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Formel Eins: Vorschau GP von China 2018

von DonDahlmann
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Nach dem Strategiefestival in Bahrain geht es jetzt nach China. Die Reifen dürften auch hier wieder eine Hauptrolle spielen. 

Das dritte Rennen dürfte langsam endlich Klarheit in Sachen Hackordnung in der Formel Eins bringen. Oder vielleicht doch nicht? Wie immer ist das Problem zum Start der Saison, dass man Australien nur schwer als Gradmesser für die Rangfolge in der Formel Eins nehmen kann, weil die Strecke sehr einzigartig ist. Bahrain ist zwar ein typischer Tielke-Kurs, aber wegen seiner hohen Temperaturen und dem sehr aggressiven Asphalt ist eine genaue Einschätzung auch eher schwierig. China ist zwar auch in Sachen Layout sehr eigenartig und hat den vermutlich schlimmsten Asphalt im Kalender, aber nach Bahrain die zweite „echte“ F1-Strecke. Nach drei Rennen hat man also einen guten Querschnitt gefunden. Australien ist in Sachen Speed interessant, Bahrain in Sachen Motor, Reifenverschleiß nebst Hitze und in China hat man dann alles ein bisschen zusammen.

Gerade der Punkt Reifenverschleiss dürfte in China sehr spannend werden. Denn Pirelli überspringt zum ersten Mal in der Saison eine Reifenmischung. Statt des Supersoft kommt der Ultrasoft zum Einsatz, was durchaus interessant werden dürfte. Dazu aber weiter unten mehr im Punkt „Strategie“.

Der mangelende Speed der Mercedes war sicher die Überraschung in Bahrain. Während sich Red Bull ungefähr da einsortierte, wo man sie erwartet hatte, konnte Mercedes nicht wie gewohnt brillieren. Die Gründe dafür suchte man bei den Deutschen vergebens. Hamilton und Bottas beschwerten sich nicht über das Auto, außer, dass es halt zu langsam war. Man habe nach Australien nichts am Auto verändert, so Hamilton. Einen Hinweis gab es aber doch: die Reifen. Zumindest in Bahrain machte es den Eindruck, dass das Mercedes mit den weichen Reifen auf der heißen Strecke nicht klar kommt.

Als Beweis dafür dienen die Quali-Zeiten von Hamilton aus Q2 und Q3. In Q2 hatte der Weltmeister die langsameren Soft aufgezogen mit denen er eine 1.28.458min fuhr. In Q3 nahm er wie alle die Supersoft, kam aber nur auf eine 1.28.220min. Der Unterschied ist zu klein, normalerweise sollte es eine knappe halbe Sekunde sein. Ein Grund dafür kann sein, dass der Mercedes die Reifen zu hart rannimmt, so dass die Reifen am Ende der Runde an Performance verliert. Woran das liegt, ist schwer zu sagen, noch schwerer, ob sich das Problem mit Veränderungen am Setup beheben lassen kann. Oder ob es einfach an der speziellen Kombination von Asphalt und Strecke liegt.

Generell war es zu erwarten, dass das Mittelfeld in Bahrain im Vergleich zu Australien etwas duschgewürfelt wird. Das die Toro Rosso sich in der Quali und im Rennen vor den Renault setzen konnten, war natürlich die Überraschung in Bahrain. Interessant sind allerdings die Abstände. Im Sachen reiner Speed (Quali) auf eine Runde sah das in Bahrain so aus:

Ferrari 1.27.958 min
Mercedes: 1.28.124min
Red Bull: 1.28.398 min
Renault: 1.29.187min (Q2)
Toro Rosso: 1.29.329min
HaasF1: 1.29.358min
Force India: 1.29.874min
McLaren: 1.30.212min
Sauber: 1.31.063min
Williams: 1.31.414min

Es bleibt bei einer Dreiteilung des Feldes, die man in China auch sehen wird. Das vordere Mittelfeld hängt rund 1,2 Sekunden hinter den Top Drei zurück. Das klingt viel, ist aber weniger als im letzten Jahr. Zwischen Renault, Toro Rosso, McLaren, Haas und Force India liegen gerade mal sieben Zehntel. Sauber hängt in der Quali etwas zurück, nicht aber im Rennen. Nur Williams hat keinerlei Chancen und ist bisher klar das langsamste Team im Feld.

Interessant wird sein, wie die Mercedes in China aufgestellt sind. Wenn Ferrari auch hier die Nase vorne hat, dürfte man zumindest einen Trend sehen. Bei Red Bull wird man sich gedulden müssen, bis die Saison in Europa losgeht. Sowohl China als auch Russland sind zwei Motorenstrecken und Renault hat wohl noch ein bisschen aufzuholen.

Strategie:
Wie erwähnt bringt Pirelli in China die Medium, Soft und Ultrasoft zum Einsatz. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass die Italiener die Mischungen spreizen. Da der Asphalt in Shanghai zu den aggressivsten im Kalender gehört und die Temperaturen am Wochenende bei nur rund 20 Grad liegen, sollte das auf dem Papier für Abwechslung sorgen. Und für mindestens zwei Boxenstopps. Die gab es auch im letzten Jahr (beeinflusst durch eine SC-Phase). Ausgehend davon, dass man sich mit den Ultrasoft qualifiziert müsste man danach noch zwei Mal auf die Soft setzen.

Das große „aber“ kommt aber sofort. Die Top Drei sind dem Mittelfeld so weit enteilt, dass man sich erlauben kann in Q2 auf die mittlere Mischung zu setzen. Q3 erledigt man dann mit den Ultrasoft, die man aber im Rennen dann ja nicht fahren kann. Das ändert dann die Strategie zugunsten einer Ein-Stopp-Strategie. Vermutlich, zumindest. Denn es ist nicht so ganz sicher, wie lange man mit den Medium fahren kann. Die Soft müssten bis mindestens Runde 20 durchhalten, die Medium dann 36 Runden. Auf dem Papier ist das möglich, die Frage ist, wie die Reifen sich auf die lange Distanz bei den etwas niedrigeren Temperaturen halten. Mercedes musste die Reifen in Bahrain schonen, ebenso Sauber.

Die sicherere und vermutlich schnellste Variante ist die Zwei-Stopp-Strategie mit einem mittleren Stint auf den Medium. Davon hat Hamilton allerdings nur einen Satz, Bottas und beide Ferrari haben zwei Sätze bestellt. Ferrari hat dann allerdings auf mehr Ultrasoft gesetzt. Angesichts der Erfahrungen, die man in Bahrain gemacht hat, könnte dies eine falsche Entscheidung gewesen sein. Aber man kann die Ultrasoft natürlich am Freitag verheizen um die Soft und Medium für das Rennen zu sparen.

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