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Formel Eins: Analyse GP von Sakhir – Verdienter Lohn für Perez

von DonDahlmann
2 Kommentare

Ein kurzer Kurs, viele neue Namen und ein verdienter Sieg für Perez und Racing Point. Das Rennen in Bahrain hatte wirklich alles, was man sich wünschen kann.

Wenn diese Saison eins gezeigt hat, dann ist es der Punkt, dass neue Gegebenheiten der Formel Eins gut tun. Neue, unbekannte Strecken sorgen für Abwechslung, nicht für die Fans, sondern auch bei den Hackordnung der Formel Eins. In Bahrain kam hinzu, dass Mercedes ein Rennen erwischte, in dem man sich Fehler erlaubte. Eine seltene Situation, die Racing Point und Sergio Perez auszunutzen wussten. Dabei hätte das Rennen auch von Red Bull, McLaren und Renault gewonnen werden können. Dass es am Ende der Mexikaner war, der das Rennen für sich entscheiden konnte, war angesichts seiner drohenden Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr, nur gerecht.

Bei Mercedes wird man sich allerdings ärgern, denn über weite Strecken hatte man das Rennen komplett im Griff. Überraschend war, wie schnell sich George Russell im Team einfand. Der für den an Covid-19 erkrankten Lewis Hamilton eingesprungene Brite erledigte seine Arbeit weit besser, als man erwarten konnte. Dass Russell zu den besseren Piloten im Feld gehört, ist jetzt keine Überraschung. Aber wie schnell Russell dann Bottas unter Druck setzen konnte, hatte man nicht erwartet.

Jetzt kann man natürlich sagen: Es ist das Auto. Ganz falsch liegt man damit sicher nicht. Der Mercedes ist das beste Auto im Feld. Der Punkt ist aber, wie man mit dem Auto am Ende umzugehen weiß. Dass Russell jetzt auf Anhieb auf dem Niveau von Bottas lag ist dementsprechend eher eine Aussage über Bottas, denn über Russell. Der Brite hatte vor dem Rennen keine Chance den Wagen im Simulator zu testen, da er nach dem ersten Rennen in Bahrain nicht nach England zurückfliegen konnte.

Die andere Frage ist jetzt: Hätte Russell auch Weltmeister werden können, wenn er statt Hamilton im Auto gesessen hätte? Auf diese hypothetische Frage kann es kaum eine Antwort geben. Bottas hatte ein schlechtes Wochenende in Bahrain und sein Pech kam auch noch dazu. Ein gutes Rennen von Russell macht noch keinen Weltmeister. Dass der Brite allerdings sehr bald im Mercedes sitzen wird, darf man getrost als gegeben ansehen.

Die andere Frage ist: Hätte Mercedes das Rennen mit Hamilton gewonnen? Die Antwort ist nicht leicht, aber man darf nicht vergessen, dass der siebenfache Weltmeister die Strategie des Teams aus dem Auto massiv beeinflusst. Seine Calls, wann er an die Box kommt, haben Mercedes mehrfach Rennen gerettet. So ist dann auch die Frage, ob Hamilton den Doppelstopp, der am Ende zum Verlust des Rennens beigetragen hat, so gecallt hätte. Meine Vermutung ist, dass er draußen geblieben wäre, was am Ende vermutlich die bessere Entscheidung gewesen wäre.

Aber es war nicht das Rennen der Mercedes, es war das Rennen von Sergio Perez. Und das völlig zurecht. Der Mexikaner zeigt seit einigen Jahren Leistungen, die ihn schon längst in ein Top Team hätten befördern müssen. Das Rennen in Bahrain zeigte mehr als deutlich, welches Kaliber Perez ist. Der unverschuldete Dreher in Runde 1 beförderte ihn an das Ende des Feldes. Sein Rennen danach sah so aus:

Der Unfall zu Beginn des Rennens half Perez am Ende sogar. Er war, wie abgesehen von Mercedes alle anderen in den Top Ten, auf den Soft gestartet. Nach dem Dreher kam er sofort an die Box und wechselte auf die Medium, die definitiv die besseren Reifen waren. Damit konnte er einen langen Overcut bis Runde 47 fahren, um dann mit frischen C2 das Rennen zu beenden. Die Ein-Stopp-Strategie sollte sich am Ende auch bewähren, denn auch Ocon und Stroll stoppten nur einmal im Rennen. Der Rest des Feldes versuchte es mit zwei Stopps.

