Home TourenwagenDTM DTM: GT-Plus und Vorschau Zolder – Wer soll das bezahlen?

DTM: GT-Plus und Vorschau Zolder – Wer soll das bezahlen?

von Max Albrecht
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Am Nürburgring stellte Gerhard Berger die Ideen für das neue GT-Plus-Reglement vor. Die größte Fragen bleiben die Details und die Finanzierung der Fahrzeuge für die Saison 2021.

Audi Sport Team Abt Sportsline

Aus Zeitnot und weil die Rennen auf der Sprintvariante des Nürburgrings nicht besonders interessant waren, verzichte ich auf eine ausführliche Rückschau. Das erste Rennen gewann Robin Frijns vor Rene Rast. Der dritte Rang ging an Macro Wittmann. Eigentlich hätte auch Nico Müller wieder um den Sieg gekämpft, jedoch wurde er nach der ersten Safety-Car-Phase von Loic Duval gedreht. Trotz dieses Drehers beendete er das Rennen auf dem fünften Rang, was auch seine Qualität unterstreicht. Noch weniger Überraschungen gab es dann im zweiten Rennen. Hier konnte Nico Müller sich den Sieg sichern vor Robin Frijns und Rene Rast. Erwähnenswert wäre hier einzig ein guter Startplatz von Robert Kubica, der vom siebten Rang ins Rennen ging. Jedoch musste er bereits nach acht Runden das Selbige aufgeben. Damit verfestigt sich das Bild, dass wir an der Spitze mit Müller, Frijns und Rast immer die selben Piloten sehen und die anderen Fahrer einfach nicht mithalten können. Wenig überraschend konnte sich Audi dadurch auch schon den Herstellertitel sichern.

Aral Ultimate Audi RS 5 DTM #4 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Robin Frijns

Größte Neuigkeit der vergangenen Wochen ist das neue GT-Plus-Reglement, welches noch immer nicht komplett öffentlich ist. Zumindest wissen wir aber bereits, dass in naher Zukunft die Class-One in Deutschland nicht mehr vertreten sein wird und stattdessen könnten die modifizierte GT3 in der DTM sehen. An dieser Stelle schreibe ich bewusst „könnten“, denn wirklich optimistisch bin ich nicht für die Zukunft der Serie. Prinzipiell erfordern die Ideen die ITR eine sehr starke Veränderung der GT3, die auch kostenintensiv ist. So müssen neue Kupplungen für stehende Starts entwickelt und verbaut werden, aber auch auf technischer Seite wird die Traktionskontrolle sowie das Antiblockiersystem für die Fahrzeuge gestrichen. Weiterhin sollen die Fahrzeuge massiv an Leistung gewinnen, sodass sie ca. 600 PS oder mehr besitzen sollen. Dabei ist unklar, wie das mit dem Porsche 911 GT3 R erreicht werden soll, der momentan maximal bei 550 PS steht und dessen Motor nicht für eine so große Leistung ausgelegt ist. Eventuell müsste man also den Motor aus dem GT2 nehmen und anpassen.

Aufgrund dieser starken Veränderungen zum normalen GT3-Reglement ist noch unklar, welche Hersteller ihr Fahrzeug für die Serie anpassen. Dies könnte auch BMW betreffen, da der M6 GT3 in seinem letzten Jahr 2021 ist. Möglicherweise würde man dann für einige Rennen mit dem neuen BMW M4 GT3 starten. Auch von den anderen deutschen Herstellern gibt es noch keine richtigen Zusagen, da man doch eher auf Kundensport setzen möchte und die zusätzliche Entwicklungsarbeit für einige wenige Fahrzeuge wohl unverhältnismäßig wäre. Andererseits hatten trotzdem einige Hersteller wie Lamborghini ihr Interesse angemeldet, auch in der DTM tätig zu sein. Fraglich wäre dabei, wie viel Unterstützung von den Herstellern kommt und wie viele Hersteller zumindest mit Fahrern und eventuell finanziell helfen.

