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IMSA: 24h Daytona 2019 – Prototypen-Klassen

von DonDahlmann
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Das neue Motorsport-Jahr startet wie immer mit einer großen Party. Nach den 24h von Dubai geht es in Daytona am Wochenende um den Sieg in einem der wichtigsten Klassiker. 

Die IMSA kann sich gerade nicht beschweren. Während beim ACO in Sachen Prototypen-Klasse leichte Eintönigkeit herrscht und die Hypercars auf weniger Gegenliebe stoßen, als man in Frankreich erhofft hatte, läuft die DPi-Klasse in den USA um so besser. Zum einen hat der Entschluss, die DPi in eine eigene Klasse zu stecken, für weniger Ärger gesorgt, als vorher gedacht. Etliche Teams haben bei General Motors/Cadillac angeklopft und sich einen DPi aus deren Hause besorgt. Dazu kommt, dass Nissan ihr Projekt trotz der Pleite von ESM gerade so retten konnte und Mazda in diesem Jahr mit Joest offenbar größere Dinge vorhat. Auch im Hintergrund tut sich einiges. Interesse an der DPi-Klasse sagt man Hyundai und einem deutschen Hersteller nach. Wobei hier die Gerüchteküche nicht so ganz eindeutig ist.

Interessant an der DPi-Klasse ist ja, dass es auf dem Papier eigentlich keine Werkseinsätze gibt. Die Teams werden zwar von den Werken „unterstützt“, eingesetzt werden die Fahrzeuge aber von privaten Teams. So will die IMSA explodierende Kosten vermeiden. Was aber, da muss man ehrlich sein, nur so halb klappt. Als Beispiel mag hier gerade das Mazda/Joest Team gelten, dessen Prototyp über den Winter auf etlichen Rennstrecken im südlichen Europa zu sehen war. Aber dies ist auch ein Grund, warum sich die IMSA im letzten Jahr dazu entschlossen hat, die DPi von den LMP2 abzukoppeln.

Der Aufwand, beide Klassen mittels BoP unter einen Hut zu bekommen, wurde immer größer. Was auch daran liegt, dass die DPi weiter entwickelt werden, während bei den LMP2 nichts gemacht werden darf. Der Abstand zwischen beiden Klassen wurde so immer größer, die Möglichkeiten beide Klassen auf einem Niveau zu halten, immer kleiner. Es gab offenbar auch einen Versuch der IMSA, den ACO zu bitten, die Entwicklung für die LMP2 zumindest in der IMSA frei zu geben. Das hat der ACO abgelehnt, was auch verständlich ist. Denn zwei LMP2-Klassen will man auch nicht haben. Aber die Trennung hat natürlich den Nachteil, dass die LMP2 in der IMSA ab diesem Jahr etwas untergehen werden. In Daytona verlieren sich gerade mal vier LMP2 im Starterfeld. Nach Sebring könnte die Klasse sogar endgültig kollabieren.

DPi-Klasse

Werfen wir erst einmal einen Blick auf die Neuankömmlinge im DPi-Starterfeld, die sich bei Cadillac eingekauft haben. Da wäre als kompletter Neuzugang das US-Argentinische Juncos Team. Die kennen einige vielleicht aus der IndyCar, bzw. wegen der Titel in den Nachwuchsserien der „Road to Indy“, aber die ganz großen Erfolge hat man bisher nicht eingefahren. Offenbar hat man aber genug Sponsoren, denn Juncos wird gleich die gesamte Saison mit einem Auto starten. Pilotiert wird der DPi im Endurance Cup von Rene Binder und Will Owen, die beide im IndyCar-Zirkus für das Team bereits aktiv waren. Für das Rennen in Daytona hat man sich Unterstützung von Kyle Kaiser und Agustín Canapino gesichert. Den Namen des Argentiniers wird hier vermutlich kaum jemand kennen, aber Canapino war immerhin schon zweimal Meister der Turismo Carretera, der ältesten Tourenwagen-Serie der Welt. Die Chancen für Juncos beim ersten Rennen dürfte man als gering einschätzen können. Es fehlt die Erfahrung mit dem Cadillac und vor allem mit einem 24h-Rennen.

Ebenfalls neu im Cadillac-Lager ist eine Überraschungsmannschaft aus dem letzten Jahr: JDC-Miller Motorsports. Die haben, nach anfänglichem Zögern, sich dann doch für zwei Cadillac entschieden, die sie nun ganzjährig einsetzen wollen. Die Truppe um den erfahrenen Teamchef John Church hat im letzten Jahr ein paar Mal auf sich aufmerksam machen können, als sie mit ihrem quietschgelben Oreca 07 LMP2 und dem Gainsco-Gegenstück mehrfach um den Sieg kämpften und in Watkins Glen sogar triumphierten. Und das in einem Feld, in dem die Messlatte für einen Sieg nicht gerade niedrig gesetzt ist. Erstaunlich gut schlug sich vor allem der Russe Misha Goikhberg, der (auch von mir) zunächst unterschätzt wurde. Für Daytona hat JDC auch ein beachtliches Line-Up zusammengestellt. Neben Goikhberg werden Tristan Vautier, Rubens Barrichello und Devlin DeFrancesco im Cadillac mit der #85 Platz nehmen. Im Schwesterauto mit der #84 werden Simon Trummer, Stephen Simpson, Chris Miller und der Kolumbianer Juan Piedrahita eingesetzt. JDC hat auf jeden Fall Außenseiter-Chancen, wenn das Rennen etwas chaotisch verlaufen sollte.

