Gegenwart und Zukunft treffen an diesem Wochenende aufeinander: Für die vierte Saisonstation besucht die japanische Super Formula den Fuji Speedway. Neben Demorunden des neuen SF19-Boliden erwarten die Fans spektakuläre Windschattenduelle. Die befürchtete Wasserschlacht wird hingegen womöglich ausbleiben.
Am Mittwochmorgen war es endlich soweit. Um 9:30 Uhr, eine halbe Stunde später als ursprünglich geplant, absolvierte Tomoki Nojiri erfolgreich die erste Ausfahrt des neuen SF19-Boliden am Fuji Speedway. Grund für die Verzögerung waren die Auswüchse des Taifuns Prapiroon, der insbesondere im Westen Japans für eine Rekordmenge an Regen und gar Überflutungen sorgte. Der Fuji Speedway blieb zwar nicht unverschont. Trotz des Starkregens konnte der Shakedown des nächstjährigen Super-Formula-Boliden des italienischen Herstellers Dallara jedoch erfolgreich absolviert werden. Alle Informationen zu den Testfahrten und mehr haben wir in einem separaten Artikel am Mittwoch bereits zusammengefasst. Auch an diesem Wochenende ist der neue Wagen präsent. Neben einer ganztätigen Ausstellung im Fahrerlager wird Tomoki Nojiri drei Demorunden mit dem SF19 getauften Rennwagen am Sonntagmittag absolvieren. Für die zweite Jahreshälfte sind vier weitere Herstellertests am Fuji Speedway und Twin Ring Motegi sowie im Sportsland SUGO und auf dem Suzuka Circuit geplant.
Bereits Ende des Monats wird auch Toyota ihren Entwicklungswagen befeuern, nachdem der Shakedown lediglich von Honda durchgeführt wurde. Dallara-Projektleiter Fabio Grippa erklärte zudem, dass bei mindestens einem der kommenden Testfahrten der Einsatz des aus der Formel 1 bekannten Halo-Kopfschutzsystems erprobt werden soll. Ursprünglich nicht für 2019 vorgesehen, soll eine endgültige Entscheidung auf Basis des Feedbacks der Testpiloten getätigt werden. Zusätzlich bestätigte Yokohama, dass man auch kommendes Jahr wieder mit den Softs- und Medium-Pneus zwei unterschiedliche Reifenmischungen anbieten wird. Um die Kosten zu senken, hat die Super-Formula-Dachorganisation Japan Race Promotion (JRP) derweil beschlossen, die Motorenanzahl von zwei auf lediglich ein Aggregat pro Saison zu reduzieren.
Der Fuji Speedway ist international durch die Formel 1 in den 70er Jahren, insbesondere aber durch die beiden Grand Prix in den Jahren 2007 und 2008 bekannt. Der Kurs wurde extra für die Rückkehr der Königsklasse von Herman Tielke umgebaut und an die modernen Sicherheitsstandards angepasst. Im Gegensatz zu anderen Strecken hat der Deutsche den Kurs mit der längsten Geraden im kompletten Super-Formula-Kalender (1,5 km) aber nicht „vertielkt“, auch wenn die Abstinenz einiger Kiesbetten und die fast vollständige Eliminierung des Bankings in einigen Bereichen der Strecke sehr bedauerlich sind. Der Kurs selbst liegt in der Shizuoka-Präfektur, nahe des kleinen Städtchens Oyama und nicht weit von der Großstadt Fuji-chi (übersetzt einfach nur Fuji oder Fuji Stadt) am Fuße des Fuji-san (so der japanische Name des berühmten Berges), sprich man hat nicht nur von der Rennstrecke einen malerischen Blick auf das bekannteste Naturwahrzeichen des Landes. Ebenfalls in der Nähe befindet sich der Fluss Fujikawa, der von der Präfektur Yamanashi bis nach Shizuoka fließt. Die Japaner lieben es, Wörter abzukürzen oder neue Komposita zu bilden, weshalb oftmals einfach nur vom Rennen „in Fuji“ spricht.
