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Racingblog Podcast: Ausgabe vom 2.9.2019

von Andi Pieper
5 Kommentare

Anlässlich des Todes von Anthoine Hubert in Spa widmen wir uns exklusiv dem Thema Sicherheit im Motorsport.

Mit dabei Don, Flo, ThomasB, Phil und Andi

Podcast-Feed (mp3-Format): http://www.racingblog.de/feed/mp3/

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5 Kommentare

Heiko 3 September, 2019 - 11:20

Gut, dass ihr da eine eigene Sendung zum Thema Sicherheit gemacht habt!
Die vielfältigenAspekte rund um die Sicherheit der Autos und der Strecken aber auch die Fragen nach dem fraglichen Streben nach immer höheren Geschwindigkeiten sind wirklich interessant gewesen. Gerade zum Ende hin fand ich bemerkenswert, dass ihr auch das Thema nach der Sichtbarkeit des Skills der Piloten aber auch evtl. eine erneute Umgestaltung der Eau rouge hin zu einem wieder schwieriger zu fahrenden Abschnitt besprochen habt. Wenn die Stelle schwieriger zu händeln wird und nicht nur „einfach voll“ geht, könnte dies natürlich auch wieder vermehrt Abflüge bedeuten, was man ja eigentlich gerade nicht will.
Generell sollten die oberen Fornelklassen gerne wieder 10 % langsamer werden und gerade die Downforce und Kurvengeschwindigkeiten sinken. Spannende Überholmanöver finden primär in der Bremszone statt, die wieder länger werden muss und nicht in der Highspeed-Kurve …
Ich denke, dass die Sicherheit der Autos selbst schon auf einem sehr guten Stand ist was die Hardware angeht. Eure Idee mit der Nutzung der Beschleunigungssensoren in den Autos bei Einschlägen fand ich wirklch gut! Auch, dass ihr eher KEINE Automatikbremse oder -Lenkeingriffe wollt, halte ich für sehr sinnvoll.
Ein gute Nutzung wäre sicher eine intelligent gesteuerte automatische Blink-Anzeige einer potentiellen Gefahrenstelle an der Strecke an alle Autos die sich davor befinden ergänzt durch ein Blinksignal im Cockpit UND ein akustisches Warnsignal auf den Kopfhörern der Piloten.

Die Idee, die Auslaufzone im Ausgang der Eau Rouge nicht nur in der Breite sondern auch in der Länge zu vergrößern ist sicher gut.

Zu der technischen Sicherheit der Barrieren hatte ich schon bei https://www.racingblog.de/2019/09/01/motorsport-und-der-tod/ geschrieben. Nach eurem Podcast ist mir die Idee gekommen, dass vielleicht eine Kombination von Reifenstapeln und Elementen, die durch plastische Verformung Energie aufnehmen und dann aber keinen Rebound haben, der besser Weg wäre.
Das wäre dann eine mehrlagige Konstruktion mit vielleicht nur drei Reihen Reifenstapeln und einem Kunststoffband davor und dann hinter den Reifen Elemente vielleicht in der Größe der TecPro-Teile aus einer Honeycom-Struktur in Alu/Kunststoff etc.
Beim Seitenaufprall-Crashtest wird so etwas benutzt, um die „weichere“ Struktur eines aufprallenden Fahrzeugs zu nutzen: https://www.cellbond.com/wp-content/uploads/2015/02/NHTSA-full-view-resized.jpg
Bei spitzen Aufprallwinkeln auf so eine Barriere wird das Fahrzeug eher seitlich abgeleitet, beim stumpferen Aufprall wird mehr Energie über einen größeren Weg aufgenommen, so dass dies für denmenschlichen Körper etwas besser tolerierbar wird und das Auto eher an der Bande stehen bleibt und nicht zurückschleudert.
Nach einem Crash, der diese Honeycomb-Elemente nennenswert beschädigt hat, kann man die dann immer noch relativ gut abschnittsweise hinter den Reifenstapeln herausheben und ersetzen. Eine Rennfortsetzung verzögert sich dann nur in geringem Maße.
Schickt das gerne wieder an die FIA (so wie meine F1-Reformvorschäge vom letzten Jahr) ;-)

