Nach der langen Sommerpause um dem Rennen in Silverstone begeht die WEC an diesem Wochenende ihr vorletztes Rennen im Jahre 2018 auf dem prestigeträchtigen Fuji Raceway am Fuße des wohl sagenumwobensten Berg Japans.

#17 SMP RACING / RUS / BR Engineering BR1 – AER – 6 hours of Fuji – Fuji Speedway – Oyama – Japan –
Die Strecke in Fuji ist seit 2012 im Kalender der WEC und war damals dem Umstand geschuldet, dass Toyota in die WEC eingestiegen ist und ein Heimrennen auf seiner Strecke hat. Mittlerweile hat sich das Rennen neben Spa zu jenem Rennen entwickelt, welches die zweithöchste Zuschauerzahlen hat. In den vergangenen sechs Ausgaben konnte Toyota bislang fünfmal auf der Strecke gewinnen, welche sich durch die langen Gerade, den schnellen Kurven zu Beginn und dem langsamen Kurvengeschlängel am Ende auszeichnet. Das besondere an dieser Strecke ist gerade die Ambivalenz zwischen der langen Geraden und dem engen letzten Sektor, welches die Abstimmung in Sachen Aero sehr tricky macht. In den vergangen Jahren konnte dies Toyota in der LMP1 am besten, denn bis auf die Ausgabe 2015 hat man bislang sämtliche Rennen in Fuji gewonnen.
Das wird Toyota auch dieses mal vorhaben, denn nach dem Rennen in Silverstone, als man im Nachgang wegen zu stark abgefahrenen Bodenplatten disqualifiziert wurde, hat man eine Rechnung offen. Dadurch hat Rebellion den Doppelsieg geerbt, obwohl die Toyota im Rennen haushoch überlegen waren. Im Nachgang zu jenem Rennen wurde nochmal die BoP angepasst. Nun dürfen die Privaten auch endlich vom Reglement her die gleiche Stintlänge fahren, denn der Tankinhalt wurde um fast 2kg auf 54,4kg erhöht, womit die Privaten nun ebenso wie die Toyotas 30 Runden fahren können. Was jedoch unverständlich ist, ist die Tatsache dass der ACO nun auch beim Tankinhalt zwischen Turbos und Saugern unterscheidet.
Die Turbomotoren dürfen knappe 5kg weniger Tankinhalt fahren, was bedeutet, dass sie entweder 3 Runden weniger pro Stint fahren oder die Motorleistung um knapp 10% reduzieren müssen, um die gleiche Stintlänge zu schaffen. Dies ist umso unverständlicher, wonach die Turbomotoren bislang hinter den Rebellion R13 mit dem 4,5l V8 von Gibson zurückliegen. Dazu dürfen die Privaten mit Saugmotoren nach wie vor mit weniger Gewicht antreten, nämlich mit 818 kg anstelle von 833kg. Angesichts der Performance-Unterschiede unter den Privaten ist das eigentlich ein nicht nachzuvollziehender Schritt. Was eher nachzuvollziehen ist, ist aber die Tatsache dass Toyota zugestimmt hat, Gewichte in ihren TS050 zu laden und somit nun mit 908 kg anstelle von 878 kg anzutreten. Damit sollte man zwar im Qualyfying näher beisammen liegen, aber im Rennen wird Toyota nach wie vor vom Hybridsystem sehr stark profitieren, denn damit kommen die Autos deutlich besser durch den Verkehr als die Privaten. Dazu kommt, dass die Privaten bislang auch immer noch nicht den Aufwand gehen konnten um eigene Reifen zu entwickeln, denn privaten LMP1 fahren daher immer noch mit den Reifen der TS050.
Diese Reifen sind zwar sehr gut, aber diese Michelins wurden an die besonderen Bedürfnisse jenes Allrad-Hybriden hin entwickelt und nicht auf die eines konventionellen LMP1, welcher zum einen keine Leistung über die Vorderachse aufnimmt oder abgibt, aber auch eine deutlich andere Gewichtsverteilung hat. Dazu kommt, dass Toyota im Vorfeld des Rennens 12 lange Tage im Simulator verbracht hat, um sich auf das Rennen vorzubereiten. Einen Vorteil den die Privaten so überhaupt nicht haben, denn Toyota kommt schon mit einer fast perfekten Abstimmung an und die Konkurrenz müssen diese erstmal über die Trainings rauszufahren. Daher wird es im Rennen wieder eine klare Sache sein, sprich die beiden Toyota vorne weg, dahinter die beiden Rebellion und dann die SMP BR01 mit AER-Motor, während sich Kolles und der Dragonspeed BR01 um die hintersten Plätze duellieren. In Sachen Fahrer gibt es bei diesen noch Veränderungen, denn bei Dragonspeed fahren James Allen und Ben Hanley, während vor allem Hendrik Hedman aussetzt, während Oliver Webb, Tom Dillmann und James Rossiter im ByKolles fahren.

