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Formel Eins: Analyse GP von China 2018

von DonDahlmann
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Es sah nach einem echten Langweiler in China aus. Dann kam das Safety Car und eine mutige Entscheidung von Red Bull.

Nach diesem Rennen wird man bei Ferrari und Mercedes lange im Debriefing sitzen und Zahlenkolonnen analysieren. Wie konnte es passieren, dass bei Ferrari aus P1 und P2 nur ein P3 und P8 wird? Mercedes war mit P2 und P4 immerhin etwas besser dran, muss sich aber fragen, warum man im Rennen nicht voran gekommen ist. Bei Red Bull wiederum konnte man sehen, dass man zum einen im Rennen näher an Ferrari und Mercedes dran ist, man aber halt eine ungewöhnliche Strategie oder, wie in diesem Fall, ein Safety Car.

Schaut man sich die Strategien vor dem Rennen an, war die Sache klar. Da Ferrari und Mercedes in Q2 sich für die Soft entschieden hatten, hatten sich auch beide auf eine Ein-Stopp-Strategie festgelegt. Soft zum Start, Medium für den Rest des Rennens. Red Bull ging den anderen Weg und nahm die Ultrasoft in Q2, war damit aber eher in Richtung von zwei Stopps unterwegs. Die Entscheidung brachte zumindest auf dem Papier für das Schlussdrittel eine bessere Position für den Schlussspurt. Eine Voraussetzung für ein gutes Rennen war aber auch ein guter Start beider Piloten.

Verstappen gelang das Kunststück, Ricciardo nicht. Der sah sich nach den ersten Runden auf P6 und hatte auch auf den Ultrasoft keine Chance gegen Hamilton. Allerdings tat sich vorne auch nichts. Vettel verteidigte seinen schmalen Vorsprung auf Bottas, der am Start Räikkönen geschnappt hatte. Bis zu den ersten Stopps sah es nach einem relativ ungefährdeten Sieg von Ferrari aus. Doch die Italiener leisteten sich in China gleich mehrere Fehler.

Die erste Runde der Stopps läutete wenig überraschend Red Bull ein. Doch statt, wie alle erwarteten auf die Soft oder Ultrasoft zu setzen, nahm Red Bull die Medium. Man entschied sich also für eine Ein-Stopp-Strategie, bzw. zu einem langen Mittelstint um eventuell gegen Ende noch mal auf die Ultrasoft zu setzen. Mercedes reagierte direkt und holte Bottas rein (Medium). Das Ferrari den Stopp von Red Bull ignorierte ist auch im Nachhinein schwer nachvollziehbar, weil die Red Bull auf den neuen Medium extrem schnelle Zeiten produzierte. Da Bottas nur knapp hinter Vettel lag und man über Funk auch hört, dass Mercedes den Finnen anspornte, war klar, dass Mercedes den Undercut anstrebte. Aber Ferrari reagierte nicht, wohl weil man Angst hatte, dass die Medium am Ende des Rennens eingehen würde. So kam Vettel erst eine Runde nach Bottas, dem der Undercut gelang.

Ferrari entschied sich dann dazu Räikkönen draussen zu lassen. Was durchaus keine schlechte Entscheidung gewesen wäre, hätte man den Finnen auf eine Zwei-Stopp-Stratgie gesetzt. Es war klar, dass Kimi nach dem Stopp auf P6 fallen würde, die Frage war nur, wie groß der Abstand gewesen wäre. Doch Ferrari machte sich nicht Mühe, sondern zog die Medium auf. Damit war Räikkönens Rennen eigentlich gelaufen. Sowohl im Fall von Vettel als auch von Räikkönen hat Ferrari die Strategie völlig falsch angesetzt.

Auch beim Safety Car (die Toro Rosso waren kollidiert) pennte Ferrari. Bei Vettel hatte man keine Chance auf den Wechsel, weil der zu dem Zeitpunkt schon auf Höhe der Boxeneinfahrt war. Allerdings hat man bei Räikkönen die Chance verpasst. Das ist unerklärlich, lag Räikkönen doch hinter den Red Bull und Ferrari hatte auch noch einen frischen Satz Soft übrig. Zu verlieren hatte man mit Räikkönen zu diesem Zeitpunkt sowieso nichts. Das Ferrari gleich drei Mal in einem Rennen die Strategie völlig verhaut, ist auch ungewöhnlich.