Natürlich hatte Perez auch Glück. Ohne den Reifenschaden hätte Russel das Rennen vermutlich gewinnen können. Der Brite war deutlich schneller als Perez im Racing Point und lag vor seinem erzwungenen Stopp schon knapp hinter dem Racing Point. Mit DRS wäre er vermutlich leicht am Mexikaner vorbeigekommen.

Aber eigentlich hätte das Rennen an Red Bull gehen müssen. Verstappen fiel dem Unfall in der ersten Runde unverschuldet zum Opfer.  Aber Alex Albon hätte, mal wieder, hier in die Lücke springen müssen. Aber Perez fuhr das Rennen, dass Albon hätte fahren müssen. Der zweite Mann bei Red Bull hatte schon Q3 verpassst, was ihn erneut ins Mittelfeld zurückwarf. Im Rennen wurde er von Perez überholt und landete am Ende auf P6. Knapp vor dem Kvyat im Alpha Tauri.

Anders gesagt: Wenn Red Bull nach dem Rennen nicht Perez nächstes Jahr ins Auto setzt, ist das unverständlich. So sympathisch Albon auch ist, seine Leistungen können Red Bull nicht zufriedenstellen. Man verliert Rennen, weil Albon nicht in der Lage ist mit Verstappen mitzuhalten und diesen auch nicht hinten absichern kann. Mit Perez hat man jemanden, der Verstappen nicht nur etwas (oder vielleicht sogar mächtig) unter Druck setzen kann, man hat auch einen Fahrer, der Podien und Siege holen kann.

Bei dem Trubel um Perez und Russell sollte man aber auch nicht das sehr gute Rennen von Esteban Ocon vergessen, der Renault den erstmalig seit deren Rückkehr auf den zweiten Platz brachte. Ocon hat sich in den letzten Rennen endlich stabilisiert auch, wenn er nicht ganz das Tempo von Ricciardo hat. Dennoch liefert der Franzose sehr gute Rennen ab und zeigt sich fehlerlos. Der zweite Platz kam auch zustande, weil Renault eine kluge Strategie wählte und Ocon nur einmal stoppen ließ. Im Gegensatz zu Ricciardo, der zweimal an die Box kam und so ein besseres Ergebnis verpasste.

Das gilt allerdings auch für McLaren und Carlos Sainz. Das britische Team hatte ein zähes Rennen und Sainz musste hart kämpfen. Er lag lange hinter den beiden Mercedes sicher auf P3, aber hatte dann Pech mit dem Call an die Box in einer VSC-Phase, die schneller zu Ende war, als gedacht. Das warf ihn von P3 auf P6 zurück. Im engen Mittelfeld kämpfte er sich dann wieder auf P4 zurück und verpasste das Podium um 0,7 Sekunden. Ohne den Stopp wäre ein Sieg aber schwer gewesen. Sein erster Stopp kam in Runde 32 und die Medium hätten vermutlich keine 50 Runden durchgehalten.

Die Ersatzfahrer, die an diesem Wochenende zum Einsatz kamen, lieferten gemischte Ergebnisse ab. Während Russell glänzte, sorgte sein Ersatz bei Williams, Jakc Aitken für eine Unterbrechung, als er nach einem Dreher seine Frontflügel auf der Strecke ließ. Allerdings war Aitken nicht schlecht unterwegs und konnte im Rennen seinen Teamkollegen Latifi unter Druck setzen. Pietro Fittipaldi tat sich schwerer. Er kam nicht an Magnussen ran und blieb im Rennen sogar hinter Aitken stecken.