Ebenfalls nun in der DPi-Klasse, ebenfalls eine Überraschungsmannschaft der letzten zwei Jahre: CORE autosport. Nachdem man sich lange Zeit gelassen hatte und es durchaus im Raum stand, dass man eine weitere Saison bei den LMP2 verbringen wollte, einigte man sich dann doch mit Nissan. Da dem erfolgreichen ESM-Team leider der Hauptsponsor abgesprungen war, musste es schließen. Nissan brauchte dann ewig, um einen neuen Partner zu finden. Immerhin wurde man sich mit CORE handelseinig, aber dafür gibt es in diesem Jahr nur einen Nissan zu sehen. Mehr kann oder will CORE (die nebenbei ja auch noch das Einsatzteam von Porsche in der GTLM sind) nicht leisten. Aber ein Nissan ist besser als gar keiner und Teambesitzer Jonathan Bennett hat neben Colin Braun in Daytona auch die beiden Ex-Audi-LMP1-Piloten Romain Dumas und Loic Duval am Start. Eine sehr starke Paarung. Der Nissan zeigte sich in den letzten Jahren immer mal wieder siegfähig, aber auch anfällig für kleinere technische Gebrechen. Von der Besetzung her hat CORE auf jeden Fall gute Chancen auf den Sieg.

Und damit sind wir dann bei den Teams angelangt, die schon länger in der DPi unterwegs sind. Darunter natürlich vor allem die Seriensieger von Action Express. Sowohl das Mustang Auto, als auch das Whelen Auto gehen in diesem Jahr wieder an den Start. In der #5 werden wie letztes Jahr Barbosa und Albuquerque sitzen, die in Daytona von Mike Conway und Christian Fittipaldi unterstützt werden. In der #31, dem Meisterauto des letzten Jahres, sitzen dann allerdings auch drei ganz heiße Anwärter auf den Sieg. Das Cockpit des roten Cadillac teilen sich Felipe Nasr und der bei ESM arbeitslos gewordene Pipo Derani. Eric Curran, bisher Stammfahrer, rückt in die Rolle des dritten Piloten. Auf die Kombi Nasr/Derani darf man sich jetzt schon freuen. Und damit ist auch klar, dass dieses Team wieder den Gesamtsieg und die Meisterschaft im Auge hat. Dürfte schwer werden, die im Laufe der Saison zu schlagen.

Den Vogel in Sachen Star-Line-Up hat allerdings in diesem Jahr das Team von Wayne Taylor abgeschossen. Wie auch immer es Wayne Taylor gelungen ist, aber er hat in diesem Jahr neben Jordan Taylor und Renger van der Zande auch Kamui Kobayashi und Fernando Alonso im Aufgebot. Besser kann man ein Team fast nicht besetzen. Alonso und Kobayashi kennen zwar den Cadillac nicht so gut, waren nun aber beide schon in Daytona unterwegs. Alonso bereits im letzten Jahr in einem LMP2. Da der Kurs in Daytona jetzt auch nicht so kompliziert ist und beide viel Erfahrung mit 24h-Rennen haben, darf man sich auf einiges gefasst machen. Der Gesamtsieg ist eigentlich schon fast Pflicht. Allerdings – als Team ist man weniger eingespielt als die Herren von Action Express und eine Garantie gibt es sowieso nicht.

Einen Anspruch auf den Gesamtsieg erhebt auch, wie immer, das Penske Team mit den beiden Acura. Nachdem man im letzten Jahr so oft Rennen angeführt hatte, aber keinen einzigen Sieg bei den großen Rennen erlangen konnte, soll das in Daytona anders werden. Penske hat die beiden Acura mit der auffallenden Front leicht überarbeitet und auch im Heck soll sich etwas getan haben. Vor allem im unteren Drehzahlbereich soll der Acura nun besser mit dem Cadillac mithalten können. Allerdings lag das Problem im letzten Jahr auch im Bereich des Topspeeds. Hier hat sich dann auch sichtbar was getan. Die DPi lagen bei den Tests alle innerhalb von wenigen Stundenkilometern. Bei den Fahrern setzt Roger Penske bis auf eine größere Ausnahme auf die letztjährige Mannschaft. In der #6 sitzen Montoya, Cameron und Pagenaud, in der #7 Ricky Taylor, Castroneves und nun auch Rossi.

