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Formel Eins: Analyse GP von Österreich 2018

von DonDahlmann
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Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Der Rennen in Österreich brachte einige Überraschungen.

Ein Doppelausfall der Mercedes. Da muss man sehr, sehr weit zurückschauen, wann dies dass letzte Mal passiert ist. Klar, Spanien 2016, da crashten Rosberg und Hamilton. Aber wegen eines technischen Defekt? Da muss man sehr tief ins Archiv gehen und landet beim Grand Prix von Australien im Jahr 2011. Mehr als sieben Jahre ist es also nicht mehr vorgekommen, dass zwei Mercedes mit einem technischen Defekt ausgefallen sind. Das dürfte ein ziemlich einsamer Rekord in der Formel Eins sein, aber wie es immer so ist: Rekorde aus der Vergangenheit helfen nicht dabei Siege zu holen. Der Doppelausfall von Österreich könnte zu einem kaum schlechteren Zeitpunkt kommen.

Denn eigentlich hatte Mercedes die Sache im Griff. Beide Autos standen in der ersten Startreihe, deutlich vor den Ferrari. Dazu kam die Strafversetzung von Vettel auf P6, da er Carlos Sainz in der Quali im Weg gestanden hatte. Eine bessere Voraussetzung um in der WM den Vorsprung auf den Deutschen auszubauen kann man kaum bekommen. Zu mal Ferrari wusste, dass man in Schwierigkeiten war. Der neue Motor von Mercedes bringt im „Party Mode“ deutlich mehr Leistung, dazu hatten die Dauerweltmeister in Österreich die Aerodynamik massiv überarbeitet. Es gab neue Sidepods, neue Barge Boards, neuer Heckflügel – und alles schien zu funktionieren. Die Hoffnung von Ferrari lag auf dem Rennspeed, aber auch hier war man allenfalls auf Augenhöhe.

Das Rennen entwickelte sich dann zunächst auch im erwarteten Rahmen. Den am Start aufmüpfigen Räikkönen schnupfte Bottas direkt nach einer halben Runde wieder auf, praktischerweise hatte man dann auch noch Verstappen als Puffer. Vorne sorgte sich Hamilton sofort mehr um seine Reifen als um den Speed. Zudem hatte man die Supersoft aufgezogen, die auf dem Papier länger halten sollten, als die Ultrasoft mit denen Ferrari unterwegs war. Doch dann kam Runde 14 und plötzlich rollte Bottas mit einem Problem an seinem Getriebe aus. Der Finne schleppte sich Richtung Turn 4 und versuchte den Mercedes möglichst störungsfrei zu parken. Doch am Ende des Kiesbett gab es keine Lücke in den Planken, also musste das Streckenpersonal raus und Bottas löste das VSC aus.

Das VSC kam genau an der Grenze für einen ersten Stopp. Pirelli hatte die Lebensdauer der Soft auf 60 Runden geschätzt. Ein Wechsel rund 56 Runden vor Schluss war also möglich, wenn man etwas knapp. Dennoch war der Stopp ein „no brainer“ für fast alle Teams – außer Mercedes. Was genau da falsch gelaufen war, konnte Mercedes nach dem Rennen auch nicht so richtig erklären. Man habe überlegt, ob Ferrari und Red Bull die Strategie splitten würden. Aber selbst wenn Ricciardo und Räikkönen draussen geblieben wären – sie hätten dann noch mal rein kommen müssen. Hamilton wäre maximal auf P3 zurückgefallen. Zwar hätten die dann frische Supersoft aufziehen können, aber das wäre immer noch die bessere Strategie gewesen, als gar nicht zu stoppen. Denn nur mit Mühe gelang es Mercedes dann später Hamilton auf P4 zu halten.

Der spätere Ausfall des Briten kann aber zwei Dinge nicht kaschieren. Zum einen den strategischen Fehler, zum andere die Tatsache, dass Ferrari mit den Soft schneller war. Vettel schnappte sich Hamilton auf der Strecke, weil sich dessen Hinterreifen auflösten, obwohl diese elf Runden jünger waren. Zwar waren die Streckentemperaturen recht hoch (43 bis 48 C°), aber mit den Soft sollten die Mercedes eigentlich gut durchkommen. Kamen sie aber, im Gegensatz zu Ferrari und Red Bull nicht. Vor allem dieser Punkt dürfte bei Mercedes für weiteres Kopfzerbrechen sorgen.

Vorne passierte dann nicht mehr viel. Verstappen hatte die Führung der beiden Mercedes geerbt und fuhr das Rennen souverän zu Ende. Ferrari konnte sich nicht erlauben, die Reifen zu strapazieren und gaste erst elf Runden vor Schluss an. Zwar gelang es Räikkönen den Abstand zu verkleinern, aber am Ende fehlten dann doch knapp 3.5 Sekunden. Immerhin ließ Ferrari den Finnen auch auf P2, das hatte der sich auch verdient.

