Die DTM bot nichts überragendes am Wochenende in Assen, doch zumindest zwei Premierensiege waren den Zuschauern vergönnt und damit etwas Abwechslung.
Schon mehrmals hatte ich die Aussagen von Gerhard Berger gegenüber der ADAC GT Masters diskutiert und auch in dieser Woche komme ich nicht drum herum, seine Aussagen wieder zu kommentieren. In einer Presserunde in Assen entschuldigte er sich mehr oder weniger für den Begriff „Hobby-Meisterschaft“ und verwendete stattdessen den Begriff „Amateur-Meisterschaft“. Es ist doch etwas überraschend, dass keiner aus dem Mediensektor der ITR/DTM Berger von solchen Aussagen abbringt. Mit solchen Aussagen macht Berger sich unter vielen Motorsportfans sehr unbeliebt und auch viele Teams, Fahrer und Hersteller hören solche Aussagen nicht wirklich gerne. Auch verklärt er dabei die Realität, in der ein großer Teil der Fahrer in der ADAC GT Masters Profis sind. Bei Motorsport-Total hatte Heiko Stritzke das Thema näher beleuchtet und diskutiert, ob es nicht eine Kriegserklärung sein könnte. Persönlich denke ich das nicht, auch da Berger in den vergangenen Jahren sehr viele ignorante Aussagen getroffen hat.
Rennen 1
Im Qualifying waren es wieder einmal Audi-Festspiele. Die Fahrer der Marke aus Ingolstadt konnten sich die ersten sechs Startpositionen sichern und erst auf dem siebten Rang war es dann Lucas Auer, der bester BMW-Pilot war. Die Pole Position ging etwas überraschend an Loic Duval, der sich mit Robin Frijns die erste Startreihe teilte. Aus der zweiten Startreihe durften Nico Müller sowie Ferdinand Habsburg starten. Für den Meisterschafts-Mitfavoriten Rene Rast reichte es nur für den sechsten Startrang, sodass er noch hinter Mike Rockenfeller ins Rennen ging. Leichtes Drama gab es dann übrigens schon vor dem Start, da es einen Regenschauer gab. Bis zum Rennstart trocknete die Strecke jedoch ab.
Das der Start dann trotzdem verschoben wurde lag am Audi RS5 DTM von Jamie Green, der nicht starten konnte. Der Versuch sein Auto in die Box zu schieben dauerte fast fünf Minuten, auch da zunächst keiner das Fahrzeug steuerte und der Wagen nur Vor- und Rückwärts geschoben wurde. Aufgrund dieser Umstände gab es dann auch eine zusätzliche Einführungsrunde und die Renndauer wurde auf 52 Minuten + eine Runde verlängert. Einen richtig guten Start erwischte Habsburg, der sich auf den zweiten Rang verbesserte. Auch für Rast ging es auf den vierten Rang nach vorne, während Müller drei Plätze verlor und nur noch fünfter war. Hinter ihnen positionierte sich Eng als bester BMW-Pilot auf dem siebten Rang. Den zweiten Rang konnte Habsburg nur für eine kurze Zeit halten, denn bereits in Runde zwei ging Frijns an ihm vorbei. Das gleiche Spiel wiederholte sich dann mit Rast und Müller, die an Habsburg in Runde sechs und acht vorbeigingen. In der elften Rennrunde musste Habsburg dann auch noch Rockenfeller vorbeiziehen lassen. An der Spitze konnte sich zu diesem Zeitpunkt Duval schon leicht lösen und er hatte knapp zehn Sekunden Abstand nach sechs Runden auf Eng als bester BMW-Pilot und fuhr dabei 1 – 1,5 Sekunden schneller pro Runde.
In Runde 16 absolvierte dann mit Duval der erste Fahrer aus der Spitze den Pflichtstopp und dabei war er sogar nur eine Runde nach Eng in der Box, der als einer der ersten Fahrer in die Box ging. Eine Runde später ging es dann für Rast sowie Müller an die Box. Hierbei erlebte Rast einen schlechten Boxenstopp, der Müller an ihm vorbeikommen ließ. Noch eine Runde später ging dann Frijns an die Box und auf den kalten Reifen konnte er sich sogar gegen Müller verteidigen, was am Ende wohl über den Sieg entschied. Denn in den letzten 15 Minuten entwickelte sich ein Dreikampf zwischen Duval, Frijns und Müller, bei dem Robin Frijns der große Sieger war. Zweiter wurde Loic Duval und auf dem dritten Rang ging Nico Müller durchs Ziel. Bester BMW-Pilot war Jonathan Aberdein auf dem sechsten Rang und bester Privatfahrer wurde Robert Kubica, mit einem guten zehnten Platz.