Und außerdem sind da noch zwei weitere Fahrzeuge, die in diesem Jahr offenbar zu den Favoriten gehören: die beiden Mazda. Nachdem die erste gemeinsame Saison mit Joest im letzten Jahr etwas zäher als gedacht lief, hat man wohl über den Winter einiges an Arbeit in den Mazda gesteckt. Die Rede ist auch davon, dass ein paar Ingenieure von Audi und Porsche den Weg zu Mazda gefunden haben sollen. Jedenfalls mit dabei ist die Ex-Audi-Renningenieurin Leena Gade, die über Multimatic den Weg ins Team gefunden hat. Bei den Testfahrten vor zwei Wochen in Daytona war man schon mal ganz vorne mit dabei. Das ist allerdings wohl auch das, was Mazda/Joest in diesem Jahr von sich selber erwartet. Damit die Sache auch klappt, setzt man auf ein bewährtes Line-Up. In der #55 sitzen Bomarito, Tincknell und Pla, in der #77 Jarvis, Nunez, Rene Rast und auch Timo Bernhard, dem nach dem WEC-Aus von Porsche wohl ein bisschen langweilig geworden ist.

Die Mazda gehören vermutlich zu den schärfsten Herausforderern der Cadillac-Truppe. Aber während der 5.5 Liter V8 von Cadillac fast immer wie ein Uhrwerk läuft, kann man das über den auch schon in die Jahre gekommenen Mazda/AER Motor nicht gerade sagen. In der Vergangenheit stellte sich der Motor gerne mal als Achillesferse des Autos dar. Es wurde zwar im letzten Jahr etwas besser, aber ob das für ein 24h-Rennen reicht?

LMP2-Klasse

Es wird in Daytona auch noch vier LMP2 geben, aber die fahren in einer eigenen Liga. Die IMSA hat die DPi deutlich schneller gemacht, so dass der Abstand in der ersten Vor-Quali (Boxen-Auswahl) bei knapp zwei Sekunden lag. Das ist dann zu viel, als dass ein LMP2 Chancen auf den Gesamtsieg haben kann, auch wenn sie am Ende des Feldes der DPi mit schwimmen können. Aber da die LMP2 schnell ein paar Runden verlieren werden und man nicht davon ausgehen kann, dass von den elf DPi dann gleich neun ausfallen, ist auch ein Gesamtpodium nicht in Sicht. Aber die LMP2 haben ja ihre eigene Wertung und damit fahren vier Autos um die drei Plätze auf dem Podium.

Zwei Autos kommen von DragonSpeed, die etwas überraschend nicht in die DPi-Klasse aufgestiegen sind. Hintergrund ist hier aber, dass man a) keine Werksunterstützung hat und b) will man 2019 auch in Le Mans antreten und da hilft jeder Meter in einem LMP2. Und man spaßt auch nicht in Sachen Besetzung. In der #18 sitzen Roberto Gonzalez, Pastor Maldonado, Sebastian Saavedra und Ryan Cullen. In der #81 Henrik Hedman, Ben Hanley, James Allen und Nicolas Lapierre. Damit hat DragonSpeed auch die einzigen Platin-Fahrer (Maldonado, Lapierre) in der Klasse am Start.

Die beiden Konkurrenten kommen von PR1, die ebenfalls aus Kostengründen dem LMP2 treu bleiben, und von Performance Tech. Beide kennen den LMP2 Oreca 07, sind aber in Sachen Besetzung nicht so gut aufgestellt wie DragonSpeed.

Was gibt es sonst?

  • Zum ersten Mal starten auch die Prototypen auf Michelin-Reifen, nachdem Continental ja den Stecker ziehen musste. Bisher gab es zu den Michelin nur positive Rückmeldungen seitens der DPi-Teams. Es fehlen allerdings noch Daten von den Long-Runs im Verkehr. Aber Michelin sollte doch einen vernünftigen Reifen für die IMSA mitgebracht haben.
  • Das Wetter – in der Langfrist-Prognose sieht es gut aus, aber das kann sich in Daytona auch schnell mal ändern. Regenschauer sind keine Seltenheit. Dazu kommt der berüchtigte Nebel in den frühen Morgenstunden, der das Rennen schon mehrfach unterbrochen hat.
  • Die Strecke hat sich nicht verändert, es wurden allerdings über die letzten Jahre größere kosmetische Korrekturen an den Tribünen vorgenommen. Haben die meisten aber ja schon bei der NASCAR gesehen.
  • Leider sind mal wieder keine großen NASCAR-Stars mit am Start. Das ist einerseits schade, andererseits auch ein bisschen verwunderlich, gehört die Serie doch zur NASCAR. Sonst hat man gerne mal Jeff Gordon und andere in einem Prototypen gesehen.
  • TV/Stream Zeiten

Bilderquelle/Copyright: Courtesy of IMSA

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