligen Chassis tatsächlich besser ausnutzen. Auf der anderen Seite fiel dadurch in diesem Jahr das Element der Strategie etwas weg.
Der Reifenhersteller hat für nächstes Jahr reagiert. Zum einen mit weicheren Mischungen, zum anderen mit einer Erweiterung des Angebots. Man hat jetzt sieben Reifen im Angebot, von denen aber weiterhin nur drei an einem Wochenende angeboten werden. Dabei ist man insgesamt eine Stufe weicher geworden.
Super-Hard = Hard (2017)
Hard = Medium
Medium = Soft
Soft = Supersoft
Supersoft = Ultrasoft
Ultrasoft
Hypersoft
2018 könnte man also bei einigen Rennen die drei weichsten Mischungen sehen. War es in diesem Jahr vor allem die Kombination Medium, Soft, Supersoft, die man oft gesehen hat, wird das im nächsten Jahr vermutlich Soft, Supersoft und die neuen Ultrasoft sein. Auf Strecken wie Silverstone dann Hard, Medium, Soft. Ob man den Super-Hard überhaupt sehen wird, ist noch nicht klar.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1
Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.