Home Motorsport Formel Eins: Analyse GP von Belgien 2020 – Immerhin ist die B-WM spannend

Formel Eins: Analyse GP von Belgien 2020 – Immerhin ist die B-WM spannend

von DonDahlmann
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Kein Regen, kein echter Kampf um die Spitze. Das Rennen in Spa war, wie schon zuletzt in Spanien, langweilig.

Es war erneut von Anfang an klar, wie das Rennen in Belgien ausgehen würde. Mercedes hatte in der Qualifikation mal wieder deutlich die Nase vorne und konnte von niemanden gefährdet werden. Die interessante Frage war jedoch, was beim Start passieren würde. Der lange Run nach Eau Rouge zu Les Combs gab den hinter den Mercedes gestarteten Verstappen und Ricciardo einen idealen Windschatten. Und da die Mercedes in den voran gegangenen Sessions auf der Geraden einen Tick langsamer waren, kam ein wenig Hoffnung für die ersten Runden des Rennens auf.

Aber nichts davon passierte. Obwohl sowohl die Mercedes einen hervorragenden Windschatten boten, kamen weder der Red Bull noch der Renault in eine Position, die einen Überholversuch möglich gemacht hatte. Offenbar hatte man bei Mercedes den Fahrern zum Start dann mal die volle Leistung des Mercedes-Motors zur Verfügung gestellt. Und damit zeigte man auch, was geht, wenn man denn mal alles gibt. Selbst mit einem doppelten Windschatten hat die Konkurrenz keine Chance. Die einzige Sorge der Mercedes ergab sich aus der Tatsache, dass man die Reifen 33 Runden lang fahren musste. Dass es Verstappen aber ähnlich ging, drohte hier auch keine Gefahr von hinten. Verwunderlich war dann nur die Tatsache, dass man Bottas zwischenzeitlich nicht auf neue „Medium“ gesetzt hat. Damit wäre er zwar hinter Verstappen gefallen, aber der Finne wäre mit neuen Reifen locker wieder am Niederländer vorbeigefahren.

Aber immerhin gibt es nach dem Rennen zwei Fragen, deren Beantwortung spannend ist. Warum waren die Renault so stark? Und warum waren die Ferrari so schlecht?

Renault

Es war schon erstaunlich, wie gut die Franzosen in Spa waren. Vom ersten Tag an lag Renault hinter Verstappen und den beiden Mercedes. Teilweise war der Abstand äußerst gering (bis Mercedes die Autos leichter machte). Das erstaunlich war, dass es nicht nur Ricciardo war, auch Ocon war schnell und lag nur knapp hinter dem Australier. Aber warum gingen die Renault so gut, während man in Spanien nicht mal in die Punkte gekommen ist?

Das Geheimnis liegt nicht in sensationellen Updates, die Renault nach Belgien gebracht hatte, sondern im Konzept des Fahrzeugs. Renault hatte sich im über den Winter für einen „Low Drag“ Variante entschieden. Die schmale, abgerundete Nase und die sehr schmalen Seitenkästen sorgen für wenig Luftwiderstand. Dazu kommt, dass Renault, wie andere Teams auch, in Spa mit einer abgespeckten Aerodynamik unterwegs war. Offenbar ist der Renault gut in Sachen Topspeed.

Dafür fehlt es dem Chassis dann an Grip auf Strecken, die hohe Downforce Werte erfordern. Wie zum Beispiel in Spanien oder Ungarn. Hier fehlt es dem R.S. 20 dann an Abtrieb, vor allem an der Hinterachse. Man kann also davon ausgehen, dass der Renault in Monza sehr gut gehen wird, am Nürburgring dann allerdings wieder nicht.

Positiv zu vermerken ist dann ebenfalls, dass der Renault sehr gut mit den Reifen umgeht. Daniel Ricciardo konnte seine besten Runden gegen Ende des Rennens fahren, als anderen schon im Schongang unterwegs waren. Grundsätzlich hat Renault also ein ziemlich gutes Chassis gebaut. Jedenfalls so lange es geradeaus geht.

Ferrari

Kein Ferrari in Q3, kein Ferrari in den Punkten. Im Rennen chancenlos und auch noch von Alpha Tauri gedemütigt. Selbst der Alfa Romeo mit Kimi Räikkönen war in Belgien schneller. War das nur ein Ausrutscher? Ein falsches Setup? Die Antwort lautet wohl: Nein. Die Probleme mit dem Auto in diesem Jahr gehen auf eine Entscheidung im letzten Jahr zurück. 2019 hatte man einen sehr guten, leider offenbar nicht ganz legalen, Motor und ein gutes Chassis. Letzteres hatte allerdings das Problem, dass es nicht genug mechanischen Abtrieb erzeugte. Das führte zu dem Problem, dass man die Reifen nicht auf Temperatur bekam.

