Mit seinem vierten Laufsieg in Adelaide in Folge gelang Shane van Gisbergen ein perfekter Saisonstart. Doch für sein Red Bull Holden Racing Team lief es dort insgesamt gesehen nicht unbedingt perfekt.
Denn bereits im ersten Qualifying beschädigte Jamie Whincup sein Auto mit einem Abflug in der berüchtigten Kurve 8 schwer, sodass die Crew bis 4 Uhr am Samstagmorgen mit der Reparatur beschäftigt war, um ihm die Teilnahme am Shootout zu sichern. Im zweiten Rennen zwang ein Getriebeschaden den Titelverteidiger sogar zur Aufgabe, was seinen ersten Ausfall seit Surfers Paradise 2013 darstellte und damit eine Serie von 136 (!) Rennen ohne DNF beendete. Und als wäre das noch nicht genug, kamen am vergangenen Wochenende auch noch Vorwürfe der Konkurrenz auf, dass der neue Holden ZB Commodore durch leichtere Body Panels Vorteile gegenüber den Modellen von Ford und Nissan habe. Doch dazu später mehr.
Rennen 1
Van Gisbergen gewann das erste Rennen zwar von der Pole Position aus, ein einfacher Start-Ziel-Sieg war es trotzdem nicht. Beim Start fiel er hinter die hinter ihm qualifizierten Scott McLaughlin und James Courtney zurück und musste sich zudem, wenn auch nur kurz, gegen Mark Winterbottom wehren. Der kam aber bereits in Runde 7 zum ersten Stop und gehörte damit zu den ersten aus der Spitzengruppe. Er hatte anschließend am Ende des Feldes freie Fahrt, was ihn zunächst an van Gisbergen vorbei brachte, der seinerseits etwas länger an der Box stand und auch noch hinter Whincup zurückfiel. RBHRT reagierte aber schnell: Whincup ließ den schnelleren van Gisbergen überholen, der wenig später auch Platz drei von Winterbottom zurück eroberte. SVG spielte zudem in die Karten, dass Courtney nach den Stops vor McLaughlin lag, und der DJR-Penske-Pilot nicht enteilen konnte.
Bei den zweiten Stops hatte van Gisbergen folglich eine kürzere Standzeit, was ihm die Führung einbrachte. Die sollte er auch bis zum Schluss, trotz einer chaotischen Schlussphase, nicht mehr abgeben.
A melee down into Turn 9 sees Waters go around #VASC pic.twitter.com/wDn7YAC6nb
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Auf die lohnt sich aber ein genauerer Blick: Alles begann in Runde 52, als das Safety Car wegen Debris auf die Strecke beordert wurde. Beim folgenden Restart drei Runden später brach dann das Chaos los. Nach einer Kollision zwischen Garth Tander und Craig Lowndes rutschte letzterer auf Cameron Waters auf und drehte ihn herum. Waters stand nun quer zur Strecke und blockierte zudem auch noch Andre Heimgartner. Für Waters und Tickford Racing eine äußerst ärgerliche Situation, da er sich zu diesem Zeitpunkt von Startplatz 19 auf den zehnten Rang verbessert hatte. Und das nachdem sein Team nach einem Crash im zweiten Training das Auto noch in allerletzter Minute für das Qualifying fertig bekam.
Ein weiteres Opfer des Restart-Trubels war Richie Stanaway, der erst mit Fabian Coulthard aneinander und kurz darauf auch noch in eine Kollision mit den Rookies Todd Hazelwood und James Golding geriet, welche ihn in Turn 5 in die Reifenstapel schickten. Während Coulthard und Hazelwood noch als 21. und 22. gewertet wurden, schied Golding aus. Stanaway sah zwar ebenfalls nicht das Ziel, Ursache dafür war allerdings ein Defekt in der letzten Runde.
Rookie Rumble.
Golding, Stanaway and Hazelwood mixed up in Turn 5 melee.#VASC pic.twitter.com/FMExZWnjt8
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Das Safety Car musste also direkt ein zweites Mal raus, aber auch der zweite Restart in Runde 59 lief zumindest im Hinterfeld nicht sauber ab. Tim Blanchard versuchte vor Turn 8, Simona de Silvestro zu überholen, beim Einfädeln berührten sich die beiden allerdings und Blanchard krachte in die Mauer. Der Wagen wurde schwer beschädigt, Blanchard schied aus, blieb aber zum Glück unverletzt.
