Verstappen gewinnt ein fast chaotisches Rennen und Hamilton bügelt einen eigenen Fehler aus. Aber da war noch mehr in Imola.
Schon die Quali in Imola brachte einige Überraschungen. Die Pole für Hamilton war knapp, Perez hätte den Mercedes fast gehabt. Damit war er schneller als Verstappen, der in seiner letzten Runde einen Fehler hatte. Um ein Haar hätte Norris P3 erreicht, aber er war in der Piratella Kurve haarscharf mit seinem Auto hinter der weißen Linie und die Rundenzeit wurde gestrichen. Aber auch so war der Mix in der Startaufstellung schon mal etwas anderes, zumal Hamilton vorne alleine war da Bottas seine Quali vermasselte.
Regen tut einem Formel Eins Rennen immer gut und so war es auch in Imola. Ein heftiger Regenschauer eine knappe Stunde vor dem Start setzte Teile der Strecke unter Wasser und machte die Reifenwahl schwierig. Die überwiegende Mehrheit setzte auf die Intermediates, was sich als die richtige Wahl herausstellte. Die Regenreifen, die zum Beispiel Gasly aufgezogen hatte, waren im ersten und teilweise zweiten Sektor in den ersten Runden zwar gut, aber der dritte Sektor war trocken und der Rest der Strecke trocknete ebenfalls relativ flott ab.
Den Start gewannen aber weder Hamilton noch Perez vorne, sondern Verstappen von P3. Der Niederländer startete im zweiten Gang und kam so etwas besser weg als die schon gut gestarteten Hamilton und Perez. Verstappen schob sich in der ersten Schikane robust in Front und hatte zunächst auch wenig Druck. Hinter beiden schnappte sich Leclerc Perez, der einen leichten Rutscher hatte.
Das erste SC kam dann nach einem Unfall zwischen Latifi und Mazepin. Der Russe war aber unschuldig, weil der Williams Fahrer den Hass vor die Nase fuhr. Mazepin überstand die Kollision unbeschadet und konnte das Rennen dann auch beenden.
Das Rennen setzte sich dann einigermaßen. Vor allem zwei Fahrer machten sich bemerkbar. Lando Norris kämpfte sich nach einer eher mauen ersten Runde auf P4 nach vorne. Carlos Sainz, der es nicht nach Q3 geschafft hatte, setzte sich in den Punkten fest. Der Spanier hatte in seinem zweiten Rennen einen seht guten Auftritt, sieht man mal von seiner Quali ab. Aber Ferrari wird mit dem Neuzugang sehr zufrieden sein. Und auch mit der eigenen Leistung, denn so gut hat man die Italiener lange nicht mehr gesehen.
Spannend wurde es dann, als die Strecke abtrocknete und die Frage kam, wann man auf die Slicks wechseln sollte. Die Spitze wartete und es war dann Vettel, dessen Aston am Wochenende nicht so recht in Gang kam und im Rennen technische Probleme (Bremsen, Getriebe) war dann der Erste, der auf die Medium wechselte und nach zwei Runden hervorragende Sektorenzeiten aufwies. Red Bull reagierte sofort und holte Verstappen rein, Mercedes reagierte erst eine Runde später, was Hamilton ein paar Sekunden kostete.
Kurz nach den Reifenwechseln erlaubte sich Hamilton einen seinen sehr seltenen Fehler. Beim Überrunden von Russel verbremste sich der Brite und segelte ins Kies. Beim Manövern knackste er seinen Frontflügel an, dann fand er den Rückwärtsgang nicht und brauchte lange um aus dem Kies zu kommen. Von P2 fiel er auf P9 zurück.
Kurz nach den Stopps wurde das Rennen dann durch einen heftigen Unfall unterbrochen. Der erstaunlich gut aufgelegte Russel im Williams versuchte kurz vor der ersten Schikane den auf P10 liegenden Bottas zu überholen. Bottas war innen, Russel außen. Der Finne bewegte sich leicht in Richtung Russel, ließ diesem aber durchaus genug Platz. Russel kam aber mit dem rechten Hinterreifen auf das nasse Gras und drehte sich in den Mercedes hinein. Es folgte ein schwerer Abflug für beide, den sie unbeschadet überstanden. Allerdings lagen so viele Trümmer auf der Strecke, dass sich die Rennleitung genötigt sah das Rennen mit der roten Flagge zu unterbrechen.
Die Unterbrechung war ein Segen für Hamilton. Der große Abstand nach seinem Fehler (fast 40 Sekunden) wurde durch die rote Flagge auf wenige Sekunden reduziert. Die Frage war dann, wie schnell und wie weit der Brite nach vorne kommen würde. Hamilton fuhr ein sehr beherztes Rennen und schnappte sich dann schnell P8, P7, P6. Mit Stroll hatte er etwas mehr Probleme. Der junge Aston Fahrer verteidigte sich klug, konnte aber gegen das DRS nichts machen. Ebenso erging es dann beiden Ferraris und dem erstaunlichen Lando Norris, der auf P2 lag. So rettete Hamilton dann nach dem Rennen die WM-Führung mit einem Punkt, weil er die schnellste Runde hatte. Am Sieg von Verstappen konnte er aber nichts ändern.