Interessant war das Rennen im Mittelfeld. Bei Haas lief es, wie erwartet, ziemlich gut. Man war schon in der Quali „best of the rest“ und setzte das auch im Rennen fort. Problematisch war das Rennen für Magnussen. Weil man nicht in der VSC-Phase nicht beide Autos gleichzeitig an die Box bringen wollte, musste der Däne draussen bleiben und er konnte erst in Runde 34 seine Reifen wechseln. Aber auch mit diesem Nachteil kämpfte sich der Haas nach vorne. Am Ende sprang P4 und P5 für das US-Team raus.

Geradezu bemerkenswert war das Rennen der Force India, Sauber und von Alonso. Perez war von P15 aus ins Rennen gegangen und hatte einen recht guten Start, der ihn in der ersten Runde auf P13 brachte. Von dieser Position aus kämpfte er sich dann Runde um Runde nach vorne. In Runde 13 lag er schon auf P10. Force India holte ihn in der VSC-Phase aber nicht rein, sondern erst in Runde 27. Er fiel auf P11 zurück, vor ihm rollte aber noch der Sauber von Ericsson rum, der noch länger auf den Stopp verzichtete. Er überholte den Schweden und Vandoorne erledigte sich durch einen Stopp von alleine. Auf Anweisung ließ ihn Ocon vorbei damit Perez die Haas jagen konnte, aber die waren zu schnell. Perez gab den Platz in der letzten Runde brav zurück.

Alonso hatte ein kurioses Rennen. Er musste zunächst aus Box starten und lag dann lange auf dem letzten Platz. Daran änderte auch der Stopp in der VSC-Phase nicht. Die Situation gefiel dem Spanier nicht, der sich dann auch per Funk beschwerte. Sinngemäß meinte er, so mache das keinen Sinn und Spaß. Keine Ahnung, was die McLaren Box ihm dann gesagt hat, aber offenbar war die Motivation dann wieder da. Denn Alonso kämpfte sich von P17 (Runde 24) bis zum Ende des Rennens auf P8 nach vorne. Zwar fielen Ricciardo und Hamilton vor ihm aus, den Rest erledigte er aber auf der Strecke. Ein merkwürdiges Rennen für McLaren, die erst spät in Schwung kamen.

Bleiben die beiden Sauber, die es in die Punkte geschafft haben. Wenn es der erste Doppelausfall der Mercedes seit 2011 war, so war es für Sauber dann auch das erste Mal seit dem GP von China im Jahr 2015, dass man beide Autos in die Punkte bekommen hat. Ungewöhnlich war dabei das Rennen von Leclerc, der in der ersten Runden in Turn 6 einen Ausflug in Kiesbett unternommen hatte um sich dann im Rennen wieder nach vorne zu kämpfen. Die Aufholjagd des Monegassen und der erste Punkt von Ericsson, der ein sehr gutes Rennen fuhr, zeigen den weiteren Aufwärtstrend der Sauber. Die sind wieder zurück im Mittelfeld.

Eine minimal spürbare Tendenz nach oben gab es auch bei Williams, auch wenn das Rennergebnis das nicht so aussagt. Aber zum einen bekam man nach langer Zeit mal wieder Stroll in Q2 rein, zum anderen waren die Rundenzeiten gar nicht so schlecht. Jedenfalls scheint der Abstand zum hinteren Mittelfeld geringer geworden zu sein. Bei Williams war man nicht zufrieden, aber ein bisschen erleichtert, weil man dachte, dass der Red Bull Ring eher schwierig für das Auto sein sollte.

Nächstes Wochenende folgt dann Teil 3 des „Triple Header“ mit dem Rennen in Silverstone. Der erste Wetterausblick dürfte Mercedes nicht gefallen. Die BBC rechnet mit bis zu 30 Grad.

(Es fehlen dieses Mal die Bilder, da ich unterwegs bin und nur eingeschränkt Netz habe)

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

Anmerkung: Warum gibt es keine Bilder von Red Bull oder Toro Rosso?
Die Teams stellen die PR-Bilder normalerweise zur Verwendung für Presseberichte mit einer speziellen Lizenz zur Verfügung. Diese ist zeitlich nicht limitiert und gilt weltweit. Red Bull hat sich entschlossen, Bilder nur noch für 6 Monate zu lizenzieren. Das bedeutet, dass wir die Bilder nach sechs Monaten löschen müssten, um nicht Gefahr zu laufen, eine Abmahnung, Rechnung etc. zu bekommen. Der Aufwand dafür ist nicht gerechtfertigt. Wir werden also in Zukunft leider keine Bilder mehr von Red Bull verwenden. Dies gilt auch für Bilder von Toro Rosso, da sie über die gleiche Plattform vermarktet werden.

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2 Kommentare

YuF1 2 Juli, 2018 - 21:03

Dezember 2017, Salzburg
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nona 3 Juli, 2018 - 08:27

Im Grunde kann Mercedes ja froh über den technisch bedingten Ausfall sein, sonst hätte die Presse ein Fass aufgemacht über das exzentrische Genörgel und die peinlichen Ego-Streicheleinheiten am Funk für ihren Nummer-Eins-Fahrer. Vielleicht ist der Zetsche ja deswegen immer an der Strecke – für Notfälle immer den Höchstrangigen für einen motivierenden Kotau vor dem Fahrer zur Hand haben. Der gute Lewis ist schon eine sehr… „spezielle“ Persönlichkeit…

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