Mit dem neuen Grand Prix von Frankreich beginnt für die Fahrer eine anstrengende Zeit, denn es folgt der Triple-Header.
Einer der traditionsreichsten Grand Prix ist nach einer zehnjährigen Pause wieder im Rennkalender der Formel Eins. Von 1950 bis 2008 gab es das Rennen in Frankreich und damit zählte es, neben den Rennen in England, Italien und Monaco, zu den weniger Grand Prix, die es durchgehend in allen Jahren der Formel Eins gegeben hat. Aber die Strecke in Magny-Cours, so interessant sie war, produzierte meist nur langweilige Rennen und lag mitten in der Pampa. Meist verloren sich nur wenige Zuschauer an der Strecke. Einen Neustart soll nun auf der ebenfalls sehr traditionsreichen Strecke von Paul Ricard erfolgen. Die kennen die meisten vor allem von der Rennen der ELMS und Blancpain, aber auch durch den Vortest der WEC im März. Unumstritten die der Kurs auch wegen seiner sehr extravaganten Bemalung der Auslaufflächen nicht. Ob er gute Rennen für die Formel Ein produzieren kann, wird man sehen.
Leider hat die FIA beschlossen, die 1.7 Kilometer lange Gerade durch eine Schikane zu unterbrechen. Dies geschah weniger aus Sicherheitsgründen (in Baku ist Gerade auch nicht kürzer), sondern weil man hofft, dass die Schikane zu Überholmanövern führen wird. Da kann man sehr skeptisch sein, denn gerade Baku hat gezeigt, dass eine ultralange Gerade eher für mehr Spektakel sorgt Immerhin gibt es zwei DRS-Zonen, vielleicht helfen die.
Vom Layout her hat sich Paul Ricard nicht stark verändert. Nach einer einigermaßen langen Start/ZIel Geraden folgt ein Links-Rechts Kombination, die ziemlich eng ist. Nach einer weiteren kurzen Gerade folgt eine Folge von engen Kurven, die dann auf der Mistral Gerade münden. Ungefähr zur Hälfte der Geraden kommt eine enge Links-Rechts Schikane, bevor es auf der Mistral in den ultraschnellen Turn 10 geht. Danach folgen mittelschnelle Kurven bis zu Turn 14 und 15, die dann enger werden und wieder zum Start führen.
In Sachen Abstimmung also eine gemischte Sache. Da man im ersten Teil kaum überholen kann, kann eigentlich für die Gerade dann auf den Abtrieb verzichten. Aber der fehlt dann im mittelschnellen letzten Sektor, wo man dank unterschiedlicher Linienwahl durchaus überholen kann. Man wird einen Kompromiss finden müssen.
Nach dem Rennen in Kanada und der dominanten Performance von Ferrari, deutet auch in Frankreich viel auf einen Favoritenrolle für die Italiener hin. In Sachen Speed und Verbrauch scheint Ferrari im Moment einen Vorteil zu haben, vor allem gegenüber den Mercedes. Ob die in Paul Ricard endlich den neuen Motor im Heck haben werden, ist zur Stunde noch nicht bekannt. Sicher ist, dass man einen neuen Motor im Heck haben wird, ob es um das versprochene Update handelt, wird man Freitag hören.
Nicht ausschließen sollte man Red Bull. Die werden auf der langen Gerade leiden, aber im letzten Sektor müsste man das schnellste Auto haben. Bekannt ist auch, dass der RB14 sehr gut aus engen Kurven rauskommt, was ihnen wiederum im ersten Sektor helfen sollte. Es gibt also durchaus Chancen für die Red Bull.
Im Mittelfeld dürfte es weiter eng sein. Die McLaren haben weiterhin kein probates Mittel gefunden, wie man die Probleme mit dem Abtrieb in den Griff bekommt. Das Auto ist auf einiges Strecken schnell, leidet aber in langsamen Passagen. Deutlich besser sind da Force India, Renault und die Haas unterwegs, die in Frankreich sehr eng zusammenliegen sollten. Sauber ordnet sich vermutlich bei McLaren ein, während Williams weiter das Schlusslicht bilden sollte.
Strategie
Soft, Supersoft und Ultrasoft stehen in Paul Ricard auf dem Programm. Die Erfahrungen der bisherigen Rennen hat gezeigt, dass das mal wieder auf eine Ein-Stopp-Strategie herausläuft. Vorne startet man mit den Ultrasoft, die gut 15 bis 20 der insgesamt 53 Runden in Frankreich durchhalten sollten. Der Asphalt bietet mittlere Reibwerte, also nichts, um was man sich Sorgen machen muss. Ein paar Fragezeichen gibt es allerdings wegen des letzten Sektors. Vor allem in Turn 10 werden der linke Vorder- und Hinterreifen stark gefordert. Wenn die Reifen früh abbauen, verliert man im letzten Sektor sehr viel Zeit.
Ein weiterer Faktor, der schwer einzuschätzen ist: das Wetter und die Asphalttemperaturen. Mehrfach konnte man in diesem Jahr sehen, dass zum Beispiel die Mercedes bei sehr hohen Streckentemperaturen Probleme mit der Haltbarkeit der Reifen hatte. Das Wetter in Paul Ricard soll am Wochenende schön und warm sein mit Temperaturen von bis 28 Grad. Dazu kommt sehr oft ein starker Wind, der einerseits die Strecke ein wenig abkühlt, andererseits aber auch die Aerodynamik beeinflusst.
Vor allem der für die Reifen sehr belastende letzte Sektor könnte im Verbund mit hohen Streckentemperaturen dafür sorgen, dass man doch mit einem Stopp nicht durchkommen wird. Es hängt sehr stark davon ab, wie lange die Ultrasoft durchhalten werden. Klar ist aber auch, dass die Soft auf jeden Fall 30 schaffen. Interessanterweise haben aber nur die Red Bull drei Sätze bestellt. Ferrari und Mercedes haben einen, bzw. zwei Sätze. Da baut man auf die Hoffnung, dass die Supersoft es richten werden. Im Mittelfeld hat man wie immer die Chance mit den Soft einen sehr langen ersten Stint zu fahren. Da wird man aber den Freitag abwarten müssen um zu sehen, ob man mit denen dann nicht zu viel Zeit verliert.
Bilder: FIA, Ferrari, Pirelli
1 Kommentare
Der Asphalt ist in der Tat so mittelprächtig, aber Paul Ricard hat ja auch diese bannig rubbeligen Auslaufzonen (die sind ja nicht nur bunt angemalt). Wenn man da hinein rausreitet, kann man sich je nach Geschwindigkeit und Situation durch Dreck und Abrieb sehr nachhaltig die Reifen versauen. Könnte die eine oder andere Rennstrategie sehr gezwungen kreativ werden lassen.
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