#8 TOYOTA GAZOO RACING / JPN / Toyota TS050 – Hybrid – Hybrid – 6 hours of Fuji – Fuji Speedway – Oyama – Japan –
Zum zweiten Mal nicht dabei ist Ginetta, wobei man davon ausgehen muss, dass jenes Team wahrscheinlich bis mindestens Spa aussetzen wird. Nach den diesjährigen 24 Stunden von Le Mans hat man den Motor von Mechacrome als Schwachstelle ausgemacht und kurzerhand entschieden, das Fahrzeug auf den Motor von AER umzurüsten, da man sich damit mehr Leistung und Zuverlässigkeit verspricht. Nach einem kurzen aber heftigen Disput mit dem französischen Motorenbauer war dann aber klar, dass der Weg mit AER weitergehen soll und man deshalb nicht in Silverstone beim Heimrennen antreten konnte, da man dafür die Autos aufwendig umbauen musste. Kurze Zeit nach Silverstone kam dann aber die Entscheidung von Manor als Einsatzteam, dass man sich von Ginetta trennen wird. Die Gründe sind dafür auch vielfältig und liegen zum einen an der mangelnden Performance bisher, zum anderen aber auch, dass der Ersatzsponsor, nämlich Baxi nachdem der eigentliche Hauptsponsor CEFC ausgestiegen ist, bei Leibe nicht so viel zahlt wie sie eigentlich benötigen würden. Daher hat Ginetta den Einsatz des 2. Autos rund um Alex Brundle für die ersten drei Rennen finanziert um damit Werbung für das Fahrzeug zu machen, in der Hoffnung dass man weitere Kunden finden kann.
Nach dem Rückzug von Manor war zu erst der Plan das Fahrzeug selber einzusetzen, allerdings hat man nun auch diese Nennung erst mal zurückgezogen. Die Gründe sind meines Erachtens relativ klar: Der Einsatz des Autos, gerade in den Überseerennen kostet viel Geld. Geld das Ginetta kaum haben wird, denn das Fahrzeug von Manor war nur verliehen, da Manor nicht das Geld hatte das Auto zu kaufen. Dazu kommt, dass sich das nur lohnen würde, wenn man neue Kunden aktivieren kann. Es wird aber meines Erachtens kaum einen Interessenten geben, welcher sich in den nächsten 1,5 Jahren einen LMP1 kaufen wird, da zum einen kaum ein Business Case besteht, womit sich die LMP1 für weitere private Teams lohnen würde, zum anderen gibt es mindestens ebenbürtige Alternativen wie den BR01 von Dallara. Insofern wäre es nicht verwunderlich, wenn wir den Ginetta frühestens in Spa oder Le Mans wieder sehen würden, wenn überhaupt.

#31 DRAGONSPEED / USA / Oreca 07 – Gibson – 6 hours of Fuji – Fuji Speedway – Oyama – Japan –
In der LMP2 wird es den gewohnten Kampf der Oreca 07 geben, sprich TDS Racing gegen Signatech Alpine, Jackie Chan DC Racing und Dragonspeed, wobei ich davon ausgehe, dass hier auch wieder TDS Racing und gerade Signatech Alpine die Teams sind, die es zu schlagen gilt. Kurzfristig wird wohl auch wieder Guido van der Garde im Dallara von Fritz van Erd im Racing Team Netherlands mit eingreifen können, aber seine beiden Partner können da einfach nicht mithalten, womit nur ein Platz im hinteren Teil des Feldes realistisch ist. Am ehesten wird noch Jackie Chan mit der #38 vorne mitmischen können, da das Auto mit Gabriel Aubry, Stephane Richelmi und Ho-Pin Tung sehr gut besetzt ist. Die Verantwortlichen werden gerade nach dem Manipulationsurteil von Le Mans sicher ein verstärktes Auge auf den Oreca von TDS Racing werfen, da diese laut einigen Quellen bislang immer mindestens in der Grauzone der Regularien agierten. Daher wurde auch vor kurzem deren Berufung gegen deren Disqualifikation in Le Mans abgewiesen. Neben der GTE-Pro sollte es aber wieder den engsten Kampf vorne geben. Zu guter Letzt gibt in dem Ligier von Labre auch Keiko Ihara ihr Comeback in der WEC. Mit Erwin Creed und Romano Ricci sind es aber 3 Bronzefahrer, womit dieses Auto nichts mit dem Ausgang an der Spitze zu tun haben wird.

