Mehr als ein ganzes Jahr musste BMW auf einen erneuten Sieg in der DTM warten und diesen Sonntag hat man es endlich geschafft. Dabei war man vor allem durch die Strategie den Audis überlegen.
Es ist höchst außergewöhnlich, dass ein Hersteller mehr als ein Jahr lang alle Rennen einer Serie gewinnt und dabei kaum einen Fehler begeht. Genau diesen kleinen Fehler machten dann gleich drei Audi-Piloten am Sonntag und BMW nutzte dies. Am Ende war es ein Doppelsieg und besonders für Lucas Auer wird es einige freuen. Nachdem sich Mercedes-Benz aus der Serie zurückzog, musste sich Auer neuorientieren und fand einen Platz in der Super Formula. Dort konnte er jedoch nur bedingt überzeugen, sodass eine Rückkehr in die DTM nur logisch erschien und BMW hat ihm diese Chance gegeben. Das ihm zugesprochene Vertrauen konnte er mit dem Sieg zurückzahlen und damit die Sieglos-Serie von BMW beenden. Zugleich dürfte es seine Position stärken sich eine neuen Vertrag für die kommende Saison zu sichern, falls die DTM nicht mehr fortgeführt wird.
Insgesamt muss man sagen, dass die DTM eine der großen positiven Überraschungen des Wochenendes waren. Beide Rennen waren unterhaltsam und dies aus komplett unterschiedlichen Gründen. Im ersten Rennen lag es vor allem an der abtrocknenden Strecke und den unterschiedlichen Zeitpunkten des Reifenwechsels. Dadurch wurde das Feld durchmischt und am Ende mussten die Fahrer auf den älteren Reifen sich hart verteidigen. Im zweiten Rennen hatten wir hingegen eine Art Pack-Racing, bei dem Großteile des Feldes eng beieinander blieben und sich die Gimmicks Push-to-Pass und DRS egalisierten, da jeder Fahrer darauf zugreifen konnte.
Rennen 1
Genauso wie der Rennstart fand bereits das Qualifying unter nassen Bedingungen statt. Hier wäre dann eigentlich zu erwarten gewesen, dass die BMW eine etwas größere Chance auf die Pole Position haben, aber am Ende war es wieder Nico Müller der sich die Pole Position sicherte. Hinter ihm starteten seine Markenkollegen Rene Rast, Robin Frijns und Loic Duval. Als bester BMW-Pilot ging Marco Wittmann von dem fünften Startplatz aus ins Rennen. Dabei waren die Rahmenbedingungen des Starts äußerst interessant, denn während die Strecke noch feucht war, hörte der Regen bereits auf. Dadurch starteten alle Fahrer auf Regenreifen und mussten auf einer schnell abtrocknenden Strecke zurechtkommen.
Während die erste Startreihe auch nach dem Start gleichblieb, konnte Philipp Eng mit einem guten Start sich bis auf den vierten Rang verbessern, nachdem er vom siebten Startrang ins Rennen gegangen ist. Jedoch konnten Rast und Wittmann ihn wieder überholen, sodass Rast bereits am Ende der ersten Runde wieder direkter Verfolger von Müller und Frijns war. Diese konnten sich jedoch nach einer Runde knapp drei Sekunden lösen und mussten dabei ihre Reifen schonen, denn bereits in der dritten Runde entwickelte sich eine trockene Linie. Dabei konnte Müller das Tempo bestimmen und Frijns musste vermehrt in den Rückspiegel schauen, um sich gegen Rast zu verteidigen. Hierbei gab es bereits ab dem fünften Platz von Philipp Eng einen starken Rückstand, denn dieser lag nach fünf Runden knapp zehn Sekunden hinter Müller. Das erste gleiche Drama im Kampf ums Podium ereignete sich in Runde sechs, denn Rast verpasste die Regenlinie und musste durchs Kiesbett fahren. Dadurch verlor er fünf Sekunden auf Müller und zugleich seinen dritten Rang an Wittmann. Erst drei Runden später konnte er sich von diesem wieder seinen dritten Rang sichern.
