Über mangelnde Spannung konnte man sich in Monza nicht beklagen. Das lag vor allem an einer Rennunterbrechung.
Wer vor dem Rennen Geld auf Pierre Gasly für den Rennsieg gesetzt hatte, der dürfte sich freuen. Der Franzose gewann quasi aus dem Nichts und mit ein bisschen Glück ein Rennen, in dem Mercedes und Red Bull scheiterten. Aber es gibt wohl kaum jemanden, der Gasly und Alpha Tauri den Sieg am Ende nicht gönnen würde. Der Franzose legte ein absolut sauberes Rennen hin und konnte auch nicht vom heranstürmenden Carlos Sainz verdrängt werden. Und das Bild des Rennens war wohl Gasly, wie er allein nach der Siegerehrung auf dem Podium saß und den Sieg verarbeitete.
Dabei sah das Rennen mal wieder nach einer reinen Mercedes-Show aus. Hamilton hatte in der Quali Bottas nur knapp geschlagen. Beide lagen, trotz des Verbot des „Party-Mode“, rund acht Zehntel vor dem Rest des Feldes. Die McLaren waren die einzigen, die Mercedes nahe kommen konnte. Red Bull strauchelte in Monza. Die Gründe dafür liegen in der Konzeption des Autos. Man setzt auf ein besonders hohes Heck, was zwar viel mechanischen Grip bringt, aber eben auch auf den Top Speed geht. Verstappen hatte am gesamten Wochenende keine Chance und musste sich in der Quali hinter den McLaren und den Racing Point einordnen. Besser wurde es im Rennen auch nicht, denn der Niederländer musste das Auto mit einem drohenden Motorschaden abstellen.
Aber das Rennen lief bis zur Hälfte für Mercedes und McLaren, die die ersten drei Plätze belegten. Und niemand konnte Hamilton auch nur ansatzweise gefährden. Doch dann passierten zwei Dinge, die das Rennen auf den Kopf stellten. Zunächst fiel Magnussen aus, der seinen Haas kurz vor der Boxengasse abstellen musste. Das führte zu einer SC-Phase und der eher ungewöhnlichen Entscheidung der Rennleitung die Boxengasse zu schließen, da man den Haas per Hand reinschieben musste.
Dabei unterlief Mercedes ein folgenschwerer Fehler. Obwohl die Rennleitung die Schließung gemeldet hatte, holte man Hamilton zum Stopp rein. Offenbar hatte die Strategieabteilung die Meldung nicht mitbekommen. Die Folge war ein zehn Sekunden Stopp ’n Go für den Weltmeister. Das wäre schon schlimm genug gewesen. Doch dann wurde das Rennen komplett unterbrochen, weil Charles Leclerc das sowieso katastrophale Wochenende von Ferrari mit einem heftigen Crash in den Parabolica beendete.
Die rote Flagge führte zu einem leichten Chaos in der Reihenfolge. Denn schon vor dem SC hatten einige Fahrer die Reifen gewechselt. Dazu gehörten Kimi Räikkönen und Pierre Gasly. Noch mehr Glück hatte Lance Stroll im Racing Point. Stroll hatte während der SC-Phase die Reifen nicht gewechselt und war noch auf den Soft unterwegs. Doch die Unterbrechung sorgte dafür, dass RP die Reifen während der Zwangspause wechseln konnte. Weil die McLaren aber vorher drin waren, stand der Kanadier dann plötzlich vor dem Briten und neben Lewis Hamilton in der ersten Reihe. Dahinter lag dann schon der Alpha Tauri von Gasly, der ebenfalls vor dem SC an der Box war.
Allerdings versemmelte Stroll den Start und musste Gasly ,beide Alfa und Sainz passieren lassen. Obwohl er nach dem Rennen über P3 glücklich war, ärgerte er sich auch ein bisschen über den verpatzten Start. Tatsächlich hätte er das Rennen gewinnen können, denn im Verlauf der zweiten Hälfte des Grand Prix hielt er Lando Norris im McLaren deutlich hinter sich. Schnell genug war der Racing Point jedenfalls.
So lief das Rennen für Pierre Gasly, der sich zunächst vor Räikkönen halten konnte. Alfa hatte den Finnen auf die Soft gesetzt, da man keine neuen Medium mehr zur Verfügung hatte. Aber die Alfa waren generell zu langsam. Räikkönen wurde im Verlauf des Rennens dann durch das Feld gereicht und kam nur auf P13. Aber weil die Alfa für ein paar Runden als Puffer für Gasly unterwegs waren, konnte dieser sich ein wenig Luft verschaffen.
