Home TourenwagenBTCC BTCC: Thruxton 2018 – Neal holt Debütsieg, Morgan übernimmt Meisterschaftsführung

BTCC: Thruxton 2018 – Neal holt Debütsieg, Morgan übernimmt Meisterschaftsführung

von Sebastian Focks
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Nach einem Sieg im dritten Rennen übernimmt Mercedes-Pilot Adam Morgan nach den BTCC-Läufen in Thruxton die Führung in der Meisterschaft. Matt Neal und Josh Cook sicherten sich die Siege in den anderen beiden Rennen. Für Dynamics-Honda war es der erste Sieg mit dem seit dieser Saison neu eingesetztem Civic Type R-Modell. Um den Sieg von Josh Cook entstanden wegen Auslassens der Schikane vor Start-Ziel derweil einige Diskussionen.

Lauf 1

Nachdem ich beim BTCC-Bericht über die Rennen in Donington die Frage in den Raum gestellt hatte, ob derzeit ein Generationenwechsel in der BTCC stattfindet, schickte sich in Thruxton zunächst die „alte Garde“ an, meine These zu wiederlegen. Matt Neal holte sich wie schon im Vorjahr souverän die Pole Position auf dem Highspeedkurs. Startplatz Zwei ging an Colin Turkington. Diese beiden waren es dann auch, die den ersten Lauf unter sich ausmachten.

Beim Start behielt Neal die Oberhand, da Turkington seinen Startvorteil im heckgetrieben BMW nicht optimal nutzen konnte. Recht schnell setze sich das Duo an der Spitze leicht vom restlichen Feld ab und Turkington probierte immer wieder den Druck auf den führenden Honda zu erhöhen, schaffte es aber nicht, sich in eine gute Angriffsposition zu bringen. Matt Neal sicherte sich am Ende einen sauberen Start-Ziel-Sieg, der zugleich den erste BTCC-Sieg des neuen Honda Cicic Type R darstellt. Colin Turkington auf Platz Zwei fuhr immerhin noch den Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde ein und war nach dem miserablen Rennwochende in Donington glücklich über ein gutes Resultat.

Mit Platz Drei komplettierte Neals Teamkollege Dan Cammish den Erfolg für das Honda-Werksteam. Auf den Rängen dahinter hatten Sam Tordoff und Andrew Jordan in den ersten Runden um Platz Vier gekämpft, den Tordoff sich letzten Endes sichern und damit nach zwei Ausfällen endlich einmal ein solides Resultat im ersten Lauf einfahren konnte. Andrew Jordan war durch eine Lebensmittelvergiftung gehandicapt und versuchte unter großen Mühen Platz Fünf zu halten, musste sich in Runde Zehn aber Tom Chilton geschlagen geben und wurde am Ende immerhin Sechster. Senna Proctor, Brett Smith, Josh Cook und Chris Smiley komplettierten die Top Ten.

Dass hohes Zusatzgewicht auf der schnellen Strecke von Thrxuton besonders stark schmerzt mussten die Führenden in der Meisterschaft erkennen. Josh Cook, als Meisterschaftdritter nach Thrxuton gereist, gelang mit Rang Neun noch das beste Resultat. Jack Goff und Adam Morgan landeten dagegen nur auf den Plätzen 13 und 14. Noch schlimmer erwischte es aber den Meisterschaftsführenden Tom Ingram, der nach Startplatz Zehn mit Elektronikproblemen die Segel streichen musste.

Lauf 2

Für den zweiten Lauf bedeuteten die mittelmäßigen Ergebnisse von Cook, Morgan und Goff aber immerhin, dass nun Gewicht ausgeladen werden durfte. Während sich an der Spitze Colin Turkington die Führung von Matt Neal schnappen konnte, blies einige Positionen dahinter Josh Cook im Vauxhall Astra zur Attacke. Nach der ersten Runde auf Platz Sieben liegend schnappte er sich erst seinen Teamkollegen Senna Proctor, dann Tom Chilton und in Runde Vier den geschwächten Andrew Jordan. Nur eine Runde später war der Drittplatzierte Sam Tordoff fällig und eine weitere Runde darauf der Zweitplatzierte Matt Neal. Turkington war an der Spitze mittlerweile ein kleines Stück enteilt, aber bis zur achten Runde war Cook auch am führenden BMW dran und konnte diesen schließlich mit einem besseren Exit aus der ultraschnellen Church Corner, in der das Zusatzgewicht besonders starken Einfluss hat, überholen und die Führung übernehmen.