In Runde 63 erfolgte der dritte Restart und diesmal ohne Zwischenfälle. Van Gisbergen verteidigte seine Führung gegen Courtney, fuhr in den letzten Runden noch drei Sekunden Vorsprung heraus und sicherte sich somit den Sieg. James Courtney holte beim Debüt für Walkinshaw Andretti United einen starken zweiten Platz, während Platz drei an Scott McLaughlin ging. Die Top 5 komplettierten David Reynolds und Mark Winterbottom. Jamie Whincup wurde noch Sechster, nachdem er kurz vor Rennmitte von Reynolds umgedreht worden war, was die Rennleitung (meiner Meinung nach zu Recht) als Rennunfall einstufte.
Auf dem siebten Platz folgte Chaz Mostert, der im Qualifying Opfer der durch Jamie Whincup (siehe oben) ausgelösten roten Flagge wurde, seine letzte schnelle Runde deshalb nicht beenden konnte und das Rennen nur vom zwölften Platz aus startete. P7 ist daher eine tolle Leistung.
Diese zeigte auch Will Davison, der für mich eine der Überraschungen des Wochenendes war. Im ersten Rennen für das Nachfolge-Team von Lucas Dumbrell Motorsport erreichte Davison das Shootout, verteidigte seinen achten Startplatz bis ins Ziel und sorgte damit schon bei der Premiere für das erste Top-10-Ergebnis für 23Red Racing.
Die Top 10 komplettierten Craig Lowndes (Startplatz 15) und Scott Pye (Startplatz 13), die es beide zwar nicht ins Shootout schafften, aber mit fehlerfreien Leistungen verdient unter die ersten Zehn schafften.
Van Gisbergen celebrates after Race 1. #VASC pic.twitter.com/rgA7sCTGXB
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Highlights Rennen 1
Ergebnis Rennen 1
Rennen 2
Das zweite Rennen ging, wie bereits erwähnt, ebenfalls an van Gisbergen. Wie im ersten Rennen startete er von ganz vorne, konnte aber die Führung wieder nicht verteidigen. Diesmal musste er seinem Teamkollegen Whincup den Vortritt lassen, der neben ihm gestartet war. Hinter ihnen folgten wieder McLaughlin, Winterbottom und Reynolds.
Die Führung behielt Whincup auch nach den ersten Pitstops. Dahinter wurde es aber knapper, als McLaughlin neben van Gisbergen wieder auf die Strecke kam und nur knapp den Kürzeren zog. Whincup enteilte dem Feld daraufhin und fuhr sich einen Vorsprung von zehn Sekunden heraus, als sich kurz darauf die Ereignisse überschlugen.
Front right dramas for McLaughlin, he heads back to the pit lane.#VASC pic.twitter.com/G8mbpZZpr3
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In Runde 26 wurde McLaughlin durch einen Reifenschaden (wahrscheinlich Debris) zu einem verfrühten zweiten Boxenstopp gezwungen, was ihn schon früh aus der Entscheidung nehmen sollte. Nur kurze Zeit später sah man dann Jamie Whincup in langsamer Fahrt. Ein Getriebeschaden kostete ihm nicht nur den Sieg, sondern beendete auch seine Serie von 136 Rennen ohne Ausfall.
Straight into the garage for Whincup. #VASC pic.twitter.com/m039kNWw5T
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Van Gisbergens ärgste Rivalen um den Sieg waren nun David Reynolds und, etwas überraschend, der von Platz acht gestartete Garth Tander. Reynolds kam nach seinem Stop sogar vor van Gisbergen wieder auf die Strecke. Tander profitierte ebenfalls von den gut getimten Stops seiner GRM-Crew und lag nun auf dem dritten Platz.
Reynolds blieb allerdings nicht lange in Führung. Noch auf kalten Reifen bremste er nicht früh genug für Turn 9, sodass van Gisbergen innen reinstechen konnte und sich Platz eins sicherte. Reynolds gab nach dem Rennen zu, dass er überrascht war, vor van Gisbergen zu liegen, und sich in dieser Situation nicht genug wehrte. Denn die anschließenden Runden zeigten, dass der Erebus-Pilot durchaus mit van Gisbergen mithalten konnte, nachdem seine Reifen auf die richtige Betriebstemperatur kamen. Hätte Reynolds vor Turn 9 also van Gisbergens Attacke geblockt, hätte er realistische Chancen auf den Sieg gehabt.