Fittipaldi wird in Abu Dhabi wieder im Auto sitzen. Das ist etwas überraschend, denn Mick Schumacher, der sich am Wochenende den F2-Titel sichern konnte, hatte schon sein Seat-Fitting und wäre ein bereit. Offenbar gibt es hier aber vertragliche Hürden bei Haas.

Die andere Frage ist, ob Hamilton in Abu Dhabi zurück sein kann. Die Entscheidung dazu soll schon am Dienstag fallen. Bisher hat man nichts von einem negativen Corona-Test des Briten gehört. Dazu kommt, dass die Regeln für die Einreise in Abu Dhabi kompliziert sind. Es ist nicht ganz klar ob Hamilton auch mit einem negativen Test starten kann. Die Chancen, dass Russell und Aitken einen zweiten Einsatz bekommen, stehen also nicht schlecht.

Abschließend sei noch bemerkt, dass es vielleicht keine schlechte Idee ist, wenn man im nächsten Jahr wieder die kurze Variante des Kurses fährt. Die ist zwar wirklich sehr kurz, bietet aber überraschend viele Überholmöglichkeiten und ist durchaus spektakulär zu fahren.

Bilder: Ferrari, Daimler AG, Racing Point, McLaren, Renault, Williams, Haas, Alfa Romeo/Sauber

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2 Kommentare

Manuel 7 Dezember, 2020 - 15:18

Bei allem Respekt : Perez ist total ueberbewertet. Hatte mit den McLaren damals ein gutrs Auto. Hat nichts gewonnen.
Der gehoert weg. HULK tausend mal besser.

nona 7 Dezember, 2020 - 16:12

Perez war mal überbewertet, damals als er durch viel Geld in die F1 kam und zu den eher mittelprächtigen Nachwuchsfahrern gehörte, deren Aufstieg in die F1 nicht offensichtlich ist. Inzwischen ist er aber mehr als nur konsolidiert und vor allem sehr erfahren, und beweist schon länger durch Performance, dass er eher zu den Fahrern gehört, die wie auch Hülkenberg ein gutes Cockpit verdient hätten. Auch wenn es natürlich keine Kunst ist, einen Teamkollegen der Güteklasse „Stroll“ im Griff zu haben. Dass Racing Point den falschen Fahrer vor die Tür gesetzt hat um einen Platz für Vettel frei zu machen dürfte F1-weit Konsens sein, aber so ist das halt im Zeitalter der Milliardärssöhnchen in der F1.

Mercedes hat das Rennen eigentlich absolut im Griff gehabt, gerade zu Beginn an der Spitze wurde da wieder viel unter Cruise Control gefahren anstatt voll anzugasen (mal in Zukunft auf Interviews mit Russell achten, ob er sich irgendwann vielleicht verplappert was die teaminternen Vorgaben für Speed und Positionen angeht). Ohne die Incidents und Umstände im Rennen hätte kein anderes Team eine Chance auf den Sieg gehabt. Das ist schon echt ernüchternd. Russell hat die Gelegenheit perfekt genutzt und sich in bester Manier bewiesen, übrigens auch ausserhalb des Cockpits – dass der eher früher als später in ein besseres Auto aufsteigt sollte als gegeben angenommen werden (völlig im Gegensatz zu Aitken und Fittipaldi). Bottas muss sich ernsthaft Gedanken machen. Nur dass das für ihn neu ist, während z.B. Albon schon länger weiss dass er wackelt.

Die Strecke fand ich allerdings nicht wirklich prickelnd. Sie ist eine gute Alternative, mal was anderes eben. Von daher kann man sie haben. Aber insgesamt schon eher unmarkant und ereignisarm.

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