DonDahlmann 3 September, 2019 - 11:26

Hallo Heiko, das mit den Honeycomb-Elementen hinter den Reifenstapeln ist eine gute Idee. Die Elemente würden quasi den Rebound-Effekt aufnehmen, der durch die Reifenstapeln entsteht.

ub 3 September, 2019 - 21:16

Danke für den Podcast. Aus meiner Sicht ist der (kurz angesprochene) Umgang mit gelben Flaggen nochmal gründlich zu überdenken. Gerade den jungen Piloten wird durch den nach 2014 deutlich häufigeren Einsatz von Safetycar und FCY die Bedeutung dieser Flagge nicht deutlich genug anerzogen. Santino Ferrucci wurde bei den letzten Ovalrennen der Indycar für sein Verhalten gelobt, weil er bei Unfällen weniger als die Konkurrenz verzögert hat und dadurch nicht in den Unfall verwickelt wurde. Europäische Rennschule. Das geht 2 Mal gut, beim 3. Mal tut das richtig weh.

Gerade der Unfallbereich in Spa ist durch Posten und Beleuchtung ziemlich gut abgedeckt. Und da muss man sich schon die Frage stellen, warum ein Jordan King, der hinter Hubert fuhr, in der Lage war, auf das Geschehen vor ihm entsprechend zu reagieren, während Correa (mit etwas größerem Abstand hinter King) dazu nicht in der Lage war.

Ich meine (ohne im einzelnen Telemetriedaten gesehen zu haben), dass gelben Flaggen zu häufig einfach ignoriert werden. Und dann muss schon die Frage erlaubt sein, ob man so etwas mit noch aufwendigeren Sicherheitsmaßnahmen kompensieren muss oder man nicht besser die Fahrererziehung nochmal überdenkt.

Bei der Diskussion über die Barrieren war nicht nur einmal zu hören, dass die Reifenstapel das Fahrzeug von Hubert zurück auf die Strecke geschleudert haben. Das wäre nur dann der Fall, wenn wir die asphaltierte Auslaufzone samt Boxenausfahrt der GT-Pits zur Strecke deklarieren. Also eher nicht. Aus meiner Sicht hat diese Art der Streckenbegrenzung damit ihren Job ausreichend erfüllt. Die fatale Entwicklung kommt nur zu Stande, weil ein 2. Fahrzeug die selbe Sicherheitszone für ein Ausweichmanöver beansprucht und diese Sicherheitszone sein Fahrzeug nicht verlangsamt, wenn der Fahrer nicht selbst durch aktives Bremsen eingreift.

Letzte Anmerkung: Wenn hier (und anderswo) über Le Castellet geschrieben wird, wird man im jedem Bericht mindestens einen Satz lesen, wie hässlich doch die großen asphaltieren Auslaufzonen sind. „Parkplatz mit Streckenbemalung“ Die selben Autoren diskutieren dann nach so einem Unfall über größere Auslaufzonen auf Strecken, die nicht wie Le Castellet sind. Da sollte man aufpassen, dass man die Nase nicht immer nur mit der Windrichtung drehen kann.

Andi Pieper 3 September, 2019 - 22:30

@ub Du hast völlig Recht, das Auto wurde nicht auf die Strecke zurückgeschleudert, sondern kam nach dem ersten Einschlag zunächst in der asphaltierten Auslaufzone zum Stehen. Das war mir zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht klar.

Bessere Fahrererziehung finden wir alle gut, aber wie das genau funkionieren soll, ist mir nicht ganz klar, weil auch die Regeln bei gelben Flaggen nicht sehr scharf formuliert sind. Ich meine mich zu erinnern, dass das oft im Stil von „muss deutlich die Geschwindigkeit verringern“ formuliert ist – Kaugummi. Damit wir keine Post-Race-Bestrafungen nach jedem Rennen abwarten müssen, sollten diese schnell und direkt ausgesprochen werden können. Genauere Regeln und technische Unterstützung könnten da sicher helfen.

Und zu Le Castellet: Ich habe versucht darzulegen, dass ich mir in Spa *an dieser Stelle* eine individuelle Begutachtung und Verbesserung wünsche, ich sehe nicht, dass man generell die Latte noch höher legen sollte. Man könnte ja auch mal die Unfallschwerpunkte auf den diversen Strecken statistisch erfassen und dann da individuell und zielgerichtet vorgehen. Ich glaube auch nicht, dass sich Spa, wenn man den Auslauf an dieser Stelle breiter/länger machen würde, den Charakter eines Parkplatzkurses annähme.