Aral Ultimate Audi RS 5 DTM #4 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Robin Frijns

Damit kommen wir auch schon zur dritten Problematik. Die neue DTM soll von Privatteams getragen werden, die selbst die Kosten für den Einsatz übernehmen. Dabei dürfte man pro Saison von einem hohen sechsstelligen bis niedrigem siebenstelligem Betrag ausgehen, der für den Einsatz eines Fahrzeuges benötigt wird. In der ADAC GT Masters, den World Challenge Serien und der British GT wird dabei das Fahrzeug häufig über einen oder mehrere Bezahlfahrer finanziert. Mit dem Anspruch nur Profis in der Serie haben zu wollen, fällt diese Finanzierungsmöglichkeit schonmal weg. Es bleibt fraglich, wie viele Sponsoren wirklich bereit sind einen größeren Betrag in ein Fahrzeug zu stecken. Dabei ist besonders gefährlich, dass es nur eine Balance of Performance für die ganze Saison geben soll. Damit könnten Fahrzeuge eine ganze Saison nicht konkurrenzfähig sein und man fährt hinterher. Dies könnte in Folge für etliche Ausstiege während der Saison sorgen, wenn Teams sich benachteiligt fühlen. Auch die Nenngebühr von 100.000€ pro Fahrzeug sowie neue Ausgaben für Benzin und die Hankook-Reifen, treiben das Budget in die Höhe.

Foto: Gruppe C Photography

Persönlich glaube ich an eine Saison 2021, die jedoch mit relativ wenigen Fahrzeugen durchgeführt werden dürfte. Realistisch sehe ich eine Starterzahl von 10 – 15 Fahrzeugen. Dabei dürfte man vor allem die etablierten GT3-Teams wie WRT oder ROWE Racing sehen, die mit Herstellersupport so ein Programm durchziehen können. Großes Fragezeichen und wichtigster Faktor bleibt natürlich trotzdem, wie viele Hersteller ihre Fahrzeuge umrüsten werden. Wenn dies nur zwei Hersteller machen, wird es extrem schwierig für die Serie. Auch wenn Berger an eine große Markenvielfalt glaubt in einem Interview mit der Autobild, sehe ich eher maximal fünf verschiedene Hersteller im Grid nächstes Jahr und das wäre schon der Optimalfall. Für DTM Verhältnisse mag das eine große Markenvielfalt sein, doch für die GT3 wäre dies nur unterdurchschnittlich.

Foto: Gruppe C Photography

Ein großes Fragezeichen sehe ich dabei für die ADAC GT Masters Teams. Hierbei dürften Teams wie Land Motorsport, HTP-Winward, Rubtronik Racing und Toksport WRT an beiden Serien Interesse haben. Jedoch ist hier die Frage, ob man dann wirklich neue Fahrzeuge anschaffen möchte, und ob Berger mit seinen Aussagen sich nicht zu unbeliebt gemacht hat. Bergers wichtigste Aufgabe dürfte wohl sein in den nächsten Monaten erst die Hersteller von der neuen DTM zu überzeugen und dann die Privatteams aus der ADAC GT Masters zu einem Umstieg zu bewegen. Dies dürfte auch in seinem eigenen Interesse liegen, da inzwischen Berger für die Serie mehr oder minder alleine verantwortlich ist, da die ITR aufgelöst wird und die Hersteller sich aus der Organisation zurückziehen.

Aral Ultimate Audi RS 5 DTM #4 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Robin Frijns

Doch vor der nächsten Saison kommt erst einmal das nächste Wochenende. Hierbei hatte man mit 800 Zuschauer pro Tag geplant, jedoch sind in der Zwischenzeit die Anzahl der Coronainfektionen in Belgien weiter gestiegen. Daher wird man in Zolder keine Fans an der Rennstrecke sehen und auch das Rahmenprogramm hat sich verkleinert. So verzichtet beispielsweise die GTC auf ihre Rennen und nur der Porsche Carrera Cup Benelux wird an der Strecke sein zusammen mit der DTM. Eine Streckenvorstellung meinerseits gab es bereits im letzten Jahr, sodass ich an dieser Stelle gerne aus dieser zitiere.