Nach seinem Debütsieg vor drei Wochen in Donington holte Cook sich also direkt bei der nächsten Gelegenheit den zweiten BTCC-Sieg seiner Karriere. Mit Senna Proctors Erfolg in Brands Hatch haben die Vauxhall damit außerdem bei jeder Saisonstation bislang einen Sieg einfahren können, was sich auch in der Herstellermeisterschaftswertung niederschlägt, in der die britische Traditionsmarke derzeit auf Platz Eins liegt. Colin Turkington und Matt Neal komplettierten das Podium vor Sam Tordoff, Andrew Jordan, Senna Proctor, Adam Morgan, Jack Goff, Tom Chilton und Chris Smiley. Tom Ingram, aus der letzten Startreihe gestartet, überholte mehr als die Hälfte des Feldes und belegte sensationell Platz Zwölf.

Leider hat der Sieg von Josh Cook aber einen faden Beigeschmack. Als er Andrew Jordan in der vierten Runde für Platz Vier überholte kürzte er recht großzügig in der Schikane ab und setze sich damit vor den BMW. Die Aktion wurde auch zum Erstaunen der Kommentatoren nicht bestraft und Cook äußerte nach dem Rennen, dass er durch das Abkürzen eine Kollision mit Jordan vermieden habe. Das mag natürlich sein und das Auslassen der Schikane wäre unter diesem Gesichtspunkt durchaus legitim. Nicht legitim ist meiner Meinung nach aber, dass er die gewonnene Position dann einfach behalten hat. Durch das Abkürzen hat Cook sich klar einen Vorteil verschafft, der nicht zuletzt dadurch deutlich wurde, dass er dank des „Shortcuts“ auch die schnellste Rennrunde hinlegte.

Ich mag es ja selber nicht, wenn Rennleitungen zu hart durchgreifen und durch penible Zeit- und Drive Through-Strafen das Renngeschehen beeinflussen, aber hier hat ein offensichtlicher Regelverstoß vorgelegen, dessen Ahndung/Wiedergutmachung an sich ganz einfach gewesen wäre, aber gleich an zwei Stellen gescheitert ist: Zum einen hätte Cook im Sinne der Gentlemen-Absprache zwischen den Fahrern handeln und die Position einfach umgehend an Jordan zurückgeben können. Eine Runde später hätte er ihn wahrscheinlich sowieso wieder überholt. Zum anderen schienen die Rennkommissare in eine Art Ohnmacht verfallen zu sein, nachdem die Möglichkeit, Cook per Funk direkt zum Positionstausch aufzufordern, verfallen war, als er weitere Plätze gut gemacht hatte und mehrere Autos zwischen ihm und Jordan lagen.

Als Cook dann als Sieger abgewunken wurde, hatte dann scheinbar auch niemand mehr den Mumm noch nachträglich eine Strafe gegen den Rennsieger auszusprechen. Cook wurde zwar zur Anhörung vorgeladen, aber letzten Endes lediglich verbal verwarnt. Insgesamt ein schlechtes Signal seitens der Rennleitung und wir werden abwarten müssen, wie in Zukunft bei vergleichbaren Situationen reagiert wird.

Lauf 3

Deckel drauf und zurück zum Renngeschehen: Der dritte Lauf beförderte Adam Morgan auf die Pole Position und „Mr. Third Race“ ließ sich diese optimale Ausgangssituation nicht entgehen und holte sich souverän seinen zweiten Saisonsieg, der ihm zugleich die Führung in der Meisterschaft einbringt. Mit zwei Siegen und einem zweiten Platz in den bisherigen dritten Läufen ist Adam Morgan damit der Pilot, der sich im Verlaufe eines Renntages am meisten steigert und am stärksten vom Reverse Grid profitiert. Auf jeden Fall ein toller Erfolg für den sympathischen Morgan und das kleine Cicely-Team, aber um aber weiterhin an der Tabellenspitze dabei zu bleiben, muss Morgan es auf Dauer schaffen, auch in den ersten beiden Läufen um Siege mitzufahren.

Hinter Platz Eins wurde es im dritten Lauf dann spannend, denn ähnlich wie Josh Cook im zweiten Lauf, war es nun Jack Goff im Eurotech-Honda, der voll aufdrehte und sich Position für Position nach vorne arbeitete. Innerhalb von drei Runden hatte er Cook, Turkington und Tordoff überholt und schickte sich nun an, das um 3,5 Sekunden enteilte Spitzenduo bestehend aus Adam Morgan und Senna Proctor einzuholen. Bis zur vorletzten Runde war er an Proctors Vauxhall dran und quetschte sich auf Start-Ziel vorbei auf die zweite Position. Für eine Attacke auf den führenden Adam Morgan reichte es zwar nicht mehr, aber Jack Goff war nach der schlechten Quali und dem schwierigen ersten Lauf mehr als happy, das Wochenende auf dem Podium abzuschließen. Mit Platz Drei krönte Senna Proctor ebenfalls einen tollen Tag, der ihm drei starke Punkteresultate einbrachte.