Für die Top 5 war es also ein hervorragendes Rennen. Dahinter werden sich einige Fahrer und Teams ärgern. Daniel Ricciardo musste im Rennen Norris auf Anordnung des Teams passieren lassen. Danach tauchte er im Rennen mehr oder weniger nicht auf. Er konnte auch die Ferrari nicht unter Druck setzen. Er bestätigte nach dem Rennen, dass es nicht sein Bestes war.
Für die Aston war es auch ein zähes Wochenende. Lance Stroll erreichte Q3 und lieferte sich im Rennen einige schöne Duelle. Aber das Team ist ein gutes Stück von den Leistungen aus dem letzten Jahr entfernt. Schlecht lief es erneut für Sebastian Vettel. Der Deutsche schied in Q2 aus und hatte in der Quali auch nicht die Pace von Stroll. Aber es war zumindest knapp. Stroll schaffte Q3 mit 1:15.138 min, Vettel scheiterte mit einer 1:15.394 min. Dass der ehemalige Weltmeister dann allerdings von Russel geschlagen wurde, war schon schmerzhaft.
Das Rennen lief dann auch nicht rund. Vor dem Rennen hatte Vettel Probleme mit den Bremsen, eine 10-Sekunden-Strafe kam hinzu, weil das Team die Reifen nicht rechtzeitig vor dem Start auf dem Auto hatte. Im Rennen beschwerte sich Vettel über Bremsprobleme und blieb damit um P15 hängen. Am Ende fiel er mit einem Getriebeschaden auch noch aus. Vettel war näher an Stroll dran und wenn man sieht, wie schwer sich Ricciardo und Sainz in ihren neuen Autos tun, dann muss man dem Deutschen noch etwas Zeit geben.
Ein völlig verkorkstes Wochenende hatte die Alpine. Ocon schlug Alonso in der Quali deutlich, aber im Rennen ging für beide nicht viel und man kurvte um Platz 12 bis 15 herum. Dass Ocon am Ende noch in die Punkte kam, lag auch an den Ausfällen im Rennen. Und an dem Fehler eines Fahrers, der sich besonders ärgern wird.
Sergio Perez hatte einen fantastischen Samstag, aber am Sonntag ging viel schief. Dass er den Start verlor, war Pech, dass Leclerc an ihm vorbei kam war schon ärgerlicher. Aber besonders schlimm war sein Fehler in Runde 37, als er auf P4 liegend ohne große Not von der Strecke rutschte. Das war nach dem Restart und er musste fast das gesamte Feld passieren lassen.
Das war mehr als ärgerlich, denn Red Bull hatte offensichtlich ein gutes Auto und Perez hatte zu diesem Zeitpunkt eine Chance auf P2. Die verlorenen 12 Punkte könnten Red Bull bei einer engen Saison sehr wehtun. Sieben Punkte fehlen Red Bull nach dem Rennen nun auf den Mercedes. Man könnte also in Führung liegen. Man muss das Perez vermutlich nicht noch mal extra sagen, aber der Fehler war schon ungewöhnlich für den Mexikaner.
Sehr zufrieden hätte auch Alfa Romeo sein können. Man lag im letzten Drittel des Rennens bequem mit beiden Autos in der Punkten. Dann sammelt Giovinazzi eine Tüte in der Bremsbelüftung ein und musste an die Box. Räikkönen kam zwar auf P9 ins Ziel, wurde nach dem Rennen aber mit einer 30-Sekunden-Strafe belegt. Die Begründung dafür ist enorm kompliziert. Damit rutschten beide Alpine in die Punkte. Aber immerhin zeigten die Alfa eine vielversprechende Pace.
Die WM ist nach zwei Rennen also noch völlig offen. Das ist schon ein besserer Start für Red Bull und für die gesamte Formel Eins. Der Kampf um die Spitze ist eng und zwischen den beiden Top Team gibt es wenig Unterschied. Das wird sich je nach Strecke verändern, aber die Zeichen stehen zumindest im ersten Drittel der Saison auf Spannung. Weiter geht es mit der F1 dann in zwei Wochen in Portugal.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, McLaren, Aston Martin, Alpine, Alfa Romeo, Williams, Haas
5 Kommentare
Wenn schon in der Analyse gesagt wird, dass der Grund für die nachträgliche Zeitstrafe von Kimi sehr kompliziert ist, währen ein paar erklärende Worte schön gewesen, anstatt auf die in sehr schwurbeliger Juristensprache gehaltene Erklärung der FIA zu verlinken.
Hallo Rainer, leider hatte ich keine Zeit das komplett aufzudröseln. Sorry!
Mein Bruder hatte einen Interessanten Einwand zur erlaubten Rückrundaktion. Da das Rennen direkt freigegeben wurde hatten alle die sich zurückrunden durften zwei Runden zum Reifen aufwärmen alle anderen nur eine. Bei den Bedingungen doch schon ein Vorteil, oder sehen wir des Falsch?
Jein. Die Reifen der anderen waren ja unter den Reifenwärmern und man hatte die Einführungsrunde. Es bringt sicher was, die Reifen eine Runde im hohen Tempo aufzuwärmen, aber normalerweise sollten sie nach der Einführungsrunde auf Betriebstemperatur sein.
Diesmal konnte ich mir das Rennen leider nicht ansehen. Da habe ich wohl eine Menge verpaßt. Ausgerechnet, wenn es mal hoch hergeht, kann man nicht dabei sein. Aber vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Das entschädigt wenigstens etwas.
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