Die Strecke besitzt seit der Neueröffnung im Jahr 2005 eine Gesamtlänge von 4,563 km und insgesamt 16 Kurven. Nicht nur aufgrund der langen Start- und Zielgeraden gilt der Kurs als flink. Die Piste beinhaltet zum Ende hin jedoch auch einige mittelschnelle und langsame Kurven, weshalb bei der Abstimmung der Fahrzeuge ein guter Kompromiss zwischen Höchst- wie auch Kurvengeschwindigkeit erforderlich ist.
Im Folgenden eine Onboard-Runde mit Tomoki Nojiri, der beim diesjährigen Vorsaison-Test die schnellste Rundenzeit fuhr:
Nach dem Starkregen zu Beginn und Mitte dieser Woche wurde bereits eine wahre Wasserschlacht befürchtet. Diese scheint nach der aktuellen Wettervorhersage zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels jedoch auszubleiben. Lediglich am Samstag könnten vereinzelte Regenschauer das Freie Training sowie die Qualifikation am Nachmittag beeinflussen. Für den Sonntag sagen die Metrologen hingegen lediglich eine rund 30-prozentige Regenwahrscheinlichkeit voraus. Insbesondere wegen der hohen Luftfeuchtigkeit zwischen 75-84% werden die Piloten bei rund 24-27 Grad dennoch ordentlich ins Schwitzen kommen. Angesichts der unvermeidbaren Absage des zweiten Saisonrennens auf dem Autopolis Circuit im Mai dieses Jahres, als Starkregen sowie dichter Nebel das Fahren verhinderten, dürften die Organisatoren mit einer entsprechenden Erleichterung auf den Wetterbericht blicken, schließlich sind schwere Regenfälle sowie Nebel auch auf dem Fuji Speedway keine Seltenheit. Das wechselhafte Wetter dürfte den Teams Kopfschmerzen bereiten, schließlich muss ein entsprechender Weg bei der Setup-Entwicklung eingeschlagen werden, zumal der Kurs eine gute Balance zwischen aerodynamischen wie auch mechanischen Grip benötigt.
Im März absolvierte die Super Formula zwei Testtage am Fuße des japanischen Wahrzeichens. Es waren die ersten offiziellen Testrunden mit der soften Reifenmischung von Yokohama auf dem Kurs, die 2017 lediglich bei den Rennen am Twin Ring Motegi sowie der Autopolis zum Einsatz kam. Die im Vergleich zum März nun deutlich heißeren Temperaturen stellen für die elf Teams selbstredend jedoch eine noch unbekannte Variable dar. Im Winter brannte Tomoki Nojiri die schnellste Runde in den Asphalt. Entsprechend motivierte dürfte der derzeitige Tabellendritte, der vor rund einem Monat im Sportsland Sugo den ersten Startplatz ergatterte, ins Wochenende gehen. Die letzte Pole-Position eines Honda-befeuerten Piloten auf dem Fuji Speedway erzielte Nojiris ehemaliger Dandelion-Racing-Teamkollege Stoffel Vandoorne im Jahr 2016. Der bislang letzte Sieg eines Honda-Fahrers auf Toyotas Heimstrecke datiert mit Loic Duval im Jahr 2009 hingegen gar noch weiter zurück. Die Chance auf einen Triumph in der Höhle des Automobilgiganten scheint dieses Jahr allerdings so hoch wie seit Jahren nicht mehr. So gewann Tabellenführer Naoki Yamamoto die beiden bisherigen Saisonläufe in Suzuka wie auch Sugo. Zudem hat Honda den Nachteil in Sachen Motorenleistung der letzten Jahre wettgemacht. 2018 sieht die beiden Hersteller auf Augenhöhe, zumal seitens der Gerüchteküche keine Performance-Sprünge für die Aggregate in er zweiten Jahreshälfte erwartet werden.
