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Formelserien: der Nachwuchs-Überblick zum Saisonende

von StefanTegethoff
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Wie hat sich der Formel-Nachwuchs in der Saison 2018 geschlagen? Was hat sich seit dem letzten Überblick im Spätsommer getan? Welche Namen sollte man sich für die nächsten Jahre merken? Hier gibt es die Antworten.  

 

Formel 3

Macau Grand Prix

Der diesjährige Macau GP, der zugleich als World Cup bzw. Weltfinale der Formel 3 gilt, wurde in diesem Jahr vom schweren Unfall der 17jährigen Pilotin Sophia Flörsch überschattet, bei dem sie einen Wirbelbruch davontrug. Nach überstandener Operation ist sie nun auf dem Weg der Genesung, der einige Zeit brauchen wird. Auch Streckenposten, Fotographen und der ebenfalls involvierte Pilot Sho Tsuboi wurden verletzt. Beim Betrachten der Bilder scheint es durchaus so, als hätte der Unfall noch schlimmere Folgen haben können. Der genaue Unfallhergang und die möglichen Ursachen wurden anderswo schon ausführlich dargestellt, jedenfalls hob das Auto von Flörsch ab, erwischte im Flug noch das Auto des Japaners Tsuboi, durchschlug den Zaun und prallte gegen einen für Fotografen aufgebauten Hochsitz. Die FIA untersucht den Unfall und die Umstände, auf einen weiteren Kommentar verzichte ich an dieser Stelle.

Das durch eine lange Rotphase und mehrere Safety Cars unterbrochene Rennen gewann Dan Ticktum in dominanter Manier. Damit konnte er den glücklichen Abstauber-Sieg aus dem Vorjahr nun durch einen selbst herausgefahrenen bestätigen. Schon in der Qualifikation (Pole mit vier Zehnteln vor Callum Ilott) und im Qualifikationsrennen am Samstag hatte er seine gute Form auf dem Stadtkurs unter Beweis gestellt: zu Rennbeginn musste er sich noch etwas mit DTM-Pilot Joel Eriksson herumschlagen, doch dann zog er davon und gab die Führung nicht mehr ab. Seine schnellste Runde im Sonntagsrennen war schneller, als die Quali-Runde des Zeitfahr-Zweiten Ilott. Der kam im Rennen nicht so gut zurecht und wurde am Ende Siebter. Das Podium ergänzten Eriksson und Sacha Fenestraz, der damit nach einer nicht so recht überzeugenden Saison nochmal richtig aufhorchen lassen konnte.

F3 European Championship

Für Dan Ticktum war der Macau-Sieg eine willkommene Genugtuung und ein positiver Saisonabschluss, denn der EM-Titel wurde ihm in der zweiten Saisonhälfte von Mick Schumacher abgeluchst. Nachdem die ersten vier Saisonläufe ein durchwachsenes Bild zeigten, konnte Schumacher ab Spa vor allem seine Quali-Schwäche überwinden und damit auch bessere Renn-Resultate einfahren, denn das Überholen ist mit den empfindlichen F3-Boliden immer noch schwierig. In Spa, Silverstone und Misano holte der junge Deutsche jeweils einen Sieg, bevor er am Nürburgring richtig aufdrehte und alle drei Läufe gewann.

Am Red Bull Ring holte er zwei weitere Siege und einen zweiten Platz, in Hockenheim reichten schließlich zwei zweite Plätze zum Titel, denn Dan Ticktum hatte dem nichts entgegen zu setzen. Dessen Frust brach sich Bahn, als er in einem schnell wieder gelöschten Social Media-Post Schumachers Team Schummelei bei der Motorleistung vorwarf. Jedenfalls stand es am Ende 365:308 und Ticktum muss weiter „nachsitzen“, denn seine Karriere wurde durch das eine Jahr, in dem er nach einem üblen Foul in einem Rennen der British F4 auf die Strafbank musste, ausgebremst. Sein Name wurde für das lange frei gebliebene zweite Toro Rosso-Cockpit genannt, doch ihm mangelt es aufgrund des fehlenden Jahres 2016 an Superlizenz-Punkten, die ja über drei Jahre addiert mindestens bei 40 liegen müssen. Die fahrerische Qualität, das im nächsten Jahr zu erreichen, hat er aber in jedem Fall.

Neben Mick Schumacher, den wir 2019 in der Formula 2 wiedersehen werden, ist noch ein anderer Pilot in der zweiten Saisonhälfte aufgetrumpft: Robert Shwartzman, inzwischen 19, auch wenn er jünger wirkt, wurde am Nürburgring und in Spielberg viermal zweiter hinter Schumacher, bevor er im letzten Rennen in Österreich seinen Debütsieg holte; beim letzten Saisonlauf in Hockenheim kam ein weiterer Erfolg hinzu, sodass er nicht nur Champion der Rookie-Wertung wurde, sondern sogar noch Dritter in der Gesamtwertung (in beiden Wertungen gefolgt von Juri Vips und Marcus Armstrong, die auch jeweils in der frühen oder mittleren Saisonphase stärker schienen als Shwartzman).

