Die letzten zehn Saisonrennen stehen ab diesem Wochenende an, was gleichbedeutend mit dem Beginn des „Chase for the Sprint Cup“ ist. Nur noch zwölf Fahrer haben ab sofort eine Chance auf die Meisterschaft, was vermutlich auch ohne Playoffs nicht anders aussähe. Der Chase führt die Top10 der Fahrerwertung aber ein ganzes Stück weiter zusammen.
Der Start der Meisterschaftsentscheidung erfolgt seit Beginn des „Chase for the Sprint Cup“ im Jahre 2004 traditionell auf dem New Hampshire Motor Speedway, ab dem nächsten Jahr ist damit jedoch Schluss. Im Zuge der Umstrukturierung des Cup-Kalenders erhält ab 2011 der Chicagoland Speedway diese Ehre und die Strecke in Loudon rutscht an die zweite Stelle im Chase. Zusätzlich wird der Short-Track aber auch ein Rennen in der IndyCar Series ausrichten, was meiner Meinung nach besser zur Strecke passt. Das mit 7° sehr geringe Banking des 1-Meilen-Ovals dürfte den abtriebstärkeren Open-Wheel-Fahrzeugen besser liegen als den NASCAR-Wagen mit ihren Holzreifen. Das bisher letzte IndyCar-New-Hampshire-Rennen gewann übrigens 1998 Tony Stewart, der 1996/97 auch Champion wurde.
Aber zurück zur NASCAR in New Hampshire: Der Start des Chase bedeutet, dass ab diesem Wochenende nur noch zwölf Fahrer eine Chance auf die Meisterschaft besitzen. Eine Extra-Vorschau zum Chase und dessen Regeln kommt noch heute Abend in einem separaten Artikel. In den kommenden zehn Wochen werde ich mich daher vor allem mit den Titelanwärtern beschäftigen und ihre Leistungen und Chancen in Analyse und Vorschau bevorzugt bewerten. Natürlich übergehe ich dabei den Rest des Feldes nicht, denn der fährt ja weiterhin mit – immerhin bekommt der Meisterschafts-Dreizehnte am Saisonende eine Million US-Dollar Preisgeld als speziellen Anreiz, sich nicht hängenzulassen. Die Fahrer außerhalb der Top12 haben jetzt nur noch ein Ziel: Rennsiege einfahren!
Der New Hampshire Motor Speedway ist so etwas wie der große Bruder von Martinsville, denn abgesehen von der doppelten Streckenlänge ist die Konfiguration durchaus ähnlich. Deswegen dürften meiner Meinung nach die Short-Track-Asse und Martinsville-Experten Denny Hamlin und Jimmie Johnson am Sonntag die besten Karten haben. Seit Oktober 2006 hat außer diesen beiden Fahrern kein anderer mehr in Martinsville gewonnen, was schon beeindruckend ist. Ihre New-Hampshire-Statistik ist zwar nicht ganz so unübertroffen, aber trotzdem ist im Durchschnitt keiner besser als Hamlin und Johnson in Loudon.
Hamlin ist in seiner Karriere im Nordosten der USA noch nie schlechter als auf Platz 15 ins Ziel gekommen. Falls die technischen Probleme bei Joe Gibbs Racing abgestellt worden sein sollten, worauf ja der Sieg im letzten Rennen in Richmond schließen lässt, dann wird Hamlin am Wochenende nicht viele Punkte liegenlassen oder sogar seine schmale Führung ausbauen können. Bei Jimmie Johnson sieht es noch ein wenig besser aus, denn der vierfache Champion kommt meistens erst im Chase so richtig in Fahrt. Das Frühsommer-Rennen in New Hampshire konnte er in diesem Jahr gewinnen und seit 2002(!) ist er nur ein einziges Mal auf dieser Strecke nicht in den Top15 ins Ziel gekommen. Top10-Ergebnisse fährt er in Loudon schon seit 2007 konstant ein.
Falls in diesem Top-Favoriten-Szenario alle Stricke reißen, stehen zum Beginn des Chase meist noch ein paar Teilnehmer bereit, die mit einem Sieg schwungvoll in die Playoffs starten wollen. 2007 gelang Clint Bowyer der erste Cup-Sieg beim Chase-Auftakt in New Hampshire, 2008 konnte Greg Biffle die ersten beiden Playoff-Rennen für sich entscheiden und 2009 war Mark Martin auf der Jagd nach seiner ersten Meisterschaft in die „victory lane“ gefahren. Für so einen Sieg dürften am ehesten Kurt Busch, Tony Stewart oder Jeff Gordon zu haben sein. Busch kam seit 2008 nie außerhalb der Top6 ins Ziel und gewann das erste Rennen dieser Serie sogar. Stewart hat ebenso wie Gordon schon seit 2006 bzw. 2005 kein Rennen schlechter als auf Platz 15 beendet. Die #14 fuhr dabei vier Mal in die Top5 und die #24 sogar fünf Mal.