#67 FORD CHIP GANASSI TEAM UK / USA / Ford GT – 6 hours of Fuji – Fuji Speedway – Oyama – Japan –
In der GTE-Pro hat derweil mal wieder die automatisierte BoP zugeschlagen. Unter anderem hat der BMW M8 erneut profitiert, denn dieser darf 20 kg ausladen und darf 0,05 bar mehr Ladedruck fahren, da er in Silverstone gerade in den Kurven doch deutlich auf die Konkurrenz verloren hat. Man kann daher hier beim BMW zwei Teilabschnitte hervorheben. Auf der langen Geraden wird er sehr schnell sein, aber wohl in den kurvigen Abschnitten doch seine Probleme haben. Beim BMW mit der #82 wird Tom Blomqvist Augusto Farfus ersetzen, denn Gustl muss dieses Wochenende auch DTM fahren und gleichzeitig findet ja noch das PLM statt, da der ACO das Rennen um ein Wochenende nach hinten geschoben hat um eine Kollision mit der F1 in Suzuka zu vermeiden. Im Gegensatz zum BMW wurde der Ford GT um 18 kg eingebremst und erhält auch einen leicht niedrigeren Ladedruck, welcher um 0,02 bar reduziert wurde. Ähnliches ist dem Porsche RSR passiert, denn dieser muss seine Air restrictoren um 0,3mm verkleinern und 2 kg zuladen. Der Ferrari F488 und der Aston Martin, welcher sich in Silverstone stark verbessert gezeigt hat, bleiben unverändert.
Als Favoriten sehe ich hier die Ford GT und den Porsche RSR, da sie beide viel Traktion aus den engen Ecken im letzten Teil haben und dort viel Zeit liegen kann, wobei der Verkleinerung des Air Restrictors die Porsche schon relativ hart treffen kann, womit wohl der Ferrari davon profitieren kann, da er den besten Reifenverschleiss hat und bei nur vier vorhandenen Reifensätzen gerade im 2. Stint eines Doppelstints jenes Auto in der Regel viel Zeit auf die Konkurrenz gut machen kann, obwohl man im Qualy mehr als eine halbe Sekunde auf die Spitze verliert.

#56 TEAM PROJECT 1 / DEU / Porsche 911 RSR – 6 hours of Fuji – Fuji Speedway – Oyama – Japan –
In der GTE-Am sehe ich diesmal wieder die beiden Dempsey-Proton Porsche vorne, wobei gerade die #77 mit Teamchef Christian Ried und den beiden Porsche-Bachwuchsfahrern Julian Andlauer und Matt Campbell sehr stark besetzt ist, womit dieses Auto leichte Vorteile gegenüber der Konkurrenz haben sollte. Die #88 mit Satoshi Hoshino präsentiert einen neuen Fahrer als local hero, welcher die bekannten Piloten Gianluca Roda und Matteo Cairoli unterstützen wird. Ansonsten werden sich wohl noch der Project One RSR und der Aston Martin um Paul Dalla Lana um die weiteren Podestplätze streiten, wobei der Aston Martin mittlerweile schon arg in die Jahre gekommen ist und gerade beim Reifenverschleiss Nachteile gegenüber den Ferrari und Porsche hat. Dies gilt aber immer unter der Voraussetzung, dass alles trocken bleibt, wobei von den bisherigen 6 Ausgaben 3 mal das Rennen vom Regen dominiert wurde. Womit die Chance wohl bei 50% steht, dass auch dieses Jahr wieder der Regen zuschlägt und wenn der Regen zuschlägt, dann kann das sehr heftig werden, wie man 2013 und 2015 erleben durfte. Zu sehen gibt es das ganze ab Sonntag um 04.00 Uhr, womit man nach dem Endes des Petit Le Mans gleich ohne große Pause zur WEC rüberschalten kann.
Bilder: WEC