Traditionell startet die Formel Eins ihre Saison auch in diesem Jahr wieder in Australien. Das erste Kräftemessen dürfte interessant werden.
Wie in unseren Vorschauen (Podcast hier und Artikel hier) beschrieben, dürfte die neue Saison einige Überraschungen bieten. Durch die Veränderungen an der Aerodynamik mussten die Designer fast komplett neue Autos bauen. Solche Eingriffe in das technische Reglement sorgen meist für Bewegung im Feld. So vermuten nach den Wintertest in Barcelona viele, darunter auch etliche Fahrer wie Lewis Hamilton, dass das Mittelfeld etwas zu den Top Teams aufgerückt ist. Das gilt insbesondere für Renault, deren Fahrplan in diesem Jahr auch die ersten Podien vorsieht. Die Testfahrten verliefen für die Franzosen teilweise etwas ruppig, die Long Run Zeiten waren allerdings nicht so schlecht. Ob Renault vorne reingrätschen kann, hängt vor allem aber auch von der Leistung von Red Bull, bzw. deren Honda-Motor ab. Es ist völlig unklar, wo Red Bull steht. Helmut Marko sprach zwar von den besten Testfahrten aller Zeiten, aber das ist halt Marko. Verstappen zeigte sich zumindest zufrieden, aber nicht so euphorisch wie sein Chef. Eine andere Frage betrifft die Haltbarkeit des Motors, vor allem gegen Ende der Saison. Da Honda im letzen Jahr aus Forschungsgründen den Motor bei Toro Rosso mehrfach ausgetauscht hat, kann man nichts zur Zuverlässigkeit des Honda sagen. Immerhin gab es in Barcelona keinen sichtbaren Motorschaden.
Bei Red Bull ist man sogar so zuversichtlich, dass man sich vor Mercedes sieht. Das wage ich mal zu bezweifeln, auch wenn Mercedes bei den Tests nicht sonderlich stark aussah. Also für deren Verhältnisse. Das galt aber auch im letzten Jahr und dann waren sie in Australien sieben Zehntel vor den Ferrari. Die wiederum gelten als Top-Favoriten für dieses Jahr. Aber da wird man zum einen die ersten drei Rennen in Australien, Bahrain und China abwarten müssen, bevor man das wirklich mit Gewissheit sagen kann. Zum anderen dann auch die erste große Update-Serie im Mai in Spanien. Denn die Testergebnisse aus Barcelona müssen ja erst einmal analysiert werden und der Bau neuer Teile dauert rund sechs Wochen.
Der große Spaß der diesjährigen Saison sollte aber sowieso im Mittelfeld liegen. Das besteht aus allen anderen Teams, außer Williams. Wer da vorne liegt im Moment, kann man nicht sagen. Ich tippe vor allem auf Haas und Alfa, weil die Testzeiten von Racing Point eher mau waren, was aber Strategie gewesen sein kann. McLaren hängt ebenso wie Toro Rosso irgendwie dazwischen. Aber die Rangfolge kann sich jedes Rennwochenende wieder verschieben, je nah dem, wie die Strecke, die Reifen oder das Wetter passen. Man sollte das Duell in Mittelfeld auf jeden Fall im Auge behalten, denn sollte Renault sich vom Mittelfeld abgesetzt haben, geht es am Ende für alle anderen Teams nur noch um die beiden letzten Punkteplätze. Sollte es aber stimmen, dass das Mittelfeld den Top Teams auf die Pelle rückt, dann dürfte es interessant werden.
Williams wird davon nichts mitbekommen, wenn nicht ein echtes Wunder geschieht. Nach der katastrophalen Tests und dem Abgang von Paddy Lowe, droht das Team vollends zusammen zu brechen. Finanziell steht man wohl einigermaßen sicher da, aber die neuen Sponsoren glücklich über die Position des Teams sind, darf bezweifelt werden. Die Frage ist auch, wer das Team jetzt technisch leiten wird. Nachdem Abgang von Pat Symonds, Rob Smedley und Paddy Lowe gibt es keine Führungspersönlichkeit mehr im Team. Das lastet jetzt alles auf Claire Williams, die aber keine Technikerin ist.
Strategie
In Sachen Reifen gibt es C2, C3 und C4. Laut Pirelli entspricht das ungefähr den letztjährigen Medium, Soft, Ultrasoft Mischungen. Die konservative Reifenwahl für Australien überrascht dann doch, denn die Strecke gilt nicht als besonders hart für die Reifen. Bei den Tests beklagten zudem einige Fahrer, dass die neue Generation der Reifen zu hart sei. Zudem bereitete den Teams bei einigen Mischungen heftiges Graining Kopfzerbrechen. Das ist auch ein Zeichen, dass die Reifen etwas zu hart sein könnten. Die harten Pirelli sprechen auch nicht dafür, dass man in Australien irgendetwas anderes, als eine Ein-Stopp-Strategie sehen wird. Man startet mit den C4 und wechselt dann möglichst spät im Delta auf die C3 mit denen man das Rennen locker zu Ende fahren kann. So es denn Graining gibt. Fast alle Teams setzen auf diese Strategie.
Eine kleine Ausnahme bilden die Teams, die zwei Sätze C2 angefordert haben. Darunter ist auch Leclerc. Der zweite Satz C2 ermöglicht theoretisch einen frühen ersten Stopp mit den C4 um dann sicher mit den C2 durch zu kommen. Also vorne eine Undercut-Strategie. Hinten dreht man die dann um, in dem man auf den C2 startet und sich an den stoppenden Konkurrenten vorbei mogelt. Da man Australien aber bisher nicht wirklich gut überholen konnte, birgt diese Strategie das Risiko, dass man nach dem nötigen auf die C4 am Ende hinter einigermaßen gleich schnellen Kollegen feststeckt.
Allzu viel Spannung sollte man im ersten Rennen nicht erwarten, aber da alle Autos noch neu sind, gibt es immer wieder Überraschungen. Siehe die Haas im letzten Jahr. Los geht es schon in der Nacht zum Freitag mit den Trainings, das Rennen ist am Sonntagmorgen um 6 Uhr. Passenderweise kann man vom Ende des IMSA Rennens direkt zur F1 rüber zappen.
Falls jemand übrigens das F1-Tippspiel aus unserem Forum sucht, das ist nun bei F1 Fantasy zu finden. Einfach unter https://fantasy.formula1.com/ registrieren (beim normalen Fantasy Game, nicht Daily Fantasy), Team erstellen, und dann mit dem Invite Code 5243ddfbb6 in der Racingblog-Liga anmelden.
Bilder: Pirelli, Daimler AG, Renault F1, McLaren