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IndyCar: Analyse Honda Grand Prix of Alabama

von Rainer
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Nach dem Rennen in Phoenix gewann Josef Newgarden auch das in Birmingham. Für den amtierenden IndyCar-Champion war es der dritte Sieg in den letzten vier Rennen in Alabama.

Wenn man sieht, dass Josef Newgarden auch die Qualifikation gewonnen hatte, könnte man, ohne das Rennen gesehen zu haben, meinen, dass es ein problemloser Start-Ziel-Sieg war. Das Gegenteil war aber der Fall. Zuerst war das Wetter sein größter Konkurrent, nur um einen Tag später sein bester Freund zu werden. Am Sonntag führten Regen, starker Sturm und ein aufziehendes Gewitter zum Rennabbruch. Die Fortsetzung wurde für Montag 11:00 Uhr angesetzt. Zu dem Zeitpunkt herrschte noch Sonnenschein. Über die Renndauer von 70 Minuten sollte sich dies aber noch ändern. Insgesamt entwickelte sich am Montag ein sehr spannendes Rennen. Auch haben die Fahrer der IndyCar-Series wieder gezeigt, dass das Überholen mit den richtigen Formel-Wagen kein so großes Problem darstellt.

Teil 1: Sonntag

Die Wettervorhersage für Sonntag umfasste Regen, Sturm und Gewitter. Die Rennleitung entschied sich, das Rennen um eine halbe Stunde vorzuziehen, um es vor den zu erwarteten Gewittern über die Bühne zu bringen. Zur Startzeit regnete es und erst nach drei Einführungsrunden wurde der Start freigegeben. Trotz miserabler Sicht und viel Wasser auf der Strecke verliefen die ersten Runden unproblematisch. Josef Newgarden setzte sich, dank guter Sicht, schnell von Will Power ab. Insgesamt waren die Unterschiede zwischen den Piloten immens. Nach nur 10 Runden hatte zum Beispiel Simon Pagenaud auf Platz 9 schon über 30 Sekunden Rückstand auf seinen Teamkollegen an der Spitze. Auf der anderen Seite verbesserte sich Takuma Sato von Startplatz 18 innerhalb von nur 10 Runden auf Platz 12 und Marco Andretti verabschiedete sich mit einem Dreher aus den Top 10.

In Runde 12 touchierte (nach Aussage Kimballs) Ed Jones Charlie Kimball und dieser rutschte in die Mauer. Einige Fahrer wie Simon Pagenaud nutzten die Gelbphase für einen Boxenstopp. Die Caution bedeutete dann aber das Ende vom Rennsonntag. Durch die Langsamfahrt blieb mehr Wasser auf der Strecke stehen und es wurde unfahrbar. Besonders betroffen war der Abschnitt zwischen Kurve 5 und 8 sowie die Start- und Zielgerade. Trotzdem gab die Rennleitung in Runde 16 das Rennen wieder frei. Das war eine durchaus fragwürdige Entscheidung. Schon Josef Newgarden hatte größte Mühe sein aufschwimmendes Auto beim ersten Beschleunigen auf der Strecke zu halten. Dies gelang Will Power nicht. Wie durch ein Wunder wurde er von keinem nachfolgenden Fahrer im Blindflug erwischt. Mit gebrochener Radaufhängung war das Rennen für Power erst einmal beendet. Nach einer ersten Rotphase schickte die Rennleitung die Fahrer für ein paar Runden unter Gelb auf die Strecke. Ein Dreher von Graham Rahal war dann aber das deutlichste Zeichen, dass eine Fortführung nicht mehr möglich war.