Die übrigen Chase-Teilnehmer haben gute Chancen auf ein Top10-Resultat, was den Rückstand in der Meisterschaft in Grenzen halten sollte. Kevin Harvick könnte sein Top5-Ergebnis aus dem Frühsommer wiederholen, doch ich sehe eher Kyle Busch oder Greg Biffle in dieser Kragenweite. Für Carl Edwards, Jeff Burton, Matt Kenseth und Clint Bowyer lautet die Devise, nicht zu viele Punkte liegenzulassen.
Außerhalb des Chase lauern einige Fahrer, die ihre verkorkste Saison gerne mit einem Sieg wieder ins Lot bringen würden. Die beste Möglichkeit dazu dürften Juan Pablo Montoya, Joey Logano und Ryan Newman mitbringen: Montoya fuhr im letzten Chase-Rennen in New Hampshire auf Platz 3 und schied im Frühsommer nach einem Unfall aus. In den letzten fünf Saisonrennen fuhr er jedes Mal in die Top10, warum sollte es für ihn am Wochenende also nicht laufen? Logano feierte im vergangenen Jahr im Regen seinen ersten Cup-Sieg in New Hampshire und kam 2010 schon in den Top10 an. In Richmond legte er zuletzt einen vierten Platz hin, mal schauen, ob er vielleicht eine kleine Serie starten kann. Newman verpasste den Einzug in den Chase, konnte in den letzten Rennen aber immer im Bereich der Top10 ins Ziel fahren. Das Frühsommer-Rennen beendete er als Sechster.
Gute Ergebnisse hatten in New Hampshire bisher auch Mark Martin, AJ Allmendinger, Marcos Ambrose sowie David Reutimann. Martin steckte zuletzt sehr tief in einer Formkrise, aus der er sich bis zum Saisonende hoffentlich befreien kann. Allmendinger beendete das Rennen im Frühsommer auf Platz 10 und wurde in Richmond Achter, da könnte wieder ein Top10-Resultat kommen am Wochenende. Ambrose beeindruckte die NASCAR-Welt beim letzten Rennen in Richmond mit einem fünften Platz, zuvor kam er in Atlanta als Zehnter an. Seine bisherigen Platzierungen in New Hampshire lauten 23., 20. und 13. Wenn die Tendenz so weitergeht, ist ein Top10-Resultat möglich. Die letzten drei Platzierungen von Reutimann in Loudon sehen fast noch ein wenig besser aus, auch Platz 4, 12 und 15 zeigen ein mögliches Top-Resultat an.
An dieser Stelle kurz die Liste der bisherigen noch aktiven Sieger:
1. Jeff Burton (4)
2. Jeff Gordon, Kurt Busch, Jimmie Johnson (3)
3. Tony Stewart, Ryan Newman (2)
4. Kyle Busch, Denny Hamlin, Joey Logano, Kevin Harvick, Clint Bowyer, Greg Biffle, Mark Martin, Robby Gordon, Joe Nemechek (1)
Seit 2005 konnte in den letzten elf New-Hampshire-Rennen kein Fahrer seinen Sieg wiederholen. Die derzeitige Serie hält nach dem Sieg von Jimmie Johnson im Juni weiterhin an. Ich vermute aber, dass diese Serie an diesem Wochenende reißen wird.
Abschließend noch eine kleine Statistik seitens NASCAR, welche Chase-Fahrer in New Hampshire bisher wie erfolgreich waren. Auch hier zeigt sich eine klare Tendenz in Richtung Hamlin und Johnson. Falls die Media-Seite der NASCAR auch weiterhin solche Grafiken mit Zahlen zu den Playoff-Teilnehmern auf der jeweiligen Strecke anbietet, werde ich sie in die Vorschauen einbringen. Nach den Meisterschaftsständen folgen dann noch die Ausstrahlungsdaten für das Wochenende.
Ausstrahlungsdaten
Freitag, 17.09.
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, ESPN2
19:00 Uhr, Truck Series Final Practice, SPEED
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN2
Samstag, 18.09.
15:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
16:00 Uhr, Truck Series Qualifying, SPEED
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
20:30 Uhr, Truck Series Rennen (TheRaceDayRaffleSeries.com 175), SPEED
Sonntag, 19.09.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Sylvania 300), ESPN