Der ging dann aber an den Red-Bull-Piloten, der Adelaide im zweiten Jahr hintereinander dominierte. Ihm folgten wie bereits erwähnt David Reynolds und Garth Tander auf das Podium. Chaz Mostert wurde Vierter, gefolgt von Cam Waters, der nach dem verkorksten ersten Lauf einen guten Sonntag erlebte, sowie James Courtney und Craig Lowndes. Auf den Plätzen acht bis zehn kamen Scott Pye, Michael Caruso und Scott McLaughlin ins Ziel.
SVG – the @Adelaide_500 winner four times in a row 👏 #VASC #RedBullHolden pic.twitter.com/QJCRBRCmYg
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Mark Winterbottom, der lange auf Podestkurs war, wurde durch eine umstrittene Durchfahrtsstrafe auf Platz 13 zurückgeworfen. Er soll in der Senna-Schikane (Turn 2) zu weit über die Kerbs gefahren sein, was die Rennleitung schließlich bestrafte. Tickford-Teamchef Tim Edwards bezeichnete diese Entscheidung noch während des Rennens als „Bullshit“.
Zum Hintergrund: Die Supercars nutzen als Grundlage für Track Limits den Timing-Transponder unter dem Auto, welcher sich bei allen Modellen auf der linken Seite befindet, unter der Stelle, wo normalerweise der Beifahrersitz wäre. Unter dem Asphalt verläuft zudem ein „Beam“, der mit dem Transponder kommuniziert und somit die Position des Autos erkennt. Wird ein Auto nun ausgehebelt, weil es beispielsweise über einen Kerb fährt, verändert sich der Abstand zwischen Transponder und Sensor, was zu Ungenauigkeiten führen kann und die Gefahr birgt, dass das System womöglich einen falschen Track-Limit-Verstoß meldet. Genauer wäre hier natürlich ein GPS-basiertes System.
Highlights Rennen 2
Ergebnis Rennen 2
Regelkunde
Kommen wir zum Schluss noch zur oben angesprochenen Diskussion um die Body Panels des neuen ZB Commodore: Laut Regelwerk müssen die meisten Body Panels reguläre Erstausrüster-Teile vom Band sein. Ausgenommen sind die Front, die hinteren Kotflügel und alle Türen mit Ausnahme der Fahrertür, die aus leichteren Verbundstoffen (zum Beispiel Kohlefaser) bestehen dürfen, was beim Commodore der Fall ist. Der Vorteil ist, dass man das Gewicht des Wagens nun nach unten verlegen kann, was einen günstigeren Schwerpunkt zur Folge hat. Der Wagen neigt sich so in Kurven weniger und ist weniger aggressiv im Reifenverschleiß. Ähnlich wie beim Subaru Levorg in der BTCC, bei dem der Boxermotor weiter unten eingebaut werden kann und man damit einen ähnlichen Effekt erzielt.
Der ZB Commodore wurde aber so homologiert, liegt innerhalb des Gewichtslimits von 1410 kg samt Fahrer und entspricht dem Regelwerk – womit natürlich RBHRT argumentiert. Teammanager Mark Dutton relativiert zudem den Vorteil durch die leichteren Panels, da man aufgrund des Fließhecks mehr Gewicht oben am Fahrzeug habe. Das Hauptproblem der anderen Teams ist, dass Teile aus Verbundstoffen natürlich um einiges teurer sind als die regulären Panels und sie nicht sofort nachziehen können.
Weiter geht es bei den Supercars am Wochenende vom 23. bis 25. März, wenn im Rahmen des Formel-1-GPs das Melbourne 400 ausgetragen wird. Diese Rennen gehören zwar zur Meisterschaft, aber aus irgendwelchen Gründen nicht zum Angebot des Stream-Pakets Superview. Und ich bin es ehrlich gesagt auch leid, weiter nach den Gründen zu fragen, da mir bislang auf Anfragen jeglicher Art noch nie geantwortet wurde.
Abschließend gibt es noch die Links zur Fahrer- und Teamwertung und zu der Stewards Summary (PDF) der Supercars.