Weiter geht es mit der Formel Eins in Ungarn. Ob es jemanden gibt, der Mercedes schlagen kann?
Der Hungaroring gehört zu den Besonderheiten im Rennkalender. Nicht so langsam wie Monaco oder Singapur, aber auch nicht gerade schnell. Aber es gibt dann doch einige schnelle Passagen, die vor allem die Aerodynamik der Fahrzeuge fordern. Wenn es auf dem Red Bull Ring vor allem um die Höchstgeschwindigkeit, dann wird in Ungarn das Auto vor allem in mittel schnellen Kurven gefordert. Das bedeutet aber auch, dass die Motorleistung nicht ganz so wichtig ist. Was vor allem Ferrari erfreuen sollte.
Die scheinen in Sachen PS-Leistung an letzter Stelle zu liegen. Was genau Ferrari an Tricks in der vergangenen Saison auf Lager hatte, ist unklar. Gerüchte gibt es viele und sie reichen von einer unerlaubten Benzineinspritzung bis hin zu dem Punkt, dass man Öl aus den Kühlern mit verbrannt hat. Andere behaupten, dass Ferrari das leicht gekühlte Benzin zur Kühlung des Motors genutzt hat. Daher habe man jetzt ein Problem damit, dass der Motor überhitzen würde, ergo müsse man die Leistung reduzieren. Das kann aber so auch nicht stimmen. Die Kühlung des Motors spielt auf einer Quali-Runde keine große Rolle, dementsprechend müssten die Ergebnisse der Ferrari da besser sein, während man dann im Rennen abfallen würde. Das Gegenteil ist aber der Fall. Offenbar hat Ferrari keinen „Quali-Modus“ mehr zur Verfügung. Im Rennen, wenn alle mit normaler Leistung unterwegs sind, geht es dann besser, weil man gleichauf liegt.
Die Frage, wie Ferrari aus dem Schlamassel wieder rauskommt, ist nicht zu beantworten. Beim Motor wird es keine schnelle Verbesserung geben. Besonders ärgerlich für Ferrari ist auch, dass die technischen Regeln bis Ende 2021 eingefroren sind. Sie können nicht einfach einen komplett neuen Motor bauen, sondern müssen bis 2022 warten. Vermutlich werden sie an Lösungen arbeiten, da das Problem intern ja seit November bekannt ist. Dass man aber bisher keine gefunden hat, spricht nicht dafür, dass sich der Motor schnell verbessern wird.
Wie gut das Chassis ist, wird man in Ungarn sehen. Dem Auto fehlt es an Topspeed, so viel ist klar. Aber wie sieht es in Sachen Abtrieb aus? Ein Blick in den dritten Sektor in Österreich (Erstes Rennen) verspricht ein bisschen mehr Klarheit.
Norris: 20.170
Hamilton: 20.204
Bottas: 20.210
Leclerc: 20.457
Man verliert also auf die Mercedes rund 2,5 Zehntel in einem relativ kurzen Abschnitt. Das spricht nicht dafür, dass die Ferrari in Ungarn weit vorne liegen werden. Rechnet man das auf die Sektoren in Ungarn hoch, kommt man einen Abstand, der bei einer Sekunde liegen dürfte. Vermutlich sogar etwas mehr. Die Quali-Pace des Ferrari ist aber, wie angesprochen, schlechter als die im Rennen. Das wirft Ferrari in Ungarn vermutlich hinter Racing Point und McLaren. Auch Renault ist eine Gefahr, aber hier muss man abwarten, wie gut der Renault auf der winkeligen Strecke überhaupt ist.
Mit dem Rennen an der Spitze werden die Roten sicher nichts zu tun haben. Hier werden sich Mercedes und Red Bull um den Sieg streiten. Aber nach dem Eindruck, den Mercedes in Österreich hinterlassen hat, dürften sie deutlich vorne sein. Immerhin war Ungarn schon im letzten Jahr ein Kurs, auf dem sie gewinnen konnten. Allerdings ist es noch zu früh, die Red Bull ganz abzuschreiben. Vielleicht geht der in Ungarn ja besser, als in Österreich.
Gespannt darf man auch auf den Kampf im Mittelfeld sein. Zwischen McLaren, Renault, Racing Point und Ferrari tut sich wenig, daher wird es auch auf die Strategie ankommen. Ich bin sehr gespannt, wie die unterschiedlichen Chassis mit dem schwierigen Kurs klarkommen werden. Allerdings wird Ungarn dieses Jahr eine Ausnahme im Kalender sein. Alle anderen Kurse, auf denen vermutlich gefahren wird, sind sehr schnelle Strecken, mal abgesehen von Spanien. Performt ein Team in Ungarn gut, muss das keine Rückschlüsse auf den Rest der Saison zulassen.
Und wie sieht es außerhalb der Punkte aus? Alpha Tauri schwimmt ein bisschen im Nirwana. Die sind schneller als das Hinterfeld, aber nicht ganz vorne am Mittelfeld dran. Die Punkte erreichte man auch, weil die anderen Teams in Österreich Fehler gemacht haben, aber vor allem in der Quali überraschte die B-Mannschaft von Red Bull dann doch.
Alfa Romeo hängt ein bisschen hinter Alpha Tauri, liegt aber vor den Haas und vor dem Williams. Die beiden werden auch in Ungarn das Feld nach hinten abrunden.
Strategie:
Nichts Neues von Pirelli, es gibt wieder C2, C3 und C4 Reifen. Aber eventuell werden die Slicks in Ungarn gar keine so große Rolle spielen. Für Freitag liegt das Regenrisiko für Budapest am Vormittag bei 50 Prozent und auch an den anderen Tagen könnte es regnen. Die Wettermodelle sind sich Stand Mittwoch da nicht so einig. Manche sagen für Samstag und Sonntag Schauer an, manche nur eine dichte Bewölkung. Heiß wird es aber auf gar keinen Fall, die Temperaturen sollen bei 25 Grad Celsius liegen.
Bleibt dann die Frage, wie lange die C4 durchhalten und ob man versuchen sollte, sich mit den C3 für die letzte Quali-Runde zu platzieren. Die Vorteile der C3 liegen klar auf der Hand, weil man damit die Strategie ausdehnen kann. Mit guten Soft das Rennen zu beenden, hat Vorteile. Dann ist aber auch die Frage, ob man das muss. Eine SC-Phase ist in Ungarn immer drin und wenn die richtig fällt, kann man viel gewinnen. Sollten Schauer das Rennen begleiten, wird es doppelt spannend.
Bilder: Pirelli, Ferrari, Racing Point, McLaren, Renault