Während die DTM-Fahrzeuge sich komplett verändert haben seit 2002, ist Zolder fast gleich geblieben und nur die Auslaufzonen wurden erweitert. Problematisch ist jedoch, dass es für die DTM-Prototypen nur wenig Überholmöglichkeiten gibt. Bekannt sein dürfte die Strecke vor allem durch die etlichen GT3-Rennen in den letzten Jahren und selbst hierbei gab es kaum Überholmanöver. Die Strecke ist vier Kilometer lang und besitzt 10 Kurven, die einigermaßen gleichmäßig verteilt sind. Der erste Sektor bietet drei schnelle Kurven, in denen ein Überholmanöver wohl nicht denkbar ist. Auch die Start-Ziel-Gerade dürfte neben der in Assen und Brands Hatch die kürzeste im aktuellen DTM Kalender sein. Mit einem guten Ausgang aus der Lucien Bianchibocht kann ein Überholmanöver in der Kleine Chicane möglich sein, aber es wäre wohl eher ein Gewaltmanöver. In den anschließenden Kurven 6-10 können die DTM nur hintereinander fahren und erst in der Jackie Ickxbocht vor Start-Ziel wäre vielleicht wieder ein Überholversuch möglich. Ohne Regen dürfte es am Wochenende jedoch auf Single-File-Racing hinauslaufen und es könnte einige Safety-Car-Phasen geben.

Wie immer haben wir die gleichen drei Favoriten. Dies sind wieder einmal Nico Müller, sein Teamkollege Robin Frijns und Rene Rast. Rast, der auf dem dritten Tabellenrang steht und 48 Punkte hinter Müller liegt, befindet sich bereits 107 Punkten vor Sheldon van der Linde auf dem vierten Rang. Es gab wohl noch nie eine DTM-Saison, in der drei Fahrer so dominiert haben und die Rennsiege fast ausschließlich unter sich ausmachen. Dabei hätten die drei Piloten sogar alle Rennen gewinnen können, wenn sie keine taktischen Fehler begangen hätten im Kampf untereinander. Für alle drei Piloten dürfte auch mit ihrer Leistung eine zukünftige Anstellung bei Audi gesichert sein, auch wenn Müller und Frijns eventuell zu einem anderen Hersteller wechseln könnten.

Spannend wird auch der Kampf um den vierten Gesamtrang, denn hier befinden sich vier Fahrer innerhalb von zwei Punkten. Hierbei sehen wir ein Kampf zwischen Van der Linde, Loic Duval, Mike Rockenfeller und Marco Witmann. Auch bei diesen Fahrern denke ich, dass sie im Werkskader der Hersteller bleiben könnte. Eventuell wäre für einige Fahrer aber auch der Umstieg in der Super GT interessant oder ein verstärktes GT3 Engagement. Hierfür muss man dann aber erstmal wieder eine Position als Werksfahrer finden.

Die Rennen gibt es natürlich wieder live bei Sat.1 um 13:30 Uhr am Samstag und Sonntag. Alle Startzeiten und Links für Streams findet ihr natürlich in unseren TV Terminen.