Vergangenes Jahr obsiegte Toyota-Mann Hiroaki Ishiura auf dem Fuji Speedway. Traditionell ein gutes Pflaster für den zweifachen Champion sowie dessen Teamkollegen Yuji Kunimoto, der 2017 auf der Pole stand und beim nicht zur Meisterschaft zählenden JAF Grand Prix Fuji Sprint Cup anno 2013 seinen allerersten Super-Formula-Erfolg feierte, wird das Duo versuchen, zum ersten Mal in diesem Jahr auf dem Podium zu stehen. Die komplette Cerumo-Inging-Mannschaft erlebte einen suboptimalen Start in die Saison. Während Kunimoto wegen eines Fehlers beim Betanken in Suzuka sowie eines Getriebeschadens im Sportsland Sugo noch punktlos ist, konnte Titelverteidiger Ishiura beim Jahresauftakt immerhin fünf Meisterschaftszähler einfahren. Ein gutes Ergebnis an diesem Wochenende könnte deshalb den dringend vom Team benötigte Befreiungsschlag darstellen.
Ähnlich ergeht es Yuhi Sekiguchi, der mit acht Punkten derzeit den vierten Tabellenrang einnimmt. Der Impul-Pilot galt als einer der Hauptfavoriten auf den Sieg im Sportsland Sugo, missachtete im Qualifying jedoch eine gelbe Flagge, weshalb er lediglich vom 16. Platz ins Rennen ging. Ein strategischer Fehlgriff seitens der Traditionsmannschaft rund um Kazuyoshi Hoshino bedeutete am Ende lediglich den 13. Rang. Seitens der japanischen Presse wurde gar bereits von einer Pechsträhne gesprochen, da ihm vergangenes Wochenende, um den Sieg beim Thailand-Ausflug der Super GT kämpfend, nach einem Fehler beim Betanken das Benzin in der letzten Runde ausging. Sekiguchi selbst will davon allerdings nicht wissen und hatte das Pech von Buriram bereits einen Tag später abgehakt. Es sind genau diese Qualitäten, die den 30-jährigen Japaner auszeichnen, der sich im Laufe seiner Karriere bereits häufiger aus einem Tief wieder herausarbeitete. 2017 war Sekiguchi einer der beiden Hauptprotagonisten beim knappsten Zieleinlauf in der Geschichte der Super Formula. Auf der Ziellinie setzte er sich in einem spektakulären Foto-Finish im Kampf um Platz vier mit lediglich 0,035 Sekunden gegen den jetzigen Formel-1-Fahrer Pierre Gasly durch. Damit war der Zieleinlauf am Fuji noch knapper als jener zwischen Loic Duval und André Lotterer (0,041 im Sportsland Sugo 2013). Einziger Unterschied: Damals ging um es den Sieg. Für Team Impul ist der Fuji Speedway jedenfalls ein gutes Pflaster: Seit 1996 konnte die Traditionsmannschaft insgesamt 15 Mal auf der Hochgeschwindigkeitsbahn gewinnen.
Ebenfalls vom Benzin-Pech in Thailand betroffen war Sekiguchis Super-GT-Teamkollege Kazuki Nakajima. Der TOM’s-Pilot bestreitet am Wochenende sein erstes Rennen in der japanischen Heimat nach seinem historischen Erfolg mit Toyota bei den 24 Stunden von Le Mans im Juni. Der ehemalige Formel-1-Fahrer ist erst der dritte Japaner, der den Klassiker an der Sarthe gewinnen konnte. Anders als in Europa läuft es im Land der aufgehenden Sonne für den 33-Jährigen seit seinem letztjährigen Sieg beim Saisonauftakt in Suzuka allerdings momentan weniger rund. Der Podiumserfolg vergangenen Monat im Sportsland Sugo könnte jedoch just der Befreiungsschlag gewesen sein, den Nakajima so dringend benötigt. Die sechs eingefahrenen Punkte spülten den Toyota-Werksmann jedenfalls auf die fünfte Tabellenposition. Damit läuft es für Kazuki Nakajima besser als für seinen Mannschaftskollegen James Rossiter. Der nach den ersten drei Saisonläufen bislang noch punktlose Brite feierte zu Beginn des Jahres als Nachfolger von Fuji-Rekordsieger André Lotterer sein Vollzeit-Comeback in Asiens höchster Formel-Serie.
