Glamour, Glitter und ein bisschen Motorsport. Das Treffen der Reichen und Mächtigen in Monaco ist immer noch eines der Highlights im Kalender.
Eigentlich ist der GP von Monaco ein reiner Anachronismus. Sportlich schwierig, weil man hier nicht überholen kann, aber gerade deswegen werden hier eben auch Heldengeschichten geschrieben. Wer das Rennen einmal gewinnt, hat Glück gehabt und im richtigen Auto gesessen. Wer das Rennen zwei- oder mehrfach gewinnen kann, der muss schon etwas Besonderes haben. Und so ist es auch kein Wunder, dass die Liste der Monaco-Sieger sich wie ein „Who is who“ des Motorsports liest. Unangefochten stehen die sechs Siege von Ayrton Senna an der Spitze der Liste. Dahinter liegen Graham Hill und Michael Schumacher mit je fünf Siegen vor Alain Prost, der hier vielmal gewinnen konnte. Jeweils drei Siege haben Stirling Moss, Jackie Stewart und Nico Rosberg. Von den aktiven Fahrern sind es Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel, die immerhin zwei Mal gewinnen konnten.
In Monaco gibt es selten einen „Zufallssieger“. Der letzte Überraschungssieg stammt aus dem Jahr 2004 und gelang Jarno Trulli im Renault, der damals vermutlich das beste Wochenende seiner Karriere hatte. Immerhin deklassierte er schon in der Quali das Feld um 0,4 Sekunden. Davor war es das chaotische Rennen von 1996, das Olivier Panis in einem Ligier für sich entscheiden konnte. Das Rennen war geprägt von Ausfällen, am Ende kamen nur vier (!) Autos ins Ziel und Panis konnte das Crash-Derby für sich entscheiden. Davor muss man dann schon bis ins Jahr 1977 um einen Überraschungssieger zu finden. Damals war es Jody Scheckter in einem Wolff, der in der 77er Saison allerdings zu den besten Fahrern überhaupt zählte. Man sieht – Zufälle gibt es in Monaco eher nicht. Am Ende setzt sich doch immer das beste Team und der beste Fahrer durch.
So wird man auch in diesem Jahr kaum Überraschungen erleben. Denn dafür ist der Abstand der drei Top Teams zu den Verfolgern zu groß. Monaco ist keine Strecke, auf der man plötzlich viel Zeit gewinnen kann, die man auf anderen Strecken verliert. Zwar kaschiert der Kurs wegen seiner sehr niedrigen Anforderungen an die Aerodynamik die Schwächen, die ein Fahrzeug in diesem Bereich haben kann, aber auf der anderen Seite fordert die Strecke auch die Autos, vor allem in Sachen mechanischen Grip. Wer eh schon ein nervöses Heck hat, wird in Monaco nicht glücklich werden. Daher sieht man auch selten große Verschiebungen im Feld.
Immerhin könnte es an der Spitze spannend werden. Die besten Chancen auf den Sieg rechnet man tatsächlich Red Bull zu. Zum einen, weil der Leistungsunterschied des Renault in Monaco nicht ins Gewicht fällt, zum anderen weil bekannt ist, dass Red Bull traditionell ein Auto mit viel mechanischen Grip baut. Ferrari ist allerdings auch nicht zu unterschätzen. Zwar hat man über den Winter den Radstand des Chassis verlängert, damit man auf den schnellen Tielke-Kursen besser klar kommt, aber bisher kam das Chassis auf allen Kursen sehr gut zurecht. Schaut man sich die Sektorenzeiten aus dem verwinkelten zweiten Sektor in Baku an, sieht man, dass Ferrari hier in der Quali vorne lag. Zwar knapp (nur ein Zehntel) aber das reicht ja. Es kann also gut sein, dass Ferrari auch in Monaco ein Auto hat, das gut für einen Sieg ist.
Mercedes schaut skeptisch auf das Rennen in Monaco. Im letzten Jahr verlor man gegen Ferrari und da man das Konzept des Chassis nicht grundlegend geändert hat, befürchtet man bei Mercedes, dass es auch in diesem Jahr nicht zum Sieg reichen wird. Zwar nimmt man den Schwung vom guten Rennen in Spanien mit, aber so vermutlich ist die Skepsis bei Mercedes angebracht.
Das Mittelfeld ist zu eng zusammen um genaueres sagen zu können. Renault? McLaren? Haas? Oder vielleicht sogar die Toro Rosso, deren Honda-Motor in Monaco nicht weiter auffällt? Force India mit einer Überraschung? Schwer zu sagen. Selbst Sauber könnte eine kleine Überraschung gelingen, so stark, wie das Team in den letzten zwei Rennen unterwegs war. Sicher gilt aber auch hier: es werden sich die besseren Fahrer am Ende durchsetzen. Allein Fernando Alonso könnte für McLaren das Zünglein an der Waage sein, dass sie in Podiumsnähe bringt.
Für die kleine Teams gibt es in Monaco sowieso nur eine Regel: durchfahren, nicht anschlagen, abwarten. Die Ausfallquote in Monaco ist meist recht hoch, das Safety Car ist häufig im Einsatz. Man muss wachsam sein aber auch Geduld haben, nicht hektisch werden, aber im richtigen Moment zuschlagen können. Nur so erreicht man das Maximum beim vielleicht verrücktesten Rennen des Jahres.
Strategie:
In Monaco sehen wir zum ersten mal die Hypersoft Reifen. Wie man sehen kann, haben sich die meisten Teams für diese Reifen entschieden. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass man in Monaco nur einmal an die Box will. Der Speedlimiter steht in Monaco bei 60 km/h, man verliert auf der kurzen Runde viel Zeit und Überholen ist ja so eine Sache, vor allem mit den breiten Autos. Wenn es perfekt läuft, dann will man vorne in Ruhe die Hypersoft runterfahren um dann auf die mittlere der weichen Mischungen zurück zu greifen. Die solle dann für den Rest des Rennens reichen, weil die Reifen in Monaco so gut wie gar nicht gefordert werden.
Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, an der Box etwas zu gewinnen. Da ist zum Beispiel die Idee des langen Undercuts, wenn man im Mittelfeld steckt. Man kommt in der ersten oder zweiten Runde rein, wechselt die Reifen und bleibt dann bis zum Ende des Rennens draussen. So wird man nach vorne gespült, muss aber am Ende aufpassen, dass man nicht von den Kollegen mit den frischeren Reifen eingesammelt wird.
Eine andere Frage ist, wann man genau reinkommen soll. Neue Reifen bringen in Monaco viel Zeit, ein Undercut ist also immer drin. Nur wann man den setzt, ist die Frage. Zu lange sollte man nicht warten, denn ein SC oder VSC kann einem den taktischen Vorteil wieder entreißen. Ein Overcut ist in den letzten Jahren selten vorgekommen, dafür benötigt man dann schon die Hilfe eines VSC.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Red Bull, Pirelli
1 Kommentare
Als Überraschungssieger fehlt mir noch Ayrton Senna im Jahre 1992. Damals waren die Williams drückend überlegen, und auch im Rennen fuhr Nigel Mansell ungefährdet dem Sieg entgegen. In Runde 71 musste Mansell überraschend an die Box, da eine Radmutter lose war. Die folgende Aufholjagd, insbesondere die letzten 3 Runden, waren das spannendste, was ich je in Monaco gesehen habe … mit einem Sieger, mit dem 10 Runden vorher niemand gerechnet hat.
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