Teil 2: Montag

Schon vor dem Fallen der grünen Flagge war klar, dass das Rennen nicht über die volle Distanz von 90 Runden gehen würde. Durch die vielen Runden unter Gelb, sowie den langsamen Runden im starken Regen, würde die Regelung für die maximale Rennlänge von zwei Stunden greifen. Mit noch 70 Minuten auf der Uhr wurde das Rennen wieder frei gegeben. Die Frage war nun, ob man mit nur einem Stopp das Ziel würde erreichen können. Für die Chevrolet-Teams laute die Antwort: Nein. Der Honda-Motor hat einen Verbrauchsvorteil und mit Sebastien Bourdais und Scott Dixon sind auch die beiden besten Benzinsparer im Honda-Lager zu finden. Nach wenigen Runden konnte man sehen, dass Bourdais wirklich auf nur noch einen Stopp setzte. Josef Newgarden konnte sich nämlich schnell vom Franzosen absetzten. Nach 15 Minuten betrug der Vorsprung schon 7,6 Sekunden. Der zusätzliche Stopp würde aber fast 30 Sekunden kosten.

Nach 20 Runden im Renntempo bauten die weicheren Option-Tires merklich ab. Bei Dale Coyne und Chip Ganassi Racing hatte man vorausschauend auf die härteren Prime-Tires für Bourdais und Dixon gesetzt. Nach dem Stopp von Newgarden in Runde 49 sah man dann aber, um wieviel besser neue Prime-Tires sind. Im Sandwich von Sebastien Bourdais und Scott Dixon war Josef Newgarden pro Runde 2 Sekunden schneller. Für einen zusätzlichen Stopp war das natürlich auch nötig.

Runde 30 Minuten vor Rennende kamen Sebastien Bourdais und Scott Dixon zu ihren voraussichtlich einzigen Stopps an die Box. Bourdais reite sich wieder auf Platz 2 hinter Josef Newgarden ein. Dixon hingegen viel bis auf Platz 9 zurück. Während Newgarden seinen Vorsprung auf den Franzosen sukzessive vergrößerte, setzte leichter Regen ein und das sollte das Rennen noch einmal auf den Kopf stellen. Je stärker der Regen wurde, desto geringer war der Vorteil von Newgarden. Ab Runde 67, beziehungsweise 23 Minuten vor Rennende, konnte Bourdais den Rückstand sogar wieder verkürzten. Sollte der Regen aber so stark werden, dass alle auf Regenreifen wechseln müssten, wäre der ganze Vorteil von Bourdais und Dixon durch ihre 1-Stopp-Strategie dahin gewesen.

Das Glücksspiel mit Regenreifen begann zur großen Überraschung Josef Newgarden. Er kam in Runde 71 (14 Minuten vor Ende) an die Box und holte sich Regenreifen ab. Zu dem Zeitpunkt lag der Vorteil aber noch bei den Slicks. Schnell konnte Sebastien Bourdais seinen Vorsprung auf Josef Newgarden vergrößern und Ryan Hunter-Reay zog am amtierenden Meister vorbei. Bei Team Penske war man sich aber sicher und holte auch Simon Pagenaud an die Box.

Der Regen wurde immer stärker und nach und nach kamen alle Fahrer für Regenreifen an die Box. Bei Dale Coyne und Chip Ganassi Racing hoffte man natürlich auf den Slicks durchzukommen. Aber spätestens der Ausritt von Alexander Rossi in Runde 74 zeigte, dass ein Wechsel zwingend nötig war. In Runde 75 kam Dixon und eine Runde später auch Bourdais an die Box. Danach trafen sich beide im Kampf um Platz 5 auf der Strecke wieder. Ein früherer Stopp hätte Bourdais sicherlich auf das Podium gebracht. Verständlicherweise ging man im Team aber das Risiko ein und setzte alle auf den Sieg. Ohne den Regen hätte es für Bourdais‘ 1-Stopp-Strategie wahrscheinlich zum Sieg gereicht.