Mit einem sensationellen vierten Platz beim vergangenen Rennen katapultierte sich Tom Dillmann auf den sechsten Tabellenrang. Der Fuji Speedway könnte mitunter jedoch die letzte Super-Formula-Fahrt für den Franzosen darstellen, der als Ersatz für den verletzten Pietro Fittipaldi agiert. Der Brasilianer peilt nach seiner schweren Beinverletzung, die er sich bei einem Unfall in der WEC-Qualifikation in Spa-Francorchamps zuzog, ein Comeback im Renncockpit für August dieses Jahres an. Erste Runden in einem Kart absolvierte der Enkel des ehemaligen Formel-1-Piloten Emmerson Fittipaldi bereits erfolgreich. Großen Anteil an Tom Dillmanns Glanzfahrt von Sugo war die hervorragende Strategie, welche den LeMans-Piloten bereits nach wenigen Runden zum Wechsel der Medium- auf die Soft-Reifen beorderte. Der Grund: Bereits in Suzuka sowie der Autopolis strauchelte das Team auf der härteren der beiden Mischungen, weshalb man diese so schnell wie nur möglich loswerden wollte. Der geringe Reifenverschleiß des Sportsland Sugo half bei der Durchführung dieser Taktik. Entsprechend dürfte das Team auf eine nasse Qualifikation am Fuji hoffen, um nicht in Gefahr zu laufen, erneut an der Q1-Hürde hängenzubleiben. Nach dem tragischen Tod ihres langjährigen Chef-Ingenieurs Kenji Yamada dürfte der vierte Rang Balsam für die Seele von Team LeMans gewesen sein.
Definitiv zum letzten Mal in dieser Saison im Super-Formula-Cockpit: Daniel Ticktum. Der Red-Bull-Junior springt abermals für den wegen des Formel-2-Wochenendes im britischen Silverstone verhinderten Nirei Fukuzumi ein, der pünktlich zu Hondas Heimspiel in Motegi seine Rückkehr im Land der aufgehenden Sonne feiern wird. Ticktums Japan-Debüt war von kurzer Dauer. Ein Aufhängungsschaden nach Kontakt mit Koudai Tsukakoshi zwang ihn nach elf Runden zur vorzeitigen Aufgabe. „Ich hoffe, dass es dieses Mal deutlich länger laufen wird“, erklärte mir der Brite bei einem kurzen Gespräch am Norisring vor zwei Wochen. Über das Fahrverhalten des SF14-Boliden von Dallara hatte Ticktum nur Lob übrig. „Es ist ganz anders als in einem Formel-3-Auto. Der Wagen ist nicht nur spürbar schneller, sondern hat auch deutlich mehr Grip in den Kurven. Es macht verdammt viel Spaß.“ Tipps im Vorfeld erhielt er unter anderem von James Rossiter. Aber auch so reist der für ein Formel-1-Cockpit bei Toro Rosso gehandelte Brite bestens vorbereitet zum Fuji Speedway: „Die Strecke kenne ich aus vielen Simulationen wie Gran Turismo.“ Anders war hingegen die Vorbereitung für das Sportsland Sugo, das anders als die ehemalige Grand-Prix-Strecke nicht sonderlich prominent in Simulationen vertreten ist. Doch auch auf einen der schwierigsten Kurse Japans konnte sich Daniel Ticktum problemlos einschießen: „Sugo ist quasi wie eine britische Old-School-Strecke, die ich seit meiner Kindheit kenne“, erklärte er grinsend. Ein Jahr in Japan oder gar ein Doppelprogramm mit der Formel 2, ähnlich seinem Red-Bull-Kollegen Nirei Fukuzumi, könnte sich Daniel Ticktum ohne weiteres vorstellen. „Letztlich liegt die Entscheidung aber bei Red Bull. Ein Aufstieg zu Toro Rosso wäre ebenfalls eine Option.“ Just diese Möglichkeit scheint sich zu verdichten, da Ticktum bereits für 2019 als möglicher Nachfolger von Brandon Hartley in der Formel 1 gehandelt wird. Die leichten englischen Kommunikationsschwierigkeiten bei Team Mugen, von denen Pierre Gasly letztes Jahr berichtete, konnte der Brite mir gegenüber bestätigen: „Das ist aber kein allzu großes Problem. Einzig die manchmal etwas kurzen Funksprüche sind etwas tricky.“