Den ersten Boxenstopp und Wechsel auf die Slicks absolvierte Fabio Scherer in der neunten Rennrunde. Drei Runden später kamen dann mit Wittmann und Eng auch zwei Fahrer aus dem vorderen Feld rein, um sich die Slicks aufziehen zu lassen. Eine weitere Runde später absolvierten dann auch Frijns und Rast ihren Boxenstopp. Dabei konnten Wittmann und Eng an Rast vorbeifahren, der zunächst vor ihnen herauskam, aber auf den kalten Reifen sich nicht verteidigen konnte. In der 14. Runde ging es dann auch für Müller zum Pflichtstopp, doch er verlor in seinen Runden auf den abbauenden Regenreifen zu viel Zeit und fiel hinter Frijns sowie Eng zurück. Hierbei dürfte ein wichtiger Faktor vor allem der fehlende Teamfunk sein, sodass die Fahrer selbst den optimalen Zeitpunkt für den Boxenstopp bestimmen müssen und ihr Team darf ihnen keine Informationen über die Rundenzeiten geben. Dabei verspekulierte sich Müller und in seinen letzten Runden auf Regenreifen verlor er vier Sekunden auf die Piloten mit den Slicks. Am Ende musste Müller sogar Wittmann vorbeilassen, der in Runde 15 mit Push-to-Pass und DRS auf der Start-Ziel-Geraden vorbeigehen konnte.
Für Eng und Frijns brachen jedoch relativ schnell die Reifen ein, sodass zumindest Eng bis zur 22. Rennrunde von Wittmann, Rast und Müller überholt wurde. Dabei entwickelte sich ein spannender Kampf an der Spitze, bei der die Top 5 nach 40 Rennminuten noch innerhalb von fünf Sekunden waren. In den letzten Minuten des Rennens konnte dann Rene Rast von seinen frischeren Reifen Gebrauchmachen und an Müller sowie Frijns vorbeigehen. Nico Müller macht es ihm nach und überholte auch die beiden, sodass er sich den zweiten Rang sichern konnte. Das Podium ging durch den dritten Platz von Robin Frijns komplett an Audi. Überraschenderweise konnte Timo Glock jedoch noch bester BMW-Pilot werden, nachdem er Marco Wittmann in der letzten Rennrunde überholte. Er hatte eine extrem gute Rennpace, und verbesserte sich insgesamt um zwölf Plätze. Bester Privatier wurde Ferdinand Habsburg auf dem elften Rang.
Rennen 2
Auch das zweite Qualifying konnte Audi wieder dominieren. Die Pole ging an Robin Frijns vor Nico Müller und Rene Rast. Bester BMW Pilot wurde Sheldon van der Linde, der jedoch einen extrem schlechten Start erlebte und stehen blieb. Im Kampf um den zweiten Rang konnte sich bereits auf den ersten Metern Rast an Müller vorbeisetzen. Hierbei bildete sich jedoch bereits in den ersten Runden eine große Kampfgruppe, welches bis zum siebten Rang von Timo Glock sich erstreckte. Vorne hingegen gab es den ersten Führungswechsel in der vierten Rennrunde, da Rast durch P2P und DRS an Frijns vorbeigehen konnte, der jedoch durch die gleichen Mittel auch an Rast dran blieb. In der sechsten Runde wiederum ging die Führung dann an Frijns. Man könnte an dieser Stelle diskutieren ob die Führenden wirklich am Maximum gefahren sind, da die ersten acht nach zehn Minuten noch innerhalb von vier Sekunden waren.
Die ersten Boxenstopps aus der Spitzengruppe absolvierten Glock, Loic Duval und Lucas Auer, der vom zwölften Platz in das Rennen gegangen ist. Aus den Top 4 war es dann Jamie Green, der als erster den Pflichtstopp absolvierte und dabei vor Glock herauskam. Währenddessen konnte an der Spitze Wittmann Druck auf die drei führenden Audis ausüben. Zugleich konnten Green, Glock und Auer auf den neuen Reifen knapp zwei Sekunden schneller pro Runde als die Führungsgruppe fahren. Erst in Runde 17 entscheiden sich dann Rast und Wittmann für einen Stopp, aber sie fielen hinter Green, Glock und Auer und Duval zurück. In den beiden Folgerunden ging es dann auch für Frijns und Müller zum Reifenwechsel, aber die beiden verloren viel Zeit und waren nun hinter Rast.