Carlos Sainz lag dann knapp vier Sekunden hinter dem führenden Alpha Tauri, hatte aber noch knapp 20 Runden Zeit sich den Franzosen mit dem schnelleren McLaren zu schnappen. Aber Gasly presste seinen Wagen aus und die beiden tauschten fast identische Rundenzeiten aus. In der Phase hätte Sainz mehr aufholen müssen, aber er kam nicht ran. Das änderte sich erst in den letzten acht Runden, in denen der McLaren schneller war. In der letzten Runde lag Sainz dann endlich in Reichweite, aber es war zu spät. Eine Runde und es hätte vielleicht anders ausgesehen. Aber auch so war es das beste Ergebnis von McLaren seit vielen Jahren.
Es gab aber auch überraschende Verlierer des Rennens. Dazu gehörte vor allem Bottas. Der Finne kam am Start nicht richtig weg und musste beide McLaren und einen Racing Point passieren lassen. Damit steckte er im vorderen Mittelfeld, kam aber überraschend da nicht raus. Der Mercedes überhitzte in der Verfolgung und Bottas musste den Windschatten immer wieder abreißen lassen. Er hatte zu keiner Zeit das Tempo um an die Spitze zu kommen. Was überraschend war, denn eigentlich war der Mercedes das klar schnellste Auto.
Das zeigte Hamilton nach seinem Zwangsstopp. Er lag nach der Strafe rund 30 Sekunden hinter Gasly und legte dann eine beeindruckende Aufholjagd hin. Am Ende fehlten ihm, trotz Verkehr, nur noch 17 Sekunden auf die Spitze und er lag nur 10 Sekunden hinter Bottas. Warum Bottas also im Feld stecken blieb, ist ein wenig verwunderlich.
Einen ebenfalls grauenvollen Tag hatte Alex Albon. Zwar war der Red Bull in Monza schwach, aber am Ende kam er nur auf P15 ins Ziel. Im Rennen lief gar nichts zusammen, dazu kassierte er auch noch eine 5-Sekunden-Strafe, weil er Grosjean übersehen und abgedrängt hatte. Ein Sieg wäre sicher nicht möglich gewesen, aber Punkte schon. Kvyat im zweiten Alpha Tauri kam auf P8 ins Ziel, also ein Position, die Albon hätte erreichen müssen. Dieses schlechte Rennen und der Sieg von Gasly werden die Gerüchte weiter befeuern, die Gasly bald im Red Bull sehen.
Für Ferrari war es der schlimmste Auftritt in Monza seit Ewigkeiten. Beide Autos scheiterten in Q2. Im Rennen schied Vettel mit Bremsversagen aus, nach dem er am Ende des Feldes gegen die Haas kämpfte. Später schied Leclerc mit dem erwähnten Unfall aus. Ferrari packte schon vor dem Ende des Rennens die Sachen zusammen und bewegte sich Richtung Mugello, wo es am nächsten Wochenende weitergeht. Schlimmer als Monza kann es eigentlich nicht werden und der Kurs sollte den Ferrari eigentlich etwas besser liegen, als Monza.
Aber schön, dass ein Rennen auch mal anders aussehen kann. Und mit Pierre Gasly hatte das Rennen einen sehr verdienten Sieger. Der Franzose hat in den letzten 12 Monaten mehr durchmachen müssen, als jeder andere Pilot. Von seinem Rauswurf bei Red Bull, über den Tod seines Freundes Anthoine Hubert in Spa vor einem Jahr bis hin zu einem Einbruch in seinem Haus vor ein paar Wochen, bei dem ihm etliche Siegerpokale gestohlen wurde. Der Sieg in Monza ist ihm mehr als zu gönnen.
Emotional ging es bei Williams zu. Nach dem Verkauf des Teams hat sich die Familie dazu entschlossen, die Formel Eins komplett zu verlassen. Nach über 43 Jahren mit einem eigenen Team und mehr als 50 Jahren in den Formel Eins, ist das ein trauriger Tag für die gesamte Familie, die ihr Leben rund um das eigene Team gebaut haben. Es ist auch ein trauriger Tag für die Formel Eins, denn mit ihnen verschwindet das letzte von einer Familie geführte Team. Nun gibt es nur noch Gene Haas, der sich den Luxus eines eigenen Teams leistet. Aber mit dem Rückzug der Familie Williams geht eine weitere Ära in der Formel Eins zu Ende.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, McLaren, Racing Point, Haas, Williams, Alfa, Renault
1 Kommentare
Vettel ist natürlich schon in Q1 gescheitert (P17), nicht in Q2.
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