Obgleich die lediglich drei Meisterschaftszähler aus Suzuka die derzeitige Stärke von Koudai Tsukakoshi und insbesondere Real Racing nicht sonderlich gut widerspiegeln, befinden sich der Japaner und das Ein-Auto-Team dennoch derzeit in einem verdienten Aufwärtstrend. Dass Tsukakoshi derzeit keinen höheren Tabellenrang einnimmt mag auch mit der gewagten Zwei-Stopp-Strategie zusammenhängen, welche Real Racing auch im Sportsland Sugo erneut probierte – anders als in Suzuka jedoch ohne Erfolg. Ebenfalls im Aufwärtstrend: Nakajima Racing. Sowohl Takuzya Izawa wie auch Narain Karthikeyan belegen mit jeweils vier Punkten derzeit den achten sowie neunten Tabellenplatz. Damit ist man weit entfernt von der Misere der letzten Jahre, als man eines der Schlusslichter des Feldes bildete. Narain Karthikeyan sieht gar das Podium in greifbarer Nähe. Im Sportsland Sugo legte der ehemalige indische Formel-1-Pilot eine bärenstarke Performance an den Tag, als er sich vom 14. auf den fünften Platz vorarbeitete. Ein Grund für die Leistungssteigerung liege laut ihm beim besseren Verständnis der Yokohama-Reifen, da sich an der teaminternen Struktur nichts geändert habe. Der letzte Sprung zum Erfolg würde sich laut dem 41-Jährige deshalb in der Setuparbeit verstecken, um die letzten Zehntel aus dem Fahrzeug herauszuholen.
Mit dem Silberrang vor einem Monat, seinem bis dato besten Super-Formula-Resultat, katapultierte sich Nick Cassidy auf den zweiten Tabellenrang. Der Neuseeländer probierte sich an einer gewagten Strategie, als er auf eigene Faust nach nur wenigen Umläufen von den Medium- auf die Soft-Reifen wechselte. Der Gamble zahlte sich aus: Durch eine Safety-Car-Phase rückte das Feld wieder aneinander – und Cassidy nutzte konsequent den höheren Grip seiner weicheren Gummis aus. Weniger Glück hatte hingegen Kamui Kobayashi, der den vergangenen Saisonlauf über lange Zeit anführte, von der Safety-Car-Phase jedoch am falschen Fuß getroffen wurde. Anders als Yuhi Sekiguchi zwei Jahre zuvor, gelang es ihm trotz einer starken Performance nicht, den benötigten Vorsprung vor seinem geplanten Boxenstopp herauszufahren, um die Führung zu behalten. Vielmehr: Auf den Medium-Pneus strauchelnd sowie wegen eines abermaligen Fauxpas beim Reifenwechsel kam der ehemalige Formel-1-Fahrer lediglich auf dem sechsten Rang ins Ziel. Seine Leistung bestätigt dennoch den seit 2017 anhaltenden Aufwärtstrend von KCMG. Der erste Sieg der aus Hong Kong stammenden Mannschaft ist deshalb nur eine Frage der Zeit.
Engster Verfolger des mit 21 Punkten führenden Naoki Yamamoto wurde somit Nick Cassidy. Das Polster des Champions von 2013 ist mit elf Zählern allerdings bereits relativ hoch. Selbst mit einer Nullrunde am Fuji könnte der Mugen-Pilot somit den Platz an der Sonne behalten. Mit zwei Siegen sowie einer Pole-Position ist Naoki Yamamoto der Mann der Stunde. Zum Saisonstart gab er zu, dass ihn die Erfolge seines letztjährigen Teamkollegen Pierre Gasly etwas wurmten. Um mitzuhalten, verlangte er von sich persönlich zu viel, was in Fehlern und schlechten Ergebnissen resultierte. Die Winterpause nutzte er deshalb, um in sich zu gehen. Diese Art von Meditation scheint geholfen zu haben, denn auch in der Super GT ist der Japaner, zusammen mit seinem Teamkollegen Jenson Button, auf dem derzeitig zweiten Tabellenrang stark in den Meisterschaftskampf involviert.