Gut möglich, dass diese drei im nächsten Jahr um den F3-Titel kämpfen würden, wenn die EM nicht in dieser Form aufhören würde zu existieren – an ihre Stelle tritt die neue, aus der GP3 erwachsene Formula 3, deren Fahrerfeld noch nicht feststeht. Sehr wohl wurden aber die an der „neuen“ Serie teilnehmenden Teams benannt, und Vips Motopark-Mannschaft ist nicht darunter. Unklar ist auch noch, welche „regionalen“ Formel 3-Serien es im nächsten Jahr geben wird, bestätigt wurde bislang durch die FIA nur eine europäische Meisterschaft, die vom italienischen Verband ausgerichtet und mit Tatuus-Chassis ausgetragen werden soll.  Renault unterlag in der Auswahl, hatte allerdings im Vorfeld auch mal verlautbart, man würde auch ohne die FIA eine Serie starten…

 

Formula 2

Klarer ist die Situation bei der Formula 2, denn die bleibt im nächsten Jahr genauso, wie sie 2018 war und ist, abgesehen von einigen Fahrerwechseln. An diesem Wochenende steht das Saisonfinale in Abu Dhabi an, doch der Meister steht so gut wie fest: George Russell hat nach einem starken Jahr, in dem er nur in Monaco wirklich patzte, 37 Punkte Vorsprung vor Alexander Albon, 48 Zähler sind maximal noch zu holen. Albon hat mit dem Sieg im Hauptrennen von Sochi und Platz 3 im Sprint Lando Norris überholt, der zweimal ausfiel. Norris hat nach starkem Saisonauftakt nur noch selten so richtig überzeugt, das mag aber auch daran gelegen haben, dass er wenig riskierte, denn dass er bei McLaren für Alonso nachrücken würde, wenn dieser gehen sollte, schien schon lange klar – und so kam es ja auch.

Doch auch Russell (F1 für Williams) und Albon (Formula E für Nissan) haben ihre Cockpits für die nächste Saison sicher. In Abu Dhabi geht es also nicht mehr um allzu viel für die drei, aber natürlich würde jeder nochmal gern einen Sieg an seinem letzten F2-Wochenende einfahren. Vielleicht geben es sich die beiden Briten Russell und Norris noch einmal so richtig, bevor sie nächstes Jahr voraussichtlich eher um Positionen im Hinterfeld der F1 kämpfen werden… für Norris wäre es sicher gut, Russell noch einmal zu schlagen, denn das gelang ihn nur einmal so richtig: im Hauptrennen beim Saisonauftakt in Bahrain, als er seinen einzigen (!) Saisonsieg holte.

In die Formula E wechselt übrigens auch Mercedes-Junior Maximilian Günther. Nach einer sehr durchwachsenen F2-Saison mit nur einem Sieg im Sprint von Silverstone (nach Start von der Reverse Grid-Pole) und Gesamtrang 14 ist die Verpflichtung durch Dragon Racing für ihn durchaus eine positive Entwicklung.

 

GP3

Mit F1 und F2 geht auch die GP3 in Abu Dhabi ins Saisonfinale – und auch für sie Serie ist es in der bisherigen Form das letzte Rennen. Nächstes Jahr gibt es den neuen Namen (siehe oben), neue Chassis und teilweise auch neue Teams. Sie bleibt dabei die zweithöchste Nachwuchsserie und Teil des F1-Rahmenprogramms. Auch hier ist der Titelkampf so gut wie entschieden, Antoine Hubert ist mir 32 Zählern Vorsprung kaum noch einzuholen. Er hat zwar nur zwei Rennen gewonnen (jeweils Feature Races), aber insgesamt eine sehr solide Saison hingelegt, in der er auch gerade auch in den Reverse Grid-Sprints oft seine Qualitäten als „echter Racer“ unter Beweis gestellt hat.

Callum Ilott, lange sein Hauptkonkurrent, hat im direkten Vergleich fast immer den Kürzeren gezogen. In Monza lief es im Sonntags-Sprint einmal anders herum, doch da wurden beide wegen technischer Unregelmäßigkeiten disqualifiziert. Danach lief es für Ilott – vergleichbar mit Landsmann Lando Norris in der F2 – auch in Sochi mit zwei punktelosen Rennen so schlecht, dass der Russe Nikita Mazepin im Kampf um Platz 2 noch vorbeiziehen und sich absetzen konnte. Die 20 Punkte wird Ilott auch in Abu Dhabi nur schwer aufholen können, sodass die Top 3 festgezurrt scheinen. Alle drei sind übrigens Teamkollegen bei ART, die damit wenig überraschend die Teamwertung haushoch für sich beanspruchen.

Der Mann der zweiten Saisonhälfte war aber in der GP3 jemand ganz anderes: David Beckmann dümpelte in der ersten Saisonhälfte mit dem Jenzer-Team in der hinteren Hälfte des Feldes herum. Ab dem Ungarn-Wochenende wechselte er ins Trident-Team, wo ein Cockpit frei geworden war (ursächlich war die Entlassung von Santino Ferrucci durch Trident in der Formula 2). In dem neuen Team konnte Beckmann dann richtig überzeugen: Plätze 4 und 7 in Ungarn, dann in einem spannenden Hauptrennen in Spa der erste Sieg, von der Pole aus geholt. Im Hauptrennen von Monza folgte der nächste Sieg, wieder von der Pole Position. In Sochi holte Beckmann „nur“ Platz 5 im Hauptrennen, siegte dann aber von Startplatz 4 im Sprint. So konnte er sich auf Meisterschaftsrang 5 nach vorn arbeiten und hat durchaus noch eine Chance gegen Leonardo Pulcini auf Rang 4. Der Italiener ist allerdings auch gut in Form, im Feature Race von Sochi holte er seinen bisher einzigen Saisonsieg.

 

Formula Renault 2.0 Eurocup

Ein ganz kurzer Blick zum Abschluss noch auf den Formula Renault Europcup, denn die Besten dieser Serie sieht man in der Regel im nächsten Jahr in eine der bereits genannten Serien wieder. Hier holte ein weiterer Mann aus der britischen Nachwuchs-Riege den Titel, Max Fewtrell konnte sich mit drei Siegen in Folge auf dem Nürburgring und in Hockenheim an die Spitze kämpfen. Zweiter wurde der erst 17jährige Däne Christian Lundgaard; beide sind Mitglieder der Renault Sport Academy.

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