Das Problem war schnell erkannt, aber nicht leicht lösbar. Man entschied sich dann für die Saison 2020 ein Chassis zu entwerfen, dass mehr Abtrieb generierte. Das hatte zwar den Nachteil, dass es auf den Geraden langsamer war, aber darüber musste man sich keine großen Sorgen machen, weil man ja einen Vorteil bei der Motorleistung hatte. Man hat also ein Chassis für einen bärenstarken Motor gebaut. Aber dann kam die FIA und die Untersuchung. Offenbar hat Ferrari sowohl beim Fuel Flow Meter als auch beim ERS getrickst. Nicht so, dass es technisch illegal war, aber so, dass der Motor gegen den sportlichen Geist des Reglements verstieß.

Man startete also die Saison mit einem aerodynamischen Konzept, das nicht mehr zum Motor passte. Das fiel bisher auf einigen Strecken nicht so auf, auch, weil man in Österreich etwas Glück hatte, Ungarn viel Abtrieb fordert und man in Silverstone ebenfalls viel Abtrieb benötigt. Daraus rührten dann auch die sehr guten Sektorenzeiten im dritten Sektor von Silverstone. Spa ist aber ein anderes Kaliber. Der Vollgasanteil ist hoch, man fährt hier teilweise mit der Aero, die man auch in Monza einsetzt.

Was dann auch ein Hinweis darauf ist, was Ferrari in Italien erwarten wird. Den Roten fehlen rund 50 PS beim Motor und vermutlich noch mal etwas Leistung durch das ERS. Der hohe Abtrieb arbeitet gegen das Auto, die Fahrer sind chancenlos. Dass der Alfa in Spa besser war, liegt daran, dass diesem eben Abtrieb fehlt.

Eine Lösung für das Problem gibt es nicht. Ferrari müsste ein neues Chassis bauen, was nicht geht, weil man die Regeln ja eingefroren hat. Man wird dank der Token-Regelung vielleicht etwas am Motor verbessern können. Aber die Aussage von Ferrari Boss Louis Camilleri, dass man dieses und nächstes Jahr komplett abschreiben muss, deutet nicht darauf hin, dass sich da groß was ändern wird. 2022 kann für Ferrari nicht schnell genug kommen.

Auch bei anderen Teams lief es weniger gut, als man erwarten konnte. Das gilt vor allem für die Racing Point und McLaren, die beide etwas schwächer unterwegs waren. Auch hier liegt das Problem beim Chassis und dem gewählten Weg in Sachen Abtrieb. Beide Chassis generieren viel Abtrieb, weswegen beide bei Low-Drag Strecken Probleme haben. Bei McLaren kam ein gebrochener Auspuff bei Sainz hinzu, der deswegen das Rennen nicht starten konnte.

Loben muss man an der Stelle aber mal Lance Stroll. Der Kanadier macht in diesem Jahr wirklich eine gute Figur. Er ist Sergio Perez näher gerückt und vor allem im Rennen gefällt er mir gut. Er macht keine Fehler, er ist schnell, er kann im richtigen Moment auch aggressiv sein. Man darf nicht vergessen, dass Stroll auch gerade mal 20 Jahre alt ist. Offenbar kommt er langsam in Schwung, was mir gut gefällt.

Die WM ist mehr oder weniger gelaufen. Hamilton führt mit 47 Punkten vor Verstappen und liegt 50 Punkte vor Bottas. Der W11 scheint zudem ein Auto zu sein, das auf jeder Strecke gut geht. Der einzige Schwachpunkt ist die Kombination von weichen Reifen und hohen Streckentemperaturen auf Kursen, die eine hohe Last auf die Reifen haben. Da wir uns in den Herbst bewegen, muss Mercedes aber auch Strecken wie Mugello oder Portimao nichts befürchten.

Spannend ist es dafür in der B-WM bei den Teams. Kein Team hat einen generellen Vorteil, also wird sich das Kräfteverhältnis immer wieder verändern. Im Moment sieht es so aus:

McLaren 68
Racing Point 66
Ferrari 61
Renault 59

Nächste Woche geht es in Monza weiter. Ein erster Blick aufs Wetter verspricht 28 Grad und strahlendem Sonnenschein. Beste Voraussetzungen für ein großes Rennen.

Bilder: Ferrari, Daimler AG, Racing Point, Alfa Romeo, HaasF1, McLaren, Williams

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Formel Eins: Vorschau GP von Italien 2020 – Racingblog 3 September, 2020 - 11:19

[…] Hölle los. Umso bedauerlich ist es in diesem Jahr, dass die Ferrari so wahnsinnig schlecht sind (Gründe dafür hier). Da kann man bei Ferrari schon fast froh sein, dass in diesem Jahr keine Fans an der Strecke sein […]

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