Home TourenwagenDTM DTM: Vorschau Lausitzring 2019 – Wie geht es weiter?

DTM: Vorschau Lausitzring 2019 – Wie geht es weiter?

von Max Albrecht
6 Kommentare

In den letzten zwei Wochen ergab sich einiges an Diskussionsbedarf in der DTM. Einerseits diskutieren noch immer Fahrer und Experten über die Geschehnisse in Brands Hatch, während Gerhard Beger über eine neue Namensgebung für die Serie nachdenkt.

Es hat fast schon etwas von der WWE, wenn Motorsport-Total einen Artikel mit der Überschrift „Rast wehrt sich gegen Scheider: Hat Leute gegen uns und DTM aufgehetzt!“ veröffentlicht und Rene Rast beschuldigt in dem Artikel Timo Scheider, da dieser die Leute gegen die DTM aufhetze. Zusätzlich soll Scheider auch für eine Disharmonie innerhalb der Serie sorgen. Hierbei erläutert Rast, dass Scheider „falsche Fakten“ benutzt habe und Audi aufgrund der Motorenproblematik keine Push-to-Pass gegeneinander einsetzt. Ursprung dieser Diskussionen waren übrigens die letzten Runden des zweiten Rennens in Brands Hatch, als Müller auf einen Angriff gegen Rast verzichtete und damit seine Siegchancen aufgab. Heute veröffentlichte dann die Speedweek einen Artikel und Scheider wiederholte in diesem seinen Kritik und ging auch äußerst hart die DTM an. Interessanteste Aussage dürfte hierbei sein, dass die DTM noch immer instabil sei und bereits durch den Austritt eines Herstellers beendet sein kann. Dadurch wird auch Gerhard Berger in seiner Kritik gegen solche Vorkommnisse beschnitten und äußert sich nur verhalten. Einziger Weg um dieses Problem zu überwinden dürfte langfristig eine günstigere DTM sein, in der mehr Privatteams aktiv sind. Zumindest mit solchen Rennen wie in Brands Hatch wird die DTM als Marke nicht gestärkt und für Sponsoren unattraktiver.

Zumindest eine kurzfristige Kosteneinsparung wird es nicht geben bei den aktuellen Zukunftsplänen. Gerhard Berger will der Serie in 2021 einen neuen Namen geben und zugleich noch internationaler ausrichten. Hierzu gehört einen tiefere Kooperation mit der Super GT und auch ein Rennen in Frankreich soll bald im Kalender stehen. Zusätzlich ist auch geplant, dass in Italien die DTM auf einer anderen Strecke fährt und nicht mehr in Misano. BMW-Motorsportchef Jens Marquardt hält auch einen zukünftigen Einstieg von BMW in die Super GT für wahrscheinlich, aber dafür soll auch diese Serie internationaler werden. Leider muss man einen Einstieg von BMW als sehr unrealistisch betrachten, denn die gleichen Ankündigungen gibt es seit Beginn der 2010er. Zudem kann BMW kein Team in der GT300 aufweisen und selbst die Partnerschaft mit Studie AG hat sich verkleinert. Eine Internationalisierung der Serie wird dabei schon durch die geographischen Verhältnisse Japans als Inselstaat erschwert. Zudem ist fraglich, warum Rennen in den drei Märkten Japan, Malaysia und Thailand nicht ausreichen sollten.

Robin Frijns (NED), Audi

Bevor ich zu der Vorschau auf das nächste Rennwochenende am Lausitzring komme, würde ich noch gerne eine Frage an euch Leser stellen. In den Kommentaren zum letzten Rennbericht wurde kritisiert, dass die Berichte über die Serien nicht genügend das Renngeschehen betrachten und ich zudem zu kritisch über die DTM schreibe. Ich würde gerne eure Meinung zu dem Thema lesen und wissen, welche Sachen ihr gerne in den Vorschauen und Analysen haben wollt. Mir persönlich geht es in meinen Artikel besonders um die Hintergründe der DTM und meine persönliche Meinung dazu. Ich denke, dass man deutlich besser über das Renngeschehen bei Motorsport-Total informiert wird. Dafür wird hier die DTM etwas kritischer betrachtet und vielleicht andere Aspekte beleuchtet.