Anders als auf den anderen Kursen, spielt die Qualifikation am Fuji Speedway eine etwas geringere Rolle. So wurde das Fuji-Gastspiel seit der Einführung des SF14-Boliden im Jahr 2014 erst zweimal von der Pole-Position gewonnen. Grund sind unter anderem die spektakulären Windschattenschlachten auf der 1,5 km langen Start- und Zielgeraden, auf der die Piloten das Overtake-System OTS taktisch klug einsetzen können. Wenig überraschend zählt die ehemalige Grand-Prix-Bahn am Fuße des japanischen Wahrzeichens somit zu den überholfreundlichsten Strecken im Kalender. Für zusätzliche Würze werden die beiden Reifenmischungen sorgen. Die klassische Ein-Stopp-Strategie erscheint auch an diesem Wochenende wieder am sinnigsten, zumal rund 30 Sekunden für das Durchqueren der Boxengasse benötigt werden. Hinzu kommen die Stoppzeit von zwölf bis 14 Sekunden sowie die Zeitspanne, bis die kalten Reifen die gewünschte Betriebstemperatur erhalten. Im Falle einer Zwei-Stopp-Strategie wie sie beispielsweise Koudai Tsukakoshi in Suzuka sowie Sugo durchführte, wäre es denkbar, die ersten beiden Stints auf den Softs zu bestreiten. Im Falle der Entscheidung, mit der gleichen Benzinmenge wie bei einer Ein-Stopp-Strategie zu starten, könnte die Dauer des zweiten Mechaniker-Besuchs auf rund sechs Sekunden reduziert werden, da für den finalen Stint eine geringere Spritmenge benötigt wird. Um eine Zwei-Stopp-Strategie auszunutzen, wird ein Vorsprung von rund 45 Sekunden benötigt.
Dennoch scheint es realistischer, dass sich die Mehrzahl der Teams für den klassischen einmaligen Reifenwechsel entscheiden werden. Wie gehabt stehen den Teams jeweils zwei neue Medium- wie auch Soft-Sätze von Serienausstatter Yokohama zur Verfügung. Hinzu gesellen sich zwei gebrauchte Reifensätze aus dem vorherigen Wochenende. Sowohl in der Autopolis wie auch im Sportsland Sugo entschieden sich alle elf Mannschaften für jeweils einen gebrauchten Medium- und Soft-Satz. Im Falle von viel Regen könnte die Limitierung der Regenreifen auf lediglich vier Sätze zum Thema werden. Wie auch in Suzuka wird der Benzinfluss auf dem Fuji Speedway von 90 kg/h auf 95 kg/h erhöht. Bei einem normalen Verbrauch liegt das Boxenstoppfenster zwischen Runde sechs und 49. In Suzuka bewies Yuhi Sekiguchi jedoch, dass dieses bei einer entsprechend sparsamen Fahrt gestreckt werden kann.
TV-Zeiten Fuji
Wie gehabt wird die internationale Premium-Streaming-Plattform von Motorsport.tv auch an diesem Sonntag den vierten Saisonlauf der Super Formula live mit dem englischen Kommentar von Tom Gaymor übertragen. In Japan überträgt der Pay-TV-Sender
J SPORTS 4 ab 7:20 Uhr die Qualifikation live. Am Sonntag beginnt die Übertragung auf J SPORTS 4 ab 6:45 Uhr live. Der Rennstart erfolgt eine halbe Stunde später um 7:15 Uhr. Zusätzlich wird das Rennen auf dem Free-TV-Sender BS Fuji live übertragen. Insgesamt stehen 55 Runden (250 km) auf dem Programm.
Copyright Photos: Japan Race Promotion