Fotos: Audi; BMW; Gruppe Photography

Castrol EDGE Audi RS 5 DTM #51 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Nico Müller
Castrol EDGE Audi RS 5 DTM #51 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Nico Müller
Aral Ultimate Audi RS 5 DTM #4 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Robin Frijns
Audi Sport RS 5 DTM #33 (Audi Sport Team Rosberg), René Rast
Akrapovič Audi RS 5 DTM #53 (Audi Sport Team Rosberg), Jamie Green
Castrol EDGE Audi RS 5 DTM #51 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Nico Müller
Castrol EDGE Audi RS 5 DTM #51 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Nico Müller, Aral Ultimate Audi RS 5 DTM #4 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Robin Frijns, Audi Sport RS 5 DTM #33 (Audi Sport Team Rosberg), René Rast
Aral Ultimate Audi RS 5 DTM #4 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Robin Frijns, Castrol EDGE Audi RS 5 DTM #51 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Nico Müller
Robin Frijns
Aral Ultimate Audi RS 5 DTM #4 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Robin Frijns Castrol EDGE Audi RS 5 DTM #51 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Nico Müller
Twin Busch Audi RS 5 DTM #99 (Audi Sport Team Phoenix), Mike Rockenfeller, BMC Air Filter Audi RS 5 DTM #28 (Audi Sport Team Phoenix), Loïc Duval
Akrapovič Audi RS 5 DTM #53 (Audi Sport Team Rosberg), Jamie Green
Audi Sport Team Abt Sportsline
Nico Müller, Robin Frijns
Nürburgring (GER), 18th September 2020. BMW M Motorsport, DTM Rounds 11 & 12, Marco Wittmann (GER), BMW Team RMG, #11 Schaeffler BMW M4 DTM
Nürburgring (GER), 18th September 2020. BMW M Motorsport, DTM Rounds11 & 12, Philipp Eng (AUT), BMW Team RBM, #25 ZF BMW M4 DTM
Nürburgring (GER), 18th September 2020. BMW M Motorsport, DTM Rounds 11 & 12, Marco Wittmann (GER), BMW Team RMG, #11 Schaeffler BMW M4 DTM and Philipp Eng (AUT), BMW Team RBM, #25 ZF BMW M4 DTM.
Nürburgring (GER), 19th September 2020. BMW M Motorsport, DTM Rounds 11 & 12, 3rd Place Driver Marco Wittmann (GER), BMW Team RMG, #11 Schaeffler BMW M4 DTM
Nürburgring (GER), 19th September 2020. BMW M Motorsport, DTM Rounds 11 & 12, Sheldon van der Linde (RSA), BMW Team RBM, #31 Shell BMW M4 DTM.
Nürburgring (GER), 19th September 2020. BMW M Motorsport, DTM Rounds 11 & 12, Marco Wittmann (GER), BMW Team RMG, #11 Schaeffler BMW M4 DTM and Jonathan Aberdein (RSA), BMW Team RMR, #27 CATL BMW M4 DTM.
Nürburgring (GER), 19th September 2020. BMW M Motorsport, DTM Rounds11 & 12, Philipp Eng (AUT), BMW Team RBM, #25 ZF BMW M4 DTM, Marco Wittmann (GER), BMW Team RMG, #11 Schaeffler BMW M4 DTM, Jonathan Aberdein (RSA), BMW Team RMR, #27 CATL BMW M4 DTM and Sheldon van der Linde (RSA), BMW Team RBM, #31 Shell BMW M4 DTM.
Nürburgring (GER), 20th September 2020. BMW M Motorsport, DTM Rounds 11 & 12, Marco Wittmann (GER), BMW Team RMG, #11 Schaeffler BMW M4 DTM
Nürburgring (GER), 20th September 2020. BMW M Motorsport, DTM Rounds 11 & 12, Marco Wittmann (GER), BMW Team RMG, #11 Schaeffler BMW M4 DTM and Ferdinand Habsburg.

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1 Kommentare

Klappflügel 9 Oktober, 2020 - 17:45

Die Traktionskontrolle abschalten ist laut dem Artikel GT-Pro aus Sicht der Teams beim deutschen Ableger von Motorsport.com wohl kein Problem.
Anders als beim ABS finde ich die Streichung auch irgendwie sinnvoll, wobei ich mich frage wie oft das ABS in einem GT3 in einem normalen Rennen eingreift.

Dazu kann man einen GT Plus dann nur in der DTM einsetzten und nicht wie einen normalen GT3 irgendwo anders. Was irgendwie auch ein Problem sein kann, wie es aktuell mit den Class One der Fall ist.

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