Aber vielen lieben Dank für das ausführliche Feedback! Es ist immer wieder ein Freude zu sehen, dass man nicht in den luftleeren Raum ’sendet‘, obwohl der Anlass diese Mal nun ein sehr trauriger ist.

Philipp Körner 4 September, 2019 - 00:19

Gleich zu Beginn ein herzliches Danke für die umfassenden und umfangreichen Debattenbeiträge! Als Teilnehmer der Podcast-Runde möchte ich einige (meiner) Punkte ausführlicher darstellen und gegebenenfalls einige Missverständnisse aufklären. Zudem möchte ich auch die GT-Perspektive ein weiteres Mal einnehmen, da die Szene in den letzten Jahren viel häufiger mit den Fragen rund um die Raidillon de l’Eau Rouge konfrontiert gewesen ist (v.a. im Jahre 2014 mit vielen fürchterlichen Unfällen).
So ist beispielsweise das Jahr 2018 hinsichtlich der diskutierten (digitalen) Flaggensignale zu nennen. Damals zeigte sich im Rahmen eines hektischen Restarts, dass Warnungen naturgemäß Verzögerungen in sich tragen. Dass die Kuppe das Sichtfeld außerdem stark einschränkt, ist hier eine weitere entscheidende Einschränkung. Ich stand in den letzten beiden Jahren an verschiedenen Stellen in diesem Bereich und muss dringend betonen, was für ein schwer einsehbares Nadelöhr die Kuppe eigentlich ist. Dementsprechend sehe ich in den Ereignissen keineswegs gravierende Fehler in Sachen Abstand und Übersicht. Vor allem da mich die Dynamik an die Big Ones der NASCAR erinnert hat, in denen Nuancen über einen Kontakt entscheiden. Schon während der TV-Übertragung wurde es deutlich, wie schnell die tragischen Ereignisse vonstattengingen: Innerhalb einer Handvoll Sekunden spielte sich alles ab – hinzu kommt des Weiteren der hohe Stress im hektischen Startgetümmel.
Zum Thema Respekt für gelbe Flaggen per se kann ich nichts ergänzen. Das ist seit Jahren eine Dauerbaustelle, die sich mittlerweile wie ein Geschwür in andere Serien hineinfrisst. Die Büchse der Pandora hat allerdings nicht zuletzt auch die Formel 1 geöffnet.
Zur Auslaufzone möchte ich sagen, dass sie aufgrund der sehr hohen Geschwindigkeiten sehr wohl als Teil der Strecke angesehen werden muss, da sie im Falle eines auf der Kuppe stehenden Autos oder von Trümmerteilen sofort zur neuen Streckenführung wird und werden muss. Würde nun eine hypothetische SAFER-Barrier direkt an der weißen Linie stehen, würde die engste Stelle auf der Kuppe eine effektive Breite von schätzungsweise vier bis fünf Meter aufweisen. Irrsinn, klar! Mein Wunsch ist dementsprechend eine viel größere und unbedingt längere, weniger stumpf auslaufende Fläche. Vergleiche mit dem Circuit Paul Ricard verfehlen dabei im Übrigen klar das Ziel. So wird, wie ich hoffe, nie jemand die umfangreiche Auslaufzone am Ende der Mistral-Geraden kritisiert haben. Ganz im Gegenteil bietet der südfranzösische Kurs sogar eine mögliche, wenig genannte Idee in der Form eines sehr rauen Asphalts im Auslauf.
Abschließend möchte ich noch mit großer Sorge gewisse Seiten und Journalisten hier kritisch in die Pflicht nehmen. Der tödliche Unfall ist kein Katz-und-Maus-Spiel, in welchem man effektheischende Jagden nach Schuldigen betreiben muss. Die Umstände werden nun von verschiedenen Behörden genau analysiert und man kann auf eine respektvolle Art und Weise Hintergründe beleuchten.
Ich freue mich auf mögliche Antworten und weitere Debattenbeiträge von Euch.

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