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Formel Eins: Saisonanalyse 2018 – Force India

von DonDahlmann
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Das erstaunliche an der Saison von Force India war eigentlich die erste Halbzeit der WM. Ohne Geld, knapp vor Pleite und doch war man gut unterwegs.

Es wäre wirklich eine Schande gewesen, wäre dieses Team aus der Formel Eins verschwunden. Was Force India und auch durchaus Vijay Mallya in den letzten Jahren geleistet haben, war schon fast unglaublich. Aus einem Hinterbänkler hatte Mallya mit seinem Team in wenigen Jahren eine schlagkräftige Truppe geformt, die es sogar an manchen Tagen mit den Top Teams aufnehmen konnte. Und dies alles mit einem Budget, dass teilweise unter dem lag, was Williams und Co zur Verfügung stand. Aber so ein bisschen ist die Geschichte von Force India auch die Geschichte des Scheiterns von Vijay Mallya. Mit ein bisschen mehr Geld und ohne die Pleite seiner Kingfisher Airline, hätte Mallya sein Team vielleicht wirklich in die Top 3 hieven können. Das Potential war alle mal dazu da. Aber dann kam das Jahr 2018.

Die Saison der pinken Renner fing miserabel an. Nur ein Punkt aus den ersten drei Rennen. Schlechter hätte es kaum laufen können. Aber der neue Rennen, die überarbeitete Version des Vorjahres, lief noch nicht so richtig. Was von außen nicht zu erkennen war: die klammen Finanzen hatten die Entwicklung neuer Aero-Teile verlangsamt. Das erste richtige Update kam dann in Spanien und prompt lief es besser. Bis zur erzwungenen Insolvenz lief es für Force India eigentlich wieder richtig gut.

Das Theater um den Rennstall war dann am Ende eine ziemliche genial orchestrierte feindliche Übernahme durch Lawrence Stroll, der dies wohl dann wiederum auch auf Bitten von Liberty Media unternahm. Als Strohmann wurde Sergio Perez vorgeschickt, der mit seiner Lohnforderung den Rennstall in die Insolvenz zwang, bevor es die Zulieferer tun konnten. Liberty Media sorgte klug dafür, dass jene Insolvenzverwalter zum Zug kamen, die sich mit der Materie dank Marussia und Caterham auskannten. Gleichzeitig folgte ein außerordentlich kurzer Bieterprozess, den dann wenig überraschend Stroll mit seinem Konsortium gewann. Dabei musste Stroll Bargeld locker machen um die ausstehenden Rechnungen zu begleichen. Die FIA belohnte den Einsatz mit einer ungewöhnlichen Maßnahme: Man strich zwar die Punkte, ließ Force India aber das Geld, dass die Punkte bedeuteten. Vermutlich war das eine „Take it or leave it“ Forderung von Stroll. Was dann am Ende der Saison wiederum Gene Haas auf die Palme brachte. Der argumentierte, dass Force India ein neues Team mit einer neuen Lizenz sei, was auch stimmt. Die alte Force India Lizenz liegt immer noch bei Vijay Mallya. Aber die FIA wischte die Klage von Haas vom Tisch.

Dem Team machte der gesamte Trubel überraschend wenig aus. Trotz der Hängepartie von Juni bis Ende August, arbeitete man wie gewohnt weiter. Die zweite Saisonhälfte lieferte dann auch wieder die gewohnt guten Ergebnisse, auch wenn man sich bei einigen Rennen der Konkurrenz von HaasF1 und Sauber beugen musste. Aber mit frischem Geld ausgestattet, konnte man die Entwicklung etwas stärker vorantreiben und so wichtige Punkte sammeln.

Den Fahrern machte die ganze Situation auch überraschend wenig aus. Sowohl Perez als auch der unglückliche Esteban Ocon lieferten wie eine gute Rennen ab und zeigten wenig Schwächen. Aber das Jahr für Ocon war wirklich fürchterlich. Eigentlich war er in diesem Jahr besser als Sergio Perez. 16 mal stand Ocon vor Perez in der Qualifikation, über das Jahre gesehen, war der Franzose auch knapp schneller. Aber das spiegelte sich am Ende nicht in den Ergebnissen wieder. Das Rennduell entschied Perez mit 10 zu 9 für sich, bei den Punkten sieht noch deutlicher aus: 62 für Perez, 49 für Ocon.

Das mag dann auch ein Grund gewesen sein, warum Ocon am Ende des Jahres auf der Strasse steht. Perez gilt zwar als schnell, aber nicht überragend flott. Dass Ocon seinen Teamkollegen im Rennen, also da, wo es drauf ankommt, nicht im Griff hatte, dürfte seinen Marktwert beschädigt haben. Dass es Mercedes allerdings auch nicht gelungen ist, Ocon zumindest im Williams unterzubringen, ist dann auch überraschend. Schneller als Kubica müsste Ocon eigentlich sein.

Das nächste Jahr verspricht interessant zu werden für Force India. Oder wie auch immer sie dann heißen. Lance Stroll bekommt a) ein vernünftiges Auto und b) einen sehr schnellen und erfahrenen Teamkollegen. Es wird sich zeigen, wie es um das Talent des Kanadiers bestellt ist. Zeigen wird sich auch, ob es Stroll gelingen wird, die gute Arbeit von Vijay Mallya fortzuführen.

Bewertung: 8/10

Bilder: Force India

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1 Kommentare

Funkmaster Flow 13 Dezember, 2018 - 09:58

Hi,
ich lese fast jeden Eurer Beiträge und finde sie (die Artikel) auch eigentlich immer sehr gut. Allerdings spüre ich in mir den Drang hier einmal kurz meine Kritik zu äußern. Es wäre ein noch besseres Erlebnis die Artikel/Analysen/Vorschauen/etc. zu lesen, wenn vor der Veröffentlichung mal jemand Korrekturlesen würde. Denn manchmal merkt man doch recht deutlich, dass Sätze während dem Schreiben umgebaut wurden und das mindert meiner Meinung nach den Lesefluss, da Fragmente des ursprünglichen Satzes nicht gelöscht/geändert wurden.

z.B.: „Sowohl Perez als auch der unglückliche Esteban Ocon lieferten wie eine gute Rennen ab und zeigten wenig Schwächen.“

Ich freue mich trotzdem auf die nächsten Saisonanalysen und Vorschauen und alles was da noch kommen mag.
Das ist ja nur eine Anmerkung meinerseits, um die Qualitätsschraube noch ein bisschen weiter zu drehen ;)

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