Im Kampf um den Sieg konnte sich Green 2,7 Sekunden von Glock absetzen und knapp 6,4 Sekunden vor Rast mit noch 20 Minuten verbleibend. Dabei konnten jedoch Rast, Müller und Frijns knapp 1-2 Sekunden aufholen. Zunächst verlor Green jedoch an seine Führung an Glock und dann auch den zweiten Rang an Lucas Auer in Runde 23, da seine Reifen einen extremen Drop erlebten. Auch die Gruppe um Rast, Müller und Frijns konnte ihn in Runde 24 überholen. In der gleichen Rennrunde setzte sich auch Auer an Glock auf der Start-Ziel-Geraden vorbei. Für Duval ging es dann weiter nach hinten, nachdem er im Infield leicht ins Kiesbett kam und Rast, Müller sowie Frijns vorbeilassen musste. Im Kampf um den Sieg überholte Glock dann wieder in Runde 26 den führenden Auer. In der hinteren Gruppe war es dann Frijns, der sich im Infield an Müller in Runde 27 vorbeischieben konnte.
Ähnlich wie zum Beginn des Rennens war die Führungsgruppe extrem kompakt zusammen und nach 45 Minuten lagen die Top 8 innerhalb von vier Sekunden. Die Rast-Frijns-Müller-Gruppe sogar innerhalb von 0,6 Sekunden, aber sie konnte den Abstand zu den beiden führenden BMW nicht verringern. Unter den ersten Drei wurde er dann richtig spannend, denn Lucas Auer hatte sein DRS drei Runden vor Schluss aufgebraucht und musste sich gegen Green verteidigen. Dies schaffte er und konnte sogar in der letzten Runde an Timo Glock vorbeigehen und das ohne P2P oder DRS. Im Kampf unter der Audis konnte Robin Frijns in der letzten Runde vorbei an Rast und dann auch noch auf der Start-Ziel-Geraden vorbei an Jamie Green. Direkt vor der Ziellinie überholte Nico Müller dann noch Rene Rast und sicherte sich den fünften Platz mit 0,011 Sekunden Abstand.
Bester Privatfahrer wurde Harrison Newey mit zwölf Sekunden Rückstand auf dem 13. Platz. Robert Kubica wurde wieder 16. und damit letzter, er hatte aber nur 28 Sekunden Rückstand. Insgesamt blieb das Feld in dem Rennen wahnsinnig eng beieinander und man kann sich fragen, ob die Audi vielleicht zu Rennbeginn nicht maximal gepusht haben und die Reifen zu schonen. Im Endeffekt konnte BMW sich durch die Taktik einen Sieg erfahren, auch wenn die Audis sicherlich schneller waren. Da jedoch alle DRS und P2P hatten, konnte das Gimmick nicht für Überholmanöver genutzt werden.
Immerhin 650.000 am Samstag und 730.000 Zuschauer am Sonntag erreichte Sat.1 mit den beiden Rennen. Etwas enttäuschend dürfte jedoch sein, dass Sonntag ServusTV mit der MotoGP einen größeren Marktanteil erzielen konnte als Sat.1. Insgesamt muss die Frage gestellt werden, ob die DTM nicht die Startzeiten anpassen sollte, damit man nicht mehr jedes Mal in direkter Konkurrenz zur MotoGP läuft. Dafür würde es bereit reichen, wenn man um 13 Uhr und nicht mehr um 13:30 Uhr startet. Problematisch bleiben zudem die Vor- und Nachberichte der DTM, welche nur maximal 5,5% Marktanteil erreichen und damit unter dem Senderschnitt liegen. Nächste Chance zur Verbesserung gibt es in knapp zehn Tagen wenn die DTM in Assen unterwegs ist. Dort sind auch täglich 10.000 Zuschauer auf dem großen Areal erlaubt.