Der Lausitzring gehört mit seinem Charme sicherlich zu den Tiefpunkten der Saison. Aus mehreren Gründen war die Strecke nicht wirklich erfolgreich und auch die DTM kann nicht immer überzeugen. Immerhin wurde in den letzten Jahren das Layout der Strecke geändert, sodass es zumindest eine weitere Überholmöglichkeit gibt. Somit weist die Strecke inzwischen drei Überholpunkte auf und einige langsamere Kurvenpassagen. Traumhafte wäre natürlich, wenn die DTM das Oval stärker einbeziehen würde, doch das scheint unrealistisch. Auch ein Rahmenprogramm gemeinsam mit der ADAC GT Masters und der IDM Superbike hat man inzwischen aufgegeben. Daher ist das Rennwochenende nicht mehr wirklich etwas besonderes und auch der Zuschauerzuspruch vor Ort ist ausbaufähig.

Audi
Auch wenn ich mich wiederhole, aber Audi bleibt weiterhin der Favorit. Besonders den Sonntag konnte man in Brands Hatch dominieren und in der Herstellerwertung liegt man 284 Punkte vor BMW. Interessanterweise haben beide Vorjahressieger die Serie verlassen und daher scheint dies kein wichtiger Faktor zu sein. Wie bei allen bisherigen Rennen bleiben meine großen Favoriten Rene Rast und Nico Müller. Dabei würde ich sogar Müller als etwas stärker dieses Wochenende einschätzen und man darf gespannt sein, ob Audi ihn bei einem Duell mit Rast wieder einbremsen würde. Aber auch die anderen Audi-Piloten zeigten in der Saison 2019 gute Leistungen und Mike Rockenfeller, Robin Frijns und Loic Duval könnten die Top 5 am Wochenende erreichen.

BMW
Bei BMW sind wieder Philipp Eng und Marco Wittmann Fahrer, die zum Favoritenkreis gehören. Beide konnten zudem im letzten Jahr am Lausitzring auf dem Podium stehen. Für Eng gab es zudem eine Pole Position, sodass die Strecke ganz gut zu ihm passen sollte. Von den anderen BMW-Piloten konnte noch keiner so richtig überzeugen und man darf gespannt sein, ob BMW den Fahrerkader im Winter ändern wird. Zusätzlich müsste man wohl auch noch einiges am Auto verändern, damit man zumindest auf einem Niveau mit Audi ist.

R-Motorsport
Bei R-Motorsport geht man selbst im nächsten Jahr nicht mehr von Siegen aus. Trotzdem bietet das Team und die Serie immer wieder Materialien für Schlagzeilen. In der vergangenen Woche bezeichnete Florian Kamelger, Teamchef von R-Motorsport, die DTM als „the F1 of touring cars“ und forderte zugleich auch Kostenersparnisse. Dies würde zu dem Anspruch der „Formel 1 der Tourenwagen“ eigentlich nicht passen und die Bezeichnung ist zudem höchst komisch. Wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre anschaut, dann würde wohl von der Geschwindigkeit die Bezeichnung auf die Super GT passen. Dort fährt man schon länger mit den starken Turbomotoren und u.a. dank der verschiedenen Reifenhersteller ist man noch immer schneller als die DTM. Für R-Motorsport dürften dieses Wochenende wieder Platzierungen in den Top 10 ein Erfolg sein.

Das Rahmenprogramm an diesem Wochenende ist nicht wirklich überzeugend. Unterstützt wird die DTM nur durch den Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup, die Tourenwagen Classics sowie den ADAC HAIGO Historic Cup. Die einzige Serie mit richtigen Zweikämpfen dürfte hierbei der Audi Sport Seyffarth R8 Cup sein, aber viele Starter sind dort nicht gemeldet. Am Sonntag gibt es zudem zwischen 11:30 Uhr und 13:30 Uhr gar kein Programm auf der Rennstrecke. Dies dürfte dann ein Grund für die schwachen Zuschauerzahlen an der Strecke sein. Insgesamt fehlt es der DTM noch an zwei weiteren Rahmenserien, die vor allem mit Motorsport auf der Strecke überzeugen können.

Sat.1 überträgt wieder beide Rennen der DTM am Samstag und Sonntag um jeweils 13:30 Uhr.