Rennen 2
Das zweite Rennen der DTM sorgte für eine der größten Überraschungen der Saison und trotzdem hat das Ergebnis aus meiner Sicht einen ziemlichen Beigeschmack. Doch fangen wir mit dem Qualifying an. Dort konnten sich wieder einmal die Audi-Werksfahrer durchsetzen und nur Jamie Green war nicht im Audi-Quintett auf den ersten fünf Startplätzen. Angeführt wurde dies von Rene Rast, der sich mit Loic Duval die zweite Startreihe teilte. Den dritten Startrang belegte Vortagessieger Robin Frijns, vor seinem Teamkollegen Nico Müller. Aus der dritten Startreihe ging es für Mike Rockenfeller ins Rennen, der sich diese mit Jonathan Aberdein teilte. Dieser war der beste BMW-Pilot am Sonntag im Qualifying.
Der Start selbst musste dann jedoch erstmal um zehn Minuten verschoben werden, da es vor dem Rennen relativ stark regnete. Trotzdem mag an dieser Stelle bezweifelt werden, ob man nicht trotzdem hinter dem Safety Car hätte fahren können. Durch die Rennverschiebung ist man noch näher an die Startzeit der Formel 1 herangerückt und dies hatte tendenziell einen negativen Effekt auf die Einschaltquoten. Auch schien die Strecke nicht so nass zu sein, dass man von einem großen Sicherheitsrisiko sprechen kann. Dies zeigte sich dann bei den zwei Runden hinter dem Safety Car, die jedoch bereits zu den 55 zu fahrenden Minuten gehörten.
Schlussendlich entschied man sich dann sogar für einen stehenden Start, bei dem sich Duval und Frijns an Rast vorbeischieben konnte. Damit führte Duval das zweite Rennen in Folge an und konnte sich, ähnlich wie am Samstag, relativ schnell vom restlichen Feld lösen. Ähnlich wie am Samstag war auch Ferdinand Habsburg einer der großen Gewinner des Starts, der nach der ersten Runde auf dem vierten Platz lag. Etwas überraschend wurde auch bereits in der frühen Rennperiode die ersten Boxenstopps absolvierten und hierbei stachen Robert Kubica in Runde sieben und Jamie Green in Runde acht besonders heraus. Vorne an der Spitze kam es dann nach zehn Runden bzw. knapp 15 Minuten zu dem ersten Überholmanöver, bei dem Frijns an Duval vorbeigehen konnte. Dies war nach mehreren Runden, in denen Frijns und Rast deutlich auf Duval aufholten und diesen unter Druck setzen konnten. Zugleich konnte Müller sich den vierten Rang von Habsburg sichern. Hierbei lag die einbrechende Performance bei Duval sowie bei Habsburg in den Reifen begründet. So verlor Duval knapp zwei Sekunden pro Runde auf Frijns. Großer Verlierer war dabei auch Rast, der noch bis zur 14 Runde hinter Duval war und somit acht Sekunden auf Frijns verlor. Eine Runde später musste Duval dann auch noch Müller und Timo Glock vorbeilassen, der wieder ein gutes Rennen hatte.
Interessant wurde es dann in Runde 17 als Duval für seinen Pflichtstopp reinkam. Sein Team gab ihm neue Regenreifen und Duval war darüber nur wenig erfreut. Er warf dem Team via Funk vor, dass diese sein Rennen zerstören würden und Slicks die bessere Alternative seien. Hierbei muss man ihm einerseits recht geben, da die Strecke schnell abtrocknete. Andererseits entschied sich Rockenfeller eine Runde später für die Slicks und verlor mit diesen 3-4 Sekunden pro Runde. Schließlich musste er dann sogar wieder auf Regenreifen wechseln und verlor damit seine Platz in den Top 10.