An der Spitze hatte derweil Josef Newgarden einen Vorsprung von 20 Sekunden auf Ryan Hunter-Reay. Dass das kein ganz beruhigender Vorsprung im Regen war, zeigte dann die drittletzte Runde. Fast wäre Newgarden von der Strecke gerutscht und hätte den Sieg noch weggeworfen. Am Ende sicherte er sich aber seinen zweiten Saisonsieg. Die Plätze 3 und 4 fuhren James Hinchcliffe und Robert Wickens für Schmidt Peterson Motorsport ein. Nach einem schwächeren Wochenende in Long Beach zeigte das Team, dass es auf den Rundkursen zu den Topteams gehört.

Zwischen Sebastien Bourdais und Scott Dixon im Kampf um Platz 5 wurde es in der letzte Runde nochmal richtig eng. Sie kamen nebeneinander aus der letzten Kurve und lieferten sich ein Drag-Race zur Ziellinie. Dieses gewann Bourdais mit 0,08 Sekunde Vorsprung. Hinter Dixon folgte geschlossen Rahal Lettermann Lanigan Racing. Graham Rahal konnte sich dabei knapp vor Takuma Sato durchsetzen. Gerade bei den schwierigen Bedingungen war der Japaner aber deutlich schneller als sein amerikanischer Teamkollege. Noch in die Top-10 schafften es Simon Pagenaud und Marco Andretti. Beide hatten eine bessere Position schon an den vorrausgegangenen Tagen verschenkt. Pagenaud ging nur von Startplatz 9 ins Rennen und gab durch einen unnötigen Boxenstopp während der ersten Caution am Sonntag weitere Positionen auf. Und Andretti war der erste Fahrer der sich am Sonntag von der Strecke drehte. Zu dem Zeitpunkt lag er Platz 7. Da wäre mehr möglich gewesen.

Der Crash beim ersten Restart war natürlich ein Rückschlag für Will Power. Die gebrochene Aufhängung durfte am Montag erst nach Freigabe des Rennens repariert werden. Zu den 9 Runden Rückstand vom Sonntag kamen so noch einige dazu. Immerhin konnte er noch an Max Chilton vorbeigehen, dem der Motor in der Einführungsrunde abstarb und auch nicht mehr anspringen wollte. Auch für Alexander Rossi verlief das Wochenende nicht wunschgerecht. Schon im Training konnte er nicht die Form der letzten Monate bestätigen. Mit dem Ausritt in Runde 74 war dann auch die Top-10-Platzierung dahin. Am Ende reichte es nur zu Platz 11.

Das ganze Ergebnis kann man hier auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.

Mit dem zweiten Sieg übernahm Josef Newgarden auch wieder die Führung (158 Punkte) in der Meisterschaft von Alexander Rossi (145 Punkte). Sebastien Bourdais und Graham Rahal haben jeweils schon 38 Punkte Rückstand auf Newgarden. Die Meisterschaftstopfavoriten der letzten Jahre findet man nur auf den Plätzen 7 Scott Dixon (107 Punkte), 10 Will Power (81 Punkte) und 15 Simon Pagenaud (66 Punkte). Diese Rückstände sind schon ordentlich, aber noch sind vierfünftel der Punkte zu vergeben.

Der Tross der IndyCar-Series zieht es jetzt in seine Heimat an den Indianapolis Motor Speedway. Nach ersten Testfahrten auf dem Oval steht der Grand Prix auf dem Rundkurs am 12. Mai an.

Beim Ovaltest wird das Windshield an den Wagen von Josef Newgarden montiert. Es ist gleiche Teil, das auch Scott Dixon schon testen konnte. Im IMS werden die Geschwindigkeiten höher als im Texas Motorspeedway sein und das Banking geringer. Außerdem sitzt nun ein Chevrolet-Motor im Heck des Wagens. Sollte auch dieser Test erfolgreich sein, steht in Kürze eine Testfahrt auf einer Rundstrecke auf dem Programm. In der weiteren Planung werden dann mehrere Windshiels an die Teams verteilt.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Owens, Joe Skibinski, Chris Jones, Bret Kelley

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