Hinter dem Podium belegte Sam Tordoff zum dritten Mal an diesem Tag Platz Vier vor Colin Turkington und Josh Cook. Mit Platz Sieben betrieb Tom Ingram nach seinem Ausfall im ersten Lauf erfolgreich Schadenbegrenzung und holte sich wichtige Zähler im Meisterschaftskampf. Matt Neal, Chris Smiley und Rob Collard komplettierten die Top Ten, während Dan Cammish mit Platz 13 die meisten Positionen gut gemacht hatte, nachdem er im zweiten Lauf mit technischem Defekt ausgefallen war. Gar nicht am Start war im dritten Lauf dagegen Andrew Jordan, der mit Startplatz Drei eigentlich eine ideale Ausgangslage gehabt hätte. Nachdem er sich mit seiner Lebensmittelvergiftung wacker durch die ersten beiden Läufe geschlagen hatte, war er letzten Endes doch zu sehr geschwächt und musste auf einen Start verzichten.

In der Meisterschaft führt wie bereits erwähnt Adam Morgan mit einem Zähler Vorsprung vor Josh Cook. Tom Ingram hat zwar etwas Boden verloren, liegt aber mit gerade einmal elf Zählern Rückstand auf Rang Drei. 13 Punkte Rückstand hat Jack Goff auf Position Vier, womit deutlich wird, dass die „jungen Wilden“ weiterhin den Ton in der diesjährigen BTCC-Saison angeben. Gleichwohl konnten sich Colin Turkington und Matt Neal mit 47 bzw. 45 Zählern die größte Punkteausbeute aus Thruxton sichern und belegen nun die Plätze Fünf und Sechs in der Meisterschaft. Der gesamte Tabellenstand sowie die Ergebnisse der einzelnen Läufe aus Thruxton können wie üblich hier abgerufen werden.

Verlierer des Wochenendes sind einmal mehr ganz klar die Subarus. Wie bereits in Brands Hatch und Donington war es einzig Ashley Sutton, der wenigstens ein wenig mitmischen und mit Rang 15 und 11 in den ersten beiden Läufen ein paar Pünktchen einfahren konnte. Offenbar bekommt man beim Team BMR die neuen Swindon-Motoren nicht so recht ans Laufen. Jason Plato hatte bereits in der Quali Leistungsverlust und auch ein Motortausch über Nacht brachte keinen Erfolg. Nachdem er seinen Subaru in den ersten beiden Läufen zweimal frustriert an der Box abgestellt hatte, trat Plato zum letzten Lauf gar nicht mehr an. Der Gerüchteküche nach kristelt es bei Subaru derzeit gewaltig hinter den Kulissen.

Ausblick Oulton Park

Mit Oulton Park steht als nächstes eine Strecke auf dem Programm, die den Subarus in der Vergangenheit immer sehr gut gelegen hat. Hier holte Colin Turkington vor zwei Jahren den Debütsieg für das damals neue Auto und im vergangenen Jahr legte Ash Sutton an gleicher Stelle den Grundstein für seine Meisterschaft. Mit vielen langsamen Ecken aus denen herausbeschleunigt werden muss, liegt kommt Oulton Park traditionell besonders den heckgetriebenen Autos entgegen, weswegen man vor allem die BMWs auf der Rechnung haben muss. Gleichzeitig ist Oulton Park wegen des vielen Beschleunigen und Abbremsens eine Strecke, auf der hohes Zusatzgewicht einen besonders großen Einfluss hat, was insbesondere die Meisterschaftsführenden nicht gerade freuen dürfte. Reifenausrüster Dunlop bringt die weiche Mischung als Optionsreifen mit nach Oulton Park, der hier auf eine Runde gesehen, große Vorteile bieten dürfte, aber auch sehr schwierig über die Distanz zu bringen sein wird – insbesondere je mehr Gewicht man an Bord hat. Wer den Einsatz des weichen Reifens perfekt abstimmt und mit möglichst leichtem Auto unterwegs ist, dürfte in Oulton Park die besten Chancen haben.

PS: Leider dieses mal weniger Fotos als sonst, da die BTCC bislang keine Pressefotos vom Sonntag zur Verfügung gestellt hat.

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