Im Kampf um das Podium gingen dann in Runde 19 Müller und Timo Glock an Rast vorbei und in Runde 21 konnte Glock dann sogar an Müller vorbei. Damit lag er auf einem beachtlichen zweiten Rang, nachdem er noch vom achten Platz in das Rennen gegangen ist. Nach 21 Runden bzw. 39 Minuten war es dann auch für Müller an der Zeit sich neue Reifen zu holen. Eine Runde später taten dies auch Frijns, Glock und Rast. Zugleich hatte es auch wieder stärker angefangen zu Regnen. Etwas überraschend lag nach den Boxenstopps dann Sheldon van der Linde in Führung, nachdem er bereits in Runde 10 an der Box war. Van der Linde startete dabei von dem 14. Rang, konnte jedoch durch eine gute Rennpace auf den frischeren Reifen nach ganz vorne kommen. Den sprichwörtlichen Jackpot zog er dann 13 Minuten vor Schluss als Fabio Scherer im hinteren Streckenanteil heftig in einen Reifenstapel abflog und das Rennen unterbrochen wurde.
Glücklicherweise hatte sich Scherer nicht ernsthaft verletzt. Mitverantwortlich machte Scherer dann die Rennleitung, da seine Funkverbindung zu dieser nicht funktionierte und sein Team ihn nicht über stärkeren Regen im hinteren Streckenabschnitt informieren durfte. Zumindest aus meiner Sicht sollte jedoch ein Fahrer selbst wissen, ob es auf einigen Streckenabschnitt stärker regnet oder nicht. Die Unterbrechung dauerte dann nochmal fast zehn weitere Minuten, bevor dann das Safety Car auf die Strecke kam. Hierbei durften jedoch alle Fahrer während der Unterbrechung nochmal die Reifen wechseln, sodass Van der Linde keinen Nachteil mehr hatte durch seine älteren Reifen. Ähnlich wie beim Formel 1 Rennen finde ich , dass ein Reifenwechsel während einer Rennunterbrechung nur aus Sicherheitsgründen erlaubt sein sollte. Somit wurden die Piloten abgestraft, die sich die frischen Reifen für die letzten Rennminuten aufgespart haben.
Die einzig nennenswerten Überholmanöver gelang nach dem Restart Loic Duval und Rene Rast, die an Timo Glock vorbeigehen konnten und sich damit den vierten Rang und fünften Rang sicherten. Vorne an der Spitze konnte sich Sheldon van der Linde etwas lösen und den ersten DTM-Sieg erzielen. Zweiter wurde Robin Frijns und auf dem dritten Rang kam Nico Müller ins Ziel. Damit sah die DTM zwei Premierensiege am Wochenende, wobei zumindest der zweite sehr überraschend war. Bester Privatfahrer wurde Ferdinand Habsburg mit einem siebten Rang.
Die vorhandene Kapazität von 10.000 Zuschauern pro Renntag konnte man fast komplett ausnutzen und auf dieser Ebene einen kleinen Erfolg erzielen. Einschaltquoten für den Samstag lassen sich leider nicht finden, aber zumindest am Sonntag konnte Sat.1 670.000 Zuschauer verbuchen. Während die Zahl noch ganz zufriedenstellend ist, sah es beim Marktanteil deutlich schlechter aus. Nur 4,1% Marktanteil erreichte man bei den 14-49 Jährigen und die Vor- sowie Nachberichte liefen noch schlechter. Man darf gespannt sein, ob sich Sat.1 auf eine DTM mit GT3 einlassen würde oder man die Reißleine zieht und das ganze zu Kabel 1 oder ProSieben MAXX verschiebt.
Weiter geht es für die DTM an den nächsten beiden Wochenenden auf dem Nürburgring. Besonders freue ich mich dabei aber auf das kommende Wochenende, denn endlich fährt man die die normale Grand Prix Strecke mit dem Michael-Schumacher-S. Favoriten sind wie immer Nico Müller, Robin Frijns und Rene Rast. Die Drei werden am Ende wohl auch die Meisterschaft unter sich ausmachen und bei BMW kann man nur noch auf Schadensbegrenzung hoffen. Timo Glock als bester BMW-Pilot liegt bereits 102 Punkte hinter Nico Müller und das Audi Sport Team Abt Sportsline hat fast 200 Punkte mehr erzielt als BMW Team RMG, welches momentan das beste BMW-Team ist. Man darf gespannt sein, ob es am Nürburgring wie am Lausitzring und in Assen Überraschungssieger geben wird. Beide Rennen laufen wieder bei Sat.1 um 13:30 Uhr am Samstag und Sonntag.
Fotos: Audi; BMW