Die dreiwöchige Zwangspause der Formel Eins ist vorbei und auf dem Programm steht ein echter Klassiker.
Um Spa ranken sich Mythen und viele Traditionen. Die Strecke in Belgien gilt als einer der wenigen Klassiker, die im Kalender der Formel Eins geblieben sind. Welche Strecke sonst ist in den letzten 20 Jahren kaum verändert worden? Natürlich hat man auch in Spa viel gebaut. Die Eau Rouge wurde entschärft, an vielen Stellen hat man zurecht größere Auslaufzonen installiert. Zuletzt verschwand die Bus-Stop-Schikane und machte einer nicht eleganten, aber praktischen Lösung Platz. Dieses Jahr hat man dann auch noch die Les Combes Schikane nach der Kemel-Geraden asphaltiert und Schweller eingebaut, damit man nicht allzu sehr abkürzt. Schön ist das nicht, aber die holperige Wiese in Les Combes war schon arg gefährlich. Doch alles in allem ist Spa halt noch Spa. Man sieht der Strecke an, dass sie um die Natur herum, und nicht in sie rein gebaut wurde. Es geht hoch und runter, es ist teilweise eng und natürlich regnet es gerne in den Ardennen. Spa macht selbst dann Spaß, wenn das Rennen einigermaßen mau ist.
Damit ist in diesem Jahr eigentlich nicht zu rechnen. Bis auf den Saisonauftakt in Bahrain hat jeden Rennen etwas besonderes gehabt, in jedem gab es kleinere, oder größere Aufreger. Spa sollte da eigentlich keine Ausnahme machen, zu mal die meisten Fahrer die Strecke auch lieben.
In der Sommerpause hat es wenig Bewegung in der Formel Eins gegeben. Teams und Journalisten waren im Urlaub, gearbeitet wurde so gut wie nicht. Natürlich wurde geplant und weiter gedacht, aber die meisten Dinge haben doch zwangsweise auf Eis gelegen. Ein paar Neuigkeiten hatten wir aber gestern schon in den News berichtet.
Spa läutet auch die Schlussphase der Saison ein. Es sind noch (mit Spa) sieben Rennen zu fahren, wenn Korea ausfällt sind es gar nur sechs. Zu dem geht es ab jetzt im 14-Tage Rhythmus weiter und die Teams gleichzeitig schon das 2011er Chassis entwickeln, muss man sich überlegen, wo man die Prioritäten setzt. Für die drei Top Teams, McLaren, Red Bull und Ferrari ist die Sache klar – man wird so lange an der Entwicklungsschraube drehen, bis man den Titel sicher hat, oder halt raus ist.
Nicht nur aus diesen Gesichtspunkten ist das Rennen vor allem für Ferrari extrem wichtig. In der WM hat Alonso 20 Punkte Rückstand, ist also noch nah genug dran um aufzuschließen. Eine Null-Nummer kann man sich aber nicht erlauben, denn dann wäre für den Spanier vermutlich schon wieder alles vorbei, da zu viele Fahrer um die WM-Krone kämpfen, und die Chance, dass alle vier vorne ausfallen relativ gering ist. Bei Ferrari ist der Druck hoch, aber das hat man auch nicht anders gewollt. Man hat mit Alonso einen teuren Doppelweltmeister, die letztjährige WM hat man schon im Sommer aufgegeben, um sich auf 2010 vorbereiten zu können und mit der B-Variante des F60 hat man auch noch als einziges Team ein fast komplett neues Auto mitten in der Saison vorgestellt. Dessen Erfolgsbilanz ist nicht schlecht, aber auch nicht überragend. In Ungarn sah man, wie alle anderen Teams, gegenüber Red Bull sehr schlecht aus, wie der Wagen in Belgien gehen wird, ist schwer zu sagen.
Sowohl McLaren, als auch Red Bull und Ferrari stehen dazu unter dem Verdacht, dass sie irgendetwas mit der Front tricksen, damit der Frontflügel während der Fahrt den eigentlichen Mindestabstand zum Boden unterschreiten kann. Fotos scheinen das zumindest zu beweisen, TV-Bilder zeigten zumindest beim Red Bull, dass sich der Flügel während der Fahrt sichtbar nach unten bewegte. Alle Teams, deren Frontflügel starr vor sich hin durch die Luft pflügt, rätseln nun, wie die drei Teams das machen. Am Material, wie viele vermutet hatten, soll es nicht liegen. Das Gerücht, wonach Verbundmaterialen sich erst unter großem Druck verformen würden, ließen sich nicht bestätigen. Stattdessen vermutet man jetzt, dass sich der gesamte Vorderbau bewegt und das zumindest beim Red Bull der Unterboden ebenfalls abgesenkt werden kann. Das wäre zwar technisch illegal, aber mit den bisherigen Tests kann die FIA das nicht nachweisen, Fernsehbilder gibt es logischerweise auch nicht. Die FIA testet die Flügel zwar ab Spa mit einer höheren Belastung (100 Newton, statt 50), aber niemand geht davon aus, dass der Red Bull deswegen auch nur ein Teil am Wagen umbauen muss.