Fotos: Audi, BMW, ITR

Gesamtwertung

DTM Lausitzring 2019, Geschwindigkeiten und Gänge Audi RS 5 DTM
Misano (ITA), 9th June 2019. BMW M Motorsport, DTM Rounds 5 & 6, Marco Wittmann (GER), BMW Team RMG, #11 Schaeffler BMW M4 DTM
Brands Hatch (GBR), 10th August 2019. BMW M Motorsport, DTM Rounds 11 &12, Philipp Eng (AUT), BMW Team RMR, #25 ZF BMW M4 DTM

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6 Kommentare

Jan 22 August, 2019 - 11:53

Behalte deinen Stil so bei!
Seitdem bei mir das Motorsportinteresse schwindet und ich es maximal zum schauen der Highlights bringe, sind deine (und alle anderen) Artikel hier im Blog meine einzige Quelle, durch die ich mich aber auch umfassend informiert und unterhalten fühle.
Lieber ein leicht kritischer Blick auf die Serie als nur alles schön zu reden.

Holger 22 August, 2019 - 12:12

Gerade die DTM-Berichte sollten wie auch die F1- oder IndyCar-Stories nicht geändert werden. Diese Art zu berichten, ist für einen Blog wie diesen hier genau richtig. Eine reine Aufzählung oder Nacherzählung langweilt mich eher. Also bitte so weiter wie bisher.

Holger 22 August, 2019 - 12:15

Ergänzen würde ich gerne noch, dass ich es generell bei allen Berichten über vergangene Rennen prima finden würde, wenn kurze Rennzusammenfassungen aus YouTube oder anderswo hier mit eingebaut würden, wie das ja auch schon bei der DTM der Fall war. Wenn das natürlich rechtlich möglich ist …

Stefan 23 August, 2019 - 00:09

Lieber Max,
vielen Dank für Deine Artikel!
Ich kann Jan und Holger nur beipflichten! Genau diese kritische Art des Schreibens macht euch (das ganze Team) aus!! Ich freue mich das ihr stets das Kind beim Namen nennt, egal welche Serie es betrifft und egal ob Lob oder Kritik zur Veranstaltung. Sehr viele Artikel bei diversen Portalen sind gegenüber euren Veröffentlichungen absolut belanglos und oberflächlich.
Auch die Erwähnung der Einschaltquoten bzw. Besucher an der Strecke finde ich, als Indikator für das Interesse am Motorsport, sehr interessant! Aus meiner Sicht sind Deine Beiträge hervorragend! Schön das hier auch immer das persönliche Empfinden des Verfassers Platz findet.
Die DTM bietet leider genügend Fläche für negative Berichterstattung. Den derzeitigen Aufschrei bzgl. der Stallorder kann ich gar nicht nachvollziehen da dies doch schon seit zig Jahren gänige Praxis ist – teilweise schon am ersten Wochenende der Saison – lächerlich! Im grunde ist das ganze nur eine Marketingparade, Motorsport sieht man leider selten in dieser Serie.

Weiter so und Grüße an das gesamte Racingblog-Team!!!

nona 23 August, 2019 - 16:07

Re: Kritik in den Kommentaren:
tldr: „Mach dein Ding“.
Es ist relativ leicht, sich von irgendwelchen Geringmeinungen in Kommentarspalten beeindrucken zu lassen, vermutlich noch leichter als sie zu verfassen. Das darf man nicht zu hoch hängen. Leser haben halt Meinungen, ja mei. Ich persönlich schätze im Racingblog seit jeher den ausgewogenen, hinreichend objektiven, hintergründigen und vor allem auch kritischen Blick sowohl auf Details als auch auf das Grosse Ganze. Kritische Einordnung ist gerade im Motorsport mehr als nötig, denn unter den Sportarten hat er die dumme Eigenart, dass überdurchschnittlich viel verklärt, gejubelt und gelobt wird, sowohl seitens der Fans und der Ausführenden als auch seitens der Berichterstattung. Das Racingblog ist dagegen schon immer ein Hort der eher realistischeren Betrachtung, und die DTM-Artikel gehören da ganz klar mit dazu und passen gut ins Gefüge. Die DTM wird ja nicht immer wieder kritisch beleuchtet weil sie nicht gemocht würde oder nicht gewollt ist, sondern weil sie geradezu chronisch leider immer wieder Anlass dazu liefert. Bitte auf jeden Fall so weitermachen wie bisher.

DTM: Analyse Lausitzring 2019 – Eine Dreiklassengesellschaft – Racingblog 26 August, 2019 - 22:16

[…] vom Wochenende zurückblicke, möchte ich mich erstmal für die Kommentare unter der letzten Vorschau bedanken. Ich habe mich wirklich sehr über die positiven Worte gefreut und werde daher unsere DTM […]

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