Hätte Mercedes mehr aus der SC-Phase rausholen können? Für Bottas nicht, der war wie Vettel zum Zeit des Calls zu weit vorne. Aber bei Hamilton hätte man wie Red Bull reagieren können. Das hätte den Briten eventuell sogar den Sieg einbringen können. Toto Wolff gab nach dem Rennen zu, dass man sich bei der Strategie für die Position auf der Strecke entschieden habe, nicht für das Risiko. Was auch daran liegen mag, dass der W09 mit den harten Reifen besser klar kommt.

Red Bull war das einzige Team, dass in China alles richtig machte. Sie haben das maximale aus ihren Möglichkeiten heraus geholt und auch auf der Strecke gezeigt, dass sie mit der richtigen Strategie in der WM ein Wort mitreden können. Dazu kamen die (mal wieder) sensationellen Manöver von Ricciardo, der einfach der beste Fahrer auf der Bremse ist. Allerdings wäre es spannend gewesen zu sehen, was Verstappen noch aus dem Rennen hätte holen können. Ein Doppelsieg für Red Bull wäre absolut möglich gewesen, hätte er sich nicht den überflüssigen Fehler gegen Vettel erlaubt. Der hätte, wie er nach dem Rennen sagte, Verstappen auch durch gelassen, weil er eh keine Chance gegen den Niederländer gehabt hätte.

Das einzige Team, dass ebenso wie Red Bull richtig reagierte, war Renault. Die kamen ebenfalls in der SC-Phase rein, was auch der Grund war, warum sich Hülkenberg am Ende vor Vettel setzte. Er hatte einfach die frischeren Reifen.

Erstaunlich war, dass keines der Teams aus dem Mittelfeld die SC-Phase wirklich nicht nutzen konnte. Force India versuchte es, konnte aber nicht profitieren, weil man generell zu langsam war. McLaren hatte keine Chance, weil man Alonso auf einen langen ersten Stint gesetzt hatte und zwei Runden vor der SC-Phase an der Box war. Immerhin reichte es für Punkte dank Alonso. Bei Williams hätte man auch mehr rausholen können, aber auch die Briten hatten sich für eine andere Strategie entschieden. Stroll hatte einen sehr guten Start und lag zeitweise auf P12. Aber man entschied sich gegen einen Stopp, da man erst in Runde 23 drin war. Selbiges galt für Sirotkin, der im Rennen sowieso keine Rolle spielte.

Was sagt das alles über die Rangordnung in der F1 aus? Nimmt man nur das Rennen bis zum ersten Stopp, dann hat Ferrari das beste Auto. Das erstaunliche ist aber die Formschwäche von Mercedes. Dass man in Bahrain etwas Probleme hatte, war schon überraschend. Auf der anderen Seite ist die Schwäche der Mercedes auf heißem Asphalt und mit weichen Reifen bekannt. Um so mehr erwartete man in China, dass Mercedes hier besser unterwegs sein würde. Aber auch hier beklagte man Probleme mit den Reifen. Während sie in Bahrain zu heiss wurden, fand man in China nicht das richtige Temperaturfenster in der Quali. Im Rennen sah das zwar etwas besser aus, aber das Grundproblem bleibt offenbar bestehen. Wenn Mercedes also weiter Probleme hat und Ferrari weiter die Strategie versemmelt dann kann das noch eine lustige Saison werden.

Denn erstaunlicherweise ist es in der WM, trotz der beiden Siege von Ferrari, recht eng. Vettel hat gerade mal neun Punkte Vorsprung vor Hamilton und in der Team-WM liegt Mercedes sogar mit einem Punkt vor den Italiener. Und das, ohne dass man ein Rennen gewonnen hat.

Alle Daten des Rennens

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.

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