Zumindest scheint man das Problem eingrenzen zu können und man versteht, warum Ferrari, McLaren und Red Bull allen anderen Teams derartig um die Ohren fahren. Ändern wird man daran aber dieses Jahr nichts mehr. Spannend ist höchstens die Frage, in wie weit der ab 2011 verbotene Doppeldiffusor eine Rolle bei der Trickserei spielt.
Davon ausgehend kann man wohl jetzt schon sagen, dass der Sieger von Spa aus einem der drei genannten Teams kommen wird. Gerade in Spa mit den vielen, sehr schnellen Kurven ist Abtrieb alles. Ich vermute, dass man in der Qualifikation sehr große Zeitabstände sehen wird. Wer dann am Ende die Nase vorn haben wird, ist schwer zu sagen, aber zumindest hat McLaren in den letzten Wochen vor der Pause ein schlechtes Bild abgegeben. Grenzt man die Liste der möglichen Sieger auf Vettel, Webber und Alonso ein, kommt man der Sache vermutlich schon sehr nahe.
Eine Überraschung wie im letzten Jahr, als Fisichella um ein Haar im Force India gewonnen hätte, ist nicht zu erwarten. Mercedes fehlt der Abtrieb, Renault der Speed, den Indern alles zusammen und der Rest ist nicht ernsthaft siegfähig. Aber auf den Plätzen dürfte es eng zu gehen, wobei ich leichte Vorteile für Mercedes sehe, die einfach schnell genug sind. Nico Rosberg hat auch schon angedeutet, dass sowohl Spa als aber auch vor allem Monza die Strecken sein könnten, auf denen der MGP gut gehen wird.
Ganz weit hinten wird es langsam spannend, welches der drei neuen Teams sich am Ende als „bester Verlierer“ durchsetzen wird. Ich bin ein wenig überrascht, wie lange Virgin und Lotus brauchen, um auch nur ansatzweise in die Nähe von Q2 zu kommen. Sicher, man hat den Abstand verkürzt, und das obwohl natürlich auch die Konkurrenz weiter entwickelt hat. Anders gesagt: man schneller aufgeholt, als andere Teams entwickeln konnten. Allerdings hatten alle drei Teams ja auch viel Luft nach oben. Dennoch – das so lange dauert, bis sie halbwegs konkurrenzfähig sind, hätte ich nicht erwartet. Da sieht man auch, wie schwer es ist, in der F1 auch nur einen Schritt nach vorne zu machen. Loben muss man an der Stelle dann auch mal die HRT, die immerhin im Rennen mithalten können. Dafür, dass man ein Schrott-Chassis und kein Geld hat, leistet Colin Kolles wirklich gute Arbeit.
Spannend ist natürlich am Wochenende auch die Wetterfrage. Normalerweise gilt an der Strecke der alte Spruch „Wenn Du die Kühe nicht mehr auf der Weide siehst, hol besser die Regenreifen raus“ und wie man weiß regnet es auf der weitläufigen Bahn auch gerne mal nur an einer Ecke wie aus Eimern, während der Rest knochentrocken ist. Für Freitag ist schon mal jede Menge Regen angesagt, aber Samstag soll es trocken bleiben. Am Sonntag muss man, zumindest Stand heute, wieder alte Kuh-Regel rausholen.
Zugleich ist es auch nicht sonderlich war. 16 Grad heißt es im Moment, vielleicht auch weniger. Bridgestone hat allerdings nur die medium und die harten Reifen im Gepäck, was für einige Teams eine ziemlich schwere Entscheidung werden dürfte.
Wie man sieht – die Vorzeichen für ein richtig spannendes Wochenende sind also alle da.
2 Kommentare
Bleibt zu hoffen dass es ähnlich spannend wie 2008 wird. Und das die Kühe ein wenig spazieren gehen.
die Kühe werden wohl rotieren
http://www.wetter.com/belgien/spa/BE0LG0131.html
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